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VORWORT

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Wenn ich das mal kurz an meinen Fingern abzähle – meine liebste Herangehensweise an die Mathematik –, habe ich diesen Roman anscheinend vor rund fünfzehn Jahren geschrieben. Mein erster Agent hatte mir vor langer Zeit gesagt, ich solle niemals ein Datum irgendwo druntersetzen, »denn dies führt immer dazu, dass man den Dingen danach immer das Alter ansehen kann«. Diesen Text hat jedoch der Herausgeber mit einem Datum versehen; falls das ein Fehler war, so war es diesmal wenigstens nicht meiner. Ich glaube, es war Harold Wilson – möge er in Frieden ruhen –, der mal gesagt hat, in der Politik sei eine Woche eine lange Zeit. Nun, fünfzehn Jahre sind in jedem Fall eine lange Zeit. Besonders wenn es ums Gedächtnis geht.

Wenn man es recht bedenkt, ist es ohnehin eine schwierige Angelegenheit, sich an etwas zu erinnern. Wollte und könnte man etwa einen absolut präzisen Bericht der vergangenen Stunde abliefern, so würde einen dies logisch betrachtet eine Stunde in Echtzeit kosten. Angenommen, man wollte und könnte nun ferner einen vollkommen akkuraten Bericht der letzten beiden Stunden abliefern, dann müsste man sich zwangsläufig auch die Stunde in Erinnerung rufen, die man gerade damit verbracht hat, sich an die erste Stunde zu erinnern …

Mit dieser kleinen Abschweifung – übrigens ein fantastisches Rezept, um Schlaflosigkeit zu kurieren – möchte ich eigentlich nur eines rechtfertigen: Als ich gebeten wurde, das Vorwort zu dieser neuen Ausgabe von Roboter des Todes zu schreiben, konnte ich mich nicht mehr gut genug an das Buch erinnern, um meine Aufgabe guten Gewissens erfüllen zu können. Erst würde ich es noch einmal lesen müssen. Und das tat ich auch. Interessanterweise – nun, ich hoffe jedenfalls, es ist interessant – ist das Erinnern ein wesentliches Handlungselement. Ich mag solche schönen Zufälle, Sie auch? Selbstverständlich nicht als Handlungselement: Zufälle im Handlungsverlauf müssen anders gerechtfertigt werden, wodurch sie dann natürlich keine Zufälle mehr sind …

Eine Fortsetzung zu schreiben wirft stets Probleme auf, und sei es nur, dass man sich präzise an die Details des Originals erinnern muss, damit man sich nicht selbst widerspricht und nachher wie ein Trottel dasteht. Das Schreiben der Romanfortsetzung zu einem Fernseh-Mehrteiler stellte mich jedoch vor weit interessantere Schwierigkeiten. Und das Wort »interessant« verwende ich hier im Sinne des chinesischen Fluchs: Mögest du in interessanten Zeiten leben. Nebensächliche Dinge wie die Kostüme, in The Robots of Death im Fernsehen eindrucksvoll aber unkommentiert, wollten in der Romanfortsetzung nun beschrieben und begründet werden. Im Gegensatz zu etwas, was man nur flüchtig auf dem Bildschirm sieht, gewinnt eine Beschreibung in Prosa sofort eine größere Bedeutung, so als würde ein Regisseur den Fokus auf etwas richten. Eine Beschreibung sagt: »Sieh her«, und »Sieh her« sagt: »Warte mal, was hat’s damit eigentlich auf sich?« Dann muss man gründlich über alles nachdenken – was lustiger ist, als es vielleicht klingt, und (so hoffe ich) auch zu einer besseren und spannenderen Geschichte führt. Ergeben Elemente einer Handlung keinen Sinn, dann verliere ich leicht das Interesse – und nicht selten auch das Bewusstsein.

Instinktiv gehe ich wohl zumeist reduktionistisch vor: Ich nehme Ideen, Gefühle und Überzeugungen auseinander und versuche herauszubekommen, wie sie tatsächlich funktionieren, nicht nur dem Anschein nach. So ausgedrückt, klingt es ein wenig nach Gottkomplex; ich glaube jedoch, es ist eher ein Komplex, der mit Göttern, Religionen, Klassensystemen, Vernunft, Mode, Tod und Verschwörungen sowie all den anderen Dingen zu tun hat, die uns meistens Angst machen und uns ansonsten gut unterhalten. Oder geht das nur mir so? Jedenfalls können Sie das ganze Zeug in diesem Buch finden, Sie müssen nur suchen. Ich würde Ihnen aber empfehlen, es nicht zu tun: Warten Sie lieber, bis es sich von hinten anschleicht und Buh ruft! Und dann gibt es noch Witze und Gewalt und sogar ein paar sexuelle Anspielungen. Ja, eigentlich kommt so ziemlich alles vor, was ich selbst von guter Unterhaltung erwarte. So bin ich schon immer ans Schreiben herangegangen: Wenn es mir keinen Spaß macht, macht es auch Ihnen keinen Spaß, und dann haben wir beide unsere Zeit verschwendet.

Ich weiß noch: Als ich beauftragt wurde, dieses Buch zu schreiben, war ich dankbar für die Arbeit und das Geld, obwohl es mehr Arbeit und weniger Geld war, als man damals beim Fernsehen bekam, oder selbst beim Radio. »Damals« ist hier das Schlüsselwort. Stephen Cole, zu dem Zeitpunkt der Redakteur, meinte, die Leute hätten Lust auf eine Fortsetzung zu The Robots of Death – ob das stimmte, ist wohl nach wie vor nicht geklärt. Ich selbst aber hatte durchaus Lust darauf und meine Familie wollte gern weiterhin den Luxus von Essen und einem Dach über dem Kopf genießen.

Wann immer ich einen Auftrag bekomme – und nur dann kann ich überhaupt schreiben –, strebe ich eine bestimmte tägliche Wortzahl an. Hoffentlich fallen nur mir jene Stellen auf, an denen ich zu kämpfen hatte, um mein Tagesziel zu erreichen. Dieses Vorwort ist natürlich ebenfalls eine Auftragsarbeit, und heute läuft es nicht gut: Zweiundfünfzig Wörter in diesem Teil des Absatzes, und keines besonders von Belang. Dies muss der Moment sein, da Sie aufhören, Ihre Zeit mit dem Vorwort zu vergeuden – lesen Sie lieber das Buch! Ehrlich gesagt – und gewöhnlich versuche ich, ehrlich zu sein, denn Lügen ist so anstrengend – war ich beim Lesen ein wenig verblüfft: Im Gegensatz zu mir scheint der Roman nämlich kaum gealtert zu sein. Mir hat es jedenfalls viel Freude gemacht, ihn noch einmal zu lesen. Ich hoffe, er gefällt auch Ihnen.

Chris Boucher

Oktober 2013

Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes

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