Читать книгу Das Leben ist zu kurz, um drüber nachzudenken! - Chapeau Baschtel - Страница 6

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Es ist der Natur entsprungen zu bestimmen wer und was wir sind. So denken die meisten Menschen. Ich bin halt so, ist die Aussage, die am Meisten getroffen wird. Das habe ich immer schon so gemacht, eine sehr beliebte Ausrede sich nicht einzugestehen, dass man zu faul ist sich weiterzuentwickeln. Warum handeln wir denn so wie wir handeln? Wer bestimmt denn unser tägliches Tun? Ist es die Natur die für uns Entscheidungen trifft? Nein, es ist unser Verstand, das hat man uns schon im frühen Kindesalter beigebracht. Der Verstand denkt und das Herz fühlt. Ist doch logisch. Aber wenn wir gerade über das Gefühl nachdenken, ist es doch wieder der Verstand der das Gefühl denkt oder nicht?

Scheinbar nicht so einfach zu erklären. Fakt ist jedoch, dass der Mensch scheinbar immer auf dem Weg ist sich zu finden, es sei denn er ist zu faul dazu. Gehen wir jetzt mal von einem fleißigen Menschen aus. Also entschließt dieser fleißige Mensch sich nun hinzusetzen und mit dem Verstand und seinem Gefühl, was ja der Sage nach vom Herzen kommt, herauszufinden wer und was er ist. Da gibt es sicherlich sehr viele Naturwissenschaftler die jetzt aufspringen und sagen: >>Ich weiß es, ich weiß es.<< Wissen die das wirklich? Wissen die wer dieser fleißige Mensch ist, welcher herausfinden möchte wer und was er ist? Sind Sie sicher? Woher wissen Sie das denn? Von anderen Menschen, die sich mit diesem Gedanken wer bin ich denn und was tue ich hier, lange auseinandergesetzt haben? Oder hat sich dieser fleißige Naturwissenschaftler auch hingesetzt und darüber nachgedacht mit Verstand und Gefühl, nur eins im Sinne, die Frage wer und was er ist? Jeder Naturwissenschaftler kann uns in stundenlangen Vorträgen sehr detailliert erklären, wie wir entstehen. Aber das weiß doch jedes Kind. Wenn man abends den Fernseher einschaltet, können unsere Jüngsten doch bereits in ihren Lieblingssendungen am Frühabend eine Menge über die Entstehung des menschlichen Wesens erfahren.

Die Antwort wird jeder Mensch, ob alt oder jung, wie aus der Pistole geschossen, übrigens ein sehr negative Vorstellung, aus der Pistole geschossen..., na ja... erklären können. Menschen bzw. Babys, das sind sehr kleine Menschen, die sich vor allem mit Mimik und Gestik verständigen, entstehen wenn zwei größere Menschen, sprich Erwachsene, übrigens auch so ein schönes Wort, Liebe machen. AHA. Liebe machen. Na wenn das mal nichts mit Gefühlen zu tun hat? Also jeder Erwachsene, welcher schon mal Liebe gemacht hat, wird das jawohl bestätigen können. Gefühle ohne Ende und alle kommen von Herzen oder doch vom Verstand oder von den Sinnen, die sich überall am Körper verteilt haben?

Auf jeden Fall wissen wir alle klein und groß wie wir entstehen, nämlich durch Liebe machen zweier verschieden-geschlechtlicher, menschlicher Wesen, welche beide wissen wer und was sie sind... Oder etwa nicht? Haben die beiden bevor sie Liebe gemacht haben sich hingesetzt und darüber nachgedacht wer und was sie sind und dann beschlossen Liebe zu machen? Wenn sie sich da mal nicht durch die Sinne, die am ganzen Körper verteilt sind, dazwischenfunken haben lassen und direkt ohne zu einem Ergebnis zu kommen, wer und was sie sind, direkt ab zum Liebe machen. Man die Gefühle...

Gehen wir mal zurück zu dem einsamen, fleißigen Menschen, der sich nicht wie unsere beiden Liebemachenden vom Gedanken wer und was bin ich, abbringen lässt. Er sitzt da immer noch und konzentriert sich vorerst voll und ganz auf seinen Verstand. Er glaubt nämlich, dass er hier die Antwort findet. Also Gedankenansatz, was bin ich, ein menschliches Wesen. Ein Etwas, dass durch zwei verschieden-geschlechtliche Menschen, welche Liebe gemacht haben, nach knapp neun Monatiger Reife und ein paar Qualen für das weibliche Wesen, in welchem gereift wird, Volksmund Mutti, entsteht. Ein Wunder.

Ja, die wissenschaftlichen Freunde werden jetzt wieder aufspringen und einen zweistündigen Vortrag halten, dass dies kein Wunder sei, sondern logische Biologie. Davon will unser fleißiger Freund aber jetzt nichts wissen und beschließt zu dem Entschluss gekommen zu sein, dass er ein Wunder ist. Ein Wunder! Schön. Was sind wir Menschen? Ein Wunder! Man das hört sich doch toll an. Gestatten, ich bin ein Wunder. Ob das die kleinen Menschen nach der Geburt, sprich die Babys, also wir alle irgendwann mal wirklich als erstes gedacht haben? Ich bin ein Wunder! Wer weiß, vielleicht? Wer von Ihnen weiß denn noch was er direkt nach der Geburt aus der Mutti gedacht hat? MMH? Die Damen und Herren Naturwissenschaftler, wissen Sie es noch? Sehen sie? Ich behaupte, wir haben alle zuerst gefühlt, natürlich vom Herzen, man ist das kalt. BRRR. Jemand anderer Meinung?

Also unser fleißiger Wunderknabe, denkt immer noch und ist nun sicher zu wissen was er ist, schon wieder vergessen? Natürlich ein Wunder! Aber wer ist er denn nur, wer bin ich, dass fragt er sich nun. Wer? Was ist wohl damit gemeint, fragt er sich. Sind damit meine Eigenschaften gemeint, mein Charakter, was für ein Wort, danke dem Erfinder dieses Wortes. Charakter! Das ist es. Ich bin mein Charakter, denkt er und versucht sich selbst zu erklären, was das wohl bedeutet. Er merkt, dass er selber bisher nur zu faul war, das herauszufinden. Als er noch ein Baby war, davon weiß er nicht mehr allzu viel, die ersten Schühchen und die erste Pampers, keine Ahnung inwiefern, dass seinen Charakter beeinflusst hat, denkt er. Aber ab wann ist denn sein Charakter entstanden? Nein, keine Zwischenrufe aus der Naturwissenschaft. Die meisten Menschen können sich so an verschiedene Ereignisse zurückerinnern. Jedoch meistens oder fast immer im Zusammenhang mit einem Gefühl. Der Verstand erinnert sich an das Gefühl. Man der Mensch ist einfach fantastisch.

Nehmen wir ein Beispiel:

Unser fleißig-denkender Wunderknabe, der ja mittlerweile weiß was er ist, erinnerte sich an ein Ereignis im frühen Kindesalter. Er erinnerte sich an viele Kinder auf einem Spielplatz. Es war so ein Spiel was er heute nicht mehr spielen würde. Die Kinder spielten eigentlich ein total bescheuertes Spiel.

Und zwar wurde folgendes Szenario abgespielt:

Ein Kind fuhr im Zick-Zack mit einer so genannten Seilbahn. Ein halber Autoreifen an einer Eisenstange läuft bergab ein Stahlseil entlang und die anderen Kinder stellten sich in die Laufbahn der Seilbahn und Duckten sich oder sprangen kurz vor dem Aufprall weg, um nicht getroffen zu werden. Was für ein Irrsinn oder? Tja, kreative Kinder wissen schon in frühen Jahren, wie man seine Sinne schärft und seine Reaktionszeit trainiert. Unser fleißig-denkender Wunderknabe war natürlich einer der besten Wegspringer aller Zeiten und wurde nie getroffen. Außer einmal! Da schwamm er wohl gerade ganz oben auf der Erfolgswelle, da hat es ihn erwischt. Im munteren Plaudern mit einem Mitstreiter, beachtete er nicht, wie die Seilbahn ohne Fahrer oben am Berg gelöst wurde. Mit voller Wucht bekam er den halben Autoreifen in den Bauch und die durchaus sehr massive und wetterresistente Eisenstange gegen den kleinen Kopf. Man, so viel Blut hatten die meisten Kinder noch nicht gesehen. Und die Ärzte im Krankenhaus, man hatten die einen Spaß den kleinen Wunderknaben festzuhalten, um ihm eine Spritze zu geben und die Wunde professionell zu behandeln.

>>Man hat ihr Sohn Glück gehabt<<, sagte ein Arzt zu der Mutti, wir erinnern uns, das menschliche Wesen indem der Wunderknabe gereift war, knapp neun Monate lang.

>>Ein Zentimeter weiter links und das wäre ins Auge gegangen.<< Der Wunderknabe war immer total stolz auf die Narbe. Kleine Jungs mit Narben sind halt cool.

Durch dieses Erlebnis wurden viele Gefühle frei gesetzt, wie Schmerz und Freude. Schmerz ab dem Moment des Aufpralls der Eisenstange am kleinen Kopf und Freude, als der Wunderknabe im Krankenhaus sich das Zimmer aussuchen durfte. Zu den Mädchen oder zu den Jungen. Ähm, Mädchen beschloss der kleine Wunderknabe…

Die Gefühle haben das Erlebnis in Erinnerung gerufen und machen es jederzeit im Gedächtnis abrufbar. Der fleißig-denkende Wunderknabe grübelte weiter über seinen Charakter. Also hat er bei diesem Erlebnis Vernunft gelernt. War ja auch ein irrsinniges Spiel. Aber besteht der Charakter nur aus dem Gefühl vernünftig zu handeln? Nein, er hatte noch ein neues Gefühl entdeckt. Die ersten Freudengefühle dem weiblichen Geschlecht gegenüber hatten ihn zum Thema Scharm gebracht. Sich schämen, was sollte das denn sein? Als er sehr stolz mit dem dicken Verband am kleinen Kopf im selbst ausgesuchten Zimmer, bei den Mädchen, das Bedürfnis verspürte, die fünf sehr leckeren Limonaden wegzubringen, kam es zum Desaster. Die sehr stabil gebaute Schwester, mit dem anmutig-klingenden Namen Brunhilde, von Ihren Kollegen liebevoll Schwestaaa Brunooooo gerufen, hatte dem kleinen Wunderknaben tief in die Augen geguckt und ihm ganz klar und eindeutig erklärt, dass er nicht alleine aufstehen darf. Aber was nun? Er wünschte nicht noch die fünfte Limonade getrunken zu haben, aber wie konnte er denn der liebreizenden Jacqueline vom Nachbarbett gegenüber Schwäche zeigen? Ein echter Kerl schafft jawohl lächerliche fünf Limonaden. Langsam stand ihm das Wasser bis zum Hals, da sprach diese wunderschöne Stimme eines blonden, engelähnlichen Geschöpfs von der Seite:

>>Möchtest Du noch eine Limonade?<< Oh mein Gott, was tun? Wie kommt er da wieder raus? Jetzt musste der kleine Mann mit dem großen Verband am kleinen Kopf sehr stark sein. Fest entschlossen diesmal dem Goldkelchen mit der Engelsstimme ihre Frage mit einem Nein zu beantworten, sagte er ganz cool und lässig:

>>Aber klar nehme ich noch Eine!<< Sie öffnete die Flasche, der Sprudel zischte, dies ist eines von diesen Geräuschen, welche man überhaupt nicht gebrauchen kann, wenn man ganz, ganz dringend einmal wohin muss.

Ich glaube jeder von Ihnen kennt das Gefühl sich gegen dieses dringende Bedürfnis zu wehren. Jedes Geräusch oder jede Vorstellung von Flüssigkeiten ist hier absolut unerwünscht. Als Jacqueline ihre Flasche mit einem Strohhalm lautstark ausschlürfte, war es soweit. Es ging nicht mehr. Es musste nun endlich raus. Aber wohin? Wenn er aufstehen würde, um zur Toilette zu gehen, würde ihn vielleicht Schwestaaa Brunooooo erwischen und was dann geschehen würde konnte er sich nicht einmal ausmalen. Aber da eine Frau mit einem Männernamen gerufen wird, entschied er, dass dies keine anzunehmende Option sei. Jetzt war es fünf vor zwölf, sollte der Zeiger auf die Zwölf kommen, würde ein Unglück geschehen. Und das im Mädchenzimmer. Das konnte er nicht zulassen, also suchte er nach weiteren Möglichkeiten seine Notdurft zu verrichten. Er entdeckte ein sehr seltsam-aussehendes Plastikgefäß und eine kleine, runde Schüssel unter dem Bett. Nein, dachte er sich, das kann doch nicht euer ernst sein, er sollte hier rein? Und das mitten im Mädchenzimmer? Wie sollte das denn gehen? Nun es gab keinen anderen Ausweg. Er musste etwas unternehmen, sonst würde sein kleiner Mann auch ohne seine Erlaubnis die Limonade wieder ans Tageslicht bringen.

Jacqueline, welche rechts von ihm lag, hatte mittlerweile ihre Kopfhörer vom Fernseher aufgesetzt und Jennifer, welche links lag, schien tief und fest zu schlafen. Also, auf los geht’s los, jetzt oder nie, dachte sich der kleine Mann. OHHH, was für ein schönes Gefühl ist das denn, dachte sich der Wunderknabe. Es lief und lief und lief und wollte gar nicht mehr aufhören. Das Plastikgefäß wurde voller und voller. Zu voll. Oh nein, was wenn das Gefäß nicht groß genug ist? Wenn die knapp sechs Limonaden mehr Flüssigkeit hervorbringen als das Volumen des Plastikgefäßes fassen kann?

Jeder Mann auf diesem Planeten weiß ganz genau, wie sich der kleine Mann gefühlt hat. Wenn es läuft, läuft es und aufhören ist nicht. Das ist einer dieser Momente, indem sich ein Mann sehr, sehr hilflos fühlt, denn einfach aufhören das geht nicht. Nein, die Damen das geht wirklich nicht. Da hat uns der liebe Gott keine Funktion für gegeben. Kein Wasserhahn, den man auf und zu drehen kann. Wenn es läuft, dann läuft es. Solange, bis die Blase leer ist.

Zum Glück war das Volumen der Blase nur genauso groß wie das Volumen des Plastikgefäßes. Man, aber bis zum Rand voll. Das war wie ein Wunder, das die Blase genauso viel hergab wie reinpasste. Der kleine Mann dachte, man das muss ein Genie gewesen sein, der dieses Gefäß erfunden hat. Woher wusste der Erfinder, wie groß seine Blase war. Genial! Oder war es nur Glück und ein Schluck mehr von der Limonade hätte eine Katastrophe ausgelöst? Na ja, egal! Keine der Mädels hatte was gemerkt und es ist gerade noch einmal gut gegangen. Erleichtert lehnte er sich zurück und war doch irgendwie stolz dieses Problem so heldenhaft gelöst zu haben. Es war bereits spät geworden und es war Zeit fürs Abendessen. Schon von weitem konnte er erahnen, dass Schwestaaa Brunoooo auf dem Weg war. Ein polterndes, immer lauterwerdendes Geräusch kam näher und näher. Die Tür flog auf und die stabile Dame rief in die Runde:

>>Abendbroooottt!!!<< Der kleine Mann hatte wirklich Hunger und war sehr gespannt was es denn geben würde. Als sich der Deckel öffnete, war die Enttäuschung sehr groß. Zwei labbrige Scheiben Graubrot, eine Scheibe durchlöcherter Käse und eine Scheibe glänzende Schinkenwurst. Dazu wurde ein sehr geschmackloser Pfefferminztee gereicht. Gerade wollte er in eines der sehr appetitlich-aussehenden Brote beißen, da brüllte ihn ein Löwe oder etwas noch Größeres und Angsteinflößenderes von der Seite an:

>>Was ist denn daaaaaasssssss??? Ekelhaft!<<, schrie es, ähm sie, Schwestaaa Brunooo war der brüllende Löwe, von der Seite. Wie ein Nashorn schnaufend und mit erhöhtem Puls zeigte Schwestaaa Brunoooo auf das bis zum Rand gefüllte Plastikgefäß. Bam! Da war’s das Scharmgefühl. Mit knallrotem Kopf wollte er sich am liebsten nur noch unter die Bettdecke verkriechen. Die Mädels konnten nicht mehr aufhören zu kichern. Schwestaaa Brunoooo machte ihm sehr verständlich klar, dass er jederzeit auf die Toilette gehen könne, er lediglich klingeln sollte und ihn dann jemand zur Toilette begleiten würde, aus reiner Vorsicht vor einer eventuellen Gehirnerschütterung.

Ach so, dafür war der rote Knopf. Au Mann, das war echt zu viel. Voller Scharmes Röte stellte er sich für den Rest des Tages schlafend. Übrigens es stimmt wohl, wenn man sich schämt, bekommt man einen knallroten Kopf. Das war Scharm. Ein weiterer Bestandteil, welcher wohl zur Formung des Charakters des kleinen Wunderknaben einiges beitragen sollte. Dieses Erlebnis brachte den kleinen Mann einen Schritt weiter. Er wusste nun, dass er auf kleine, süße, hübsche Mädels steht mit einer Engelsstimme, so wie Jacqueline. Das Mädchen, was ihn sehr, sehr lange im Krankenhaus ausgelacht hatte. Mit ihr wird das wohl nichts mehr, dachte sich der kleine Mann. Zurück in der Schule nach den großen Ferien wusste er, ich mag Mädchen und bin ein Junge. Von dem Tag an, sah er die Mädchen anders an. Er empfand etwas. Wenn ihn ein hübsches Mädchen anlächelte, hatte er so ein bestimmtes Gefühl. Aha, wieder ein Gefühl, das wohl den Charakter beeinflusst. Es war nicht nur der Scharm, der regelmäßig dann auftauchte, wenn ihn ein hübsches Mädchen anlächelte, da war noch was anderes…

Bisher hatte er immer nur mit seinen Jungs auf dem Spielplatz abgehangen, wir erinnern uns. Jetzt war der kleine Mann noch cooler, da er eine Narbe im Gesicht hatte. Doch nun waren die bis dahin völlig uninteressanten Mädchen total interessant. Ja, er verbrachte viel mehr Zeit damit die Mädchen zu beobachten. Mädchen sind ja wie die Damen und Muttis dieser Welt auf jeden Fall bestätigen werden, immer ein bisschen reifer und weiter als die Jungs. Männer, was auch immer das heißen mag. Obwohl, das heißt also, die Mädels haben nur darauf gewartet, dass die Jungs alt genug werden, um sich für ihr Geschlecht zu interessieren. Das heißt dann aber auch, dass sich die Mädchen viel länger darauf vorbereiten konnten und daher von vorne herein wussten, wie man einen Jungen um den Finger wickelt. Dieses Reifedefizit der Jungs wurde also maßgeblich ausgenutzt. Denn wahrscheinlich fast jeder Mann kann sich an seine Jugend bzw. Kindheit zurückerinnern, als er sein Interesse am weiblichen Geschlecht bemerkte, lies er auf einmal Dinge mit sich machen, womit er vorher nie gerechnet hätte.

Beispiel Schulhof, große Pause:

Früher hatte der kleine Wunderknabe ja nur mit Jungs gespielt und das war in Ordnung. Doch jetzt wurde es kompliziert. Er sollte mit den Mädchen Pferd und Reiter spielen. Nein, nicht das, was sie jetzt denken. Meine Damen und Herren, wir sind doch noch im Kindesalter. Dieses Spiel, wenn man es denn überhaupt so nennen kann, funktionierte folgendermaßen:

Ein Junge spielt das Pferd und lässt sich vom Mädchen ein Springseil um den Bauch binden. Das Mädchen rennt hinterher und gibt dem Jungen Kommandos. Ja, man könnte bereits jetzt Parallelen zum späteren Leben erkennen. Hätte der Junge gewusst, dass von diesem Zeitpunkt an sein Leben nie mehr so sorglos sein würde wie zuvor. Nun war er dem weiblichen Geschlecht restlos ausgeliefert, denn er konnte den Reizen der Mädchen nicht mehr widerstehen. Er hatte ein neues Gefühl entdeckt, was von jetzt an für eine sehr lange Zeit sein Dasein als reifender Junge stark beeinflussen würde.

Während der fleißige Denker sich weiterhin an seine Kindheit zurückerinnerte, bemerkte er, dass er sich sehr oft hatte beeinflussen lassen. Er erinnerte sich an eine Zeit, als er und alle anderen Jungs auf dem Schulhof sehr oft Kussfangen gespielt haben. Hier wurde der Jagdinstinkt des Männchens sehr ausgeprägt. Ziel war es beim Fangen spielen die Mädchen zu fangen. Als Belohnung bekam man von seiner Beute einen Kuss. Ja, was tat Mann nicht alles, um die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich zu ziehen. Und alles nur um dieses Gefühl wieder zu haben, welches dieses Kribbeln im Bauch auslöste. Ein schönes Gefühl. Heute wissen wir, dass dieses Gefühl ein früher Vorreiter der Liebe gewesen ist. Menschen lieben einander. Das wohl schönste Gefühl eines Menschen ist es wohl, geliebt zu werden. Danach strebt wohl jeder Mensch. Wir verbinden mit Liebe, Glück, Freude, Gemeinsamkeit, Stolz, Geborgenheit, Heiterkeit, Verantwortung und viele andere, positive Gefühle. Alles Gefühle, welche ebenfalls sehr stark unseren Charakter prägen. Jeder, der schon einmal verliebt war, weiß auch, dass dieses schöne Gefühl der Liebe nicht für immer andauern kann. Darauf kann ein sehr schmerzvolles Gefühl folgen. Der Verlust, welcher negative Gefühle, wie Herzschmerz, Einsamkeit, Traurigkeit, Demütigung und Verlustängste hervorbringt. Auch diese Erlebnisse formen unseren Charakter. Es sind also die Erfahrungen die wir machen und in denen wir diese Gefühle spüren, welche unseren Charakter wirklich formen. Erfahrungen? MMH, dachte sich unser fleißiger Denker, was sind eigentlich Erfahrungen? Also Ereignisse, welche Gefühle hervorrufen, sowohl Positive, als auch Negative, die es wiederum möglich machen, dass man sich bzw. der Verstand sich zurückerinnern kann.

Mann oh Mann, niemand hat behauptet, dass es einfach sein würde herauszufinden wer oder was man ist. Der fleißige Denker erinnerte sich an einen Vorfall zurück, wo er eine Erfahrung gemacht hat, die er damals noch nicht richtig verstehen konnte, sondern erst als er und sein Charakter reifer waren. Es war an einem feucht-nassem Herbstmorgen, als er wie üblich um kurz vor acht aus dem Haus ging, um sich auf den knapp zehnminütigen Weg zur Schule zu machen. Er schlenderte gemütlich zur Schule, als er einen Stock übersah und stolperte. Er schlug mit dem Kinn auf den hartgepflasterten Bürgersteig. Au, das tat weh. Wohlerzogen nahm er seinen Schulweg wieder auf und kam letztendlich auf dem Schulhof an. Damals war es noch üblich sich draußen auf dem Schulhof zu sammeln und gemeinsam mit dem Lehrer in die Klasse zu gehen. Als er bei seiner Klasse auf dem Schulhof ankam, schauten ihn seine Mitschüler entsetzt an und fragten ihn was mit ihm geschehen sei. Der kleine Mann fragte sich, was sie meinten und wie seine Mitschüler von seinem kleinen Sturz wissen konnten. Aber schnell wurde ihm klar woher, denn nun bemerkte auch der kleine Mann, dass er stark am Kinn blutete und sich bereits seine Jacke von blau nach rot färbte. Das war zu viel, der kleine Mann wurde ohnmächtig. Blut, ah! Das konnte er noch nie gut sehen und dann noch sein Eigenes. Plumps, lag er schon wieder auf dem Boden. Man das war nicht sein Tag.

Nachdem er wieder zu sich kam, waren bereits seine Mutter, die Direktorin und seine Klassenlehrerin zur Stelle. Notdürftig versorgt, sagte eine Stimme:

>>Das muss bestimmt genäht werden!<< Oh nein, schon wieder das böse Wort: Nähen. Und schon wieder ging das Licht aus. Wir erinnern uns, der kleine Mann hatte bereits eine Narbe neben dem Auge am Kopf und beim letzten Mal hatte er den Ärzten sehr viel Spaß bereitet, ganz zu schweigen von Schwestaaaa Brunooooo. Schon wieder ins Krankenhaus, dachte der kleine Mann, als er wieder aufwachte, aber glücklicherweise brachte ihn seine Mutter nicht ins Krankenhaus, sondern lediglich zu einem Hausarzt. Gott sei Dank, dachte sich der kleine Mann, keine erneute Begegnung mit Schwestaaa Brunooo. Puh, Glück gehabt.

Er hatte wirklich Glück, denn das Kinn musste nicht genäht werden, sondern der Arzt konnte es kleben und das war nicht annähernd so schlimm, wie das Nähen. Was für ein Erlebnis dachte er sich und ging mit seiner Mutti nach Hause. Am nächsten Morgen mal wieder stolz wie Oskar, da er eine neue Narbe hatte und das ja bei Jungs sehr, sehr cool wirkt, ging er gemeinsam mit seiner Mutter und seinem Vater in die Schule. Allerdings nicht direkt in den Unterricht, sondern erst einmal zur Direktorin. Oh nein, hab ich etwas angestellt, was ist denn hier los, warum sind meine Eltern dabei, dachte er. Im Gespräch mit der Direktorin und den Eltern wurde er plötzlich gefragt wie sich der Sturz zugetragen hatte und vor allem wo? Wo? Wieso denn wo, dachte sich der kleine Mann. Seine Eltern erklärten es ihm folgendermaßen. Wenn er auf dem Schulweg, sprich zwischen Haustür und Schulhof gestürzt war, würden Mami und Papi das Geld für den Doktor bezahlen müssen und wenn er auf dem Schulhof gestürzt sei, dann die Schule. Oh Mann, dachte er sich, ich will doch nicht dass meine Eltern dafür bezahlen müssen, dass ich über meine eigenen Füße stolpere.

Also entschloss er sich zu antworten:

>>Ich bin auf dem Schulhof hingefallen.<<

>>Bist Du ganz sicher? <<, wurde er noch einmal von den Eltern gefragt. Er nickte. Die Direktorin wollte wissen wo er denn gestürzt sei. Kreativ und phantasievoll antwortete er, dass er in einer der Regenrinnen, welche sich auf dem Schulhof befanden, ausgerutscht und gestürzt war. Also ganz klar auf dem Schulgelände und somit müsse ja jetzt die Schule den Doktor bezahlen. Noch Wochen später plagte den kleinen Mann sein schlechtes Gewissen. Doch er schwor sich, nie jemanden etwas davon zu erzählen, das er gelogen hatte, denn ansonsten würden seine Eltern sicherlich großen Ärger bekommen.

Ja, an diese Erfahrung würde sich der kleine Mann noch lange zurückerinnern. Und diese Erfahrung hat dazu beigetragen seinen Charakter zu erweitern. Er wusste nun, dass Lügen zwar grundsätzlich falsch waren, aber ab und zu eine kleine Notlüge sein musste, um seine Liebsten zu schützen und sich selbst vor Ärger zu bewahren. Der Charakter des kleinen Mannes reifte und reifte. Scheinbar immer mehr Faktoren spielten eine Rolle, um so zu werden wie man heute ist und den Charakter zu haben den man heute hat.

Der fleißige Denker hatte sich selbst nun ganz klar bewiesen, dass die Entwicklung eines Jeden von so vielen Faktoren abhängig ist. Die gemachten Erfahrungen, die erlebten Erlebnisse, die entstandenen Gefühle haben ihn schon früh geprägt und ihm zu dem Individuum gemacht, welches er heute als sein Ich bezeichnet.

Das Leben ist zu kurz, um drüber nachzudenken!

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