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Gerechtigkeit und Rache

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Gesetzessammlungen zählen zu den frühesten Texten, die entstehen, wenn eine Gesellschaft sich die Kulturtechnik des Schreibens aneignet. Noch ehe die Schriftlichkeit das vorchristliche Island erreichte, wurden die Gesetze dort kodifiziert und je ein Drittel von ihnen trug der Gesetzessprecher jedes Jahr auf der Landesversammlung (dem Althing) vor, damit man sich an sie erinnerte, über sie diskutierte und sie, wenn nötig, abänderte. Das mittelalterliche Island war im Rest Europas als das Land ohne König bekannt; wer aber sollte dann, so fragten sich die europäischen Fürsten, die Gerechtigkeit durchsetzen? Die Isländer führten Prozesse, ächteten Verbrecher, regelten Ausgleichszahlungen und Bußgelder für Verstöße gegen das Straf- und Zivilrecht während ihrer alljährlichen Versammlung. Doch aus den Sagas wie auch aus der Geschichtsschreibung dieser Zeit geht deutlich hervor, dass es schwer war, sein gutes Recht durchzusetzen, wenn man gegen den eigenen Häuptling stand oder kein Bündnis aus mächtigen Unterstützern schmieden konnte. Anderswo in Europa war das Recht das Recht des Königs, und seine Amtsträger setzten es im Land durch. Wichtige Fälle konnten in Anwesenheit des Königs verhandelt werden, wo dann Zeugen aufgerufen und Urteile verkündet wurden, die kraft königlicher Autorität besiegelt wurden. Auf diese Weise lassen sich in Königsmund der König oder sein oberster Ratgeber Streitfälle vortragen und empfangen Abordnungen von Untertanen, denen ein Unrecht geschehen ist. Der Angeklagte darf Zeugen für sich aufrufen, obwohl das Tyrion in seinem Prozess wegen des Mordes an Joffrey nichts nützt. Sein Vater und seine Schwester, die immer noch um ihren toten Sohn trauert, manipulieren die Verhandlung eindeutig zu seinem Nachteil. Zwar handeln Jaime und Tywin eine Abmachung aus, wonach Tyrion sich der Nachtwache anschließen darf, Cersei aber lässt Shae als Zeugin der Anklage auf ihren Bruder los. Tyrions Geliebte behauptet, Sansa hätte Tyrion dafür gewonnen, Joffrey um ihretwillen zu ermorden. Nach Tyrions anschließendem Wutausbruch gegen den Hof, seine Familie und beider Undank für seine Heldentaten in der Schlacht am Schwarzwasser ist jede Hoffnung auf Gnade dahin.

Wie schon bei seinem Prozess auf Hohenehr fordert Tyrion das Recht auf einen Gerichtskampf; seine Hoffnungen, auch diesmal werde Bronn für ihn kämpfen, das Mietschwert, das ihn beim letzten Mal gerettet hat, lösen sich in Luft auf, als Bronn ihm eröffnet, dass er sich mit der Chance, in den Adel einzuheiraten, hat kaufen lassen: „Ich mag dich (…) Nur mag ich mich selbst mehr“, versetzt er trocken (4.7). Oberyn Martell tritt für Tyrion ein, weil er hofft, Rache für seine Schwester Elia nehmen zu können, die der Berg, Gregor Clegane, auf dem Höhepunkt von Roberts Rebellion vergewaltigt und ermordet hat. Der Berg ist Cerseis Kämpe – ihr Champion, ihr stellvertretender Kämpfer – im Zweikampf; zwar schlägt sich Oberyn elegant und hat tatsächlich beinahe schon gewonnen, aber zu früh sieht er sich als Sieger, und der Berg erholt sich von einem scheinbar entkräftenden Stich und macht kurzen Prozess mit ihm, indem er Oberyn in einer denkwürdigen Szene die Augen aus dem Kopf drückt.

Der gerichtliche Zweikampf war ein mittelalterlicher Brauch und hatte seinen Ursprung wahrscheinlich im germanischen Bereich. Die beiden Parteien des Rechtsstreits oder ihre Vertreter trugen einen Zweikampf miteinander aus; der Gewinner des Duells galt als Sieger im Prozess. Die offensichtlichen Schwächen dieses Verfahrens sorgten dafür, dass der Brauch an Bedeutung verlor, in England im 15. Jahrhundert, in Frankreich in der Mitte des 14. Jahrhunderts.


Abb. 10: Gerichtskampf. Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels

Gerichtliche Duelle waren ein Versatzstück der fiktionalen Literatur; im französischen Versepos Yvain ou le chevalier au lion (Iwein oder der Löwenritter) aus dem späten 12. Jahrhundert endet ein Kampf der Ritter Yvain und Gauvain (Gawain) unentschieden, bei dem es um die Rechte einer älteren und einer jüngeren Schwester am Erbe ihres Vaters geht. Die ältere Schwester verlangt gemäß dem neuen Recht der Primogenitur, das sich in Frankreich damals gerade durchsetzt, den gesamten Nachlass; der jüngeren Schwester bleibt damit nicht einmal genug für eine Aussteuer. Schließlich verfügt der König eine fairere Aufteilung des Vermögens.17 In Malorys Morte d’Arthur trägt Sir Lancelot für Königin Guinevere gleich zwei Gerichtskämpfe aus. Das erste Mal ist sie fälschlich angeklagt, einen Gast beim Essen vergiftet zu haben; obwohl Lancelot erst im letzten Moment auf dem Kampfplatz eintrifft, überwältigt er den Ankläger und der wahre Giftmischer kommt ans Licht. Beim zweiten Mal steht Guinevere unter Anklage, Ehebruch mit mindestens einem von zehn verwundeten Rittern begangen zu haben, die sich in ihrem Vorzimmer von ihren Verletzungen erholen. Der Ankläger Sir Meleagant hat das Bettzeug der Königin völlig blutverschmiert vorgefunden und den naheliegenden Schluss gezogen. Tatsächlich aber stammt das Blut von den zerschnittenen Händen Lancelots; er hat die Gitterstäbe vor dem Fenster der Königin abgebrochen, um bei seiner Geliebten sein zu können. Ganz gezielt steuert Lancelot Meleagant so, dass er seine Anklage ausdrücklich auf die zehn verletzten Ritter hin formuliert, und dank dieser Formsache besiegt er Meleagant spielend im Kampf.18

Kein Wunder also, dass sich Artus, als sein Neffe vor dem König offiziell Anklage wegen Ehebruchs erhebt, gegen eine Anklage der beiden vor allen Leuten entscheidet, denn Lancelot würde als Verteidiger der Königin kämpfen und auf jeden Fall siegen. Statt dessen werden die Königin und ihr Ritter in einer kompromittierenden Situation erwischt, Guinevere wird ergriffen und zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt, vor dem sie Lancelot rettet, dem König und seinen Gesetzen zum Trotz. Meleagant hat vorher zu Lancelot gesagt, Gott führe in jedem Kampf einen Hieb, und wahrhaftig hängt in den Artusromanen die ethische Gültigkeit des Gerichtskampfes davon ab, dass ein Ritter nur zur Verteidigung der Wahrheit zu den Waffen greift. Als Lancelots ritterliche Moral einmal angeschlagen ist, wie es in seinem Duell mit Meleagant der Fall ist, da erweist sich auch Artus’ Justiz als heillos beschädigt, was wiederum ein schlechtes Licht auf sein Königtum wirft.

Dasselbe gilt für die beiden Prozesse um Tyrion. Die Ritter vom Tal sind eifrig bedacht, ihrer verwitweten Lady einen Gefallen zu tun, und machen sich wie Penelopes Freier in der Odyssee Hoffnungen, an die Stelle Jon Arryns treten zu können. „Kauerten und sabberten vor der Tür wie die Bussarde (…), um ihre Krallen in mich zu schlagen“, wie es die undankbare Lysa ausdrückt (4.5); jedenfalls wollen sie nur zu gern für Lysas Sache gegen den Zwerg kämpfen. Bronn wird mit seinem Gegner ziemlich schnell fertig, indem er sich duckt und Hechtsprünge macht, Finten schlägt und zurückweicht. Solange Cersei über den Berg als Kämpen verfügen kann, ist gegen ihre Zwangsvorstellungen, wie ihr Sohn gestorben ist, alles Recht machtlos. In dieser Gesellschaft hat der Gerichtskampf nicht so viel damit zu tun, dass das Wirken Gottes (oder der Sieben) den Sieg der Gerechtigkeit in irdischen Angelegenheiten garantiert. Normalerweise erwartet man, dass der Kämpe die Nacht vor dem Kampf mit einer Nachtwache im Gebet zubringt, aber man kann sich schwer vorstellen, wie der Berg den Schutz der Sieben anruft, und solche Etikettefragen spart man sich bei Bronns Kampf auf Hohenehr. Weit mehr verlangt der Gerichtskampf von einem Mann Körperkraft, Kampferfahrung und Mut – oder aber den Zugriff auf soziales Kapital: das nötige Ansehen, Gold oder Charisma, um sich den mächtigsten Kämpen sichern zu können. Als Königinmutter verfügt Cersei über zwei dieser drei Eigenschaften; Tyrion hat nur seinen Charme, und das reicht nicht. Zu seinem Glück, jedenfalls kurzfristig gesehen, verschafft ihm die alte Blutrache, die zwischen Oberyn, dem Berg und den übrigen Lennisters steht, einen Kämpfer.

Der Racheschrei, wenn ein Familienmitglied getötet wird, ist in Gesellschaften mit Ehrenkodex wie der von Westeros fest verwurzelt; einer Kultur, die sich an solche Dinge in Form von Geschichten erinnert, die Generationen lang weitergegeben werden. Lebendig bleiben sie in Balladen wie „Der Regen von Castamaer“, einer wahren Hymne Lennisterscher Überlegenheit, auf die in den Romanen häufig angespielt wird und die als denkwürdiges Signal erklingt, als das Massaker der Roten Hochzeit beginnt. Die Ehre verlangt, dass man für solche Verluste Rache sucht, und das erst recht, wenn die Opfer auf unehrenhafte Weise zu Tode gekommen sind. Rache suchen die Häuser, die in der Endphase von Roberts Rebellion Kollateralschäden erlitten haben, unter ihnen besonders die Martells. Auch Arya trägt eine lange Liste derjenigen im Kopf, an denen sie früher oder später Rache nehmen will; dass sie sie allnächtlich aufsagt, weist darauf hin, wie wichtig das Erstellen und Memorieren von Listen in einer vorwiegend mündlichen Kultur ist. Die einzelnen Namen auf Aryas Liste wechseln: Joffrey, Cersei und Ilyn Payn sind auf den vorderen Plätzen, während sie sich in den Romanen an ihre traumatischen Erlebnisse in Harrenhal erinnert, indem sie die wichtigsten Folterer unter dem Oberbefehl des Berges aufzählt: den Kitzler, Polliver (der ihr Schwert Nadel gestohlen hat), Raff den Liebling und viele andere mehr. Unter ihnen ist Polliver der erste, den Arya selbst tötet; in den Romanen bringt sie im gleichen Kampf noch den Kitzler zur Strecke.

Vor allem in jenem Erzählstrang, der den Tod von Elia und Oberyn Martell miteinander verbindet, tritt die Rache in den Vordergrund; die Dornischen – besonders natürlich die Sandschlangen – sind besessen vom Gedanken, sich an den Lennisters und der Krone zu rächen, und es ist undurchsichtig, welches Spiel Doran Martell spielt, wenn er Trystan (im Roman ist es Nymeria Sand) ausschickt, um den dornischen Sitz im Kleinen Rat einzunehmen. Besonders ein Racheakt gibt dem Handlungsbogen des gesamten Romanzyklus seine Form vor: die Rache, die Robert Baratheon für Lyanna Starks Entführung durch Rhaegar Targaryen nimmt. Dieser Schritt wirkt als Katalysator auf den Widerstand gegen die Herrschaft der Targaryen und beschleunigt den Aufstand, der als Roberts Rebellion bekannt wird. Robert glaubt, der verheiratete Targaryen-Prinz habe seine Verlobte fortgeschafft und vergewaltigt, und voller Stolz erinnert er sich an den Tag, da er in der Schlacht am Trident Rhaegar tötete: „In meinen Träumen töte ich ihn jede Nacht (…) Tausend Tode wären immer noch weniger, als er verdient“ (HW 4 = GT 4). Wie Helena vor dem Trojanischen Krieg, so ist auch Lyanna vielleicht tiefer in ihre Entführung verstrickt gewesen, als man ihren auserwählten Ehemann und ihre männlichen Verwandten glauben macht; dass Lyanna und Rhaegar den Krieg im Turm der Freude in den Roten Bergen von Dorne verbringen, erinnert an Lancelots Burg Joyeuse Garde, zu der er Königin Guinevere bringt, nachdem er sie vor dem Scheiterhaufen gerettet hat. Zwar könnte der Name ironisch sein, er legt aber gleichzeitig nahe, dass Rhaegar und Lyanna einander aufrichtig liebten – eine Möglichkeit, für die auch Barristan Selmys Schilderung Rhaegars spricht (5.4). Als Ned zur Rettung Lyannas erscheint, nachdem Rhaegar von Roberts Hand den Tod gefunden hat, liegt seine Schwester im Sterben. Das Versprechen, das sie Ned abnimmt, verfolgt ihn bis an sein Lebensende. Obwohl Rhaegar, Lyanna, ihr Bruder Ned und Robert der Rächer am Ende des ersten Romans und der ersten Staffel allesamt tot sind, haben sich die Spätfolgen von Roberts Rache noch gar nicht ganz entfaltet. Lyannas Entführung war Zündstoff für die Rebellion – obwohl Aerys’ Sturz vielleicht nur eine Frage der Zeit war, weil sein Wahnsinn zusehends offensichtlich wurde. Doch der Dynastiewechsel, in dessen Verlauf Robert den Thron besteigt und sein verhängnisvolles Bündnis mit den Lennisters schließt, prägt die Sieben Königreiche, in denen sich die Geschichte abspielt, zutiefst; vielleicht wird das Geheimnis, was sich zwischen Ned und Lyanna während ihrer letzten Atemzüge abgespielt hat, am Ende der Serie ja gelüftet.

Eine Vergeltung zieht die andere nach sich, so verdeutlicht es Ellaria Sand (im Gegensatz zu ihrer Rolle als treibende Kraft der Rachepläne in der Serie) nach dem Tod ihres Vaters den älteren Sandschlangen: Oberyn wollte Rache für Elia. Jetzt wollt ihr drei Rache für ihn (…) Wenn ihr sterbt, müssen El und Obella (Ellarias Töchter, C. L.) dann Rache für euch üben (…)? Geht es so weiter, immer weiter und weiter? Ich frage abermals: Wo endet es? (TD 1 = DD 38)

In den Gesellschaften des frühen Westeuropa grassierte die Blutrache. Sogar da, wo das römische Recht vorherrschte oder das Christentum Fuß fasste, war es schwer, einen Mann vom Beschreiten des Rechtsweges zu überzeugen, statt dass er tötete, um die Seinen zu rächen. Viele der berühmtesten Isländersagas kreisen um Blutrache, gegenseitige Rachemorde, damit verknüpfte Rechtsstreitigkeiten und den letztendlichen Ausgleich (häufig dann, wenn die meisten der ursprünglichen Beteiligten an der Fehde bereits tot sind). Die Njáls saga, die wahrscheinlich im 13. Jahrhundert entstand, breitet beinahe eine Prozessakte aus, wie und warum es dazu kam, dass das Familienoberhaupt Njál, seine Frau, seine Söhne und Enkel bei lebendigem Leib in ihrem Hof verbrannten, und das, obwohl Njál niemals gegen jemanden das Schwert erhoben hatte. Die Ursachen dieser Fehde reichen über 50 Jahre zurück, und der Entschluss von Njáls Schwiegersohn Kári, Rache für ihn und die anderen Toten zu nehmen, lässt sich erst nach etlichen Jahren in die Tat umsetzen. Am Ende der Saga aber, wenn sich alle Abrechnungen und barbarischen Grausamkeiten ausgetobt haben, heiratet Kári Hildigunn, die Nichte des Anführers der Mordbrenner und gleichzeitig jene Frau, die wohl den Schlussakt des Dramas eröffnet hat, indem sie ihrem Onkel aufgetragen hat, den Tod ihres Mannes zu rächen.19

Für die Isländer, die diese Saga hörten oder lasen, boten die peinlich genauen Details, wer wen tötet, wie gerechtfertigt diese Tötung war, wie der angemessene Ausgleich aussehen könnte und ob die Fehde damit enden kann oder noch weitere Opfer fordern muss, einen tiefen, nüchternen Einblick ins Leben ihrer Vorfahren. Für die moderne Leserin bleibt die Dramatik und Tragik der Sagas, ob es nun die Njáls saga ist oder andere klassische nordische Sagas wie die Laxdæla saga, die Gísla saga oder die Grettis saga (denn im Kern geht es bei allen dreien um Blutrache), zutiefst bewegend und überaus schockierend.

Fehde und Rache stehen im Mittelpunkt der größten Erzählstoffe des Mittelalters überhaupt, denn solche Geschichten bringen die Spannungen zwischen der Ehre des Individuums, der Treue zur Familie, der Stellung einer Verwandtschaftsgruppe in ihrer sozialen Hierarchie und der Unterstützung, die sie aufbieten können, in eine konzentrierte Form. Außerdem steckt im Kern solcher Geschichten eine Moral: Sie erforschen die Ethik der Aggression. Wen darf man zu Recht töten? Wer bildet ein ehrenhaftes Ziel für Racheakte? Nicht immer ist Rache übrigens die Domäne der Männer (wie wir in Kapitel 3 sehen werden). Im ersten Akt der Njáls saga wehrt der Held Gunnar die Männer ab, die sein Heim angreifen, obwohl sie hoffnungslos in der Überzahl sind. Trotzdem hat er damit Erfolg – bis jemand seine Bogensehne durchschneidet. Gunnar wendet sich an seine Frau und bittet sie um zwei Strähnen ihres Haares, damit er den Bogen neu bespannen kann. „Hängt irgendetwas Wichtiges davon ab?“, fragt sie gleichgültig. „Mein Leben“, antwortet Gunnar. „Dann“, sagt Hallgerd, „möchte ich dich an die Ohrfeige erinnern, die du mir gegeben hast, und es ist mir egal, wie lange du dich verteidigst.“ Zwar kämpft Gunnar tapfer, aber gegen die Überzahl des Feindes und gegen die Bosheit seiner Frau ist er am Ende chancenlos.20

Cersei drängt mit aller Macht auf Rache für die in Fankreisen sogenannte Purpurne Hochzeit, mag sie auch mit Tyrion und der verschollenen Sansa die Falschen verfolgen. Die Lennisters scheinen Olenna Tyrells Rolle oder die Ränke Kleinfingers nicht zu ahnen, aber angesichts der erschöpften Ressourcen der Lennisters und der Güterknappheit, die Königsmund vom Nachschub aus den Tyrell-Landen abhängig macht, ist es für Tywin wahrscheinlich ratsam, nicht die Frage cui bono? zu stellen – wem Joffreys Tod wohl am meisten nützt –, denn die Antwort lautet mit Sicherheit: Margaery. Jede Rache für die Rote Hochzeit liegt wohl in weiter Ferne. Arya ist auf der anderen Seite der Meerenge, Bran erlebt seine eigenen mystischen Abenteuer und Edmure Tully, das neue Oberhaupt des Hauses Tully, ist Walder Freys Geisel und ihm gegenüber inzwischen außerdem durch die Pflichten eines Schwiegersohnes gebunden. Dass ein Schwiegersohn den Schwiegervater angreift, ist immerhin nichts Unerhörtes: im Beowulf wird auf die Geschichte von Ingeld angespielt, dessen Ehe mit König Hrothgars Tochter eigentlich Frieden stiften sollte. Die Braut mag zwar schön sein, so prophezeit Beowulf persönlich mit trockenen Worten, doch die alte Feindschaft zwischen Ingelds Stamm und den Dänen wird erneut ausbrechen, man wird den Krieg erklären und die große Halle Heorot wird niedergebrannt werden.21 Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt, so heißt es manchmal; ob die Hintermänner des Massakers der Roten Hochzeit Strafe erwartet oder Versöhnung, ist schwer vorauszusagen.

Winter is Coming

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