Читать книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore, Alfred Bekker, Frank Rehfeld - Страница 19

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Joyce Finch spürte, wie ihr Terror sich löste, wie das Erschrecken, der Zorn und die Verblüffung einem kalten, tödlichen Hass Platz machten.

Sie wusste auf einmal genau, was sie tun musste. Es war nur eine Kleinigkeit. Es war nicht schlimmer als das Vernichten einer Fliege.

Sie musste Copper töten.

Sie lächelte. „Heiraten?“, fragte sie. „Warum nicht? Dein Märchen von der angeblichen Liaison mit Hamish hat mich ’draufgebracht. Du wirst dich in einen Mann aus dem Volk verknallen, in einen Burschen wie mich. Sowas soll’s geben. Wir leben in einem Land, das die Sensationen schätzt. Unsere Hochzeit wird eine Menge Applaus finden.“

„Meinen Sie?“

„Du kannst mich duzen, so wie ich dich jetzt duze. Wir sind dabei, ein neues Verhältnis zueinander zu finden.“

„Da ist ein kleiner Denkfehler in Ihrem Schema“, sagte Joyce Finch. „Ich bin Ihr Boss, nicht Ihr Ball.“

„Ich hasse es, mich von Weibern herumkommandieren zu lassen“, meinte er. „Nein, das ist nichts für Bruce Copper. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.“

„Erst werden Sie Reiniger töten, dann sehen wir weiter ...“

„Der läuft uns nicht davon“, sagte Copper und streckte die Hand nach der jungen Frau aus. „Komm, lass uns tanzen. Du bist eine Superpuppe. Ich will dir zeigen, was ich kann. Danach spuckst du auf deinen scheiß Neal!“ „Fassen Sie mich nicht an!“

Er lachte. „Sauer? Nun bleib' mal schön auf dem Teppich! Du hast geglaubt, die Welt erobern zu können. Du wolltest dieses Ziel mit den anderen Puppen erreichen, aber jetzt musst du erkennen, dass ihr blöd seid, einfach übergeschnappt. Frauen in der Unterwelt? Da muss ich lachen. Die haben nur einen Platz – und der ist im Bett!“

„Glauben Sie das wirklich?“

„Und ob ich das glaube“, sagte er, ergriff ihren Arm und riss sie aus dem Sessel hoch. Er war ein kräftiger und sehr beweglicher Mann, sie flog buchstäblich in seine Arme, Er hielt sie fest, presste seinen Unterleib gegen ihren biegsamen Körper und sagte: „Wir werden ein prima Gespann bilden. Das Beste, das man sich denken kann! Der Killer und seine Puppe. Seine Goldpuppe, sollte ich sagen.“

Er versuchte sie zu küssen, aber Joyce Finch, die sich ganz steif machte, drehte angeekelt den Kopf zur Seite. „Lassen Sie den Quatsch“, sagte sie.

„Bist du eine von denen, die erst eins in die Fresse haben wollen?“, höhnte er. „Die kannst du kriegen ...“

Joyce Finch wurde kreidebleich, aber ihr Herz, schlug seltsamerweise ganz ruhig, völlig normal. „Lassen Sie mich los“, sagte sie.

Er stieß sie in den Sessel zurück. „Das kannst du haben“, sagte er. „Du wirst noch auf allen Vieren zu mir gekrochen kommen, verlass’ dich darauf! Ich habe es nicht nötig, eine Puppe zur Liebe zu zwingen.“

Joyce Finch füllte ihr Cognacglas nach. Ihre Gedanken arbeiteten kühl und präzise, sie war nicht erregt, aber ihre Hand zitterte. Es ist das Verlangen, ihn sterben zu sehen, dachte sie. Es ist der Hass.

Bruce Copper setzte sich ihr gegenüber. „Ich habe mir das genau überlegt“, sagte er. „Es wird gehen.“

„Sie vergessen die anderen.“

„Die anderen? Das sind doch Pfeifen! Schöne Pfeifen, wie ich zugeben muss, aber völlig ungeeignet für das Geschäft, das sie zu betreiben wünschen. Was habt ihr euch eigentlich dabei gedacht, als ihr meintet, eine Rolle in der Unterwelt spielen zu müssen?“

Joyce Finch schwieg. Der Hass drohte sie zu ersticken.

Bruce Copper lehnte sich zurück. Er lachte. „Ein Weibersyndikat! Sollte das euer Emanzipationsbeitrag zum Jahr der Frau werden?“ „Wir haben niemals von einem Weibersyndikat gesprochen, sondern nur davon, dass Frauen ein solches Syndikat leiten können, und leiten werden. Das wird eine politische Tat sein. Die Vorherrschaft der Männer muss gebrochen werden, auf jedem Gebiet, besonders auf denjenigen, wo sie meinen, unersetzbar zu sein.“

„Ihr spinnt!“

„Keine Angst, wir führen durch, was wir uns vorgenommen haben“, sagte Joyce Finch.

„Ihr habt euch mit Correggio angelegt und seid dabei prompt in Schwierigkeiten geraten“, sagte Bruce Copper. „Mit ein paar Tricks und unter Einbeziehung von Reiniger und mir habt ihr auf eure Weise versucht, die Sache auszubügeln. Ich habe dabei Correggios Killertruppe aus dem Verkehr gezogen. Es ist gutgegangen, aber das muss nicht immer so sein. Warum soll ich mich ständigen Risiken aussetzen, wenn ich nur die Hand auszustrecken brauche, um dich und Neal Finchs Millionen zu kassieren?“

„Sie denken erstaunlich logisch“, spottete Joyce Finch, „aber Sie übersehen dabei, dass Sie getötet haben. In unserem Auftrag, zugegeben – aber Sie sind in ein paar Gewaltverbrechen verwickelt und keineswegs in der Lage, irgendwelche Bedingungen zu diktieren.“

„Ich diktiere sie trotzdem. Ich erledige erst Reiniger, und dann deinen Alten. Sei froh, dass ich dich von diesem impotenten Stinker befreie!“

„Neal ist nicht impotent. Er ist kein idealer Ehemann, aber er hat Format und ermöglicht mir das Leben, das ich brauche.“

„Du machst dir etwas vor, Baby. Soll ich dir sagen, warum dir und deinen Gangsterschwestern die Idee mit dem Weibersyndikat gekommen ist? Weil die Ehen mit alten Männern euch frustriert haben, weil ihr vor Langweile umzukommen droht und meint, etwas ganz Besonderes in Szene setzen zu müssen!“

„Verschwinden Sie endlich. Erledigen Sie das mit Reiniger, danach bin ich eventuell bereit, die Unterhaltung mit Ihnen fortzusetzen“, sagte Joyce Finch und stand auf.

„Ich gehe noch nicht. Ich verspüre keine Lust dazu. Du weißt genau, was ich von dir will. Entweder ich kriege es, oder es passiert ein Unglück.“

..Mein Foto ist in der Brusttasche des toten Hamish gefunden worden. Die Polizei wird herkommen. um zu fragen, was es damit für eine Bewandtnis hat. Haben Sie Lust, von den Beamten hier angetroffen zu werden?“

„Ich kann mich oben verstecken, so wie ich mich bei Reinigers Aufkreuzen versteckte“, sagte Copper. „Diesmal verhalte ich mich mucksmäuschenstill. Das mit dem Foto war eine Panne, aber ich hatte nicht den Auftrag, dieses fette Schwein zu filzen.“ „Das Foto beweist, dass ich nach Jessica drankommen sollte“, erklärte Joyce Finch.

„Diese Hürde hast du genommen, bravo“, sagte Bruce Copper. „Deine Freunde haben gute Arbeit geleistet. Was sind das für Burschen, und wie ist es euch gelungen, Latham und Brother auf eure Seite zu ziehen? Mit Geld? Oder mit euren Weibertricks? Los, ich muss es wissen, ich bin jetzt der Boss, die beiden werden auch für mich arbeiten ...“

„Der Boss!“, höhnte sie. „Dazu gehört mehr als Geldgier und Dreistigkeit, dazu gehören Phantasie und Verstand. Ihnen fehlt beides.“

Bruce Copper sah wütend aus. Seine Hand schnellte nach vorn und landete klatschend auf Joye Finchs Gesicht. „Davon kannst du noch mehr haben“, sagte er.

Joyce Finch unterdrückte ein Zittern. Sie berührte ihre brennende Wange, dann lächelte sie. „Gib mir fünf Minuten Zeit“, bat sie. „Du weißt ja, wo sich das Schlafzimmer befindet.“

Er blinzelte überrascht, dann grinste er breit und schaute auf die Uhr. „Okay, fünf Minuten, Baby. Keine Sekunde mehr!“

Er hielt sich an die Abmachung.

Als er das Schlafzimmer im oberen Stockwerk betrat, ruhte Joyce Finch auf dem Bett. Nackt, fast gleißend, eine aufreizende Manifestation lockender, verführerischer Schönheit, eine Symphonie aus Haut und Kurven.

Sein Mund wurde trocken. Er näherte sich dem Bett und streifte dabei die Jacke ab. Er hatte es geschafft. Er hatte die richtige Technik entwickelt. Diese Puppen mussten den Herrn spüren, den Meister, dann spurten sie. Er hatte es von Anbeginn gewusst.

„Nicht übel“, meinte er und blieb am Bett stehen. Seine Blicke tasteten Joyces Körper ab, die untadelige Linie der langen, schlanken Beine, den Schwung der Hüften, den flachen Leib mit seinem wie selbstverständlich dargebotenem Schoß, die Brüste, die runden, glatten Schultern und den roten, feucht schillernden Mund.

„Zieh dich aus“, forderte sie.

Er streifte das Hemd ab, dann die Schuhe. Er stieg aus den Hosen.

Bruce und die Goldpuppen! Dies war sein größter Coup, der absolute Höhepunktseiner Laufbahn.

Joyce Finch machte eine plötzliche Bewegung, sie griff unter das Kopfkissen. Als sie die Hand hervorzog, umspannten ihre Finger einen Revolver.

Der Finger lag am Abzug. Die Mündung war auf Coppers Herz gerichtet.

Er erstarrte und spürte eine jähe, erschreckende Leere in der Magengegend. „Du brauchst mich“, murmelte er. „Das kannst du nicht machen! Ihr seid auf mich angewiesen. Du und die anderen.“

Etwas Besseres fiel ihm nicht ein.

Er begann zu schwitzen.

Joyces Lippen krümmten sich. „Wie fühlst du dich jetzt, du kleines, gemeines Drecksstück?“, fragte sie und lächelte ihm spöttisch in die Augen. „Da liege ich nun vor dir, zum Greifen nahe, das Schönste, das dir vermutlich jemals begegnete, aber du kannst, du wirst mich nicht haben ...“

„Bitte, Joyce ...“

Plötzlich fühlte sie sich außerstande, sein Gesicht länger zu sehen. Genauso schlimm war der Geruch seines Schweißes, den sie wahrnahm, den Schweiß der Angst.

Joyce Finch drückte ab.

Die Waffe in ihrer Hand bäumte sich auf wie etwas Lebendiges, dreimal hintereinander.

Die Schüsse zerrten mit ihrem donnernden, sich im Raum brechenden Echo an Joyces Geräuschempfindlichkeit, ansonsten verspürte sie nur ein Gefühl von Triumph und tiefer, grimmiger Befriedigung.

Bruce Copper brach zusammen.

Er war tot, noch ehe sein Körper den Boden erreicht hatte.

Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis

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