Читать книгу Ardantica - Carolin A. Steinert - Страница 5
ОглавлениеProlog
Ein Zischeln.
Schmerz pulsierte von den Handgelenken aus durch seinen ganzen Körper. Er konnte regelrecht spüren, wie der Tod schleichend in ihn hinein tropfte und durch seine magischen und nicht magischen Adern floss.
Das Gift lähmte ihn. Allerdings nur körperlich, geistig war er inzwischen wieder hellwach – unglücklicherweise. Er konnte sich kaum etwas Schlimmeres vorstellen. Nicht einmal seine Augen konnte er öffnen.
Sein Herzschlag war langsam und unregelmäßig, ebenso sein Atem. Zwischendurch glaubte er, ersticken zu müssen. Doch der rationale Teil in ihm wusste, dass es noch nicht so weit war. Es sollte langsam gehen.
Ein stechender Schmerz fuhr zum wiederholten Mal durch seinen Körper, benebelte seine Gedanken und ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Er wollte schreien, doch er konnte seine Lippen nicht öffnen.
Inzwischen war ihm jegliches Zeitgefühl abhandengekommen. Es konnte sein, dass er schon seit Tagen hier war, vielleicht waren es aber auch nur Minuten oder Stunden.
Er zwang sich dazu, seinen Geist zu leeren, nichts zu denken, nichts zu fühlen. Als ihm das nicht gelang, versuchte er, sich auf das einzig Wesentliche zu fokussieren: das Überleben. Es musste irgendeine Möglichkeit geben, dieser Situation zu entkommen. Er würde nicht aufgeben.
Seine Gedanken richteten sich auf den Ring an seinem Finger. Wenn er es nur schaffen würde, seine magische Kraft noch einmal dort hindurch zu leiten.
Kurz dachte er zurück an alles, was geschehen war und wie sie zusammen hierhergekommen waren. Er erinnerte sich daran, wie er in den ersten kleinen, leeren Raum geblickt hatte. Wortlos und mit diesem Gefühl der süßen Genugtuung, die der verborgenen Bitternis keinen Platz lassen wollte.
»Oh nein«, hatte die Stimme einer Frau neben ihm enttäuscht geflüstert.
Sein Plan war aufgegangen und sie begann zu diesem Zeitpunkt, langsam zu begreifen. Innerlich lächelte er selbst jetzt noch bei diesem Gedanken.
Dann plötzlich war es erklungen: dieses widerliche Geräusch, das jedem normalen Menschen das Blut in den Adern gefrieren ließ und mit dem er zu diesem Zeitpunkt zugegebenermaßen noch nicht gerechnet hatte.
»Interessant«, hatte eine furchtbare Stimme hinter ihm gesagt. Kalt, desinteressiert und ohne den geringsten Hauch von Überraschung. »Es gefällt mir hier. Schauen wir uns den Rest an.«
Bei den Worten war ihm ein Schauer über den Rücken gekrochen. Doch äußerlich war er weiterhin ruhig geblieben. Es hatte von Anfang an außer Frage gestanden, was es bedeuten würde, dies zu tun. Was danach geschehen war, hatte er mit stoischer Miene versucht, hinzunehmen.
Jetzt bereute er ein wenig, sich seiner Sache so sicher gewesen zu sein. Er konnte zu viel nachdenken. Darüber, was es für alle anderen bedeuten würde, wenn er hier starb.
Doch er war überzeugt davon, das Richtige getan zu haben. Der Plan war riskant gewesen, aber einen anderen Weg hatte es seiner Meinung nach nicht gegeben, und noch hoffte er. Bisher fehlte das letzte und wichtigste Puzzleteil in seinem Plan, und mit diesem konnte einfach niemand rechnen. Wenn er nur noch einmal seine Magie mobilisieren und durch den Ring leiten könnte. Er suchte nach der Kraft – nie zuvor war ihm das so absurd schwergefallen. Doch so leicht ließ er sich nicht verunsichern, sich nicht kleinkriegen. Er war schließlich …
Irgendwo knackte etwas und riss ihn aus der so mühsam aufrecht gehaltenen Konzentration. Ein Schaben von Schuppen auf Stein und ein leises Zischeln zerschnitten die Stille der Dunkelheit.