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Kapitel 5

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In New Delhi war sprichwörtlich die Hölle los. Im Westen der Stadt, allerdings circa drei Kilometer vom Regierungssitz des indischen Präsidenten entfernt, ratterten die Preßlufthämmer, gruben Bagger und bohrten spezielle Tunnelbohrmaschinen. Neue Kanalisation für Dilli, hieß es offiziell. Aber nebenbei liefen noch ein paar ganz andere Sachen... korrupte Geschäfte mit schwarzen vieradrigen Strippen, die nachträglich durch die Kanalisationsrohre geschoben und mittels spezieller Ströme moduliert wurden - zum Unbill der indischen Regierung und der Bevölkerung Dillis.

Doch diese korrupten Gangster hatten die Rechnung ohne Shiva, Sanat Kumara und den Meister der Wissenschaften gemacht!

Noch war es nicht so weit. Es staubte wie verrückt, jedenfalls gerade im Moment, und Shish Shashi, der japanische Komplize von Emilio Zappatoni, ratterte just mit einem etwas klapprigen alten Indien-Bus an dieser Baustelle vorbei, ahnend, was dort in den gebuddelten Löchern vor sich ging. Die einen gruben einfach die Tunnel und verlegten die Rohre - sie wußten nichts von der später illegal-geheim verlegten Elektrik und Elektronik mitten in der Scheiß-Kloake da unten unterm Gully - wen kümmerte das schon - und die "Nachzügler" kamen dann mit ihren Kabelverlege-Robbys, die ferngesteuert, ähnlich einer Kanalreinigung, ihr Unwesen trieben. Die Technologie dahinter war absolut dämonisch und wirkte auf das Reptiliengehirn bzw. Stammhirn des Menschen ein, ähnlich wie bei einem Erdbeben oder einer Massenpanik. Die Menschen tickerten aus und produzierten chaotischen Schwachsinn, kloppten sich, lieferten sich Gefechte und machten Randale.

Zum Glück griffen immer wieder positive Kräfte, und natürlich auch Shiva, ein und neutralisierten diese dämonische Bewußtseinsmanipulation aus dem Untergrund. Ja, die Meister der Weisheit, Shiva, Durga, Devi und Sanat Kumara - und natürlich die für Menschenaugen unsichtbaren Flotten der Galaktischen Konföderation waren die mobile, jederzeit bereite Eingreiftruppe, die Terra und seine Bewohner vor der totalen Zerstörung und einem Atomkrieg bewahrten. Gerade unter diesem Gesichtspunkt erschienen die Themen "Irankrieg", "Iranangriff" und dergleichen in einem neuen Licht. Inwieweit würde die Galaktische Konföderation hier eingreifen und korrigierend einwirken? Oder würde sie gewisse Kriegshandlungen auf dem Planeten Erde stoppen, wenn es zu sehr eskalieren sollte? Ein weltweiter Stromausfall, inklusive aller autarken terrestrischen Waffensysteme? Und die dann drohende erneute wirtschaftliche Schwächung der USA bei einem derartigen Angriff oder sonstige Verwicklungen in Kriegshandlungen im Nahen Osten? Keiner konnte das alles so genau vorhersagen.

Aber was ganz sicher wäre: Ein weltweiter Atomkrieg auf Terra käme keinesfalls in Frage, auch wenn das gewisse Luziferisten-Kreise so wollten. Und in Europa war man kriegsmüde geworden. Zwei Weltkriege, das reichte. Und einen dritten, auf so einen Wahnsinn konnte man liebend gerne verzichten.

Shish Shashi stieg zwei Stationen später aus und kaufte sich an einem Straßenstand zwei Pakoras, die sehr gut schmeckten. Ein Sushi-Lokal war gerade nicht in Sicht, aber was nicht ist, könnte ja noch werden...

Auf Zulu Drei gab es eine Überraschung. Der Faker bekam unerwartete Gesellschaft vom ebenfalls schon früher ins Jenseits gewanderten "Skin-Typ", hier der Kürze halber einfach "Adolpho" genannt. Als der Faker gerade, heimlich aus der Krankenstation geflüchtet, im Gebüsch einige neuartige Pflanzenarten untersuchte, die es auf Terra nicht gab, kam ihm mitten im Gestrüpp ein zweiter Weißer entgegen! Die Freude war riesengroß, zudem er Adolpho ja von Berufs wegen kannte. Jetzt war klar, daß ihn die Schwarzen anscheinend angelogen hatten. Von wegen er als einziger Weißer auf Zulu Drei!

Der Faker sah aus wie 47 Jahre alt, im Jenseits war keine Verjüngung eingetreten. Seine inzwischen sehr verhärmte Witwe mit Sohn und Tochter hatte der Faker zurückgelassen, obwohl der Galgen eigentlich hätte umgangen werden können, wenn der Faker rechtzeitig alle Karten auf den Tisch gelegt hätte. Dies holte er aber jetzt im Jenseits nach, da er in Adolpho einen ideologischen Weggefährten sah. Auch wenn sich der Faker eigentlich nicht als Nazi sah. Eigentlich. Unausgesprochene Geheimsachen kamen nun ans Licht, eine Million Lichtjahre von der Erde entfernt... und kein Abhörsatellit in Position. Nein, Abhörtechnik hatten die Schwarzen auf Zulu Drei nicht. Erstaunlich.

"Skin-Kamerad, Adolpho, was machst du denn hier? Die Bimbos haben mich voll angelogen! Von wegen, daß ich hier der einzige Weiße auf diesem eigenartigen Planeten wäre!" rief der Faker.

"Nicht zu laut, sonst kommen sie und holen dich! Mit denen ist nicht zu spaßen, die haben ganz schön viel Kraft! Gestern bin ich nach einem längeren Gerangel vor ihnen geflüchtet."

"Ich genauso! Aus der komischen Krankenstation, da waren alle blau. - Also in blauen Kitteln gekleidet!"

"Der war gut. - Gibt's hier überhaupt Bier oder so was?"

"Noch keins gesehen. Leider. Und auch keine schönen weißen Blondinen." war der Faker sehr enttäuscht.

"Schade. - Nun erzähl mal, warum bist du hier? Galgen?"

"Ja, leider. Ganz klassisch, wie damals im Wilden Westen. Die Giftspritze oder der elektrische Stuhl kamen komischerweise nicht zum Einsatz. - Also, das ganze ist eine Top Secret-Geheimsache, aber da wir ja hier unter uns sind, und weit weg von der Erde, offenbare ich dir ein paar Arbeitsgeheimnisse. Aber du mußt mir schwören, es absolut für dich zu behalten."

"O.K. Ich schwöre!" Demonstrativ hob Adolpho seine rechte Hand.

"Gut. - Also, ich wurde als Hochverräter der Vereinigten Staaten von Amerika eingestuft, da ich versucht hatte, die Zerstörung von Wetterwaffen, die gegen die USA gerichtet waren, zu unterbinden. Genauso wie du arbeitete ich daran, den Weg für die Lufizeristen, Satanisten und Weißen-Rassisten freizumachen, gemäß unseren Protokollen, die dann die USA und ganz Europa hätten stürzen sollten. Leider ist dieser Plan ja nun gescheitert. Die Geheimdieste, die Polizei und gewisse mir bis heute unbekannte Informanten saßen anscheinend doch am längeren Hebel, obwohl alles so super eingefädelt war."

"Wetterwaffen? Das hattest du mir damals nie erklärt!"

"Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie es genau funktioniert. Irgendwas mit dauerhaft-statischer Jetstreamumlenkung, Extremdürren, Kaltwinter, Überflutungen, Verstärken von Hurrikans..."

"Klingt ja total abgespaced!"

"Ich hatte mit einem Vorsitzenden der <Loge des Satans> in Nordkanada einen Deal geschlossen, ihm diese Daten immer wieder zukommen zu lassen, wenn ich neue hatte, also wo diese Wetterwaffen sind und wie sie so ungefähr funktionieren. Aber ich bin kein Physiker und kein Metereologe. Ich habe die Erklärungen einfach nur abgetippt. Und dafür habe ich dann gigantisch abkassiert. Einige Millionen Dollar! Gleichzeitig hatte ich das Material unserer eigenen Regierung bzw. unserem eigenen Militär angeboten, und nochmal kassiert. Teils war das wohl auf Kosten des Steuerzahlers, da waren die vor Gericht ganz schön sauer! - Für das Geld habe ich mir dann eine Riesenhacienda in Kolumbien gekauft, und noch ein kleines Hotel an der Küste. Sowie zwei teure Sportwagen. Und eine wunderschöne knackige rassige kolumbianische Blondine dazu. Äußerst schade, daß sie nicht hier ist. Ich würde sonstwas geben, wenn ich sie herzaubern könnte. Ihr bezauberndes Lachen, dieser atemberaubende Sex mit ihr, diese Unternehmungslust, die hippen Parties am Strand, die unzähligen heißen Skype-Gespräche mit ihr, mit Live-Webcam, nackt natürlich - sooo ein heißer Käfer, sage ich dir!"

"Und bei uns in der Abteilung hast du immer einen auf prüden, anständigen Vorzeigechrist gemacht, der immer schön brav sonntags in die Kirche gegangen ist, mit Ehefrau und Kindern! Unglaublich. - Wie alt, also die Blondine?"

"Vierundzwanzig. Und eine Weiße, also ganz genaugenommen mit einem schwachen Braunstich in der Haut, aber nur ganz schwach, eben so südamerikanisch. Echt brandheiß, die Kleine! Dagegen war meine Ehefrau, ähh Witwe, eine schäbige abgewrackte Mumie dagegen! - Also, ich wurde enttarnt und vor Gericht gebracht. Davor kam noch dieser blöde Untersuchungsausschuß. Aber das ganze Prozedere will ich hier nicht wiederholen. Sie hatten soviel Beweismaterial, es war mir schleierhaft, wie die da drangekommen waren, und die Staatsanwälte und der Richter haben mich sprichwörtlich ausgezogen. Es war einfach nur grauenhaft. Aber wirklich gute professionelle Kriminalisten, Respekt. Auch wenn ich die Polente hasse. Wenn's nach mir ginge, könnte man das Faustrecht wieder einführen, eben wie damals im Wilden Westen. Und jetzt sind wir hier auf Zulu Drei, dem Planet der Affen und Schwarzen. - Na ja, und dann sind sie mir auch noch mit meinen Drogengeschäften auf die Spur gekommen."

"Zulu Drei? So heißt dieser Planet hier also. - Das mit dem Rauschgift: Heroin?"

"Teilweise. Aber überwiegend Kokain. Kolumbien ist eines der führenden Länder weltweit in der Kokainproduktion. Da habe ich einen Teil meines Geldes reingesteckt, und es ganz schön vermehren können. Bin eben ein guter Geschäftsmann, wenn auch etwas korrupt. Wir haben uns auch einiges davon reingezogen, aber in Kolumbien ist das ganz normal. Da kräht kein Hahn danach, und die Polizei da unten kannst du leicht einkaufen. Kein Problem."

"Warum hast du dich nicht abgesetzt?"

"Ich hatte es ja ursprünglich vor, mit meinem Privatflieger, und schon alles im Geiste durchgeplant. Geldkoffer, gefälschte Pässe, mein fingierter, also vorgetäuschter Tod und so weiter. Aber die Gegenseite war einfach schneller. Und mein Ablenkungsmanöver mit meinem offiziell gebuchten Thai-Flug nach Asien haben sie leider durchschaut. Eine falsche Fährte."

"Klingt ja sehr abenteuerlich. - Erzähl weiter von deiner Blondine. Was hat sie gearbeitet? Hatte sie Kinder? Und wie war sie angezogen?"

"Sie war Animateurin und Masseurin, also so eine Art Thai-Massage, aber das hieß dort unten in Kolumbien anders. Ursprünglich kam sie aus Bogotá, einem Armenviertel, und hatte es dann mit sehr viel Glück geschafft, mit ihrer bezaubernden Art einen Job an der Westküste Kolumbiens zu bekommen. Und dann lernte sie mich kennen, eine finanziell sehr vielversprechende Partie. Das törnte sie total an, meine tolle Art und mein vieles Geld. Und natürlich meine männlich-dominante Art. Aber sie stand natürlich auch auf mein gutes Aussehen, keine Frage. Vom Aussehen und der Kleidung einfach super, sie stand Marilyn Monroe in nichts nach, na ja, vielleicht etwas übertrieben. Eher der Typ Shakira, die berühmte Sängerin, ziemliche Ähnlichkeit. Sehr schönes Gesicht, lange blonde Haare, war wohl früher mal brünett, halt umgefärbt, schlanker Körper, straffe Brüste, lange Beine, schöne Cocktailkleider und High Heels, einfach nur toll! Genau das, was meine Exfrau nie hatte. Kinder hatte meine Blondine übrigens keine. Das hätte auch gerade noch gefehlt. Zwei haben mir gereicht."

"Warum hast du dann überhaupt deine damalige Frau geheiratet - und uns in der Computerabteilung immer dieses Theater vorgespielt?"

"Ach weißt du, Adolpho, du bist noch so jung, ein Greenhorn. Wenn du mal älter wirst, wirst du mich verstehen. Man lernt sich kennen, es funkt, man bekommt das erste Kind, das zweite, man hat seinen gut situierten Job und die Kirchengemeinde, alle Leute im Vorort kennen dich, da kannst du offiziell nicht dein zweites Leben offenbaren. Unmöglich. Ich mußte einfach Theater spielen, und das ist mir doch gut gelungen!"

"Allerdings. - Übrigens, wir bräuchten was zum Essen. Ich habe dahinten Mangos gesehen. Jedesfalls sehen sie so aus."

"Ach, hör mir mit deinen Mangos auf!"

"Was willst du denn sonst essen? Hast du ein Gewehr parat, damit wir uns ein Viech schießen können, sofern es überhaupt für uns eßbar ist? Bessere Vorschläge?"

"Nein, du hast leider Recht. Also, dann ran an die Mangos!"

"Zu Befehl, Herr Kommandant. Aye, aye, Sir!" Demonstrativ machte er mit der rechten Hand den militärischen Gruß.

"Da wachsen sie, die schönen Mangos am Baum! So große Teile, die sind ja fast 25 Zentimeter groß! Jetzt haben wir noch nicht mal ein Messer, verdammt!" sagte der Skin-Typ.

"Egal. Dann müssen wir halt essen wie die Wilden."

"Du hast also jahrelang ein Doppelleben geführt. Bist du eigentlich schizophren?"

"Warum fragst du das? Nein, ich halte mich für vollkommen normal. Aber in der heutigen Gesellschaft auf der Erde spielen doch fast alle eine bestimmte Rolle im Beruf, in der Familie, in der Freizeit..."

"...im SM-Studio, im Puff, am kolumbianischen Ballermann..."

"Nein, Hardcore habe ich nie gemacht. Ich gebe zu, im Bordell war ich schon einige Male. Zwischen mir und meiner Ex-Frau lief schon lange nichts mehr, also sexuell gesehen."

"Liebst du deine Kinder?"

"Lieben? Ich mag sie gerne, die beiden. Aber manchmal können einem Kinder auch ganz schön auf den Senkel gehen. Ehrlich gesagt, ohne Kinder ist es auch ganz nett, da hat man einfach mehr Freiheiten."

"Baust du auf deiner Hacienda, ähh, hättest du vorgehabt, auf deiner kolumbianischen Hacienda auch Coca-Pflanzen anzubauen?"

"Warum fragst du das? Vielleicht. Ich hatte es zwar nicht konkret vor, würde es aber auch nicht ausschließen. Wenn sich Geld rausschlagen läßt..."

"Ist dir Geld das wichtigste im Leben? Wenn es darum ginge, deine ganzen Millionen zu geben für deine Blondine aus Kolumbien, nehmen wir an, sie würde entführt und gefoltert. Würdest du deine Millionen für ein Menschenleben opfern?"

"Hey, warum stellst du mir so komische Fragen? Früher war ich mal dein Chef, dein Vorgesetzter! Aber jetzt kann ich dich ja nicht mehr entlassen. Ich könnte dich höchstens..."

"...erwürgen, erschlagen, die Augen auskratzen... aber dann hättest du wahrscheinlich keinen weiteren weißen Freund mehr hier auf Zulu Drei, also wirst es tunlichst unterlassen, mich abzumurksen."

"Ich glaube, du hast Recht. Ich könnte dich noch brauchen. - Um die Frage mit den Millionen zu beantworten: Ich glaube, ich würde die Blondine opfern. Das Geld wäre mir wichtiger. Da bin jetzt ausnahmsweise mal ehrlich."

"Verdammter Arsch! Das hätte ich jetzt nicht gedacht! Da du nicht mehr mein Chef bist, kann ich ja jetzt auch ehrlich sein. Echt krass, ey, deine Einstellung!"

"Bin eben der geborene Heckenschütze. Auf das Ergebnis kommt es an, und daß dabei viel Kohle rausspringt. Ohne Pulver läuft nichts."

"Im doppelten Sinne. - Aber hast du nicht ein Ehrgefühl, Kameradentreue, Einstehen für den anderen in Notzeiten, oder so was?"

Der Faker mußte lange überlegen. "Es fällt mir schwer, diese Frage zu beantworten. Tut mir leid. Aber ich muß darauf nicht antworten. Wir sind ja hier nicht im Verhör, nicht im Untersuchungsausschuß, und auch nicht vor Gericht! Halt die Schnauze, Greenhorn!" Der Faker wurde leicht wütend.

"Gut, ich zum Beispiel liebe die Skin Nation, meine Organisation, und stehe für meine Kameraden ein. Also, im Falle einer Erpressung würde ich das Geld opfern, für das Leben der Blondine, oder eben meiner Kameraden. Vorausgesetzt natürlich, die Blondine wäre meine beste Freundin. - Wenn ich das gewußt hätte, daß du so kaltblütig bist..."

"...dann? Was dann?"

"Hätte ich vielleicht ein Versetzungsgesuch eingereicht!"

"Hahaha!! Ein Versetzungsgesuch! Und wenn ich das abgelehnt hätte?"

"Pech eben. Künstlerpech. - Hast du die Bibel überhaupt gelesen? Oder war dein Christentum komplett vorgespielt?"

"Ich habe schon in der Bibel gelesen, aber... mit Jesus Christus läßt sich in meinen Augen kein Preis gewinnen. Der ist doch viel zu lasch!"

"Sei froh, daß dein Pfarrer nicht da ist! Der würde dich jetzt hochkant rauswerfen!"

"Na ja, vielleicht kommt er ja noch als dritter im Bunde nach Zulu Drei, der dritte Exiliant, für ewig verbannt auf den Planeten der Nigger!"

"Bloß nicht. Keinen Pfaffen. Besser wäre jemand, der sich mit Technik auskennt, und der gut logisch denken kann. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, zu fliehen."

"Mit einem Raumschiff!"

"Raumschiff??"

"Ja, einer der Bimbos erwähnte es kurz. Es war in dieser komischen Krankenstation, mit diesen ganzen Blaubekittelten. Aber er meinte, ich wäre nicht in der Lage, ihre Raumschiffe zu steuern."

"Dann zwingen wir halt einen Piloten, uns zur Erde zurückzufliegen!"

Der allwissende Erzähler muß anmerken, daß dies ein Fehlschluß ist, da sich die beiden in der Astralsphäre auf Zulu Drei befanden, und nicht in der physischen Sphäre. Aber sie konnten die Ebene nicht unterscheiden. Würden sie mit einem Raumschiff nach Terra zurückkehren, würden sie dort in der jenseitigen Sphäre ankommen, könnten aber keinen direkten Einfluß auf die physische Welt nehmen.

"Du bist gut, Mann!" lobte ihn sein ehemaliger Chef. "Siehst du, ich brauche dich noch! - Wir bräuchten Waffen, um die Schwarzen zu überwältigen und dazu zu zwingen, uns zu Erde zurückzubringen!"

"Wieviele Lichtjahre sind es denn?"

"Eine Million!"

"Hahaha! Du machst wohl Scherze?? Das ist doch unmöglich, daß wir das schaffen! Eine Million Lichtjahre!!"

"Über Raum-Zeit-Krümmung, die Einstein-Rosen-Brücke..."

"Per Anhalter durch die Galaxis, oder wie?? Chef, also Ex-Chef, da kann ich nur lachen!"

"Es gibt mehr an Supertechnologie, als du vielleicht glaubst."

"Du verstehst doch nicht mal genau, wie diese komischen Wetterwaffen funktionieren, und erzählst mir was von <Einstein-Rosen-Brücke>. Tut mir leid, aber..."

"Wir müssen an Waffen rankommen. Und an was Gescheites zum Essen."

"Jo. Stimmt, mit den elementaren Dingen geht es los. Fressen, schlafen, Sex, scheißen... müssen wir alle."

"Ich habe hier noch kein einziges, ähh, WC gesehen. Und keinen Supermarkt, keine Bank, kein Waffenlager, kein Raumschiff. Aber du hast Recht, immer nur Mangos, das geht auf Dauer nicht. Wir sollten vorsichtig die Umgebung erkunden und alles abchecken."

"Bis sie uns wieder schnappen!"

"Vielleicht kochen sie uns dann im Topf, wie bei den Kannibalen! Dann wär's sowieso aus mit uns."

"Nicht so pessimistisch sein, wir finden eine Lösung. Garantiert!"

"Dein Wort in Gottes Ohr!"

In der Zwischenzeit war die korrupte Computerabteilung, die ursprünglich eigentlich der Terrorabwehr hätte dienen sollen, geschlossen und die Angestellten in andere Bereiche des Fünfecks integriert worden. Es wurde mehr kontrolliert, die Menschen auf ihre Gesinnung geprüft und eine neue spezielle Überwachung im Hintergrund eingeführt, die hier aber nicht näher erläutert wird. Die Positivseite würde in Zukunft verhindern, daß sich gewisse "Abteilungsleiter" zu sehr verselbständigen und ihr eigenes korrupt-hochkriminelles Süppchen kochen, zum Leidwesen der Bevölkerung, und ja auch auf Kosten derer Steuergelder.

Und der Magier von Varanasi wirkte auch mit, wenn auch sehr verborgen im Hintergrund. Er hatte auch Informationen, er war eigentlich ein Meister der Weisheit, aber das wußte keiner in der Öffentlichkeit. Es war bei den Menschen oft besser, ihnen die Wurst hinzuhalten, und dann etwas zu ziehen. Neugierig machen, und dann abwarten, ob die potentiellen Neukandidaten etwas taugen oder doch nur Dampfplauderer waren. Die Kugel bekam einen göttlich-inspirierten Anstoß und rollte. Manchmal kam sie wieder zum Stehen, aber in einigen Fällen wurde doch ein Schuh daraus.

Der Magier von Varanasi mußte allen Kandidaten, oder Adepten in spe, ihren freien Willen lassen. Gemäß dem kosmischen Gesetz wurde dies so empfohlen. Schließlich wollte man, oder frau, die Erzeugung negativen Karmas möglichst minimieren. Genaugenommen war der "freie" Wille teildeterminiert durch das eigene negative Karma aus früheren Leben, aber das wird ein anderes Mal ausgeführt.

"Verflucht, mir wird so komisch vor Augen! Adolpho, hättest du nicht was für mich? Etwas Colombian Marching Powder? Ich brauch Pulver!" sagte der Faker plötzlich, nachdem er die Mango gegessen hatte.

"Entzugserscheinungen?! Kleine Haaranalyse gefällig? Mann, hier auf Zulu Drei gibt's keinen Stoff! Jedenfalls nicht hier. Mit den Entzugserscheinungen mußt du jetzt alleine zurechtkommen! Sei mal kein Weichei!"

"Durch diese vielen Mangos hat sich in meiner Körperchemie anscheinend was verändert!"

"Ja, die Gifte werden wohl jetzt rausgeschwemmt! Mangos sind eben gesund." Der Skin-Typ kicherte etwas in sich hinein, insgeheim froh, daß der hyperarrogante Faker jetzt Schwäche zeigte und nicht weiterwußte.

Da der Faker ja jetzt im Astralkörper war und nicht im physischen, war es eigentlich eine reine psychische Abhängigkeit, die der Faker aber als "physische" interpretierte. Davon hatte der Egoshooter-Faker aber überhaupt keine Ahnung. Im übrigen führt hoher andauernder Kokainkonsum laut Wikipedia zu einem übersteigerten Selbstwertgefühl, das sich in eine Art Ego- und Allmachtswahn steigern kann.

In den USA ist der Kokain-Konsum sehr hoch, relativ gesehen zur anderen Welt. Und der Faker hing voll mit drin.

"Du bist auf Kokain-Craving!" lachte Adolpho weiter. "Wahrscheinlich ist es der Mangogeruch, der dich anmacht!"

"Mach dich nicht über mich lustig, Freundchen! Sonst..."

"Na, schlag doch zu! Du warst schon immer so ein hyperarroganter Schnösel gewesen als Chef, so aufgeblasen und scheinbar perfektionistisch, und dabei hast du dir wahrscheinlich heimlich eine Ladung nach der anderen reingezogen!"

"Das ist eine Unterstellung! Du warst doch gar nicht dabei! Du kannst mir überhaupt nichts!"

"Weißt du, was ich jetzt mit dir mache? Ich werde dich den Niggern im Urwald da hinten ausliefern, zurück in die tolle Krankenstation!"

"Nein, bitte nicht! Ich entschuldige mich auch für mein arrogantes Verhalten dir gegenüber, bitte!" winselte der Faker.

"Kniefall! Hier, direkt vor mir, aber zackig!" kommandierte und amüsierte sich Adolpho. "Wenn du vor mir niederkniest und dich entschuldigst, bekommt das egoistische Kameradenschwein auch etwas Stoff! Ich habe heimlich noch was mitgehen lassen!" Der Skin-Typ log. Er hatte kein Kokain bei sich. Ihn ärgerte es maßlos, daß er die Blondine oder die eigenen Kameraden im Falle einer (hypothetischen) Entführung opfern würde, da ihm das Geld wichtiger war. Jetzt ließ er es drauf ankommen und den Faker voll auflaufen.

"In der Krankenstation mit den Blaukittel-Bimbos wird dir geholfen gegen den Entzug! Hahaha! - Also, niederknien vor mir!"

Der <Farbkopier-Faker> wurde tatsächlich schwach, welch ein Wunder, und kniete vor Adolpho nieder.

Adolpho hatte heimlich etwas Erde in die rechte Hand genommen und wartete auf seinen "Einsatz".

"Maul auf, dann steck ich's dir rein!"

"Ja!" sagte er depressiv.

Und Adolpho steckte ihm eine Handvoll Erde in den Mund.

"Mit was ist denn das gestreckt?? Und so braun?"

"Es ist eben schwarz-braunes Coca!" lachte er. "Stell dich nicht so an! Runterschlucken!"

Hustend schluckte der Faker einen Teil herunter, den Rest spuckte er wieder aus. Durch die Kraft der Einbildung jedoch ging es ihm sofort besser. Es war unglaublich, was die Kraft der Einbildung bewerkstelligen konnte!

"Danke, Adolpho. - Warum kniee ich denn vor dir?? Was ist denn das für ein Blödsinn?" Schnell erhob sich der Faker und ging auf zwei Meter Abstand.

"Wenn du auf Entzug bist, wirst du mir ja direkt ein bißchen sympathisch. Ansonsten bist und bleibst du ein Kotzbrocken. Tut mir leid. Ein Kameradenschwein, das andere verheizt hat, seine eigenen Leute, mich eingeschlossen." meinte Adolpho und spuckte demonstrativ in seine Richtung auf den Boden.

"Kameradenschwein?? Ich bin kein Kamerad, ich bin, ähh, General, spezialisiert auf militärische Cyberabwehr, ich war dein Chef, vergiß das mal nicht! - Nein, ich bin ein Vorzeigechrist, immer korrekt und in Ordnung."

"Das weiße Pulver hat dir wahrscheinlich bereits einen Teil deines Gehirns zerfressen, wie? Du bist nicht mein Vater. Du hast mir jetzt gar nichts mehr zu befehlen!"

"Nein. Ich kann ganz normal denken, sehr gut und logisch sogar. Und ich bin ein Super-Geschäftsmann! Ich kann wirklich aus Scheiße Gold machen!" gab der Faker an.

Er war wieder wie umgewandelt, und fuhr enthusiastisch-manisch fort: "Damals in Kolumbien, also ganz kurz vor meiner Festnahme und Verurteilung, hatten wir einen ganz großen Deal geplant. Kokain im Einkaufs-Reinwert von 3,1 Millionen US-Dollar, ganz frisch aus Kolumbien, sollte über einen Buschflugplatz südlich von Bogotá, am Rande des Dschungels, nach Mexico gebracht werden, und von dort aus weiter in die USA verkauft werden, natürlich zu einem weit höheren Preis. Das Coca direkt in die Vereinigten Staaten zu fliegen, war uns doch zu heiß. Wir hatten das Zeug etwas gestreckt, so 40% eben, mit Levamisol, diesem Entwurmungsmittel, und anderem Zeugs als Füllstoffen drin. 120 Kilogramm insgesamt waren das, eine ganze Menge Zeug, sag ich dir! Unser Pilot war bereits kurz vor dem Abflug im Urwald. Davor hatte ich einige <Ballermann>-Runden mit meiner Süßen am Strand Westkolumbiens hinter mir. Sex, drugs and party nonstop! Vielleicht war ich deshalb später zu unkonzentriert. Wunderschöne Frauen, eher noch Mädchen eben... unglaublich aufreizend und sexy! - Die Maschine in Kolumbien wurde von der Polizei entdeckt, oder von der Zollfahndung, weiß ich, wer, und total gefilzt, alles beschlagnahmt. - Und kurz danach klickten die Handschellen an meinen werten Händen. Mir ist bis heute schleierhaft, wie die da draufgekommen waren. Zudem ich ja zu Hause vorher akribisch alle Papiere geschreddert und verbrannt hatte, die als Beweismittel hätten dienen können! Aber ich hatte in der Tat etwas vergessen: Mein gebunkerter Pulver-Vorrat hinter der Holzverschalung in meinem Haus. Spürhunde sollen ja eine hochsensible Nase haben. War wahrscheinlich ein Fehler, das Zeug nicht vorher umzulagern."

Der Faker war ganz stolz auf diese Kriminalgeschichte und gab trotz Festnahme und Todesstrafe damit an. Gewissensbisse oder Unrechtsbewußtsein - absolute Fehlanzeige! Gewissensverlust durch Kokain, angeblich auch eine Nebenwirkung des Konsums. Dadurch wurde der Faker noch schlimmer und egoistischer, als er sowieso schon war. Aber das Schauspieltalent nahm leider durch den Drogenkonsum noch zu!

Was mit Fernwahrnehmung so alles ans Licht kommt... aber eine Haaranalyse kann das natürlich nicht ersetzen, den letzten Beweis. Das kommt dann vor Ort, durchgeführt von Ihrem freundlichen Drogenfahnder, der Polizei, Ihrem Freund und Helfer.

Die Gangster sahen das natürlich etwas anders.

"Und deine Anwälte? Konnten die dich nicht rausboxen? Also in Richtung lebenslänglich?" fragte Adolpho.

"Das wäre nur gegangen, wenn ich vorher mit dem Umleiten der Daten aufgehört hätte. Also das mit den Wetterwaffen."

"Wo sind diese Wetterwaffen? Wie sehen sie aus?" fragte der Skin-Typ.

"Ähh, das weiß ich auch nicht so genau. Irgendwelche Antennen, unterirdische Kabel, die dann verstärkt Regen oder Dürre erzeugen, und manchmal auch brummen."

"Brummen??"

"Ja, so ein ganz tiefer Brummton. <The Taos-Hum>. Noch nie davon gehört?"

"Nein. Aber klingt sehr interessant. Und das Wetter läßt sich damit wirklich beeinflussen?"

"Ja, wenn ich's dir sage. Ich bin mir ganz sicher, auch wenn ich es nicht verstehe. - Frag mich doch lieber was Geschäftliches, oder über Coca, da kenn ich mich besser aus."

"Wann hast du dir das erste Mal was reingezogen? Also, ich hab auch schon mal 'ne E [Ecstasy-Pille] genommen oder so ein bißchen Crack, also unbeschrieben bin ich auch nicht." gab Adolpho zu.

"Da war ich noch ganz jung, so fünfzehn. - Also, was aber das tollste ist an dem Zeug: Dem Verteidigungsminister, sowie dem amerikanischen Präsidenten, die mir ja übergeordnet waren, denen konnte ich jeden beliebigen Bären aufbinden, alles, und sie haben es immer geglaubt und jeden Wisch unterschrieben, den ich haben wollte! Ich konnte denen ins Gesicht lügen, und sie haben es überhaupt nicht gemerkt! Kein einziges Mal! Und da konnte ich natürlich erst recht nicht mehr aufhören mit dem Kokain, es steigerte meinen Selbstwert ins Unermeßliche! Und du siehst die Schwächen der anderen noch viel stärker, und kannst das voll ausnutzen! Das gab mir ein Gefühl von Allmacht, wie Gott! Und warum sollte ich mich dann noch mit Jesus Christus abgeben, wenn ich doch selbst schon so allmächtig war??"

"Klingt ganz schön nach Größenwahn. Also, irgendwie ist bei dir im Gehirn was falsch gepolt. Tut mir leid, Ex-Chef, aber ich meine das im Ernst, Mann."

"Ist mir egal. Hauptsache, ich komme immer durch mit allem, was ich will."

"Und wenn's mal schiefläuft? Wie jetzt? Nun hängen wir hier fest auf Zulu Drei. Wenn du so allmächtig bist, wie du tust, dann beweise es mir! Treib Waffen auf, und was Gescheites zum Fressen und Saufen, ähh, Essen und Trinken, dann sehen wir weiter! Was hab ich denn von deinen angeblich so tollen Fähigkeiten gehabt? Du hast mich auf der Erde verheizt, vorgeschoben, ich war dann weg vom Fenster. Du hast mich weggehauen wie eine Schachfigur! Nur, daß ich zu deinen eigenen Leuten gehört habe. - Mann, sowas macht man einfach nicht! Und das ist dein größtes Problem: Du gehst gegen deine eigenen Leute vor, du verrätst sie alle. Wenn du es mit feindlichen Soldaten gemacht hättest - O.K. Aber du hast einige von unserer damaligen Computerabteilung auf dem Gewissen, das ist mir jetzt vollkommen klar geworden. - Und deshalb muß ich mich vor dir in Acht nehmen. Gut, wir sind anscheinend die beiden einzigen Weißen hier auf dem komischen Doppelsonnen-Planeten. Aber ich hätte gerne etwas echte Kameradschaft, und nicht wieder diese blöde arschlochmäßige Hinterrücks-Abknallen. Nochmal fall ich auf deine Tricks nicht rein, ich habe nämlich dazugelernt. Auch wenn du's nicht glaubst."

"Kommt Zeit, kommt Rat. Wir werden sehen."

"Manchmal kommst du mir vor wie Luzifer. Du benimmst dich so. Hab mich so ein bißchen damit befaßt. Ganz so dumm, wie ich vielleicht wirke, bin ich auch wieder nicht."

"Luzifer? Luzifer ist doch der Lichtbringer! Ich bringe den Menschen das Licht, i c h, i c h, i c h, ist das nicht toll? Ich bin toll, geil, einfach ein unwiderstehlicher Typ! Deshalb fliegen die jungen Mädchen da unten ja so auf mich!"

"In Kolumbien herrscht auch viel Armut. Da gibt es auch einige Straßenmädchen aus dem Slums von Bogotá, die einfach gut aussehen und es irgendwie nach oben schaffen, sich durchkämpfen. Sowas bewundere ich, und nicht dein Schmarotzertum! Du hast deine kolumbianische Blondine mit deinem Geld eingefangen, und sie meint, sie hätte jetzt den anständigen Millionär an der Angel und macht sich Hoffnungen, will vielleicht Familie und Kinder..."

"Bloß nicht! Bevor das kommt, stoße ich sie ab und such mir eine Neue!"

"Siehst du, das ist genau das, was ich meine: Keine Ehre und Anstand, du bist hyperegoistisch, eingebildet, arrogant, und bleibst voll auf dem Trip hängen. - Nachschub habe ich übrigens keinen mehr, damit du's weißt! Das vorhin war die letzte Ladung weißes, ähh, braunes Pulver, jetzt ist Ende!"

"Waaas??" fragte der Faker leicht ängstlich und eingeschüchtert. Das manisch aufgeblasene Pseudo-Selbstbewußtsein bröckelte wieder etwas.

Adolpho spielte jetzt seine Schachzüge aus. Er versuchte, den Faker psychologisch in die Enge zu treiben, auch ein bißchen als Rache wegen der Verheizungsaktion im Fünfeck. Natürlich war der Skin-Typ schuldig und das Urteil juristisch vollkommen berechtigt gewesen, aber Adolpho ging es um die Ehre und Soldatentreue. Jetzt würde er's dem Faker zeigen, ihn fertigmachen und weichkochen. Er hatte keine Lust darauf, einige Jahre mit diesem Kotzbrocken weiter zusammen zu sein. Und mit den Schwarzen kooperieren war für ihn auch ausgeschlossen. Also würde er versuchen, den Faker wieder auf den Erdboden, besser gesagt auf den Boden von Zulu Drei zurückzuholen. Sollte er sich sein blödes Luziferlicht doch an den Hut stecken, oder an seinen imaginären Militärhelm!

Die beiden Sonnen gingen nacheinander auf Zulu Drei auf. Es war ein höchst faszinierendes Schauspiel. Die beiden schliefen noch im Gebüsch, und die ersten wilden Tiere streiften umher und gaben ab und zu leise schnaubende Laute von sich. Es raschelte im Gras. Die "Grillen" mit ihrem singenden Klang waren zu hören. Ob es Zikaden wie auf der Erde waren? Ein schönes neues Forschungsgebiet für "Pille" und seine Biologen. Die Sterne am Firmanent verblaßten immer mehr. Es war die tropische Klimazone von Zulu Drei, ähnlich wie Afrika, aber mit leicht veränderter Flora und Fauna.

Die Klarheit und Frische der Luft war wirklich atemberaubend. So mußte es auf Terra gewesen sein, bevor die Menschen mit ihren umweltverpestenden Maschinen die Atmosphäre vergifteten. Oder noch viel früher, bevor es die ersten Menschen auf der Erde gab. Die Stimmung auf Zulu Drei hatte etwas Unberührtes und Archaisches, fast wie in der Kreidezeit, ja, archaisch, das war das richtige Wort.

Archaisch.

Plötzlich standen drei riesengroße Säbelzahntiger mit rot-weiß-gestreiften Körpern rund um den Faker und Adolpho. Das rot in den Fellstreifen war eher ein bräunliches Rot, kein knalliges. Die beiden Opfer ahnten noch nichts und schliefen fest. Von der Weite kamen zehn Zulu Drei-Schwarze mit Phasern und schossen mit einem leicht sirrenden Geräusch drei hellblaue stark leuchtende Lichtstrahlen auf die großen Tiere, aber nicht um sie zu töten, sondern weil sie beiden weißen Menschen retten wollten, schließlich waren es ja sehr interessante Forschungsobjekte. Weiße waren ein totale Rarität auf Zulu Drei, und die ließ man nicht so schnell entkommen.

Die Tiger fielen nach mehreren lauten grölenden Lauten um und raschelten effektvoll im Gras. Der Hyperegoist und sein Rassisten-"Kamerad" wachten auf und waren höchst erschrocken.

"Ach du Scheiße! Drei rot-weiße Monstertiger liegen um uns herum im Gras! Mr. Hyperegoist, aufwachen! Wir sind in Lebensgefahr!" Er rüttelte den Faker wach.

"Was ist denn?? Verdammt, drei Riesentiger! Aber die sind im Moment noch ganz ruhig. Wir müssen uns ebenfalls ganz ruhig verhalten. Hoffentlich zischen sie dann ab."

Aber nichts dergleichen. Die Tiger lagen weiterhin ruhig im Gras, und die zehn Zulus kamen mit Riesenschritten näher. Sie waren alle um die zwei Meter groß, dunkelhäutig, sehr kräftig, hatten grau-beige Uniformen an und hatten pistolenartige Geräte in der Hand, die wie Phaser aussahen. Als sie den Faker und Adolpho sahen, riefen sie ihnen auf Englisch zu: "Die Tiger sind betäubt, mit Betäubungsgewehren. Entweder ihr kommt jetzt freiwillig mit, oder wir holen euch!"

"Verdammt, die Bimbos sind da! An die zehn Stück!" Der Faker rannte weg, da er meinte, er wäre schnell genug. Pustekuchen! Drei Sekunden später wurde er von einem neongrünen Lichtstrahl aus einem der Phaser getroffen! Ja, die Zulus hatten einiges an Hochtechnologie, und auch Phaser, ähnlich wie auf der USS Enterprise.

Adolpho, der nichts vom Betäubungsmodus des Phasers wußte, war sehr überrascht und rief schnell: "Hey, mich braucht ihr nicht abzuschießen! Laßt mich bitte am Leben! Ich komme auch freiwillig mit euch mit!"

"Wir haben deinen Kumpanen nur betäubt für die nächsten drei Zulu-Horas, also in Terra-Zeit etwa dreieinhalb Stunden, er ist nicht tot. Keine Angst. Wir wollen mit euch einige medizinische Untersuchungen machen, zwecks eurer Herkunft und so weiter. Wir wissen, daß ihr uns nicht mögt, aber versucht trotzdem, mit uns zusammen zu kooperieren. Ihr habt alleine sowieso keine Chance. Euch geht das Essen aus, ihr habt keine ärztliche Betreuung, ihr habt keine Waffen, und, und, und... Hahaha!!". Wieder das typisch-tiefe Lachen, mit einem leichten schelmischen Unterton. Betont freundlich versuchten die Zulus, Adolpho zu beruhigen.

"Medizinische Untersuchungen? Aber keine faulen Tricks! O.K.?"

"Nein, Ehrenwort. Wir sind nicht solche Arschlöcher wie dein Kumpane. Sein Gedanken- und Emotionswellenmuster ist sehr negativ, deins aber etwas positiver als seines. Komm mit uns mit, wir sitzen sowieso am längeren Hebel. Auch wenn wir auf den ersten Blick etwas primitiv aussehen mögen, sind wir eine Hochkultur mit umweltfreundlicher Technologie, einer gerechten Ethik, und wir werden euch zivilisiert behandeln, vorausgesetzt, ihr verhaltet euch auch entsprechend!"

"Also gut, wenn's unbedingt sein muß. Ist wohl besser, als auch von eurem Phaser getroffen zu werden."

"Phaser ist ein Film-Ausdruck aus euren Star Trek-Serien. Bei uns heißen sie Urgulu-Ex-Pistolen, kurz eine Urgulu-Ex. Wir können sie auch auf tödlich einstellen. Versuch nicht, sie uns zu klauen, wenn du versuchst, sie zu bedienen, wirst du keine Freude damit haben. Also mitkommen, bitte!"

"Urgulu-Ex? Klingt komisch. Gut, ich komme mit. Aber nur, wenn ihr den Hyperegoisten neben mir, also den betäubten Weißen, ebenfalls mitnehmt."

"Ja, machen wir. Er kommt auf unsere Krankenstation!"

Wieder auf seine heißgeliebte Krankenstation! Wenn der Faker das gewußt hätte... aber er war total ausgeschaltet und merkte nichts von seinem Abtransport.

Inzwischen standen die beiden Sonnen höher am Himmel und leuchteten mit einem angenehm-warmen Licht. Das Licht wirkte nicht so aggressiv wie auf der Erde, anscheinend wurde hier mehr Strahlung abgeschirmt.

Mit einer Urgulu-Ex im Anschlag und dem Faker auf einer Krankenbahre wurden beide eine Art Schwebefahrzeug gepackt, es sah so ähnlich aus wie eine fliegende Untertasse, circa achteinhalb Meter Durchmesser, drei Meter hoch, silber, runde Fenster und mit einer schrägen Einstiegsrampe.

"Wow! Unglaublich! Ein Nigger-Ufo mitten auf diesem komischen Planeten mit den zwei Sonnen! Hätte ich ja nie erwartet!"

"Adolpho, so heißt du doch," lasen sie seine Gedanken, "das Erden-Schimpfwort <Nigger> läßt du in Zukunft bitte bleiben. Ansonsten wirst du entweder unsere Fäuste oder eine unserer Urgulu-Ex spüren. Wir brauchen uns nicht dauernd von euch arroganten Terra-Weißen beleidigen zu lassen. Ihr seid eine der aggressivsten Rassen in der ganzen Milchstraße, und habt euren Planeten an den Abgrund, sprich an den Rand der Zerstörung gebracht, mit eurem ganzen ABC-Waffen-Arsenal! Faßt euch erst einmal an eure eigene Nase. Mitkommen!"

"Ja, ja. Ich mag zwar keine Schwarzen, aber eurer Ufo ist absolut supergeil! Wollte schon immer mal mit so einem Teil fliegen!"

"Für euch Erdlinge ist es etwas sehr Seltenes, wir wissen das. Die meisten Sichtungen von unbekannten Flugobjekten in der Atmosphäre Terras werden für Unsinn erklärt, obwohl eure Regierungen teilweise selbst in der Produktion dieser Flugobjekte mitdrinhängen. - Wenn du einigermaßen kooperativ bist, kannst du noch mehr erfahren! Steig ein!"

Adolpho stieg fasziniert ein, während der <Farbkopierer-Faker> bewußtlos auf seiner Krankenbahre lag und den Flug gar nicht mitbekommen würde. Für einen ehemaligen US-General eine ganz schöne Schlappe! Pech gehabt, eben! Er hatte es im Grunde auch nicht verdient. Er würde wieder auf der Krankenstation aufwachen, und der kleine Exkurs dazwischen würde ihm wie ein schlechter Traum vorkommen. Schließlich hatte ihn Adolpho ja im Grunde vollkommen demaskiert.

"Alan, neulich habe ich so einer Esoterik-Zeitschrift was über UFOs gelesen, und daß sie uns vielleicht retten könnten. Glaubst du eigentlich an sowas, Darling?" fragte Ariette ihren Mann am Frühstückstisch im Maurya Sheraton Hotel in New Delhi.

"Nun, ich würde es nicht ausschließen. Es gibt so einiges an geheimen militärischen Akten über ungeklärte Fälle, und da stehen wir vollkommen auf dem Schlauch. Ich unterliege zwar der Geheimhaltung, aber soviel sei dir verraten: Die Wahrscheinlichkeit, daß echte Außerirdische existieren, ist sehr hoch, und mehr oder weniger eigentlich regierungsintern schon bestätigt. Aber die Absicht der verschiedenen Extraterrestrischen ist den Behörden und Geheimdiesten noch nicht ganz klar. Es höchste Vorsicht und Fingerspitzengefühl angesagt." antwortete der NSA-Mann Phoenix.

"Na, da hast du ja einiges dazugelernt bei der NSA. Als du noch beim FBI warst, klang das aus deinem Munde noch viel skeptischer."

"Ja, da hast du Recht. Aber bin eben lernfähig, das kann ich mit Fug und Recht behaupten."

"Die Zulus in Zentralafrika, die sollen irgendwelche Kontakte mit Alpha Centauri oder so haben. Aber ganz sicher bin ich mir nicht mit Alpha Centauri."

"Es stimmt nicht immer alles, was so in der Öffentlichkeit gesagt und geschrieben wird. Oft werden Informationen auch gefälscht, verdreht oder manipuliert. - Vielleicht kommen die Zulus ja vom Andromeda-Nebel?"

"Wie kommst du denn darauf?"

"Nur so eine Idee, mehr nicht."

"Und das mit John F. Kennedy? Stimmt es, daß er die Existenz der Zeta Reticulis weltweit öffentlich machen wollte und deshalb umgebracht wurde?" fragte Ariette interessiert.

"Du hast dich ja gut informiert! - Das mit den Zeta Reticulis ist offiziell nicht bestätigt. Aber er hatte wohl Zugang zu gewissen Akten. Mag sein, daß dies ein Faktor war, der bei seiner Ermordung mitgespielt hatte. - Der Hauptfaktor seiner Ermordung war meines Erachtens aber, daß er wieder staatseigenes Geld drucken lassen wollte und somit die FED, also die Federal Reserve Bank, die ja eine Privatbank ist und keine staatliche, faktisch entmachtet hätte. Das wollten gewisse Banker natürlich nicht, und dann... kam es so, wie es kommen mußte. Der gute alte John war seiner Zeit weit voraus, eben zu weit."

"Ron Paul, also der von der Tea Party bei uns in den USA, schrieb vor einem Jahr in seinem Blog, daß er sich grundsätzlich die Abschaffung der FED vorstellen könnte."

"Das sollte er mal nicht zu sehr an die große Glocke hängen. Sonst verschwindet er irgendwann auf Nimmerwiedersehen. War leicht ironisch gemeint."

"Meinst du, daß uns positiv gesonnene Außerirdische, vorausgesetzt, es gäbe welche, unser Geldsystem und politisches System gut fänden?"

"Beileibe nicht. Ich glaube eher, daß sie alles in Frage stellen und die Regierungsoberhäupter sehr verunsichern würden. Wahrscheinlich ist das auch ein Mitgrund für das viele Debunking und die Vertuschung."

"Hat das SETI-Programm der NASA eigentlich wirklich nichts empfangen, keine Radiowellensignale von Außerirdischen?"

"Offiziell nein, inoffiziell ist wahrscheinlich doch was empfangen worden. Ich weiß es aber nicht. Es ist meine reine Spekulation."

"Meine Dame, mein Herr, ihre beiden Champagner-Piccolos sind bereit. Darf ich sie Ihnen servieren?" fragte der Kellner, der sich relativ unbemerkt den beiden genähert hatte.

"Ja, natürlich." signalisierte Alan dem Ober.

"So schöne verzierte Gläser, mit indischen Symbolen drauf!"

Der Kellner servierte die zwei Sektkelche auf einem Silbertablett und verschwand diskret wieder.

"Also, dann auf die positiven, uns wohlgesonnenen Außerirdischen!" stieß Ariette mit Alan an. "Cheers!"

"Cheers!" entgegnete Alan. "Auf die Rettung der Erde durch die positiven Kräfte!"

Der Magier von Varanasi

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