Читать книгу Die Liebesgöttin erwacht - Chloé Césàr - Страница 7

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Am Tag vor der Abreise nach Paris erhielt Amanda zwei private E-Mails.

Peter schrieb, er sei gerade in Rio eingetroffen. Er habe geplant, einige freie Tage zu nehmen und anschließend die Route Rio–Frankfurt, Frankfurt–Rom zu fliegen. Es sei also leider momentan nichts mit Paris. Er bedauere das, denn er vermisse Amanda wie verrückt. Vor allem ihre wunderschönen Brüste und das Bermudadreieck zwischen ihren Schenkeln.

Natürlich wünschte er ihr viel Erfolg für die Ausstellung.

Die zweite Mail stammte von Dominique.

Meine Süße,

hatte so sehr gehofft, Dich in Paris beglücken zu können. Aber jetzt sieht es wohl so aus, dass ich kurzfristig Karel hinterherfliegen muss, der gerade Deinen Piloten in Rio trifft.

Dein Lover (ich nenne ihn absichtlich nicht mehr Herzbube, merkst Du was?) – dieser Peter-Pilot also – hat Karel den Mund wässrig gemacht! Und dieser wiederum beim LEANDER-Chefredakteur die Reisespesen lockermachen können.

Ganz klar: Bei dem Thema – »Sex around the world: Teil 2, Rio de Janeiro« – erhofft der sich natürlich weiterhin sprunghaft steigende Verkaufszahlen.

Ich werde also zur Abwechslung kaffeebraune Titten – und Schwänze – ablichten müssen da drüben in Brasilien.

Während Du Dich in Paris sicherlich hemmungslos auch ohne uns alle amüsieren wirst.

Wie sie mir auf die Nerven gehen, diese Männerträume von den angeblich so heißblütigen Brasilianerinnen!

Mal sehen, wie weit Peter und Karel sich in der feuchten südamerikanischen Hitze entblößen werden. Haha …

Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, eine Riesenpackung Kondome für die beiden Helden einzupacken.

Nur für alle Fälle. Und weil ich mir Sorgen um DICH mache, meine Schöne!!!

Du lässt ihn ja doch wieder ran, Deinen Flugkapitän. Bei der nächsten besten Gelegenheit. Da bin ich sicher. Leider.

Ciao, Baby

Amanda schrieb nicht zurück. Weder an Dominique noch an Peter. Stattdessen packte sie ihren Koffer voll mit all den hübschen Sachen, die sie in den vergangenen Tagen gemeinsam mit Katrin in Los Christianos erstanden hatte.

Ein hochgeschlitztes, rotes Seidenkleid mit passenden Dessous darunter. Dazu ein Paar hochhackige Riemchensandalen.

Knackig sitzende Jeans mit einer weißen, fast durchsichtigen Bluse. Geschnürte Lederstiefelchen.

Einige freche Tops und darüber diese lässige und sündhaft teure mokkabraune Lederjacke.

Immerhin konnte es in Paris schon mal kühl und regnerisch sein. Auch im Sommer. Ganz im Gegensatz zur Insel, wo das Thermometer selbst in den Wintermonaten selten genug unter die Zwanzig-Grad-Marke rutschte.

»Donnerwetter!«, hatte Katrin gesagt am Ende ihrer gemeinsamen Shoppingtour, »die französischen Männer werden dir zu Füßen liegen, Amanda! Du darfst dich hiermit heftigst von mir beneidet fühlen.«

»Wieso? Du hast schließlich deinen Sam. Und euren Swingerclub. An sexueller Abwechslung sollte es dir nun wirklich nicht mangeln.«

»Stimmt. Abwechslung habe ich genug. Trotzdem fehlt es mir an Aufregung. An erotischer Spannung. Eroberung ist das Zauberwort! Das fehlt mir. Ich will erobern und erobert werden zugleich. Ich will in heißen Fummeln auf Beutezug gehen. In schicken Restaurants und Bars und Szenekneipen. Inklusive der Möglichkeit, abgewiesen zu werden. Damit es mal wieder so richtig prickelt da drinnen in der Magengrube. Alles und jederzeit haben können, das langweilt auf die Dauer. Verstehst du, was ich meine?«

Amanda hatte schallend gelacht. »Aber sicher. Und du hast Recht, Katrin. Ich freue mich tatsächlich höllisch auf Paris. Vor allem nach diesen letzten arbeitsreichen Wochen. Das sonnige Inselleben hat seine Schattenseiten. Ich brauche ihn auch von Zeit zu Zeit, den berüchtigten Großstadtdschungel mit seinen Abwechslungen.«

»Eben. Und lass dir bloß nicht eine günstige Gelegenheit durch die Lappen gehen. Was dein Pilot nicht weiß, geht ihn auch nichts an. Was das betrifft, denk an meine Devise. Außerdem lässt er unter Garantie auch nichts aus, was sich ihm rund um den Globus bietet. Bei aller Liebe, die er sichtlich für dich empfindet.«

An dieser Stelle hatte Amanda das Thema abrupt zu wechseln versucht. »Lass uns einen Café con Leche trinken, Katrin. Ich hab heiße Füße und die Nase allmählich voll vom Einkaufen. Außerdem sollte ich noch Geld übrig behalten für die Pariser Boutiquen.«

»Oh, oh! Keine gute Idee. Shopping kostet nicht nur Geld, sondern auch Zeit und Kraft. Beides investierst du besser in deine Ausstellung und die Pariser Männerwelt. Und schlafen musst du zwischendurch auch mal. Neue Fummel dagegen hast du bereits genug. Und vergiss nicht: Ein heißes Sexleben hat direkten positiven Einfluss auf die Hormone und diese wiederum auf deinen zarten Teint. Mit anderen Worten: Lass es krachen, Süße!«

»Du bist unverbesserlich, Katrin!«

»Stimmt. Aber vor allem weiß ich, wovon ich spreche.«

Genau in dem Moment, als das Schloss des Koffers zuschnappte, schrillte auch Amandas Telefon.

Es war noch einmal Katrin.

»Na? Alles bereit für die große Reise?«

»Fast«, bestätigte Amanda. »Ich muss bald los und Ricardo abholen. Er kümmert sich während der nächsten Woche um Finca und Tiere.«

»Wie immer«, stellte Katrin gelangweilt fest. »Es ist schließlich sein Schlangenterrarium. Dein Kater wird vermutlich ohnehin kaum zu Hause sein, wie ich Rasputin kenne.«

»Durchaus möglich. Er ist immerhin mindestens so sexbesessen wie du, meine Liebe.«

Katrin lachte schallend am anderen Ende. Sie nahm solche Bemerkungen als Kompliment, und Amanda wusste das natürlich.

»Apropos. Hast du heute, am letzten Abend vor deiner Abreise, ansonsten noch etwas Aufregendes geplant?«

»Nicht, dass ich wüsste.«

»Gut«, sagte Katrin. »Dann hole ich dich gegen acht Uhr ab. Du schläfst heute Nacht am besten hier. Das erspart uns am Morgen einen allzu frühen Start zum Flughafen. Sam ist nicht daheim, er musste für zwei Tage nach Santa Cruz. Das hat mich auf die Idee gebracht, eine kleine Abschiedsparty für dich zu organisieren.«

»O nein! Ich gehe nicht mit dir zu den Swingern. Vergiss es«, protestierte Amanda sofort.

»Wer redet denn davon? Wir machen es uns hier gemütlich.«

»Und wer ist, bitte schön, mit wir gemeint? Habe ich nicht eben noch das Wort Party gehört?«

»Nur du und ich. Und dieser Callboy, den ich eben bestellt habe.«

»Himmel, hilf! Du kannst natürlich machen, was du willst. Ich jedenfalls lege mich in eurem Gästezimmer ins Bett. Und zwar alleine!«

»Manuel ist ein bildhübscher junger Spanier. Er hat in Santa Cruz eine Ausbildung zum Dressman abgeschlossen und tritt in verschiedenen Viersternehotels in Modeschauen auf. Für den Begleitservice arbeitet er nur nebenher, wenn er nicht genug Buchungen hat. Ein echter Geheimtipp, der Junge.«

»Inwiefern? Turnt er im Bett den doppelten Rittberger oder vögelt er im Kopfstand?«

»Du bist manchmal unmöglich, Amanda. Aber ich mag dich trotzdem«, sagte Katrin. »Schau ihn dir zumindest mal an. Alleine ins Bett gehen kannst du danach immer noch. Ist ja nur ein Angebot von mir. Ich bin eben ein Mensch, der gerne mit seinen Freunden teilt. Um acht komme ich dich abholen, okay?«

Amanda seufzte nur.

Aber dann ging sie doch zu ihrem Kleiderschrank hinüber und verschwendete eine geschlagene Stunde darauf, sich ein geeignetes Outfit für den Callboy-Abend zusammenzustellen.

Immerhin gab Katrin sich solche Mühe, um sie aus ihrem selbst gewählten Einsiedlerinnendasein zu reißen. Dessen war sie sich durchaus bewusst.

Es war nur angemessen, wenigstens eine Spur von Enthusiasmus zu zeigen.

Trotz aller Lockerheit und dem flotten Lebenswandel nämlich besaß die liebe Katrin auch viel Einfühlungsvermögen. Ihr war längst klar, dass Amanda in letzter Zeit durchaus etwas Aufmunterung und Beistand vertragen konnte.

So schön die Insel mitsamt ihrem ganzjährig milden Klima auch war – hier oben in den Bergen konnte es doch auch öfter rau und vor allem verflixt einsam sein.

Zudem hatte Amanda in den letzten Wochen wie eine Besessene an ihren Skulpturen für verschiedene Ausstellungen gearbeitet.

Und über Adrian war sie natürlich auch längst noch nicht ganz hinweg. Da konnte sie sagen, was sie wollte.

Katrin wusste Bescheid.

Die andere Geschichte dagegen, die mit Peter, dem Piloten, war zwar vielversprechend angelaufen. Aber der Gute war schließlich berufsbedingt die meiste Zeit abwesend. Gurkte irgendwo in der Weltgeschichte herum.

Kapitän zur See und Kapitän zur Luft: Da bestand Katrins bescheidener Meinung nach kein allzu großer Unterschied.

Diese Herren waren in ihren schmucken Uniformen nicht nur eine Augenweide, sondern von jeher auch geborene und vor allem unverbesserliche Herzensbrecher.

In jedem Hafen ein Mädel – dieser Satz war immerhin sprichwörtliche Legende. Und das nicht erst seit den Zeiten des blonden Hans Albers. Gott sei seiner Seele gnädig!

Als gebürtige Hamburgerin wusste Katrin in solchen Dingen ganz genau Bescheid.

Heutzutage hatte sich noch das Wörtchen Flug vor den Hafen geschoben. Der Unterschied allerdings war geradezu lachhaft.

Amanda hatte wahrlich jedes Recht der Welt, sich ihrerseits hemmungslos zu amüsieren.

Katrin war wild entschlossen, dafür zu sorgen, dass sie es auch tat.

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