Читать книгу 5 mörderische Herbst Thriller - Krimi Sammelband 5003 September 2019 - Cedric Balmore - Страница 25

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Sie kamen an Sahuarita vorbei.

Das erste Motel schien ein Reinfall zu sein. Es bestand aus mehreren Flachdach-Bungalows, die allesamt den Eindruck von Containern mit Fenstern machten. Das Haupthaus, in dem das Büro untergebracht war, war etwas besser ausgestattet.

Es wirkte alles recht vernachlässigt. Wahrscheinlich war es ziemlich preiswert und schon deswegen für Morris Clansing die richtige Adresse. Den Getränkewagen hatte Clansing in der Umgebung abgestellt. Wenn er am gestrigen Abend nicht zufällig noch einen Truck gefunden hatte, der bis Nogales an der Grenze durchfuhr, dann konnte er gut hier gestrandet sein.

Während Bount das Büro aufsuchte, wartete June im Chevy.

Der Mann an der Rezeption war klein, hager und hatte die sechzig sicher schon überschritten. Die Sonne hatte sein Gesicht braungebrannt und ledrig werden lassen.

Als Bount eintrat, zog er an einem dicken Zigarrenstummel, dessen Geruch den ganzen Raum ausfüllte.

"Welchen Bungalow wollen Sie?", fragte der Hagere.

"Für zwei Personen nehme ich an." Er grinste unverschämt und blies Bount dann den Zigarrenqualm entgegen. "Sie sind doch mit der Lady gekommen, die draußen im Chevy wartet."

Bount Reiniger legte ihm das Foto auf den Tisch.

"Ich suche diesen Mann", sagte er. "War er hier?"

"Nein."

"Schauen Sie doch wenigstens mal richtig hin!" Der Mann schien genervt und kaute missmutig auf seinem Zigarrenstummel herum. Dann knirschte er zwischen den Zähnen hindurch: "Sind Sie von der Polizei?"

"Ich habe Ihnen eine Frage gestellt und möchte eine Antwort!", erwiderte Bount, ohne darauf einzugehen. Sein Gegenüber weigerte sich indessen immer noch standhaft, auch nur einen Blick auf das Foto zu werfen.

Der Mann grinste.

"Also ein Privatschnüffler. So einer sind Sie also... Sehen Sie, Mister, hier kommen viele Leute her, die es nicht so gerne haben, wenn man sie hier sieht. Und zu meinem Job gehört, es schnell die Gesichter zu vergessen!" Er lachte rau. "Ich schätze irgendeine wildgewordene, eifersüchtige Ehefrau hat Sie beauftragt. Habe ich recht? Aber da werden Sie bei mir auf Granit beißen."

Bount langte über den Tisch hinweg und bekam den Mann am Kragen zu fassen. Er zog ihn zu sich heran. Vor Schreck fiel ihm die Zigarre aus dem Mund.

"Ich habe gesagt, Sie sollen sich dieses Foto anschauen!" Bount hielt es ihm direkt vor die Augen. "Ich bin nicht hier, weil eine eifersüchtige Frau etwas dagegen hat, wenn er sich vergnügt, sondern weil ich ihm vielleicht das Leben retten kann."

Der Mann machte große Augen und schluckte.

"Er war hier!", japste er.

Bount ließ ihn los und er plumpste nach hinten, zurück in seinen Sessel.

"Welcher Bungalow?"

"Ich sagte er war hier. Er ist weg - in Richtung Mexiko glaube ich."

Bount musterte den Alten eingehend. Er war sicher ein Profi im Lügen, deshalb konnte man nicht genau sagen, wie viel auf seine Auskunft zu geben war. Vielleicht wollte er seinen ungebetenen Gast auch einfach nur auf möglichst schnelle Weise loswerden.

"Ich denke, Sie haben nichts dagegen, wenn ich mich hier mal etwas umschaue!", meinte Bount.

Aber der Alte hatte durchaus etwas dagegen. Das Gift in seinem Blick war unübersehbar und Bount war heil froh darüber, dass Blicke nicht töten können.

Bount wandte sich zum Gehen.

"Sie haben kein Recht dazu!"

"Rufen Sie ruhig die Polizei", sagte Bount. "Könnte sein, dass Sie mir dadurch sogar Arbeit abnehmen."

Jetzt war er still.

Und dann hörte man von draußen ein Hupen, das Bount aufhorchen ließ. Der Alte blickte aus dem Fenster und meinte: "Die Lady in Ihrem Chevy wird ungeduldig, Mister. Besser Sie verschwinden jetzt!"

Bount ahnte, was das zu bedeuten hatte.

Er achtete nicht weiter auf den Alten und ging ins Freie. June saß im Chevy und zeigte in Richtung der Bungalows. Sorgfältig ließ Bount den Blick schweifen.

Ein Mann war auf dem weg zu einem der Bungalows. Er blickte sich um wie ein amateurhafter Kaufhausdieb, der gerade etwas eingesteckt hatte. Es war ziemlich auffällig. Morris Clansing wirkte gegenüber dem Bild, das Bount Reiniger in seiner Brieftasche hatte, ziemlich heruntergekommen, aber der Privatdetektiv erkannte ihn sofort.

Clansing blickte herüber.

Ihre Blicke trafen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Bount Reiniger machte ein paar entschiedene Schritte in Clansings Richtung. Wenn Clansing an einer Schießerei beteiligt gewesen war, dann hieß das, dass er bewaffnet war. Bount wusste, dass er aufpassen musste.

Aber wenn er jetzt die Automatic unter dem Jackett hervorholte, würde der Kerl wahrscheinlich in Panik geraten. Er sah ohnehin schon aus wie ein Mann, der die Hosen gestrichen voll hatte.

Er war fast bei seinem Bungalow. Es war die Nummer 5. Bount hatte indessen ein Stück aufgeholt.

"Morris Clansing? Warten Sie, ich will ihnen helfen!" Aber Clansing schien von der Aussicht auf Hilfe überhaupt nicht begeistert zu sein.

Jedenfalls hatte er in der nächsten Sekunde eine Waffe in der Hand und drückte ab. Ein Schuss krachte. Bount hatte sich instinktiv etwas geduckt, während seine Rechte die Automatic herausgerissen und in Anschlag gebracht hatte. Zum Glück war Clansing ein lausiger Schütze, der auf diese Entfernung wahrscheinlich auch einen Elefanten nur per Zufall getroffen hätte.

Aber er war in Panik. Und das war es, was ihn gefährlich machte.

Er ballerte noch zweimal mit seiner Waffe herum, ohne etwas zu treffen. Dann war er im Bungalow verschwunden. Bount setzte zu einem Spurt an und hatte das Gebäude gerade noch erreicht, bevor Clansing wie wild aus dem Fenster heraus feuerte. Bount presste sich an die Holzwand.

"Clansing! Hören Sie auf! Ich will Ihnen nichts tun! Ich bin keiner von denen, die hinter Ihnen her sind! Ich will Ihnen helfen!" Bount atmete tief durch. Einen Augenblick lang geschah gar nichts und der Privatdetektiv dachte: Eins zu null! Wenigstens hört er mir zu.

Aber dann ging der Rollladen des Fensters herunter. Bount hörte ein paar Geräusche.

Vielleicht räumte er etwas vor die Tür. Es hätte ihm ähnlich gesehen!

Dieser verfluchte Angsthase!, schoss es Bount durch den Kopf. Clansing schadete sich selbst am meisten.

"Ich bin im Auftrag von Kimberleys Vater hier", erklärte Bount. Wenn die beiden ein paar waren, dann musste der Name Kimberley doch eine Saite in ihm anrühren. "Er macht sich Sorgen um seine Tochter."

Bount hatte richtig gepokert.

Aber Clansing war noch immer weit davon entfernt, ihm zu glauben.

"Wo ist Kimberley? Was habt ihr Schweine mit ihr gemacht?"

"Ich weiß nicht, wo Kimberley ist, Clansing! Ich dachte eigentlich, dass Sie mir das sagen könnten. Deshalb bin ich hinter Ihnen her!"

"Alles Lüge! Das ist eine Falle!"

"Sie haben Angst, das verstehe ich. Aber Sie sollten jetzt verdammt noch mal ihren Kopf gebrauchen und nicht auf den einzigen weit und breit zu schießen, der auf Ihrer Seite ist!"

Bount ging zur Tür und versuchte sie zu öffnen.

Sie war abgeschlossen.

In der nächsten Sekunde wurde sie dann durch drei kurz hintereinander abgefeuerte Kugeln glatt durchschlagen. Bount wich blitzartig zur Seite auswich und sich auf den Boden warf.

Dieser Idiot!, zuckte es durch seinen Kopf.

Clansing stand hinter der Tür und ballerte einfach drauflos, in der Annahme, dass Bount vor der Tür stand. Er musste mehr oder weniger wahnsinnig vor Angst sein. Und dann machte es 'klick!'.

Bount wusste, was das nur bedeuten konnte und das dies seine Chance war.

Clansings Waffe war leergeschossen. Bount schnellte hoch und rammte mit der Schulter die Tür, aber noch hielt sie stand. Ein Schuss mit der Automatic ließ dann das einfache Schloss aufspringen. Hinter der Tür waren ein paar Stühle und ein Tisch aufgetürmt, aber das war kaum ein Hindernis. Bount ließ sie einfach beiseite rutschen, als er die Tür aufdrängte.

Er blickte direkt in die Mündung von Clansings Waffe, der starr vor Angst in der hinteren Ecke des Raumes stand. Er warf die Waffe in Bounts Richtung. Sie segelte knapp an seinem Kopf vorbei. Und dann setzte er sich plötzlich in Bewegung. Wahrscheinlich wollte er aus einem der hinteren Fenster türmen.

"Bleiben Sie stehen!", rief Bount und das hielt ihn erst einmal auf. Bount warf ihm seine Detektiv-Lizenz hin.

"Bevor sie die Chance, das Leben Ihrer Freundin Kimberley zu retten, einfach wegwerfen, sehen Sie sich bitte das hier an!"

Er blickte Bount scheu und feindselig an, bückte sich dann aber doch, um sich die Lizenz anzusehen.

"Bount Reiniger, New York..." murmelte er.

"Glauben Sie mir nun, dass ich die Wahrheit gesprochen habe?"

Clansing atmete tief durch.

"Sie haben eine Waffe, ich nicht...", stellte er fest. Indessen war Bount näher an ihn herangekommen. Er steckte die Automatic weg. "Wenn Sie ein besserer Schütze gewesen wären, hätten Sie mich umgebracht!", erklärte der Privatdetektiv.

Clansing verzog das Gesicht.

"Okay. Und nun haben Sie die Gelegenheit dazu."

"Wenn es das wäre, was ich wollte, wären Sie längst ein toter Mann, denn ich kann schießen. Aber ich bin kein Killer."

Bount holte das Foto hervor, das Clansing zusammen mit Kimberley zeigte. "Wissen Sie, woher das kommt, Clansing?"

Er warf einen kurzen Blick darauf.

"Ich habe es ihr glaube ich mal geschenkt."

"So ist es. Es war in ihrer Wohnung."

"Dass Sie aus New York kommen heißt noch nicht, dass Sie nicht zu ihnen gehören."

Zu ihnen... Er hatte das in einem ganz besonderen Tonfall gesagt und das ließ Bount aufhorchen.

"Wer sind Sie?"

Morris Clansing blickte Bount ins Gesicht. Und Bount dachte: Wovor auch immer dieser Kerl Angst haben mag, es muss furchtbar sein.

Dann packte Clansing plötzlich Bounts Hand und drehte sie herum. Bount ließ es geschehen und wehrte sich nicht, denn er glaubte zu wissen, wonach der andere suchte. Er nahm auch die andere Hand.

"Suchen Sie eine Tätowierung...Ein Pentagramm?" Er wich einen Schritt vor Bount zurück.

"Das beweist noch gar nichts", murmelte er. "Sie könnten es auch irgendwo am Körper haben!"

Sein Gesichtsausdruck bekam etwas Irres, seine Augen traten unnatürlich weit hervor und Bount ahnte, was passieren würde und verhinderte es.

Bevor er auch nur einen Meter flüchten konnte, verpasste er ihm einen sauberen Haken, der Clansing erst einmal ins Land der Träume versetzte. Wie ein nasser Sack ging er nieder. Bevor er zu Boden fiel, fing Bount ihn auf und wuchtete ihn über die Schulter.

So trat er dann ins Freie.

June sah das und schaltete gleich. Sie rutschte ans Steuer des Chevys und fuhr ihn heran. Bount packte den bewusstlosen Morris Clansing auf die Hinterbank und setzte sich selbst daneben.

"Fahr los, June!", meinte er. "Ich schätze, wir haben hier schon mehr als genug Aufsehen erregt."

Der Mann aus dem Motel-Office stand mit gerunzelter Stirn vor seiner Tür und beobachtete die Szene. Und genau so verwundert schien der Fahrer eines Ford zu sein, der gerade ausgestiegen war, um besser sehen zu können.

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