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Über die Bildung von Menschenrassen. – In einigen Fällen hat die Kreuzung von verschiedenen Rassen zur Bildung einer neuen Rasse geführt. Die eigenthümliche Thatsache, daß Europäer und Hindus, welche zu demselben arischen Stamme gehören und eine fundamental gleiche Sprache sprechen, in der äußeren Erscheinung weit von einander verschieden sind, während die Europäer nur wenig von den Juden abweichen, welche zum semitischen Stamm gehören und eine völlig andere Sprache sprechen, hat Broca402 dadurch zu erklären gesucht, daß er meint, gewisse arische Zweige hätten sich während ihrer weiten Verbreitung mit verschiedenen eingeborenen Stämmen in reichlichem Maße gekreuzt. Wenn zwei in dichter Berührung lebende Rassen sich kreuzen, so ist das erste Resultat eine heterogene Mischung. So sagt Mr. Hunter bei Beschreibung der Santali oder Bergstämme von Indien, daß sich Hunderte von unmerkbaren Abstufungen verfolgen lassen »von den schwarzen untersetzten Stämmen der Bergländer bis zu den schlanken olivenfarbigen Brahmanen mit ihrer intelligenten Stirn, ihren ruhigen Augen und dem hohen, aber schmalen Kopfe« so daß es bei Gerichtshöfen nothwendig ist, die Zeugen zu fragen, ob sie Santalis oder Hindus sind.403 Ob ein heterogenes Volk wie die Eingeborenen einiger der polynesischen Inseln, die sich durch die Kreuzung zweier distincter Rassen gebildet haben, wobei nur wenig oder gar keine rassenreine Individuen erhalten sind, jemals homogen werden könne, ist durch directe Belege nicht ermittelt. Da aber bei unsern domesticierten Thieren eine gekreuzte Zucht im Laufe weniger Generationen mit Gewißheit fixiert und durch sorgfältige Zuchtwahl gleichförmig gemacht werden kann,404 so dürfen wir schließen, daß das reichliche Kreuzen einer heterogenen Mischlingsbevölkerung während vieler Generationen die Stelle der Zuchtwahl ersetzen und jede Neigung zum Rückschlag überwinden wird, so daß endlich die gekreuzte Rasse homogen werden wird, wennschon sie nicht in gleichem Grade an den Charakteren der beiden elterlichen Rassen Theil zu haben braucht.

Von allen Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen ist die der Hautfarbe die augenfälligste und eine der bestmarkierten. Verschiedenheiten dieser Art glaubte man früher dadurch erklären zu können, daß die Menschen lange Zeit verschiedenen Klimaten ausgesetzt gewesen seien; aber Pallas zeigte zuerst, daß diese Ansicht nicht haltbar ist, und ihm sind fast alle Anthropologen gefolgt.405 Die Ansicht ist vorzüglich deshalb verworfen worden, weil die Verbreitung der verschieden gefärbten Rassen, von denen die meisten ihre gegenwärtigen Heimathländer lange bewohnt haben müssen, nicht mit den entsprechenden Verschiedenheiten des Klimas übereinstimmt. Es muß auch auf solche Fälle ein wenn auch geringes Gewicht gelegt werden, wie den der holländischen Familien, welche, wie wir von einer ausgezeichneten Autorität406 hören, nicht die geringste Farbenveränderung erlitten haben, nachdem sie drei Jahrhunderte hindurch in Süd-Afrika gelebt haben. Die in verschiedenen Theilen der Welt doch gleichförmige äußere Erscheinung der Zigeuner und Juden ist, wenn auch die Gleichförmigkeit der Letzteren etwas übertrieben worden ist,407 gleichfalls ein Argument für die Wirkungslosigkeit des Klimas. Man hat gemeint, daß eine sehr feuchte oder eine sehr trockene Atmosphäre auf die Modification der Hautfarbe einen noch größeren Einfluß habe als bloße Hitze. Da aber d'Orbigny in Süd-Amerika und Livingstone in Afrika zu diametral entgegengesetzten Folgerungen in Bezug auf die Feuchtigkeit und Trockenheit gelangten, so muß jeder Schluß über diese Frage als sehr zweifelhaft betrachtet werden.408 Verschiedene Thatsachen, welche ich an einem anderen Orte mitgetheilt habe, beweisen, daß die Farbe der Haut und des Haars zuweilen in überraschender Weise mit einer vollkommenen Immunität für die Wirkung gewisser vegetabilischer Gifte und für die Angriffe gewisser Parasiten in Correlation steht. Es kam mir daher der Gedanke, daß Neger und andere dunkelfarbige Rassen ihre dunkelfarbige Haut dadurch erlangt haben könnten, daß während einer langen Reihe von Generationen die dunkleren Individuen stets dem tödtlichen Einflusse der Miasmen ihrer Geburtsländer entgangen sind.

Ich fand später, daß dieselbe Idee schon vor langer Zeit dem Dr. Wells gekommen sei.409 Daß Neger und selbst Mulatten fast vollständig exempt vom gelben Fieber sind, welches im tropischen Amerika so zerstörend auftritt, ist längst bekannt.410 Sie bleiben auch in großer Ausdehnung von den tödtlichen Wechselfiebern frei, welche in einer Ausdehnung von mindestens zweitausendsechshundert Meilen (engl.) an den Küsten von Afrika herrschen und welche jährlich den Tod von einem Fünftel der weißen Ansiedler und die Heimkehr eines anderen Fünftels in invalidem Zustand verursachen.411 Diese Immunität des Negers scheint zum Theil angeboren zu sein und zwar in Abhängigkeit von irgend einer unbekannten Eigentümlichkeit der Constitution, zum Theil als Resultat der Acclimatisation. Pouchet412 führt an, daß die vom Vicekönig von Ägypten für den mexikanischen Krieg geborgten Negerregimenter, welche sich aus der Nähe des Sudan rekrutiert hatten, dem gelben Fieber fast ebensogut entgingen als die ursprünglich aus verschiedenen Theilen von Afrika ausgeführten und an das Klima von West-Indien gewöhnten Neger. Daß die Acclimatisation hierbei eine Rolle spielt, zeigt sich in den vielen Fällen, wo Neger, nachdem sie eine Zeit lang in einem kälteren Klima sich aufgehalten haben, in einer gewissen Ausdehnung für tropische Fieber empfänglich geworden sind.413 Es hat auch die Natur des Klimas, in welchem die weißen Rassen lange gelebt haben, gleichfalls Einfluß auf sie: denn während der fürchterlichen Epidemie des gelben Fiebers in Demerara im Jahre 1837 fand Dr. Blair, daß das Sterblichkeitsverhältnis der Eingewanderten proportional den Breitegraden des Landes war, aus dem sie gekommen waren. Bei dem Neger läßt die Immunität, soweit sie das Resultat einer Acclimatisation ist, auf ein ungeheuer lange wirksames Ausgesetztgewesensein schließen, denn die Ureinwohner des tropischen Amerika, die dort seit unvordenklichen Zeiten gewohnt haben, sind nicht exempt vom gelben Fieber; Mr. H. B. Tristram führt an, daß es Bezirke in Nord-Afrika giebt, welche die eingeborenen Einwohner jedes Jahr zu verlassen gezwungen sind, wogegen die Neger mit Ruhe dort bleiben können.

Daß die Immunität des Negers in irgendwelchem Grade mit der Farbe seiner Haut in Correlation stehe, ist eine bloße Conjectur; sie kann ebensogut mit irgend einer Verschiedenheit in seinem Blute, seinem Nervensysteme oder andern Geweben in Correlation sein. Nichtsdestoweniger schien mir diese Vermuthung nach den oben angezogenen Thatsachen und in Folge des Umstands, daß ein Zusammenhang zwischen dem Teint und einer Neigung zur Schwindsucht offenbar besteht, nicht unwahrscheinlich zu sein. In Folge dessen versuchte ich, aber mit wenig Erfolg,414 zu bestimmen, wie weit sie Gültigkeit habe. Der verstorbene Dr. Daniell, welcher lange an der Westküste von Afrika gelebt hatte, sagte mir, daß er an keine solche Beziehung glaube. Er war selbst ungewöhnlich blond und hatte dem Klima in einer wunderbaren Weise widerstanden. Als er zuerst als Knabe an der Küste ankam, sagte ein alter und erfahrener Negerhäuptling nach seiner äußeren Erscheinung voraus, daß dies der Fall sein würde. Dr. Nicholson von Antigua schrieb mir, nachdem er dem Gegenstand eingehende Aufmerksamkeit gewidmet hatte, daß er nicht glaube, daß dunkelfarbige Europäer dem gelben Fieber mehr entgingen, als diejenigen, welche hell gefärbt wären. Mr. J. M. Harris leugnet gänzlich, daß Europäer mit dunklem Haar einem heißen Klima besser widerstehen als andere Menschen; im Gegentheil hat ihn die Erfahrung gelehrt, bei der Auswahl der Leute zum Dienste an der Küste von Afrika die mit rothem Haar zu wählen.415 Soweit daher diese wenigen Andeutungen reichen, scheint die Hypothese, daß die Farbe der schwarzen Rassen daher rühren könnte, daß immer dunklere und dunklere Individuen in größerer Zahl überlebend geblieben wären, während sie dem Fieber erzeugenden Klima ihrer Heimathländer ausgesetzt waren, der Begründung zu entbehren.

Dr. Sharpe bemerkt,416 daß eine tropische Sonne, welche eine weiße Haut verbrennt und Blasen auf ihr erzeugt, eine schwarze Haut gar nicht schädige; dies ist, wie er hinzufügt, nicht eine Folge der Angewöhnung im Individuum, denn nur sechs oder acht Monate alte Kinder werden oft nackt herumgetragen und werden nicht afficiert. Ein Arzt bat mir versichert, daß vor einigen Jahren seine Hände jedesmal während des Sommers, aber nicht während des Winters, mit hellbraunen Flecken gezeichnet worden wären, wie Sommersprossen, aber nur größer, und daß diese Flecken beim Verbranntwerden in der Sonne niemals afficiert wurden, während die weißen Theile seiner Haut bei mehreren Gelegenheiten stark entzündet und in Blasen erhoben worden waren. Auch bei den niederen Thieren besteht eine constitutionelle Verschiedenheit in Bezug auf die Empfindlichkeit gegen die Wirkung der Sonne zwischen den mit weißem Haar bedeckten und anderen Theilen der Haut.417 Ob das Freibleiben der Haut von einem in dieser Weise Verbranntwerden von hinreichender Bedeutung ist, um die allmähliche Erlangung eines dunklen Teints beim Menschen durch natürliche Zuchtwahl zu erklären, bin ich außer Stande zu beurtheilen. Sollte dies der Fall sein, so würden wir anzunehmen haben, daß die Eingeborenen des tropischen Amerika eine viel kürzere Zeit dort leben, als die Neger in Afrika oder die Papuas in den südlichen Theilen des Malayischen Archipels, ebenso wie die heller gefärbten Hindus eine kürzere Zeit in Indien gelebt haben, als die dunkleren Ureinwohner der centralen und südlichen Theile der Halbinsel.

Obgleich wir mit unseren jetzigen Kenntnissen die Verschiedenheiten in der Färbung zwischen den Menschenrassen weder durch einen daraus erlangten Vortheil, noch durch die directe Einwirkung des Klimas zu erklären vermögen, so dürfen wir doch die Wirkung des Letzteren nicht völlig vernachlässigen; denn wir haben guten Grund zu glauben, daß eine gewisse vererbte Wirkung hierdurch hervorgebracht wird.418

In unserem zweiten Capitel haben wir gesehen, daß die Lebensbedingungen in einer directen Weise die Entwicklung des ganzen Körpers afficieren und daß diese Wirkungen überliefert werden. Wie allgemein angenommen wird, erleiden die europäischen Ansiedler in den Vereinigten Staaten eine geringe, aber außerordentlich rapid eintretende Veränderung des Ansehens. Ihre Körper und Gliedmaßen werden verlängert; Col. Bernys theilt mir mit, daß einen guten Beweis hierfür die während des letzten Krieges in den Vereinigten Staaten beobachtete Thatsache abgab, welche lächerliche Erscheinung die deutschen Regimenter darboten, als sie in Kleider gesteckt wurden, die für den amerikanischen Markt angefertigt und die ihnen aller Wege viel zu lang waren. Wir haben auch eine beträchtliche Menge von Beweisen, welche zeigen, daß in den südlichen Staaten die Haussclaven der dritten Generation eine markierte Verschiedenheit in ihrer äußeren Erscheinung von den Feldsclaven darbieten.419

Wenn wir indessen die Menschenrassen in ihrer Verbreitung auf der ganzen Erde betrachten, so müssen wir zu dem Schlusse gelangen, daß ihre charakteristischen Verschiedenheiten durch die directe Wirkung verschiedener Lebensbedingungen, selbst nachdem sie solchen für eine enorme Zeit dauernd ausgesetzt gewesen sind, nicht erklärt werden können. Die Eskimos leben ausschließlich von animaler Kost, sie sind mit dicken Pelzen bekleidet und sind einer intensiven Kälte und lange dauernden Dunkelheit ausgesetzt; und doch weichen sie in keinem außerordentlichen Grade von den Einwohnern des südlichen China ab, welche gänzlich von vegetabilischer Kost leben und beinahe nackt einem heißen, ja glühenden Klima ausgesetzt sind. Die unbekleideten Feuerländer leben von den Meereserzeugnissen ihrer unwirthlichen Küste. Die Botokuden wandern in den heißen Wäldern des Innern umher und leben hauptsächlich von vegetabilischen Erzeugnissen; und doch sind diese Stämme einander so ähnlich, daß die Feuerländer an Bord des Beagle von mehreren Brasilianern für Botokuden gehalten wurden. Ferner sind die Botokuden, ebenso wie die anderen Einwohner des tropischen Amerika, völlig von den Negern verschieden, welche die gegenüberliegenden Küsten des atlantischen Oceans bewohnen, einem nahezu gleichen Klima ausgesetzt sind und beinahe dieselben Lebensgewohnheiten haben.

Auch durch vererbte Wirkungen des vermehrten oder verminderten Gebrauchs von Theilen können die Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen nicht erklärt werden, ausgenommen in einem vollkommen nichtssagenden Grade. Menschen, welche beständig in Booten leben, mögen ihre Beine etwas verbuttet haben, diejenigen, welche hohe Gegenden bewohnen, mögen einen etwas größeren Brustkasten haben, und diejenigen, welche beständig gewisse Sinnesorgane gebrauchen, mögen die Höhlen in welche diese eingebettet sind, der Größe nach etwas erweitert und in Folge hiervon ihre Gesichtszüge ein wenig modificiert haben. Bei civilisierten Nationen haben die etwas reducierte Größe der Kinnladen in Folge eines verminderten Gebrauchs, das beständige Spiel verschiedener Muskeln, welche verschiedene Gemüthserregungen auszudrücken dienen, und die vermehrte Größe des Gehirns in Folge der größeren intellectuellen Lebendigkeit, Alles in Verbindung eine beträchtliche Wirkung auf die allgemeine Erscheinung im Vergleich mit Wilden hervorgebracht.420 Es ist auch möglich, daß vermehrte Körpergröße, ohne eine entsprechende Zunahme der Größe des Gehirns, manchen Rassen (wenigstens nach den früher angeführten Fällen bei Kaninchen zu urtheilen) einen verlängerten, dem dolichocephalen Typus angehörigen Schädel verschafft haben mag.

Endlich ist auch das nur wenig erklärte Princip der Correlation zur Thätigkeit gelangt, wie in dem Falle einer bedeutenden Entwicklung des Muskelsystems und stark vorspringender Oberaugenbrauenleisten. Die Farbe des Haares und der Haut stehen offenbar mit einander in Correlation, wie die Textur des Haares bei den Mandan-Indianern von Nord-Amerika mit dessen Farbe.421 Die Farbe der Haut und der von ihr ausgehende Geruch stehen gleichfalls auf irgendwelche Weise in Verbindung. Bei den Schafrassen steht die Zahl der Haare auf einem gegebenen Stücke Hautfläche und die Zahl der Drüsenöffnungen auf demselben im Verhältnis zu einander.422 Wenn wir nach der Analogie von unsern domesticierten Thieren urtheilen dürfen, so fallen viele Modificationen der Structur beim Menschen unter dieses Princip der correlativen Entwicklung.

Wir haben nun gesehen, daß die äußeren charakteristischen Verschiedenheiten zwischen den Rassen des Menschen in einer zufriedenstellenden Weise weder durch die directe Wirkung der Lebensbedingungen noch durch die Wirkungen des fortgesetzten Gebrauchs von Theilen, noch durch das Princip der Correlation erklärt werden können. Wir werden daher zu untersuchen veranlaßt, ob unbedeutende individuelle Verschiedenheiten, denen der Mensch im äußersten Maße ausgesetzt ist, nicht im Verlaufe einer langen Reihe von Generationen durch natürliche Zuchtwahl erhalten und gehäuft worden sein dürften. Hier begegnet uns aber sofort der Einwurf, daß nur wohlthätige Abänderungen auf diese Weise erhalten werden können; und soweit wir im Stande sind, hierüber zu urtheilen (doch sind wir über diesen Punkt beständig der Gefahr eines Irrthums ausgesetzt), ist nicht eine einzige der Verschiedenheiten zwischen den Menschenrassen von irgendwelchem directen oder speciellen Nutzen für dieselben. Bei dieser Bemerkung müssen natürlich die intellectuellen und moralischen oder socialen Eigenschaften ausgenommen werden. Die große Variabilität der sämmtlichen äußeren Verschiedenheiten zwischen den Rassen der Menschen weist gleichfalls darauf hin, daß diese Verschiedenheiten von keiner großen Bedeutung sein können; denn wären sie von Bedeutung gewesen, so würden sie schon lange entweder fixiert und erhalten oder eliminiert worden sein. In dieser Beziehung ist der Mensch jenen von den Naturforschern proteisch oder polymorph genannten Formen ähnlich, welche äußerst variabel geblieben sind, und zwar wie es scheint, in Folge des Umstandes, daß ihre Abänderungen von einer indifferenten Beschaffenheit und in Folge hiervon der Entwicklung der natürlichen Zuchtwahl entgangen sind.

So weit sind denn also alle unsere Versuche, die Verschiedenheiten zwischen den einzelnen Rassen des Menschen zu erklären, vereitelt worden; noch bleibt aber ein bedeutungsvolles Moment übrig, nämlich Geschlechtliche Zuchtwahl, welche mit dergleichen Energie auf den Menschen wie auf viele andere Thiere gewirkt zu haben scheint. Ich will nicht behaupten, daß geschlechtliche Zuchtwahl sämmtliche Verschiedenheiten zwischen den Rassen erklären wird. Ein unerklärter Rest bleibt übrig, über welchen wir in unserer Unwissenheit nur sagen können, daß, wie ja Individuen beständig z. B. mit ein wenig runderen oder schmäleren Köpfen oder mit ein wenig längeren oder kürzeren Nasen geboren werden, derartige unbedeutende Verschiedenheiten wohl fixiert und gleichförmig werden können, wenn die unbekannten Kräfte, welche sie herbeiführten, in einer beständigeren Art und Weise wirken und durch lange fortgesetzte Kreuzung unterstützt würden. Derartige Abänderungen gehören in die Classe provisorischer Fälle, welche ich im zweiten Capitel angedeutet habe, und welche in Ermangelung einer besseren Bezeichnung spontane Abänderungen genannt wurden. Ich behaupte auch nicht, daß die Wirkungen der geschlechtlichen Zuchtwahl mit wissenschaftlicher Genauigkeit angegeben werden können; es kann aber nachgewiesen werden, daß es eine unerklärte Thatsache sein würde, wenn der Mensch durch diese Kraft nicht modificiert worden wäre, welche in so wirksamer Weise zahllose Thiere beeinflußt hat. Es kann ferner gezeigt werden, daß die Verschiedenheiten zwischen den Rassen des Menschen, wie die der Farbe, des Behaartseins, der Form der Gesichtszüge u. s. w. von einer solchen Art sind, daß man wohl hätte erwarten können, die geschlechtliche Zuchtwahl werde auf sie eingewirkt haben. Um aber diesen Gegenstand in einer entsprechenden Art und Weise zu behandeln, habe ich es für nöthig gehalten, das ganze Thierreich Revue passieren zu lassen. Ich habe demselben daher den zweiten Theil dieses Werks gewidmet. Zum Schlusse werde ich auf den Menschen zurückkommen und werde, nachdem ich den Versuch gemacht habe, zu zeigen, wie weit er durch geschlechtliche Zuchtwahl modificiert worden ist, eine kurze Zusammenfassung der in diesem ersten Theile enthaltenen Capitel geben.

Fußnote

402 On Anthropology, in: Anthropolog. Review. Jan. 1868, p. 38.

403 The Annals of Rural Bengal. 1868, p. 134.

404 Das Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. II, p. 109.

405 Pallas in: Acta Acad. Petropolit. 1780. Pars II, p. 69. Ihm folgte Rudolphi in seinen Beiträgen zur Anthropologie. 1812. Eine ausgezeichnete Zusammenfassung der Beweise hat Godron gegeben: De l'Espèce. 1859. Tom. II, p. 246 etc.

406 Sir Andrew Smith, citiert von Knox, Races of Man. 1850, p. 473.

407 s. hierüber A. de Quatrefages in: Revue des Cours scientifiques. Oct. 17., 1868, p. 731.

408 Livingstone, Travels and Researches in South Africa. 1857, p. 338, 329. d'Orbigny, citiert von Gordon, De l'Espèce. Tom. II, p. 266.

409 s. einen vor der Royal Society 1813 gelesenen Aufsatz, welcher in seinen Essays 1818 veröffentlicht ist. Einen Bericht über Dr. Wells' Ansichten habe ich in der historischen Skizze in meiner Entstehung der Arten (7. Aufl., p. 3) gegeben. Verschiedene Fälle von Correlation der Farbe mit constitutionellen Eigenthümlichkeiten habe ich mitgetheilt in dem »Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication«. 2. Aufl. Bd. II, p. 260, 382.

410 s. z. B. Nott and Gliddon, Types of Mankind, p. 68.

411 Major Tulloch in einem Aufsatz, gelesen vor der Statistical Society, Apr. 20, 1840, und mitgetheilt im Athenaeum, 1840, p. 353.

412 The Plurality of the Human Races (Übers.) 1864, p. 60.

413 A. de Quatrefages, Unite de l'Espece humaine. 1861, p. 205. Waitz, Introduct. to Anthropology. (Übers.) Vol. I. 1863, p. 124. Livingstone führt in seinen Reisen analoge Fälle an.

414 Im Frühjahr des Jahres 1862 erhielt ich vom General-Director des medicinischen Departements der Armee die Erlaubnis, den verschiedenen Regimentsärzten im auswärtigen Dienste eine Tabelle zum Ausfüllen mit den folgenden dazu gefügten Bemerkungen zu schicken. Ich habe aber keine Antworten erhalten. Da mehrere gut ausgesprochene Fälle bei unsern domesticierten Thieren beschrieben worden sind, wo eine Beziehung zwischen der Farbe der Hautanhänge und der Constitution bestand, und es notorisch ist, daß in einem einigermaßen beschränkten Grade eine Beziehung zwischen der Farbe der Menschenrassen und dem von ihnen bewohnten Klima besteht, so scheint die folgende Untersuchung wohl der Betrachtung werth: nämlich, ob bei Europäern zwischen der Farbe ihrer Haare und ihrer Empfänglichkeit für die Krankheiten der Tropenländer irgend eine Beziehung besteht. Wenn die Ärzte der verschiedenen Regimenter, während sie in ungesunden tropischen Districten stationiert sind, die Freundlichkeit haben wollten, zuerst als Maßstab der Vergleichung zu zählen, wie viele Leute in dem Truppentheile, von welchem die Kranken herkommen, dunkle und hell gefärbte Haare und Haare einer mittleren oder zweifelhaften Färbung haben; und wenn dann von demselben Arzte ein ähnlicher Bericht über alle diese Leute geführt würde, welche an Malaria- und gelbem Fieber oder an Dysenterie leiden, so würde es sich sehr bald ergeben, nachdem Tausende von Fällen tabellarisch zusammengestellt sein würden, ob zwischen der Farbe des Haares und der constitutionellen Empfänglichkeit für Tropenkrankheiten irgend eine Beziehung existiert. Vielleicht läßt sich keine derartige Beziehung nachweisen, die Untersuchung ist aber wohl des Anstellens werth. Im Fall ein positives Resultat erreicht wird, dürfte es auch von einigem praktischen Nutzen bei der Auswahl der Leute zu irgend einem speciellen Dienste sein. Theoretisch würde das Resultat von höchstem Interesse sein, da es eins der Mittel andeutete, durch welches eine Menschenrasse, welche seit einer unendlich langen Zeit ein ungesundes tropisches Klima bewohnt, dunkelgefärbt geworden sein dürfte, nämlich durch die bessere Erhaltung dunkelhaariger Individuen oder solcher mit dunklem Teint während einer langen Reihe von Generationen.

415 Anthropological Review. Jan. 1866, p. XXI. Dr. Sharpe sagt auch in Bezug auf Indien (Man a Special Creation, 1873, p. 118). daß mehrere medicinische Beamten die Beobachtung gemacht haben, daß Europäer mit hellem Haar und blühendem Teint weniger von den Krankheiten tropischer Länder leiden, als Personen mit dunklem Haar und bleichem Teint; »so viel ich weiß, scheinen gute Gründe für diese Annahme vorzuliegen«. Andererseits ist aber, wie auch Capt. Burton, Mr. Heddle in Sierra Leone einer direct entgegengesetzten Ansicht, und »von seinen Beamten sind mehr von dem Klima der westafrikanischen Küste getödtet worden, als von denen irgend eines andern Mannes«. ( W. Reade, African Sketch Book, Vol. II, p. 522.)

416 Man a Special Creation, 1873, p. 119.

417 Variiren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication. 2. Aufl. Bd. II, p. 383, 384.

418 s. z. B. A. de Quatrefages (Revue des Cours scientifiques, Oct. 10, 1868, p. 724) über die Wirkung des Aufenthalts in Abyssinien und Arabien, und andere analoge Fälle. Dr. Rolle giebt (Der Mensch, seine Abstammung u. s. w., 1865, p. 99) nach der Autorität Khanikof's an, daß die größere Zahl der sich in Georgien niedergelassen habenden deutschen Familien im Verlaufe von zwei Generationen dunkle Haare und Augen bekommen haben. Mr. D. Forbes theilt mir mit, daß die Quechuas in den Anden sehr bedeutend je nach der Lage der von ihnen bewohnten Thäler in der Farbe variieren.

419 Harlan, Medical Researches p. 532. A. de Quatrefages, Unité de l'Espèce humaine, 1861, p. 128, hat sehr viele Belege über diesen Gegenstand gesammelt.

420 s. Prof. Schaaffhausen in: Anthropological Review. Oct. 1868, p. 429.

421 Mr. Catlin giebt an (North American Indians, 3. edit. 1842. Vol. I, p.49), daß in dem ganzen Stamme der Mandan-Indianer ungefähr eines unter je zehn oder zwölf Individuen aller Altersstufen und beider Geschlechter helle silbergraue Haare habe, was erblich sei. Dies Haar ist nun so grob und barsch, wie die Mähne eines Pferdes, während die Haare anderer Farben weich und dünn sind.

422 Über den Geruch der Haut s. Godron, De l'Espèce. Tom. II, p. 217. Über die Poren der Haut s. Dr. Wilckens, Die Aufgaben der landwirthschaftlichen Zootechnik. 1869, p. 7.

Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen)

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