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ALLES BEGINNT

19. März 2020, Malediven: Wir sitzen fest! Es ist nur ein paar Minuten her, dass uns die Nachricht erreichte, dass unsere Flüge zurück nach Hause gestrichen wurden. Alles nur wegen des Coronavirus! Der Leiter unseres Hotels, von dem wir erst einmal nicht wegkommen, meldet sich über die Sprechanlage:

„Liebe Hotelgäste, wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit, denn es folgt eine wichtige Durchsage: Wie Sie sicher mitbekommen haben, wurde sämtlicher Flugverkehr in verschiedene europäische Staaten aufgrund der CoVid-19-Pandemie eingestellt. Wir bitten alle Gäste aus Deutschland in den Gemeinschaftsraum im dritten Stock. Gäste aus der Schweiz in den…“

Der Leiter listet noch weitere Länder und Räume auf und die Ansage wird in mehreren Sprachen wiederholt, doch das alles bekomme ich nicht mehr wirklich mit. Wir begeben uns alle zügig in den Gemeinschaftsraum, wo ein großes Durcheinander herrscht. Alle sind durch diese neue Situation sichtlich aufgebracht. Mit der Zeit kehrt allerdings etwas Ruhe ein. Als wir uns setzen, habe ich Zeit, meine Mitmenschen etwas genauer zu betrachten. Mir fällt auf, dass so gut wie alle Altersgruppen vertreten sind.

Der Hotelchef betritt den Raum und bittet alle um Ruhe und Aufmerksamkeit. Er verkündet, dass wir natürlich vorerst im Hotel bleiben können, bis die Flugzeuge der Rückholaktion aus Deutschland kämen, um uns abzuholen. Er wüsste leider genauso wenig wie wir, doch verspreche er uns, dass er uns schnellstmöglich informiere, wenn es neue Informationen gebe. Es stehe uns natürlich gänzlich frei, das Hotel zu verlassen, allerdings rät uns der Hotelchef, dies nicht zu tun, um uns und Andere nicht zu gefährden. Abschließend weist er noch darauf hin, dass es in unserem Hotel noch keinen bestätigten Fall gebe und es ihn freuen würde, wenn dies auch so bliebe. Er verabschiedet sich, um die Gäste der anderen Länder zu informieren und zu beruhigen.

Als der Hotelchef gegangen ist, stehe ich auf. Mir ist klar, dass mich jetzt alle anschauen, aber genau das wollte ich erreichen.

„Wir sitzen offensichtlich alle im selben Boot“, beginne ich etwas nervös. „Was haltet ihr davon, wenn wir die Tage bis zu unserem Rückflug gemeinsam verbringen? Ich meine, wenn wir schon nicht rausgehen sollen, dann…“ Auf meinen Vorschlag folgt einen Moment lang Stille, bis sich ein Junge am anderen Ende des Raumes zu Wort meldet.

„Was für ein Quatsch! Was sollen wir denn alle zusammen machen? Da kann ich genauso gut auch in meinem Zimmer chillen.“

Ich möchte antworten, doch mir kommt eine ältere Dame zuvor:

„Also, ich finde die Idee ganz reizend. Du musst ja nicht teilnehmen, wenn du nicht möchtest, mein Junge. “

Er antwortet mit einem Augenrollen und geht. Ich betrachte die Szene leicht amüsiert. Ein Junge aus den vorderen Reihen wirft ein:

„Die Frage an sich ist aber berechtigt. Was wollen wir denn machen?“ Die ältere Dame antwortet:

„Also früher haben wir immer Brettspiele gespielt oder uns Geschichten erzählt, wenn wir etwas zusammen machen wollten. “

„Ich fände Geschichten erzählen toll“, antworte ich und bin glücklich, dass mein Vorschlag nicht komplett abgelehnt wurde. Ein junges Mädchen steht auf und sagt: „Okay, dann bis morgen! Ich freue mich schon.“

Sie lächelt mir zu und geht.


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