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Thomas Henry Huxley
Britischer Biologe und vehementer Unterstützer
der Darwinschen Evolutionstheorie (1825-1895)

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Am nächsten Morgen wurde Markus nur langsam wach. Er gähnte und schaute sich mit kleinen Augen in seinem Schlafabteil um, seiner kleinen, privaten Enklave in einem selbst gewählten Exil. Er schloss die Augen wieder und lauschte einen Moment lang der nie verstummenden Kakofonie der Station, bevor diese von der plötzlich einsetzenden allmorgendlichen Weckmusik übertönt wurde. Sein noch schläfriger Geist erkannte den Titel „Aquarius“, ordnete ihn dem Musical „„Hair““ zu, und beschäftigte sich träge einige Zeit mit der Frage, in welchem Zusammenhang das astrologische Grundthema des Stücks wohl zur ISS im Allgemeinen, und zur Mission im Speziellen stand.

Dann schweiften die Gedanken zu seiner Familie ab. In letzter Zeit ertappte Markus sich dabei, dass er anfing, die Tage zu zählen. Sechs Monate waren eine verdammt lange Zeit der Trennung. Er tröstete sich damit, dass es an diesem Tag wieder ausreichend Arbeit geben würde, um sich abzulenken. Er raffte sich auf, und begann sich für den Tag fertigzumachen. Er stand gerade unter der Hightech-Dusche, als erneut ein durchdringendes Alarmsignal die Station durchschallte.

Wenig später war er in der Swesda.

Der Alarm war bereits abgestellt worden und Aleksei und Anatoli in intensiver Kommunikation mit den Bodenstationen. Markus lauschte dem Funkverkehr und erfuhr, dass der Alarm durch einen Sensor am Kühlsystem ausgelöst worden war. Das Kühlsystem, im Bord-Fachjargon kurz ATCS für „Active Thermal Control System“ („„Aktives Temperatur-Kontroll-System““) genannt, war ein wichtiger Bestandteil des Lebenserhaltungs-Systems der Station. Das von Boeing entwickelte ATCS bestand aus internen und externen Komponenten zur Kontrolle der Innentemperatur der Station.

Überall in der Station produzierten Computer, Maschinen und Menschen überschüssige Wärme. Der interne Kühlkreislauf, in dem Wasser zirkulierte, nahm diese Wärme aus den verschiedenen Modulen der Station auf. Pumpen hielten das Wasser in Bewegung und führten es in einen Wärmetauscher, der die Abwärme auf zwei externe Kühlkreisläufe übertrug, die mit flüssigem Ammoniak gefüllt waren. Ammoniak wurde verwendet, da es auch bei den teils extrem tiefen Temperaturen nicht einzufrieren und die Leitungen zu sprengen drohte. Das angewärmte Ammoniak passierte die beiden Radiatoren an der zentralen Stützstruktur der Station, an denen die Wärme schließlich breitflächig ins All abgestrahlt wurde. Markus erfuhr, dass die Beschädigung des Radiators an der Backbordseite, die sie während ihrer EVA festgestellt hatten, offenbar gravierender war, als sie zunächst angenommen hatten. Auch die Bodencrews hatten anhand der Kameraaufnahmen zunächst keinen unmittelbaren Handlungsbedarf gesehen. Es waren nur wenige Ammoniakflöckchen gesichtet worden, und das Kühlsystem funktionierte auch nach der Kollision zunächst weiterhin reibungslos.

Aber nun war offensichtlich doch mehr Ammoniak ausgetreten. Die betroffene Kühlmittelpumpe hatte sich mit einem Druckverlust konfrontiert gesehen und vorsichtshalber beschlossen, sich abzuschalten, um einen Defekt zu vermeiden. Dadurch war dann der Alarm ausgelöst worden. Das Problem stellte zunächst noch keine unmittelbare Bedrohung für die Station und ihre Crew dar, denn der Steuerbord-Kühlkreislauf war intakt geblieben. Sollte dieser aber aus irgendeinem Grund ebenfalls ausfallen, wäre die Station nicht mehr in der Lage, überschüssige Wärme hinreichend nach außen abzustrahlen. Als Konsequenz käme es zu extremen Temperatur-Schwankungen mit katastrophalen Auswirkungen. Die fehlende Redundanz in einem sicherheitsrelevanten System war ein nicht zu tolerierendes Risiko. Die Bodenstationen entschieden daher, den Einsatzplan für die folgenden Tage zu ändern. Der Reparatur des Kühlsystems wurde Vorrang gegenüber der Stabilisierung des Canadarms gegeben, und sie wurde damit zum primären Ziel des für den nächsten Tag geplanten Außeneinsatzes erklärt. Der Einsatzplan dafür würde voraussichtlich am frühen Nachmittag übermittelt werden. Des Weiteren teilte Ihnen Lynn mit, dass die Bodenstationen beschlossen hatten, die Reparaturarbeiten der nächsten Tage und Wochen komplett von Houston aus zu koordinieren. Die meisten der gravierenderen Schäden lagen im internationalen Teil der Station, oder betrafen den Canadarm2. Vom kanadischen Entwickler des Moduls, „MDA Space Missions“, war bereits ein Team nach Houston aufgebrochen.

Nach dem Frühstück, während des regulären morgendlichen Briefings, wurde die Lage weiter erörtert. Sie bekamen die Anweisung, das Kühlsystem bis zur Reparatur zu entlasten, und einige der elektronischen Anlagen der Station vorübergehend stillzulegen. Darunter waren einige der Gyroskope, die die Lage der Station kontrollierten, eines der GPS-Systeme sowie einige Spannungskonverter. Zudem wurde ihnen nun auch der Einsatzplan zur Stabilisierung des Canadarm2 übermittelt - ein immerhin fünfzigseitiges Dokument. Schließlich bat Lynn die Crew noch darum, den Plan sorgfältig zu studieren, sowie die notwendigen Vorbereitungen für die anstehenden Außeneinsätze zu treffen. Dann verabschiedete sie sich.

Nach dem Briefing übernahm Aleksei die Einteilung der Teams und legte nochmals die Regelungen für die Außeneinsätze der nächsten Tage fest: »„Wir arbeiten wieder aus der Quest-Airlock heraus und bleiben bei unserer ursprünglichen Planung. Das bedeutet Anatoli und Grigorij werden den morgigen Einsatz übernehmen. Markus und Josh helfen heute Abend bei den notwendigen Vorbereitungen. Kathy und ich werden den zweiten Einsatz übernehmen, unterstützen werden Anatoli und Grigorij“.«

Aleksei schaute zu Markus herüber. »„Das dritte Team, so wir das denn benötigen werden, bilden wieder Markus und Josh. Kathy und ich werden die Anzüge dafür vorbereiten“.«

Markus nickte, die Einteilung war durchdacht. Bei den anstehenden Arbeiten würden alle mit anpacken müssen, um eine Überlastung einzelner Crewmitglieder zu vermeiden, und es war sinnvoll, dass jeweils einer der Flugingenieure dabei war.

Den Rest des Vormittages verbrachten die Wissenschaftler planmäßig mit der Fortführung des wissenschaftlichen Programms, während sich die Ingenieure um die durch den Teilausfall des Kühlsystems notwendig gewordenen Arbeiten kümmerten.

Nach einer Mittagspause fand sich das Team wieder zusammen um die Einsatzpläne für den Reparatureinsatz am Backbord-Radiator, sowie für die Sicherung des Canadarm2 zu studieren. Die Protokolle waren umfangreich und ihr Studium nahm den gesamten Nachmittag in Anspruch. Als sich die Crew später aber nach einer kurzen Trainingseinheit zum Abendessen wieder versammelte, war der Außeneinsatz des nächsten Tages bereits bis ins Detail durchgeplant:

Sechs Stunden waren für Anatoli und Grigorij vorgesehen, der Ausstieg war für UTC 10:00 terminiert, und der Einsatz würde unter Kontrolle des Houston-Teams erfolgen. Das für die Reparaturarbeiten notwendige Werkzeug-Set war von den Bodencrews mit Hilfe von Bauplänen und Simulationen festgelegt worden und in den Einsatzplänen aufgelistet. Es befand sich bereits in der Quest-Schleuse oder in den Außenbord-Staufächern. Die notwendigen Ersatzteile waren ebenfalls in den Einsatzplänen vermerkt, und Josh und Markus holten sie aus dem Zarya-Modul und transportierten sie ins Quest-Modul.

Kathy merkte an, dass der Fahrplan für ihr wissenschaftliches Programm durch die Einsätze der nächsten Tage durcheinandergeraten würde, und sie einige Experimente nicht würde zu Ende führen können. Grigorij pflichtete ihr bei und betonte er hätte ähnliche Probleme, und auch Markus bestätigte, dass es für sein Programm zeitlich sehr eng werden würde.

Aleksei erwog den Umstand kurz und beschied dann: „»Da außer Frage steht, dass die Reparaturarbeiten Vorrang haben, gibt es nur zwei Möglichkeiten, wie wir mit dem Problem umgehen können. Entweder Houston verlängert unseren Aufenthalt entsprechend oder die Aufgaben für die verbleibende Zeit müssen priorisiert werden. Weniger wichtige Experimente oder Auswertungen müssen zwangsläufig zurückstehen«“.

»Aleksei, es ist nicht allein ein Kapazitätsproblem«“, gab Markus zu bedenken, »einige meiner Experimente haben einen festgelegten Zeitplan. Die Messreihen werden Lücken bekommen und dadurch unter Umständen insgesamt unbrauchbar“.«

»„Ich verstehe, Markus. Ich denke, darum müssen sich dann unsere Freunde am Boden kümmern, wir können das hier nicht entscheiden“.«

Die Frage, wie mit dem wissenschaftlichen Programm weiter verfahren werden sollte, wurde entsprechend auf die Agenda des Abend-Briefings mit den Bodenstationen gesetzt. Im Gespräch mit Lynn kam man überein, ein kleines Team zu bilden, welches mit den entsprechenden Instituten und Auftraggebern die Restprogramme der Experimente sichten, und Prioritäten und neue Reihenfolgen definieren sollte. Ein anderes Gremium würde die Aufgabe übernehmen zu prüfen, ob die Mission um einige Tage verlängert werden konnte.

Noch während das Abend-Briefing für einen Teil der Crew lief, begannen bereits die Vorbereitungen für das „camp out“ von Anatoli und Grigorij in der Quest-Schleuse. Markus und Josh übernahmen das Bereitlegen des Equipments, die Anpassung der EMUs an die Körpergrößen der beiden Kosmonauten sowie das Abarbeiten der Checklisten. Dabei stellte sich heraus, dass die Helm-Kamera am Anzug EMU-1, den Josh bei seinem ersten Außeneinsatz getragen hatte, nicht einwandfrei funktionierte. Josh untersuchte die Kamera und stellte einen Wackelkontakt fest. Kurzerhand baute er die Kamera ab und schraubte sie auseinander, um Anschlüsse und Kontakte zu überprüfen. „

»Aha, schau mal“!«, sagte er und hielt Markus das Innenleben der Kamera unter die Nase, das überraschend übersichtlich war. An einem der Kontakte hatte sich etwas feiner Staub, vielleicht Metallabrieb, angesammelt. Josh löste den Kontakt und entfernte die Verunreinigungen. Er brachte dann noch etwas Kontaktmittel auf, befestigte das Kabel wieder am Kontakt, und setzte schließlich das Gehäuse der Kamera wieder zusammen. Der anschließende Test verlief voll und ganz zu Joshs’ Zufriedenheit, die Kamera funktionierte wieder einwandfrei.

Markus hatte ihn bei der Arbeit beobachtet. Josh verfügte über eine schlafwandlerische Sicherheit im Umgang mit elektronischen Geräten, fast war es schon eine Art Intuition, die Markus faszinierte.

Josh grinste und sagte: »„Ich habe schon als kleiner Junge alle möglichen Geräte zerlegt. Meine Mutter bekam immer Anfälle, wenn sie mich dabei sah. Sie hatte Angst, da könne noch irgendwie Strom drin sein. Anfangs habe ich auch kaum etwas wieder richtig zusammensetzen, geschweige denn reparieren können. Aber mein Onkel war Elektriker, er schenkte mir zu meinem elften Geburtstag einen Elektrobaukasten und erklärte mir die gängigen Komponenten und deren Funktion. Mit zwölf oder dreizehn konnte ich die meisten Geräte reparieren, und mit vierzehn fing ich an, einfache Geräte selber zu bauen“.«

»Mit zwölf oder dreizehn habe ich, glaube ich, noch mit Lego gespielt“«, sagte Markus, „»und ich kann mich beim besten Willen nicht entsinnen, jemals ein defektes elektrisches Gerät erfolgreich repariert zu haben“.«

»Deshalb ist ja auch nur ein Biologe aus Dir geworden und kein Ingenieur«“, stellte Josh trocken fest.

»„Nun mach mal halblang«, gab Markus in gespielter Empörung zurück, „»die meisten biologischen Systeme sind viel komplexer als alles, was Ingenieure zustande bringen“.«

»„Noch!«“, erwiderte Josh, „»aber wir arbeiten dran“.«

»Apropos arbeiten«, sagte Markus, »„lass uns das hier zu Ende bringen, ich bin noch mit Aleksei auf eine Partie Schach verabredet“.«

Josh legte die Stirn in Falten: »„Du weißt, das ist mindestens genauso aussichtslos, als wenn Du versuchen würdest, eine Kamera zu reparieren“.«

»Keine Frage, aber beim Schach bin ich zumindest lernfähig und mein Ziel ist, dass es bei Missionsende wenigstens für Dich sicher reichen wird“.«

»Hm, da bringst Du mich auf etwas, an einem Schachcomputer habe ich mich noch nie versucht«“, lachte Josh.

Markus arbeitete gern mit Josh, er war unkompliziert und hatte noch etwas Jungenhaftes an sich. Und im Gegensatz zu Kathy kam er gut mit ihm klar. Sie beendeten den Check und sagten Anatoli und Grigorij Bescheid, dass sie nun ins „camp out“ gehen konnten.

Markus hatte sich mit Aleksei um 20:30 Uhr in der Cupola verabredet. Als er eintraf, war Aleksei bereits dort und stellte die Figuren auf das kleine Magnet-Schachbrett, welches er mitgebracht hatte. Üblicherweise spielte Aleksei mit Anatoli oder Grigorij, aber die beiden hatten schon zu oft verloren, und so hatte sich Markus für diesen Abend als Opfer angeboten. Zwar beherrschte er das Spiel ebenfalls seit seiner Jugend, war aber ein eher durchschnittlicher Spieler. Er hatte Aleksei einmal gefragt, warum so viele gute Schachspieler aus Russland kamen, und Aleksei hatte ihm erklärt, dass sich Schach im letzten Jahrhundert in Russland zu einem Volkssport entwickelt hatte. Von der politischen Elite wurde das Schachspiel in Russland ebenso stark gefördert wie in anderen Ländern etwa Fußball. An vielen russischen Schulen war Schach ein Schulfach, und Aleksei hatte das Glück gehabt, von einem ehemaligen Großmeister unterrichtet zu werden. So hatte er bereits früh auf hohem Niveau spielen gelernt. Am Boden war er noch immer im Verein aktiv und spielte in den oberen nationalen Ligen mit.

Aleksei ließ hinter seinem Rücken einen schwarzen und einen weißen Bauern in seinen Händen verschwinden und hielt sie dann vor Markus hin. Markus wählte die linke Faust und damit den weißen Bauern. Aleksei stellte die beiden Bauern auf ihre Positionen, drehte das Brett und sagte:

»„Bitte schön, Brüderchen, Du hast den ersten Zug“.«

Markus eröffnete mit seinem Standardzug, Königsbauer E2 nach E4, und Aleksei wählte mit C7-C5 die sizilianische Verteidigung. Markus hatte Schach schon früh von seinem Großvater gelernt und sich während seiner Oberstufenzeit einer Schach-AG in seiner Schule angeschlossen. Er hatte während dieser Phase sogar etwas Theorie gelernt, genug jedenfalls um zu wissen, dass Schach eine eigene Wissenschaft war, die man lebenslang studieren konnte. Es gab Berge von Literatur allein zu den möglichen Eröffnungsstrategien. Aleksei war darin umfassend bewandert, er hatte mehrere überregionale Jugend-Meistertitel errungen und sogar höhere Ambitionen gehabt, die er dann aber zugunsten seiner Berufsausbildung zurückstellen musste.

Das Spiel verlief entsprechend erwartungsgemäß. Bereits nach wenigen Zügen hatte Aleksei einen Stellungsvorteil herausgespielt und Markus ahnte, welchen Verlauf die weitere Partie nehmen würde. Nach einer halben Stunde hatte Aleksei das Zentrum erobert, ein starkes Läuferpaar beherrschte die Diagonalen und der Turm die freie C-Linie. Er wusste, dass Aleksei in der Lage gewesen wäre, die Partie blind erfolgreich zu beenden. Er dachte daran, dass es Spieler gab, die mit verbundenen Augen simultan mit dreißig oder vierzig Gegnern spielten, und trotzdem nahezu alle Gegner schlagen konnten. In einem „„Scientific American““-Heft hatte er mit großem Interesse einen Artikel über dieses Thema gelesen: Sehr gute Schachspieler waren in der Lage in Bruchteilen einer Sekunde eine unbekannte Spielsituation zu erfassen und zu bewerten. Das Gehirn perfektionierte bei ständigem Training die Erkennung von Spielmustern und verfügte über ein Repertoire an Spielstrategien, die diesen Mustern zugeordnet werden konnten, ohne dass jede Zugfolge im Detail durchgerechnet werden musste. In dieser Art von Mustererkennung war das trainierte menschliche Gehirn noch immer unerreicht, auch wenn es schon mehr als ein Jahrzehnt her war, dass ein Mensch in regulären Partien im Vergleich mit Computerprogrammen wie „„Deep Blue““ oder „Deep Thought““ hatte bestehen können. Inzwischen gab es separate jährliche Weltmeisterschaften, bei denen ausschließlich Computer gegeneinander spielten und die stärksten Programme um den Titel kämpften.

Nach etwas mehr als einer Stunde wurde die Situation auf dem kleinen Brett schließlich aussichtslos. Markus starrte auf die Stellung. Er hatte sich schon länger als üblich gehalten, aber jetzt war Schluss. Er hatte zwar noch keine Figuren eingebüßt, aber Aleksei hatte einen erdrückenden Stellungsvorteil herausgespielt, und würde in wenigen Zügen einen Angriff am Königsflügel erfolgreich abschließen. Markus reichte die Hand zum Zeichen der Kapitulation. Er nickte anerkennend und sagte: „»Danke für die Lehrstunde“.«

Aleksei lächelte und erwiderte: »„Ich habe Dir für das Spiel zu danken“.«

Sie blickten aus den Panoramafenstern der Cupola auf einen wolkenverhangenen Atlantik.

»„Was wirst Du nach Ende der Mission machen?«, fragte Markus und fügte hinzu: „»Ich meine außer Schach spielen“.«

Aleksei überlegte einen Moment. „»Außer Schach?«“ Dann lachte er laut. Um mit Goethes „Faust“ zu sprechen: »„Ich bin zu alt, um nur zu spielen. Zu jung, um ohne jeden Wunsch zu sein“.« Mit ernsterer Stimme fügte er dann hinzu: „»Die nächsten Monate sollen ausschließlich meiner Frau und meinen beiden Söhnen gehören. Sie sind jetzt sechzehn und siebzehn Jahre alt, und wenn man so lange fort ist wie ich, verliert man leicht den Zugang zu ihnen. Sie sind ohnehin in einem schwierigen Alter, und meine Frau hat alle Hände voll zu tun, sie halbwegs unter Kontrolle zu halten. Wir planen einen gemeinsamen Urlaub auf Hawaii, sobald die Nachbereitung der Mission abgeschlossen ist. Das wird vielleicht der letzte gemeinsame Familienurlaub, bevor die Jungs ihre eigenen Wege gehen“.« Markus nickte, er hatte selbst den Eindruck, dass die Zeit nur so dahinflog, seine Kinder würden ebenfalls in überschaubarer Zeit flügge werden. In diesem Beruf gab es mitnichten nur Highlights, man musste auch einige bittere Pillen schlucken. Aleksei zeigte auf Europa, das unter ihnen daher zog. »„Und Du, was wirst Du tun, wenn Du wieder da unten bist?«,“ fragte er. Markus lächelte. »Du meinst nach all dem Sex, dem guten Essen, dem stundenlangen Duschen, den Flaschen gut temperierten Rotweins und den endlosen Spaziergängen mit dem Hund im Wald? Ich glaube, irgendwann wird es mich wieder packen, und wenn ich die Chance bekomme - und meine Frau mich lässt - möchte ich noch eine oder zwei weitere Missionen machen“.« Aleksei nickte. »Du bist vergleichsweise jung und Du bist gut in Deinem Job, ich bin sicher Du wirst für weitere Missionen vorgesehen“.« Nach einer Pause fügte er seufzend hinzu: „»Ich habe es mir lange überlegt, Markus, für mich ist nach dieser Mission Schluss. Ich werde mich auf meine Datscha zurückziehen, vielleicht ein Buch schreiben. Und wenn das Geld ausgehen sollte, findet sich sicher in Koroljow ein Job für einen alten Kosmonauten wie mich, was meinst Du?“« »„Ich bin sicher, dass man für Dich eine interessante Stelle schaffen wird. Darf ich Dich dann mal besuchen kommen, auf Deiner Datscha?“« »Was fragst Du da, Brüderchen, als Kommandant dieser Station bestehe ich sogar darauf! Und wenn Du kommst, werden wir Schach spielen und uns an unsere gemeinsame Zeit hier auf der ISS erinnern!“«

Im Bereich des Unmöglichen

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