Читать книгу Die Liebesgöttin erwacht - Chloé Césàr - Страница 6

1

Оглавление

Am nächsten Morgen verpackte Amanda in ihrem Atelier sorgfältig die letzten Skulpturen. Die Kunstwerke mussten nun bald per Spedition die lange Reise von der Insel nach Paris antreten.

Jede einzelne Figur oder Figurengruppe löste dabei unterschiedliche Erinnerungen und Empfindungen in ihr aus.

O ja, ihr Sexleben war manches Mal ganz schön wild gewesen in diesen vielen, vielen Monaten, seitdem Adrian die Insel verlassen hatte.

Vorher – mit ihm – war es auch aufregend. Aber eben anders aufregend, weil dabei die große Liebe im Spiel gewesen war. Die änderte immer alles. Der Sex wurde dadurch einsamer, konzentrierter, ausschließlicher.

Hinterher war es in gewisser Hinsicht fast eine Erleichterung gewesen, sich einfach gehen und verführen zu lassen. Oder selbst zu verführen, je nachdem.

Eine gewisse Zügellosigkeit hatte sich dabei eingestellt. Die Spielchen wurden wilder und hemmungsloser, befreit von der Verantwortung, die große Gefühle einem nun mal aufzuerlegen pflegen.

Und natürlich hatten all diese Erfahrungen ihre Spuren hinterlassen!

Amanda wäre nicht die Vollblutkünstlerin gewesen, die sie nun einmal war, wenn sie diese Erlebnisse samt deren Spuren in ihren Arbeiten nicht festzuhalten vermocht hätte.

Zumindest einige einzigartige Momente und Eindrücke waren erfolgreich und beeindruckend eingefangen.

In Marmor gemeißelt, materialisiert sozusagen und damit gleichzeitig verewigt.

Momente voller Lust und Leidenschaft, Momente der Hingabe und der Ekstase, aber auch des Schmerzes und der sexuellen Demütigung.

Dominanz und Unterwerfung waren ebenso sichtbar gemacht worden wie die Anbetung und die geradezu magische Anziehungskraft, die zwischen verschiedenen Partnern im Idealfall herrschen konnten.

Ein weiterer Höhepunkt war ohne Zweifel auch die Skulptur, die Dominique alleine darstellte. Wie sie sich in den Zuckungen eines heftigen Höhepunktes vor Lust wand.

Der nackte, sehnige Frauenkörper, der beinahe männlich wirkte und zugleich doch so ungeheuer weiblichsinnlich, dass es einem beim Betrachten der Figur glatt den Atem verschlug.

Amanda erinnerte sich genau an diesen einzigartigen Moment und wie er sich in Wirklichkeit abgespielt hatte. Wie es dazu gekommen war. Nach vielen Stunden des Liebesspiels, in denen die Fotografin ausschließlich ihr, Amanda, als Liebesgöttin gedient hatte. Nur geben, spürbar geben hatte sie wollen, nichts verlangt, ja nicht einmal etwas angenommen.

Amanda war sooft gekommen an jenem Tag, dass sie irgendwann aufgegeben hatte, die Orgasmen zu zählen.

Sie hatte sogar vergessen – oder erfolgreich verdrängt –, dass sie mit einer Frau zugange gewesen war.

Es war damals kein Schwanz im Spiel gewesen, nicht einmal ein künstlicher.

Und doch …

Und dann war da dieser Moment der Schwäche bei Dominique gekommen. Sie war ein wenig eingeschlummert, und diesen Umstand hatte Amanda weidlich ausgenutzt.

Weil sie selbst eine Frau war, wusste sie genau, wo und wie man am besten eine Muschi leckte. Bis sie vor Ekstase zu tropfen begann und sich beinahe umstülpte, von innen nach außen. So, wie eine überreife Frucht von innen her aufplatzte, um Samen oder Fruchtknoten herauszuschleudern.

Ein Moment der vollkommenen und reinsten sexuellen Erregung! Vielleicht eine Zehntelsekunde, ehe der Höhepunkt unabwendbar einsetzen musste, um die gewaltige Anspannung abzubauen.

Amanda hatte ihn gesehen, diesen Anblick. Sie würde ihn im Leben niemals wieder vergessen.

Am nächsten Tag bereits hatte sie von morgens bis abends wie im Fieber im Atelier gestanden, um ihn einzufangen und zu verewigen.

Zwischendurch hatte die eigene Erregung sie einige Male aufs Bett geworfen, wo sie – heftig atmend – mit harten Fingern masturbierte, bis sie schrie und schließlich entspannt genug war, um weiterzuarbeiten.

Es war vor allem ein Foto dieser Dominique-Skulptur gewesen, die Didier Costes, Akademieprofessor in Paris und außerdem Direktor eines Kunstmuseums, später überzeugen sollte.

Amanda hatte über das Internet Verbindung mit ihm aufgenommen und einige Fotos ihrer Arbeiten als E-Mail-Anhang übersandt.

Wenige Tage später hatte Didier sie dann angerufen …

»Sie sind sehr mutig, Madame, wenn ich das so sagen darf. Sie zelebrieren und feiern Ihre Homosexualität. Das wird dem verwöhnten Pariser Publikum gefallen.«

»Ach ja? Aber ich bin nicht …«

Didier war Amanda einfach ins Wort gefallen. Oder vielleicht hatte er auch gar nicht zugehört, er war viel zu berauscht davon, seine Idee loszuwerden.

»Bringen Sie Ihre Partnerin doch bitte mit zur Vernissage. Sie beide werden gemeinsam Furore machen.«

Amanda hatte eingesehen, dass es besser war, das Spielchen mitzuspielen.

»Das wird leider nicht möglich sein, fürchte ich. Dominique hat eine eigene Karriere. Sie ist eine höchst gefragte Fotografin und derzeit rund um den Globus im Einsatz. Für ein großes deutsches Magazin.«

Aber Didier hatte Blut geleckt und wollte mehr davon. »Wir zahlen Ihnen beiden eine ganze Woche Aufenthalt in Paris. In einem Viersternehotel. Dazu Anreise per Flugzeug. Dominique wird doch auch einmal Urlaub machen.«

»Zur Zeit leider nein«, sagte Amanda bestimmt. »Aber vielleicht bringe ich stattdessen einen Freund mit. Er ist übrigens in der Skulptur mit dem Titel Tanz der Sinne dargestellt.«

Diesen Vorschlag quittierte Didier mit verblüfftem Schweigen.

Tanz der Sinne …

Auch daran, was sie mit Peter angestellt hatte, erinnerte sich Amanda noch in allen pikanten Einzelheiten.

Die Skulptur zeigte ihn nackt, mit deutlich erigiertem Schwanz. Um den Hals eine Pythonschlange.

Das Tier war nicht allzu groß, aber immerhin dazu imstande, dem Mann mittels ihres Würgereflexes sichtliche Atemnot zu bescheren.

Trotzdem – oder besser: deswegen – wand auch er sich dabei vor Pein und gleichzeitig immens gesteigerter Lust.

Die Eichel war so deutlich und herausfordernd ausgearbeitet, dass sich beim Betrachter spontan der Eindruck einstellen musste, der Marmormann stünde kurz vor dem Abspritzen.

Amanda wusste natürlich ganz genau, dass ebendieser Effekt tatsächlich eingetreten war!

Es war im Übrigen der erste Orgasmus überhaupt gewesen, den Peter in ihrer Gegenwart hatte erleben dürfen.

Es war ihm damals noch nicht gestattet gewesen, sein bestes Stück auch nur ein einziges Mal in Amandas Schoß zu versenken. Alles andere schon: Finger etwa und vor allem die Zunge.

Der Pilot hatte scheibchenweise seine Lektionen erhalten. Er hatte sie dafür mit Kosenamen wie Liebesgöttin oder auch Sexgöttin bedacht.

Aber natürlich – das hatte Adrian ebenfalls getan. Und ihr gleichwohl auch so viel angetan. Nicht nur im Bett.

Dafür sollte, musste, durfte später ein anderer büßen: Peter.

Amandas kleine Liebe.

Katrin hatte einmal behauptet, kleine Lieben seien besser für den Alltag geeignet als große. Vor allem, wenn diese kleinen Lieben im Mehrfachpack daherkamen. Hintereinander geschaltet, versteht sich.

Serielle Monogamie nannte sich das Phänomen – es war mittlerweile in Mitteleuropa so weit verbreitet wie Masern, Windpocken und eine winterliche Erkältungswelle zusammen.

Zur Krönung des Ganzen hatte Amanda ihre kleine Liebe auch noch absolut zeitgemäß und dem allgemeinen Trend entsprechend aus dem Internetpool gefischt.

Überraschenderweise hatte sich die Sache mit dem Piloten aber unterdessen ausgewachsen – vom kleinen Fischlein zum immerhin durchschnittlichen Seehecht.

Peter waren inzwischen Zähne gewachsen, und er hatte sie Amanda eines Tages auch gezeigt.

Damit erwarb er zunächst ihren Respekt, dazu einige heiße Liebesnächte – ohne Schlange – und ihr Versprechen, ihn jederzeit auf ihrer Finca und in ihrem Bett willkommen zu heißen. Wann immer er auf die Insel käme.

Die Grundlage für eine langlebige Affäre war damit immerhin geschaffen.

Ob sich daraus auf Dauer aber etwas Größeres entwickeln konnte?

Wer wusste das schon.

In den ersten Tagen nach Peters Abreise war Amanda noch mit Schmetterlingen im Bauch herumgelaufen. Aber natürlich ließen sich diese Gefühle nicht ewig und vor allem in derselben Intensität aufrechterhalten, wenn einen der Alltag und die Arbeit erst wieder einholten.

Außerdem waren da noch diese verflixten Erinnerungen an den anderen Herzbuben: Adrian!

Der schwarze Magier im Spiel …

Amanda hatte ihn in zwei verschiedenen Skulpturen verarbeitet: einmal als vor Kraft und sexueller Urgewalt strotzenden nackten Mann. Allerdings mit einem pikanten Detail, das bislang nur der Künstlerin selbst bekannt war:

Adrians Körper war mit Peters Schwanz bekrönt.

Eine zweite Arbeit zeigte sie selbst mit Adrian beim Liebesspiel. Dabei trugen sie beide auffällige Gesichtsmasken.

Amanda war eine Leopardin.

Und Adrian – wie konnte es anders sein – ein Magier.

Sie kauerte auf allen vieren vor ihm, mit provozierend hochgerecktem Po. Ein Knie dabei so geschickt angewinkelt, dass man die Schamlippen wollüstig aufklaffen sah.

Während sein Schwanz – dieses Mal war es »sein eigener« – bereits halb in ihrem Anus steckte.

Die angespannten Bauchmuskeln ließen erkennen, dass der Lümmel jeden Moment ganz hineingetrieben würde.

Szene einer gescheiterten großen Liebe lautete der Titel der Skulptur.

Die Liebesgöttin erwacht

Подняться наверх