Читать книгу Vornehme Geschwister - Catherine St.John - Страница 5

Kapitel 1

Оглавление

Diane stand im rosa Salon auf Gave Court und zupfte ihre Stirnlöckchen vor dem Spiegel über dem Kamin zurecht, leise vor sich hin murrend.

Cora, die an einem Stück Stoff stichelte, sah auf und fragte: „Was missfällt dir denn jetzt wieder?“

Diane drehte sich um und Cora musste neidlos anerkennen, dass sie wirklich wie eine griechische Göttin aussah, von den nachtschwarzen Locken über das elegante Profil bis hin zu der göttlichen Figur, wie es nicht nur ein Verehrer etwas allzu deutlich formuliert hatte.

„Hier ist es langweilig!“

„Das finde ich gar nicht. Man kann lesen, nähen, versuchen, das Leben der Bauern zu verbessern… die junge Mrs. Gardener hat Zwillinge bekommen! So entzückende Kinder, ganz klein… ich habe ihr gestern einige Hemdchen gebracht und etwas Kräftigendes für sie selbst. Und ich durfte beide Winzlinge auf den Arm nehmen.“

„Pah! Warum sollte ich mich für Bauerngören begeistern? Ich will auf Bälle gehen, tanzen, in den Park ausfahren, neue Roben machen lassen -!“

„Jetzt ist doch in London gar nichts geboten? Beginnt die Saison nicht erst wieder im neuen Jahr?“

„Es gibt immerhin die kleine Saison. So ganz leer ist London eigentlich nie, höchstens im August. Dann muss es dort einfach zu heiß sein.“

„Und stell dir vor, wie die Themse erst riecht, wenn sie sich in der Sonne erwärmt…“, spottete Cora und schloss eine Naht mit hauchfeinen Stichen.

„Wie ekelhaft! Das ist doch wieder typisch für dich. Und was nähst du da eigentlich?“

„Wie ekelhaft muss der Gestank erst für die armen Leute sein, die immer in London leben müssen! Man müsste sich da wirklich einmal eine Lösung einfallen lassen, das ist doch bestimmt ungesund? Solche Dämpfe?“

„Was geht das uns an? Warum leben die denn in London, wenn es ihnen dort nicht gefällt?“

„Wo sollen sie denn hingehen? Sie müssen da leben, wo sie Arbeit finden können. Schlecht bezahlte Arbeit zumeist.“

„Dann sollen sie sich eben eine bessere Arbeit suchen. Das ist doch nicht unser Problem!“

„Nein, dein Problem ist die Langeweile, nicht wahr? Du erinnerst mich an die Königin Marie Antoinette.“

„Wer ist das?“, fragte Diane zerstreut und zupfte die goldgestickten Schleifen an ihrer hohen Taille zurecht.

„Eine Königin?“ Dies wurde im Tonfall erschöpfter Nachsicht mit so viel Ahnungslosigkeit vorgetragen, so deutlich, dass Diane ärgerlich errötete.

Leider sah sie damit noch lieblicher aus.

„Das weiß ich auch!“

Ach, wirklich?

„Nur nicht welche. Königinnen gibt es doch überall!“

„Die letzte Königin Frankreichs vor der Revolution. Als die hungernden Massen vor dem Schloss protestiert haben, soll sie gesagt haben: Wenn die Menschen kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen!

Diane blinzelte. Das bedeutete, dass sie die Pointe nicht verstanden hatte, wie Cora aus langjähriger Erfahrung wusste. Taktvoll verzichtete sie darauf, ihrer wunderschönen, aber geistig nur mäßig bestückten Schwester die Parallele zu erklären. Stattdessen seufzte sie leise: Wenig Scharfsinn, dafür umso mehr Standesbewusstsein! War das mittlerweile nicht ein wenig unzeitgemäß?

Bevor sie sich entschieden hatte, ob sie überhaupt etwas sagen wollte, wurde die zweiflügelige Tür geöffnet und Ihre Gnaden, die Herzogin von Gaveston, rauschte herein.

„Guten Morgen, Mama“, grüßte Cora höflich, aber ohne sonderliche Wärme.

Die Herzogin nickte ihr zu und wandte sich dann an Diane. „Ich denke, wir sollten doch für ein paar Wochen nach London fahren. Es gibt auch jetzt einige Bälle und andere Gelegenheiten, um – nun – Ausschau zu halten.“

„Sehr schön! Nur wir beide?“

„Das ist kaum möglich. Immerhin hat deine Schwester ja schon debütiert, wie sollten wir dann begründen, warum sie auf dem Land bleiben muss?“

„Das verstehe ich nicht! Sie ist doch ohnehin lieber hier und besucht diese Bauern.“

„Von deren Arbeit wir übrigens leben“, erklang eine scharfe Männerstimme. „Guten Morgen, Mama. Cora, Diane…“

„Solltest du mich nicht zuerst nennen, Vergil? Immerhin bin ich die Ältere!“

„Das, liebe Schwester“, lächelte Cora, „solltest du lieber nicht so betonen!“

„Du Biest!“

Cora kicherte kurz und senkte dann den Blick wieder fromm auf ihre Näharbeit.

„Gut leben wir nicht von diesen Bauern“, warf die Herzogin ein und studierte ihre Frisur im Spiegel über dem Kamin.

„Das liegt vielleicht auch daran, dass Einkommen und Ausgaben nicht im Einklang miteinander stehen?“, schlug Vergil vor.

„Wie meinst du das?“, fragte seine Mutter stirnrunzelnd.

„Sie geben zu viel aus, ganz einfach. Sie alle, außer Cora und mir.“

„Wir sind eine herzogliche Familie, wir müssen doch einen gewissen Standard wahren!“, entrüstete sich die Herzogin.

„Ja, vor allem so wie Horace, was? Wetten, spielen, sau-“

„Vergil!!“

„Ist doch wahr“, murrte der Gescholtene leise.

„Wir fahren nach London, dann musst du dich nicht über uns entrüsten“, beschied ihn Diane mit strahlendem Lächeln.

„Was, schon wieder? Das heißt wahrscheinlich haufenweise neue Roben, obwohl die vorhandenen doch keiner in London schon kennt.“

Diane hatte schon den Mund geöffnet, um ihrem sparsamen Bruder das unerfreuliche Prädikat „von der letzten Saison“ zu erläutern, als Cora fragte: „Muss ich denn wirklich mit nach London?“

„Undankbares Mädchen! Du fährst mit, das sieht wirklich besser aus.“

Cora wandte sich zu Vergil und verdrehte recht deutlich die Augen zur bemalten Decke. Er grinste sie in stillem Einverständnis an und verließ den Salon wieder. Sie tat es ihm gleich, von Mutter und Schwester unbeachtet, die bereits über die Roben diskutierten, mit deren Hilfe Diane nun endlich einen passenden Ehemann finden sollte.

Für sie würde kein neues Ballkleid abfallen, aber das störte sie nicht. Diane trat vorzugsweise in Weiß auf, Schneeweiß als Kontrast zu ihren rabenschwarzen Locken, den leuchtend himmelblauen Augen und dem zartrosigen Teint. Cora mit den braunen Locken und den dunkelblauen Augen fand weiße Roben etwas langweilig. Raffiniert platzierte Farbakzente gefielen ihr besser – und sie war schließlich geschickt genug, das auch gekonnt in die Tat umzusetzen.

Auf dem Dachboden konnte man die wunderbarsten Kleider aus den letzten beiden Jahrhunderten finden. Zielsicher steuerte sie eine Truhe in der hintersten Ecke an, die sie und Lizzie die „Anna-Truhe“ getauft hatten. Anna, die Gemahlin des zweiten Herzogs, hatte kurz vor der Rückkehr zur Monarchie geheiratet und sich häufig bei Hofe aufgehalten. Immerhin hatte sie die beiden Erben zur Welt gebracht, bevor das abenteuerlustige Auge Charles´ II auf sie gefallen war, zunächst wohl vor allem auf ihre rote Haarpracht…

Wer der Vater der beiden kleinen Mädchen war, die sie in den mittleren Sechzigern des 17. Jahrhunderts geboren hatte, war unklar; dem zweiten Herzog, der selbst noch einige Kinder mit seiner Geliebten hatte, schien es gleichgültig gewesen zu sein. Ein sehr gelassenes Zeitalter, fand Cora. Und zwei hübsche Herzogstöchter, die vielleicht sogar Töchter des Königs waren und eine durchaus ansehnliche Mitgift bekamen, ließen sich doch allemal gut verheiraten!

Anna hatte mit Rücksicht auf die kupferfarbene Mähne vorzugsweise silbergrau, blassgrün und hellblau getragen, ab und an auch ein kräftigeres Saphirblau, dunkles Waldgrün, Violett oder Sonnengelb. Womit hatte man damals bloß die Stoffe gefärbt? Und die Farben waren immer noch so kräftig leuchtend! Vielleicht hatten sie in der Truhe auch wenig Gelegenheit gehabt, auszubleichen…

Cora sah die üppigen Abendkleider durch, durchwegs auf absurd breiten Reifröcken zu tragen, und entschied sich für ein saphirblaues Exemplar mit silberner Stickerei. In der Kiste der vierten Herzogin, Sophia, gab es, wie sie wusste, ganze Stapel von wunderschöner Nachtwäsche, Musselin, Seide, Samt und vor allem die herrlichsten Spitzenborten. Sie fand ein Negligé aus cremefarbenem Musselin und ein leider verschossenes Nachthemd aus Seide, das aber mit immerhin unversehrten Brüsseler Spitzen besetzt war. Sofort nahmen zwei Abendroben in ihrem Kopf Gestalt an; sie raffte ihre Beute zusammen und trug sie nach unten. Vor ihrem Zimmer traf sie mit Diane zusammen, die hämisch grinste. „Also ich bekomme neue Abendroben! Puh, wie die Sachen schon riechen!“

„Sie werden ja noch gewaschen und gelüftet. Und aus einem von diesen gewaltigen Gewändern kann man heute mindestens zwei machen. Sei froh, dass alles Geld für deine Ausstattung bleibt.“

„Das gehört sich ja wohl auch so!“

„Richtig“, konnte Cora nicht unterdrücken, „du bist ja wohl auch der dringendere Fall, nicht wahr?“

Diane blinzelte kurz, dann schien die Botschaft in ihrem Hirn angekommen zu sein, denn sie fauchte und verschwand türenknallend in ihren Räumen.

Cora schaffte die Beute in ihr Zimmer, wo sie auch schon Lizzie antraf, die frisch Gewaschenes und Gebügeltes in ihren Schrank schichtete und jetzt knickste.

„Oh, Lady Cora! Welch herrliche Farbe! Und diese Spitzen! So kostbar…!“

„Eben, Lizzie! Du kennst doch mein Weißes mit der silbernen Stickerei am Ausschnitt und diesem faden hellrosa Unterkleid. Was meinst du, wenn wir ein Unterkleid aus diesem blauen Rock anfertigen? Diese silbernen Bögen am Saum dürften passen.“

Lizzie überlegt und nickte dann. „Ja, das dürfte gut aussehen – aber dürfen Sie schon ein so kräftiges Blau tragen, Lady Cora? Hat Ihre Gnaden Ihnen das gestattet?“

Cora lächelte spitzbübisch. „Ich habe sie einmal gefragt, aber da hat sie nur belästigt abgewinkt, wahrscheinlich waren Diane und Horace wieder einmal viel wichtiger. Mein Glück! Und vermutlich sieht sie gar nicht, was ich trage. Komm, wir machen uns an die Arbeit!“

Sie drückte Lizzie die Nachtwäsche zur Reinigung in die Hand; die blauseidene Pracht hätte bei einer Wäsche wohl sehr gelitten, da half nur Ausbürsten und Lüften, was auch genügen musste. Also hängte sie die bauschigen Seidenwogen an den Schrank und ging mit einer winzigen Schere vorsichtig daran, die Nähte aufzutrennen.

Genügend Nadelgeld für blaue Seidenslipper hatte sie noch und an Schals, Haarbändern und Handschuhen war wirklich genug vorhanden. Einen neuen blauen Schal konnte man vielleicht auch aus den Resten des blauen Rocks… nein, das Material eignete sich nicht.

Mit solchen Gedanken und Tätigkeiten war sie bis zum Lunch auf das Netteste beschäftigt und erst, als sie ihren Vater hörte, wie er jemanden anbrüllte, erkannte sie, dass auch Horace sich eingefunden haben musste. Ach, wie ärgerlich!

Horace war unangenehm, fand sie. Sicher, Mama und Diane waren anstrengend, aber doch im Kern sympathisch – aber Horace? Horace schien zu glauben, alle anderen seien zu seiner Bedienung oder seinem Vergnügen da. Als kleines Mädchen hatte sie ihn sehr hübsch gefunden, obwohl er sie nie beachtet hatte, aber mittlerweile sah er bleich und teigig aus, die Augen waren oft blutunterlaufen und die Nase hatte ihm einmal jemand gebrochen. Wer und warum, wusste sie nicht, aber wie sie Horace kannte, hatte er es redlich verdient.

Nun, dann musste sie sich wohl zum Lunch einfinden! Lizzie frischte ihre Frisur auf und versprach, die bezeichneten Nähte weiter aufzutrennen, bevor das Personal seinen Lunch einnahm.

Tatsächlich saß Horace schon am Tisch, als sie eintrat. Sie schenkte ihm einen knappen Knicks und setzte sich. Bei ihm reichte es nur für einen müden Blick.

Die Herzogin zeigte Besorgnis. „Mein lieber Junge, fühlst du dich nicht wohl? Du siehst sehr blass aus, du wirst doch wohl nicht krank werden? Gegen die Pocken seid ihr ja alle geimpft, glücklicherweise, aber vielleicht hast du dich auf der Reise erkältet? Cora, fühle doch bitte, ob der liebe Horace Fieber hat!“

„Ganz gewiss nicht!“, verwahrte sich Cora, denn Horace machte ganz den Eindruck, als habe er sich seit Tagen nicht mehr gewaschen.

„Nein, Mirabella, das ginge dann doch wirklich zu weit!“, verfügte der Herzog.

„Ich bin sicher, Horace hat nur einen ordentlichen Kater“, stellte Vergil fest und grinste seinen älteren Bruder etwas hämisch an.

„Einen Kater?“ Die Herzogin sah verblüfft aus. „Horace? Aber nicht doch!“

Vergil und sein Vater husteten kurz. Diane verarbeitete offenbar das Gehörte noch und Cora hüllte sich in Schweigen. Der Geruch nach schalem Alkohol drang bis zu ihrem Platz und verdarb ihr den Appetit.

Immerhin aß sie von jedem Gang einige Bissen und alles, was ihr als Dessert präsentiert wurde, um sich für die Näharbeiten zu stärken.

„Ich brauche Geld“, verkündete Horace dann in dem schleppenden Ton, den er offenbar für elegant hielt, und schob sein Schokoladentörtchen auf dem Teller hin und her.

„Du weißt ja, was wir vereinbart haben“, antwortete sein Vater, der mit gutem Appetit aß. „Du bist der Marquess of Vilmont und verfügst über die Einkünfte aus deinem Marquisat. Solltest du wieder Spielschulden bei Stafford haben – oder andere Schulden – finanzierst du das gefälligst aus deinen eigenen Einkünften!“

„Stafford!“, schnaubte Horace, nun eher ungeziert. „Wenn es nur das wäre!“

„Dann lass das Spielen.“

„Vor allem, wenn man so ungeschickt spielt wie du“, konnte Vergil sich nicht zurückhalten.

„Wenn du so hohe Einkünfte hast, dann leih mir zweitausend Pfund“, schlug Horace seinem Bruder vor.

„Ganz gewiss nicht“, wiederholte dieser Coras Ausspruch von vorhin, „meine Einkünfte investiere ich in meinen eigenen Besitz. Deiner ist sehr viel größer – und zweitausend Pfund? Davon könnten mehrere Familien bequem ein Jahr lang leben!“

„Bauernfamilien!“, warf die Herzogin ein. „Unsereiner hat doch wohl die Verpflichtung, einen etwas repräsentativeren Lebensstil zu pflegen.“

„Wenn unsereiner die Mittel dafür hat, sollten Sie hinzufügen, liebe Mirabella“, widersprach der Herzog und winkte einem Diener, dass er ihm nachschenke.

„Ansonsten sollte auch unsereiner seinen Lebensstil nach seinen Einkünften einrichten. Und daran fehlt es in dieser Familie noch weit.“ Der Herzog warf Horace und Diane einen strengen Blick zu, der aber nicht weiter registriert wurde. Cora bezähmte sich und sah die beiden nicht an, Vergil dagegen lachte auf und Horace wandte sich ärgerlich an seinen Vater: „Ich möchte wissen, was das jetzt plötzlich zu bedeuten hat, Sir. Sie spielen doch auch? Und das nicht gerade erfolgreich?“

Man sah dem Herzog an, dass er diesen Vorwurf als unverschämt empfand, aber er zwang sich zu einer ruhigen Antwort: „Ich habe das Spiel schon sehr eingeschränkt, weil Gaveston solche Ausgaben nicht mehr tragen kann. Und ich habe stets nur in wirklich angesehenen Clubs gespielt und um sehr mäßige Einsätze. Kannst du das von dir auch sagen?“

Horace brummte etwas Unverständliches; Cora glaubte allerdings, das Wort langweilig gehört zu haben.

Nach dem Essen, bei dem er dem Wein sehr zugesprochen hatte, verkündete Horace, er werde nach London zurückkehren. „Hier gibt es ja nichts zu tun und ich muss versuchen, in London Geld aufzutreiben.“

Der Herzog hob eine mahnende Hand. „Du denkst daran, dass Vilmont zum Fideikommiss gehört? Du kannst es weder verkaufen noch beleihen. Und es auch nicht als Sicherheit einsetzen. Ansonsten machst du dich des Betrugs schuldig.“

„Na und? Ich bin doch nicht irgendwer!“

„Nein“, antwortete Vergil, „du bist der berüchtigste Tunichtgut der Londoner Gesellschaft. Wirklich ein vornehmes Prädikat!“

Horace grinste etwas verschwommen. „Dein kleines Gut gehört nicht zum Fideikommiss, oder?“

Vergil fuhr so auf, dass sein Stuhl umfiel. Im nächsten Moment hatte er Horace an der Kehle gepackt, sodass dessen Halstuch unrettbar ruiniert war. „Wenn du meinen Besitz antastest, bringe ich dich um. Oder“, er legte eine dramatische Pause ein, „ich setze in alle wichtigen Zeitungen eine Annonce, dass mein bankrotter Bruder weder Gaveston noch Vilmont noch Thurston Grange beleihen oder verkaufen kann. Dann musst du dich London nicht mehr blicken lassen!“

Horace schnappte nach Luft und sah hilfesuchend zum Herzog, aber der hatte sich zurückgelehnt und nahm gerade, das Schauspiel interessiert betrachtend, zierlich eine Prise.

Vergil ließ seinen Bruder los, nicht ohne ihm genügend Schwung zu verpassen, dass er, rückwärts stürzend, auf dem Hinterteil durch das halbe Speisezimmer rutschte. „Das wirst du bereuen!“, fauchte dieser kurz vor der Tür, rappelte sich ungelenk auf und verschwand türenknallend.

„Dann sollte ich dieses Schreiben wohl aufsetzen“, verkündete Vergil. „Sie werden die Briefe freimachen, Sir?“

„Gewiss. Du würdest deinem Bruder aber doch kein Leid zufügen?“

Vergil grinste. „So dumm, ihn zu erschießen, bin ich nicht, dafür würde ich ja in Newgate gehängt!“

„Das beruhigt mich. Aber mit Horace wird es noch ein übles Ende nehmen…“

Vornehme Geschwister

Подняться наверх