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Als Bount diesmal bei der Polizei von Tucson auftauchte, kam der Chief schon auf ihn zu, baute sich vor ihm auf und meinte: "Sie sind also dieser Privatschnüffler Reiniger von der anderen Seite des Kontinents." Bount nickte. "Richtig."

Er reichte Bount eine kräftige behaarte Pranke und drückte fest zu. Es war der Händedruck eines Mannes, der jedem gleich zeigen wollte, wer der Boss war.

"Mein Name ist Terrance und ich bin hier der Chief!", erklärte er. "Milland hat mir von Ihnen erzählt. Sie haben eine Menge Fragen gestellt."

Bount zuckte ungerührt mit den Schultern.

"Dafür werde ich bezahlt", meinte er.

Chief Terrance warf Reiniger einen Blick zu, der glatt vermuten lassen konnte, dass ihm diese Antwort nicht gefiel. Um seine Mundwinkel stand ein verkniffener Zug in seinem Gesicht.

"Gehört Staub aufwirbeln auch zu den Dingen, für die Sie bezahlt werden, Reiniger?", erkundigte er sich - nicht ohne eine gewisse Portion Gift in der Stimme.

"Manchmal schon", gab Bount zurück. Aber darum ging es jetzt wirklich nicht und deshalb setzte er noch hinzu, bevor der andere etwas erwidern konnte: "Hören Sie, Chief. Ich weiß, wer hinter den Ritualmorden steht. Und wenn ein weiterer verhindert werden soll, dann muss jetzt schnell gehandelt werden!"

"Ach, ja?"

Chief Terrance warf Bount einen seltsamen Blick zu, den dieser einfach nicht zu deuten wusste. Aber Bount spürte schon, dass er nichts Gutes bedeuten konnte.

Es roch nach Schwierigkeiten - und zwar meilenweit gegen den Wind.

Ein arroganter Provinz-Sheriff, der es nicht aushalten kann, wenn die private Konkurrenz etwas effizienter arbeitet, schoss es Bount Reiniger durch den Kopf. Diese verdammte Eitelkeit... Bount hoffte nur, dass es nicht am Ende auf Kosten von Kimberley Morgan gehen würde. Terrance verzog das Gesicht. "Kommen Sie in mein Büro, Schnüffler! Da können wir alles weitere besprechen!" Wenig später saß Terrance hinter seinem Schreibtisch und bot Bount einen Stuhl an, aber hatte nicht die geringste Lust, sich gemütlich hinzusetzen.

So knapp und präzise berichtete er dem Chief, was geschehen war und was er von dem toten Morris Clansing wusste.

Aber Chief Terrance schien von der Story, die Bount ihm da auftischte, nicht besonders überzeugt zu sein. Er verdrehte die Augen und schien nur mit halben Ohr hinzuhören.

"Kimberley Morgan ist vielleicht noch am Leben", erklärte Bount eindringlich. "Aber wenn wir sie retten sollen, dann muss jetzt schnell etwas geschehen!" Chief Terrance lachte heiser und schlug mit der flachen Hand auf den Schreibtisch.

"Und was soll Ihrer Meinung nach geschehen, Mister Reiniger? Dieses Studienzentrum da draußen in der Wüste hat nie irgendjemandem Ärger gemacht. Und jetzt kommen Sie mit einer wilden Sekten-Story von schwarzen Messen und Menschenopfern, die ihnen ein Mann aufgetischt hat, der offenbar halb verrückt vor Angst war!"

Bount Reiniger nickte.

"Ja, Clansing war halb verrückt vor Angst! Und er hatte Grund dazu! Denn bevor ich ihn hier her bringen konnte, um ihn auspacken zu lassen, da war er schon tot!" Terrance machte eine unbestimmte Geste mit den Händen und hob ein wenig die Schultern. "Mister Reiniger... Ist Ihnen das noch nie passiert, dass Sie ein Zeuge hereingelegt hat? Dieser Clansing ist wahrscheinlich der Mann, der in eine Schießerei an einer Highway-Tankstelle verwickelt war."

"Weil Satans Kinder hinter ihm her waren. Kimberley Morgan haben sie gekriegt, er hatte Glück!"

"Verdammt noch mal, das sind doch alles nur Vermutungen! Das reimen Sie sich so zusammen oder Clansing hat es Ihnen untergejubelt! Wollen Sie mal meine Version hören, Reiniger?"

Bount verzog das Gesicht.

"Da bin ich aber gespannt!", meinte er - nicht ohne ironischen Unterton.

"Die medizinischen Untersuchungen an der Leiche, die in ihrem Chevy war, sind noch keinesfalls abgeschlossen, aber kurz bevor Sie kamen, habe ich noch mit dem Arzt gesprochen."

"Ich hoffe nicht, dass Sie jetzt auch noch in Frage stellen, dass Morris Clansing durch eine Kugel gestorben ist", murmelte Bount zwischen den Zähnen hindurch.

Unterdessen erhob sich Chief Terrance von seinem Sessel, trat nahe an den Privatdetektiv heran und verschränkte dabei die Arme.

"Dieser Clansing war vermutlich drogensüchtig, Reiniger!"

"Was Sie sind nicht sagen." Das überraschte Bount nun wirklich nicht - nach allem was er über ihn und Kimberley inzwischen wusste. Das Gegenteil wäre schon weitaus verwunderlicher gewesen.

"Seine Nasenschleimhäute sind vom Schnupfen völlig zerstört."

"Abgesehen davon, dass so etwas auch durch den Gebrauch von Nasensprays gegen Heuschnupfen kommen kann - was hat das damit zu tun, dass eine junge Frau in Lebensgefahr schwebt? Wenn es nicht ohnehin schon zu spät ist!"

"Das will ich Ihnen sagen!" Terrance holte tief Luft blies sich auf wie ein Ballon. "Ich reime mir das so zusammen, Reiniger: Dieser Clansing hatte mit der Drogenszene zu tun. Wahrscheinlich ein Kleindealer oder so etwas." Er zuckte mit den Schultern. "Kommt doch vor, dass solche Leute sich mit den Falschen anlegen, oder etwa nicht? Das geht ganz schnell. Jemand verletzt die ungeschriebenen Regeln dieses Gewerbes und ist auch schon eine Leiche."

Bount konnte es kaum fassen.

"Ein ungeklärter Bandenmord also", stellte er fest.

"Wahrscheinlich ja, Reiniger!" Er schlug Bount auf die Schulter und versuchte etwas, das so aussehen sollte wie ein Lächeln. "Kommen Sie, Reiniger, seien Sie ein fairer Verlierer..."

"...wie bei den anderen Opfern dieser Ritualmord-Serie! Alles ungeklärte Bandenmorde, ja?"

Als Bount das gesagt hatte, war es zwei volle Sekunden lang völlig still in Chief Terrance' Büro.

Dann fragte der Polizist: "Hat Milland Ihnen das erzählt?"

"Spielt das eine Rolle?"

Er zuckte die Achseln. "Vermutlich nicht. Er hört sich eben gerne reden. Das mit den Ritualmorden war eine Vermutung. Sie kam von Milland und er hat bis zum Schluss daran geglaubt. Wir haben uns eben geirrt, Reiniger! Ist doch menschlich, oder?"

"Leider, ja."

Bount sah seine Chancen schwinden, hier irgendetwas zu bewegen. Die Zeit drängte. Wie sehr konnte niemand sagen - niemand außer jenem mysteriösen Hohepriester vielleicht, der die Sekte anführte.

"Geben Sie's zu, Mister Reiniger! Sie haben nichts in der Hand! Nichts, was es rechtfertigen würde, eine Polizeiaktion durchzuführen! Vermutlich würde ich noch nicht einmal einen Durchsuchungsbefehl bekommen!"

"Wie wär's, wenn Sie es wenigstens versuchen!"

"Nein!"

Bount richtete den Zeigefinger auf ihn. "Eines Tages wird man Sie vielleicht für Ihre Ignoranz zur Rechenschaft ziehen, Chief!"

"Tucson ist nicht New York. Aber wissen Sie, wie viele Morde, Einbrüche, Vergewaltigungen und so weiter es hier gibt? Wir haben jede Menge Arbeit."

"Dann tun Sie gefälligst Ihre Arbeit, bevor es zu spät ist!"

"Wenn es Sie beruhigt: Ich kann ja morgen früh mal dort draußen bei diesem Studienzentrum vorbeischauen. Ganz informell."

Bount erkannte, dass er gegen eine Wand rannte. Es hatte keinen Sinn, das ging ihm mehr auf.

Er ließ den Chief stehen und wandte sich zur Tür.

"Reiniger..."

Bount hatte die Klinke schon heruntergedrückt. Ohne sich umzudrehen fragte er: "Was ist noch, Chief? Ich denke, es ist alles gesagt..."

"Nein, durchaus nicht. Sie haben vielleicht alles gesagt, aber ich noch nicht! Hören Sie mir gut zu!"

"Machen Sie es kurz!"

"Wenn Sie irgendetwas auf eigene Faust versuchen sollten, Reiniger, dann werde ich Ihnen kräftig auf die Füße treten! Haben Sie mich verstanden?"

"War ja deutlich genug!"

"Es existiert übrigens eine Anzeige gegen Sie." Bount drehte sich jetzt doch herum. Er hob verwundert die Augenbrauen. Das wurde ja immer doller!

"So?"

"Unbefugtes Betreten von Privatgelände. Der Leiter des Zentrums für esoterische Studien hat sich beschwert..."

"Interessant. Kann ich mal sehen?"

"Können Sie nicht."

Vielleicht bluffte er nur. Und selbst wenn nicht, es interessierte Bount im Augenblick nur in zweiter Linie.

"War das alles?"

"Lassen Sie sich nicht mehr dort blicken, klar? Wenn Sie ein Schild sehen, dass Sie darauf hinweist, dass Sie sich auf privatem Grund und Boden befinden, drehen Sie augenblicklich ab!"

"Leben Sie wohl,...Chief!"

"Reiniger!" Chief Terrance streckte seinen Zeigefinger aus wie eine Pistole. "Ich warne Sie! Spielen Sie hier nicht den wilden Mann! Am besten, Sie gehen nach New York zurück lassen mich hier meinen Job machen!"

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