Читать книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore, Alfred Bekker, Frank Rehfeld - Страница 24

Оглавление

14


Lenny Burkhart war ein schwergewichtiger Mann. Er liebte es, wenn man ihn als Feinschmecker einstufte, und gab sich alle Mühe, diesem Ruf gerecht zu werden.

Er aß gern und viel, vor allem aber gut, und er war stolz darauf, jedes kleine italienische Restaurant zu kennen, in dem für wenig Geld delikate Spezialitäten zu haben waren. Aber als er ,Gulios‘ in Brooklyns Clinton Street betrat, kam er nicht, um seinen Gaumen zu verwöhnen, sondern um zu töten.

Man kannte ihn hier. ‚Guilios' war ein kleiner Familienbetrieb mit knapp zwei Dutzend Tischen, von denen die meisten zu beiden Seiten des langen Korridors angeordnet waren. Weder der Inhaber noch seine Angehörigen würden es wagen, als Zeugen gegen ihn. Lenny Burkhart, Front zu machen. Sie wussten, dass das ihr sicheres Ende bedeutet haben würde.

Schließlich war er Bill Correggios Vollstrecker.

Bill war tot, aber das Syndikat blieb, und damit blieb auch das erhalten, wovon er seit langem lebte: das Auslöschen von Menschenleben, die die Organisation verraten hatten oder ihr zu schaden versuchten.

Die Großfamilie hatte ihr Urteil gefällt, Latham und Brother waren schuldig gesprochen worden. Sie mussten sterben.

Latham blieb der Bissen im Halse stecken, als er plötzlich Lenny Burkhart am Tisch stehen sah. Dennis Brother sah das Erschrecken im Gesicht seines Gegenübers und wandte den Kopf. Beide Männer starrten schweigend in Burkharts von einer dunklen Sonnenbrille verdeckte Augen.

Der grinste. Latham und Brother hielten ihre Bestecke in den Händen. Selbst wenn sie es gewohnt waren, mit blitzschnellen Reaktionen zu glänzen, konnten sie in dieser Situation nichts anderes tun, als zu passen oder auf einen guten Ausgang zu hoffen. Er, Lenny, behielt die rechte Hand in der Jackentasche. Seine Finger umspannten den kantigen Griff einer 38er Automatic.

Latham fing sich zuerst. Er grinste, wenn auch nicht ohne Mühe. „Hallo, Lenny“, sagte er. „Es überrascht mich nicht, dich hier zu treffen. Willst du dir mal wieder den Wanst vollschlagen?“

„Ich habe schon gegessen“, erwiderte Lenny Burkhart träge. „Nur eine Kleinigkeit. Bills Ende hat mir den Appetit verdorben.“

Er merkte, wie es im Lokal still wurde. Zwei Pärchen erhoben sich hastig und strebten dem Ausgang zu. Sie zahlten am Tresen. Es schien, als hätten die Gäste eine besondere Antenne für das, was bevorstand. Die einen blieben wie gelähmt an ihrem Tisch sitzen, die anderen flüchteten.

Lenny Burkhart kümmerte sich nicht darum. Er wusste, welche Leute dieses Lokal besuchten. Die meisten stammten aus der Nachbarschaft und hatten gelernt, die Mafiagesetze dieser Stadt zu respektieren: nichts hören, nichts sehen, nichts sagen.

„Ja, es ist schrecklich, aber wir wissen ja, wer’s getan hat“, sagte Brother mit seiner heiseren, brüchig wirkenden Stimme. „Er wird bekommen, was er verdient.“

„Schade, dass ich nicht zugegen war“, sagte Burkhart sanft. „Mir wäre das nicht passiert.“

„Du spinnst“, sagte Latham rüde. „Reiniger ist ein Mann, dem sowas nicht zuzutrauen war. Wir konnten nicht ahnen, was passieren würde.“

„Es ist aber passiert“, sagte Burkhart.

„Willst du dich nicht setzen?“, fragte Latham, der immer noch kaute, wenn auch nur sehr langsam, als würgte er an einem Stück zähem, sehnigen Fleisch.

„Ich hab’ nicht viel Zeit, weißt du“, sagte Burkhart und zog die Automatik aus der Tasche. „Ich will nur ein paar dreckige Verräter erledigen und dann schlafen gehen. Ich werde gut schlafen, verlasst euch darauf.“

Dennis Brother und Clark Latham starrten in die Waffenmündung, als sähen sie so etwas zum ersten Male.

Plötzlich warf Brother sein Besteck beiseite. Seine Rechte zuckte ins Innere seines Jacketts, kam aber nicht mehr dazu, den in der Schulterhalfter steckenden Revolver zu berühren.

Lenny Burkhart zog durch.

Er war ein guter Schütze, von dem es hieß, dass er aus der Hüfte ins Schwarze treffen konnte. Er bewies, dass dies stimmte.

Er schoss zuerst auf Brother, dann auf Latham, dann wiederholte er diese Reihenfolge, bis er das Magazin leergefeuert hatte.

Brothers Kopf fiel auf die vor ihm stehende Pizza, sein Blut vermengte sich mit dem Rot der geschmorten Tomaten. Latham kippte zur Seite und wurde nur von dem Tisch daran gehindert, von der gepolsterten Sitzbank zu rutschen.

Burkhart steckte die Pistole ein.

Er ging zum Ausgang, ohne Eile. Ein Kellner wich devot vor ihm zurück.

„Danke“, sagte Burkhart höflich und verließ das Lokal.

Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis

Подняться наверх