Читать книгу Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis - Cedric Balmore, Alfred Bekker, Frank Rehfeld - Страница 13

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Bill Correggio hatte verblüffende Ähnlichkeit mit jenen Modejournaltypen, die fast immer in dunklen Zweireihern mit Nadelstreifen, graumelierten Schläfen und Borsalinohüten abgebildet werden. Er besaß ein markantes Gesicht mit straffer Haut, deren Bräune einem Solarium entstammte, und helle, harte Augen, die zu dominieren verstanden, Sein schmallippiger Mund konnte charmant lächeln, war aber auch imstande, kalte Brutalität auszustrahlen.

Offiziell war Correggio Chef einer Firma, die sich CONPLASTIC nannte und darauf spezialisiert war, Spraydosen und Zahnpastatuben herzustellen. Die tatsächliche kommerzielle Leitung des Vierhundert-Mann-Betriebes oblag einem geschulten Manager, aber Correggio war fast immer in der Chefetage dieses Betriebes zu finden, sie war sein Hauptquartier und nur über mehrere Vorzimmer zu erreichen. Wer sie passieren durfte, musste es sich gefallen lassen, gründlich durchsucht zu werden: Correggio verspürte keine Lust, in einer Umgebung zu sterben. die er als sein Reich betrachtete.

„Fassen Sie sich kurz“, sagte Correggio, als Bount ihm in dem großen, mahagonigetäfelten Office am Schreibtisch gegenübersaß. „Sie haben zehn Minuten Zeit. Danach muss ich Sie bitten, zu gehen. Ich bin ein beschäftigter Mann.“

Es war für Bount nicht leicht gewesen, dieses Zusammentreffen zu arrangieren. Es hatte einiger taktischer Winkelzüge und versteckter Drohungen bedurft, um das Meeting durchzusetzen, aber jetzt war es soweit, jetzt war er mit Bill Correggio allein. Die Tür zum Sekretariat stand freilich offen: Dort saßen zwei drahtige, muskulöse Männer, denen man ansah und anmerkte, dass sie ihren Boss nicht nur mit den Fäusten zu beschützen wussten.

„Jessica Thorpe ist tot“, sagte Bount. In Correggios hellen Augen rührte sich nichts. Sie hatten gelernt, keine Gefühle zu spiegeln. „Wer ist Jessica Thorpe?“, fragte der Syndikatsboss. „Eine Freundin von Leslie Harper.“ „Sie sprechen in Rätseln. Ich kenne weder die eine noch die andere“, sagte Correggio.

Bount legte das Foto der toten Jessica Thorpe auf den Schreibtisch. „Das ist Jessica“, sagte er.

Correggio hielt sich das Bild dicht vor die Augen. Er war kurzsichtig, aber seine Eitelkeit verbot es ihm, in Gegenwart eines Besuchers eine Brille zu tragen. „Wer ist Jessica Thorpe?“, fragte er. „Und was bringt Sie dazu, mich nach dieser Dame zu fragen?“

Bount lehnte sich zurück. Er war verblüfft. Correggio war kein Mann, der etwas bestritt, was ihm widerlegt werden konnte. Es war durchaus möglich, dass er die beiden jungen Frauen tatsächlich nicht kannte. Aber warum hatte Leslie Harper dann versucht, sich als Correggios Geliebte auszugeben?

„Es gibt Leute“, sagte Bount etwas umständlich, „die behaupten, dass zwischen Leslie Harper und Ihnen bis vor kurzem eine Liaison bestanden habe.“

Correggio lächelte dünn. „Es gibt Leute, die mich für einen Mörder halten, und andere, die mich als Wohltäter preisen“, sagte er. „Ich möchte behaupten, dass beide Parteien unrecht haben, aber ich kann mich schwerlich gegen monströse Erfindungen wehren. Ich will es auch gar nicht. Man hört auf, bedeutend zu sein, wenn man sich um den Klatsch der Unbedeutenden kümmert.“

„Kennen Sie Jerry Winter?“

„Oh ja. Was ist mit ihm?“

„Er ist tot. Er wurde mitsamt seinem Wagen in die Luft gesprengt. Es muss sich um eine Bombe mit Zeitzünder gehandelt haben, vielleicht auch um eine, die durch Funkimpulse ausgelöst wurde. Jedenfalls ging die Ladung mitten in der Stadt hoch. Es ist ein Wunder, dass es dabei keine weiteren Opfer zu beklagen gab – nur eine Handvoll Verwundete.“

„Der arme Jerry. Ich habe ihn geschätzt. Er war ein guter Pokerspieler.“

„Das war sicherlich nicht die einzige Verbindung, die er zu Ihnen hatte.“

„Doch, das war sie. Wir pokerten häufig zusammen, etwa einmal in der Woche.“

„Woher nahm er das Geld für dieses Hobby? Ich gehe doch wohl kaum fehl in der Annahme, dass dort, wo ein Correggio am Tisch sitzt, nicht mit Taschengeldern operiert wird.“

„Hören Sie, Reiniger. Erwarten Sie im Ernst, dass ich einen Mitspieler danach frage, woher er das Geld nimmt, das er auf den Tisch legt?“ „Wer kann ein Interesse daran gehabt haben, Jerry Winter zu töten?“ Correggio zeigte beim Lächeln seine weißen, künstlichen Zähne. „Sie sind Privatdetektiv. Finden Sie es heraus“, spottete er.

„Genau das werde ich tun“, versprach Bount. „Sprechen wir noch einmal von Jessica Thorpe. Sie wurde in meiner Praxis vergiftet, sie starb vor meinen Augen ...“

„Vergiftet?“, unterbrach Correggio. „Von wem?“

„Ich weiß von Jessicas Mann, James Thorpe, dass seine Frau dazu neigte, Beruhigungstabletten einzunehmen. Ihre Mörder haben das gewusst. Sie haben sich diese Eigenart zunutze gemacht und die Tabletten gegen hochgiftige Pillen ausgetauscht.“

„Das müssen Sie beweisen. Es kann auch Selbstmord gewesen sein.“

„Es war Mord“, sagte Bount.

„Wie Sie wollen“, seufzte der Syndikatsboss und stand auf. „Ich darf Sie jetzt bitten, mich entschuldigen zu wollen. Sie können beim besten Willen nicht von mir erwarten, dass ich mich an Ihren Spekulationen beteilige.“

„Sie kannten Winter, und Winter ist in den Mord an Jessica Thorpe verwickelt“, sagte Bount. „Sie können mir nicht weismachen, dass es da keine Zusammenhänge gibt.“

„Dort ist die Tür“, sagte Correggio. „Wir sprechen uns noch“, meinte Bount, stand auf und marschierte ins Sekretariat. Die beiden eleganten Muskelmänner standen am Ausgang. Ihre Gesichter waren hart und scheinbar leer, aber Bount spürte, dass Gefahr in der Luft lag. Er war ohne Waffe gekommen, weil er gewusst hatte, welchen Spielregeln er sieh in diesem Hause unterwerfen musste. Die Männer bewegten sich mit der lasziv anmutenden Trägheit von Leuten, die sich ihrer Kraft und ihrer Überlegenheit bewusst sind. Einer baute sich direkt vor der Tür auf.

Bount stoppte. „Lassen Sie mich vorbei“, sagte er.

„Tut uns leid. Mister“, meinte der Mann, der an der Tür stand. Er war blond und hochgewachsen, nicht älter als 32. Er hätte in jedem Fernsehkrimi den Helden spielen können, aber seine Stimme war kaum geeignet, ihm einen solchen Job zu verschaffen: sie war heiser, brüchig, scharf und sehr unangenehm.

„Was tut Ihnen leid?“, fragte Bount und spannte die Muskeln. Ihm gefiel nicht, dass der zweite Mann, ein Schwarzhaariger, an ihm vorbeiging und hinter ihm Halt machte.

Bount blickte über seine Schulter, aber das hätte er besser bleiben lassen sollen. Der Blonde nutzte seine Chance, riss die Rechte hoch und wuchtete sich mit professioneller Gründlichkeit auf Bounts Solarplexus.

Bount riss den Mund auf und ging in die Knie. Irgendetwas traf ihn am Kopf. Er versuchte zu kontern, aber es war, als hätte er plötzlich einen Körper aus Gummi, gefüllt mit lauer, warmer Luft. Er konnte sich nur schwammig bewegen, gleichsam in Zeitlupe.

Ein Feuerblitz durchzuckte seinen Schädel. Bount war außerstande, den damit verbundenen Schmerz zu registrieren. Sein Bewusstsein stürzte in einen dunklen, scheinbar endlos tiefen Schacht.

Als er erwachte, lag er dort, wo er zusammengeschlagen worden war.

Er richtete sich auf, sehr langsam und leicht benommen. Die beiden Gorillas befanden sich noch im Zimmer. Der Blonde saß auf der Ecke eines Schreibtisches, der Dunkelhaarige lehnte mit vor der Brust verschränkten Armen an der Wand. Die Männer sahen ernst aus, aber auch spöttisch. Bount wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Er war sauer, sogar stocksauer, aber er war weit davon entfernt, sich zu erregen. Es gehörte zu seinem Beruf, gelegentlich verprügelt zu werden. Bis jetzt hatte er es noch immer geschafft, zurückzuschlagen.

„Das war ein hübscher Einfall“, sagte Bount. Er bewegte die Stirnhaut.

In seinem Schädel war ein dumpfer Druck, aber kein Schmerz. Noch fünf Minuten, und er würde wieder topfit sein.

Der Blonde griff mit spitzen Fingern hinter sich. Er hielt einen Revolver hoch, wobei er die Waffe mit einem Taschentuch anfasste.

„Sehen Sie mal, was wir hier haben“, sagte er.

Bounts Augen wurden schmal. „Der gehört mir“, stellte er fest.

„Das sollten Sie lieber in Abrede stellen“, höhnte der Blonde. „Damit haben Sie immerhin einen Menschen erschossen.“

Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis

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