Читать книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore, Alfred Bekker, Frank Rehfeld - Страница 21
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Bount grinste. Das Grinsen fiel ihm nicht leicht. Er spürte, dass Joyce Finch eine sehr merkwürdige Einstellung zum Wert des menschlichen Lebens hatte. Er schätzte die Entfernung ab. die zwischen ihm und der Waffe in Joyces Hand lag und kam zu dem Schluss, dass er sie nicht einmal mit einem Panthersprung überbrücken konnte.
„Ich bin Profi“, sagte er. „Nach den Schüssen habe ich nicht nur mit Ihnen telefoniert. Man weiß, wo ich mich im Augenblick befinde.“
„Er blufft“, sagte Joyce Finch.
„Da bin ich mir nicht sicher“, meinte Leslie Harper mit schmal gewordenen Augen.
„Was wird hier gespielt?“, fragte Bount.
Joyce Finch lachte höhnisch. „Der große Detektiv! Er ist noch immer nicht dahintergekommen.“
„Lege die Pistole aus der Hand, bitte“, drängte Leslie Harper. Ihre Lippen zuckten nervös. „So kann es einfach nicht weitergehen, Joyce. Wir wollten ein Syndikat gründen, keine Killerclique!“
„Wir haben uns geschworen, vor nichts zurückzuschrecken“, sagte Joyce Finch. „Vor nichts! Was Männer fertigbringen, schaffen wir auch, nur machen wir es besser, das hast du selber gesagt, nicht wahr? Und wir haben dir applaudiert!“
„Du hast das falsch verstanden“, meinte Leslie Harper gequält. „Ich wollte es diesen Kerlen zeigen, sicher, aber doch nicht so! Ich wollte vor allem gerissener sein als sie – nicht unbedingt brutaler!“
„Wenn du nicht brutaler als sie sein kannst, hast du verloren, dann haben wir alle verloren, das muss dir doch klar sein“, meinte Joyce Finch.
Bount löste sich von der Wand. Er machte einen Schritt nach vorn. Joyce Finch riss die Waffe hoch, ihr Finger erreichte den Druckpunkt des Abzugs, sie zielte geradewegs auf Bounts Herz. „Stehenbleiben!“, sagte sie scharf. „Noch eine Bewegung und ich ziehe durch!“
Bount stoppte. Er sah, dass die junge Frau es ernst meinte. Leslie Harper erhob sich. Sie streckte die Hand nach der Waffe aus.
„Gib sie mir, bitte!“
„Willst du ihn umlegen?“
„Ich will, dass wir mit diesem Unsinn Schluss machen“, sagte Leslie Harper.
„Das ist Verrat, wir können nicht mehr zurück“, meinte Joyce Finch. „Für uns gibt es nur eines: die Flucht nach vorn.“
„Gib mir die Pistole, los!“
„Seien Sie vorsichtig“, warnte Bount. Er spürte, dass Leslie Harper sich in tödlicher Gefahr befand und nicht bereit war, sich ihr zu entziehen. Alles in ihm drängte danach, das Ganze in den Griff zu bekommen, aber Joyces Finger am Druckpunkt und die beherrschte, eisige Kälte in ihrem Wesen ließen es nicht geraten erscheinen, in diesem Moment etwas zu unternehmen.
„Wir werden ihm alles erklären“, sagte Leslie Harper. „Er kann, er wird uns helfen.“
„Du hast gehört, was er sagte!“
„Ich nehme das nicht ernst“, meinte Leslie Harper.
„Du bist eine Närrin. Dich muss man vor vollendete Tatsachen stellen“, erklärte Joyce Finch. „Ich lege ihn um!“
Sie zielte. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Bount die Gewissheit zu haben, dass er verloren hatte, dass alles aus und vorbei war, aber dann geschah das Unerwartete und zugleich Entsetzliche: Leslie Harper warf sich der Freundin entgegen, und Joyce Finch drückte ab.
Leslie Harper brach zusammen wie vom Blitz getroffen.
Bount schnellte nach vorn. Mit einem Handkantenschlag fegte er der jungen Frau die Pistole aus der Hand. Joyce Finch stieß einen Schrei aus, gemischt aus Wut und Schmerz, sie umklammerte ihr Handgelenk und fiel zurück in den Sessel.
Bount hob die Waffe auf, schob sie in seine Tasche und beugte sich über Leslie Harper. Sie lebte noch. Er sprang zum Telefon, wählte die Telefonnummer und sagte: „Sofort eine Ambulanz mit Arzt zum Hause Battery Park 11.“ Er ließ sich die Adresse bestätigen, dann legte er auf.