Читать книгу Tango ohne Männer - Christa Müller - Страница 8
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ОглавлениеAm anderen Morgen lag eine Karte von Maria unter dem Briefschlitz. Zehn Tage gehe ich schon über die Zeit, schrieb sie.
Das Kind schob sein Kommen hinaus, als sei es mit Elsa im Bunde. Noch hoffte sie, gesund geschrieben zu sein, wenn Maria mit ihm aus der Klinik entlassen würde.
Sie traute dieser Hoffnung nicht. Sie musste die Tochter darauf vorbereiten, nicht kommen zu können.
Elsa schob das Geschirr auf dem Küchentisch zusammen und legte einen Briefbogen auf die freigewordene Stelle.
Sie öffnete das Fenster. Der Apfelbaum aus Noas Garten rieb seine Zweige am Gerüst. Sie trugen flaumige, junge Blätter. Einzelne Blüten hatten sich wie Augen aufgetan. Sie hörte das Lachen der Arbeiter, die in der Sonne frühstückten. Es war Montag.
Sie setzte sich an den Tisch, das Fenster im Blick. Auf dem Fensterbrett hatte Maria früher Blumen versammelt, die sie von den Trümmern der Stadt pflückte. Unkraut war ihr gewesen, was für das Kind schön war.
Sie schrieb. Zwei Seiten, randvoll. Und sah, als sie den Brief überlas, dass sie das Wichtigste nicht gesagt hatte. Einen langen Anlauf hatte sie genommen und war nicht gesprungen.
Sie setzte noch einmal an. Die Feder sträubte sich, kratzte das Papier auf. Nun, wollte sie schreiben, muss ich dir etwas sagen…
Die Tinte im Füllfederhalter versiegte nach dem Nun. Sie suchte das Tintenfass, bis sie sich erinnerte, es leer in die Asche geworfen zu haben. Sie schrieb mit Kopierstift weiter, den sie mit der Zunge anfeuchtete, um das Nun in Von zu ändern.
Von Großmutter und deinen Tanten recht herzliche Grüße.
Und unter Aufbietung allen Mutes brachte sie in einem Wust von Anekdotischem den Satz unter: Ich werde Pfingsten wahrscheinlich nicht bei dir sein können. Und weil sie es nicht fertig brachte, zu schreiben: Kann sein, ich muss in die Klinik, setzte sie Maria an ihre Stelle: Du bist vielleicht in der Klinik.
Ich fragte mich damals nicht, was sie hätte hindern sollen, mich auf der Entbindungsstation zu besuchen.
Der Weg zur Einundzwanzig, die zum Südfriedhof fuhr, führte an der Schule vorbei. Die Schuluhr im Giebel zeigte Elsa an, dass sie sich wieder verspäten würde. Es war ihr egal. Sollten die Krähen doch warten.
In der Grünanlage neben der Schule blühten die Sträucher. Elsa hatte nicht vergessen, dass sie vor zwanzig Jahren hier von Marias erstem Schulgang ein Foto gemacht hatte. Maria stand auf dem Bild in einem hellen Kleid zwischen Frauen in Schwarz. Lass es sie anziehen, hatte die Großmutter gesagt. Unsere Trauerzeit ist nicht ihre.
Elsa zog dem Kind das Kleidchen über und steckte ihm eine rosa Schleife ins Haar. Als ihr eigener Vater gestorben war, hatte sie seinen Tod für bösen Zauber erklärt und Nacht für Nacht auf ihn gewartet, wie wenn er vom PHÖNIX kommen sollte.
Auf jenem Foto zauderte Maria mit ihrem Lächeln, eingeschüchtert von der blicklosen Fassungslosigkeit Elisabeths und dem unheilvollen Schwarz, das jene nun ebenso umhüllte wie Mutter und Großmutter. Die Schmerzausbrüche der beiden Frauen hatten das Kind durch Wochen in panischen Schrecken gejagt und es fuhr schreiend aus dem Schlaf, wenn Elsa das Licht löschte. An dem Tag, als das Foto gemacht wurde, fürchtete es, von den Armen Elisabeths umschlungen und an ein Herz gepresst zu werden, dessen Jammer es erdrücken musste.
Elsa hatte den unnatürlichen Glanz in den Augen des Mädchens gesehen, ehe es, Schaum vor dem Munde, in jenen Krampf fiel, der sich in Marias zweitem Jahr erstmals zeigte, jenem Jahr, als sie mit ihr in die Stadt zur Mutter gezogen war, um die Scheidung von Marias Vater durchzufechten. Dieser Glanz war auf dem Foto nicht zu sehen. Elsa konnte das Bild, wenn es ihr in die Hände fiel, nie ohne ein Gefühl von Schuld betrachten, obwohl sie nicht wusste, was das für Schuld sein sollte. Maria war gleich darauf wieder zu sich gekommen. Die Großmutter hatte die Schultüte geöffnet und eine Birne herausgelangt, in die das Kind gierig biss und deren Saft seinem Taftkleid den Rest gab. Die Schwarze hatte danach tatsächlich versucht, Maria zu umarmen, aber Elsa hatte es nicht zugelassen. Nicht, dass sie Marias Furcht begriffen hätte. Das Kind gehörte ihr. Basta!
Elisabeth war in jenen Tagen um Jahre gealtert. Max Pinkert, ihr gefallener Mann, hatte vor jedem Einsatz eine Karte geschrieben. Die letzte zeigte den Himmel durch das Plexiglas einer Pilotenkanzel, in diesem Himmel eine Wellblechkiste mit Flügeln, auf ihrem Rumpf ein Kreuz aus doppelten Balken. Am Rand stand: „Heinkel-Kampfflugzeug H 111". Und: „So sieht der rechte Kettenhund seine Führermaschine." Elisabeth trug die Karte in der Handtasche mit sich herum. Ich bin der linke Kettenhund, schrieb Max. Hoffentlich seid ihr alle gesund. Und ganz unten, noch unter den Grüßen und seiner Feldpostadresse, stand wie hingewischt: Bald ist`s vorbei!
Schwarze! Neckname aus Kinderzeit. Augen und Haares wegen. Elisabeths kindlicher Lockenschopf war mit nichts in seiner Fülle vergleichbar gewesen. Jede Haarschleife verlor sich in ihm wie ein Falter im Dunkel.
Die Mutter im Zorn schrie: Zigeuner du! Das Unheimliche, Heftige, Jähe benennend, das Elsa schreckte und gleichzeitig anzog. Sie ließ sich in Elisabeths Streiche hineinziehen, von ihrer Unbändigkeit anstecken. Fühlte die Verletzungen durch das Schmähwort, das der Schwester Tränen über die Wangen trieb. Sah Elisabeths Trotz in deren geballten Fäusten, in ihren aufstampfenden Füßen, geschnürt in knöchelhohe Stiefel. Hemmungslosigkeiten, die Luise entrüsteten, die der Mutter Wut zum Kochen brachten, die Kleinste, Elsa, aber furchtsam entzückten. Die stellte sich auf Zehenspitzen mit erhobenen Armen vor Elisabeth, sie vor Schlägen zu bewahren. Elsas aufgerissene, sirupfarbene Augen brachten die Mutter manchmal zur Besinnung. Ich schlag sie noch tot. Sie bringt mich dahin, murmelte sie und ließ die Hand sinken.
Die Beteiligten wussten auf geheimnisvolle Weise, dass nicht die Schwarze, der "Zigeuner", die Mutter "dahin" brachte. Dass etwas anderes es war. Etwas, das außer ihnen wirkte, in sie hinein, ohne dass sie es aufzuhalten vermochten.
Es kam darauf an, solche Augenblicke zu überstehen.
Nun war es schon fast ein Jahr her, dass die Mutter gestorben war.
In dem Schlafzimmer, vor dessen Fenstern die Platane ihre Krone ausbreitete, in deren Geäst Ida Teubler zwei ineinander verkrallte Spechte gesehen haben wollte, hatte Elisabeth sie, bewusstlos und nach Aceton riechend, vorgefunden. Wo Elisabeth ins Fleisch griff, blieben die Abdrücke ihrer Finger zurück.
Als Elsa sie zum ersten Mal im Krankenhaus besuchte, saß die Mutter schon wieder auf und schälte sich einen Apfel.
Das kleine, spitzige Messer in der geschwollenen Hand war eines der Hümmelchen, mit denen in der Gottschedstraße Kartoffeln geschält wurden, sein Holzgriff vom Gebrauch geglättet, die Klinge vom Schleifen eingebuchtet wie eine Sichel. Die Mutter schnitt die Apfelschale als Spirale vom Fleisch. Auf dem Geschirrtuch, (auch aus der Gottschedstraße!) Elisabeth hatte für die vertrauten Dinge gesorgt, lagen Schalen und herausgeschnittenes Kerngehäuse. Die Mutter war ganz in Anspruch genommen. Heißhunger auf die Stücken, die sie mit dem Hümmelchen aufspießte und sich in den Mund schob, stand in ihren Augen. Nichts sonst.
Nach dem fünften Apfel legte sie das Messer weg, lehnte sich gegen die Kissen und schloss die Augen. Sie atmete angestrengt und ihre blutleeren Lippen endeten gramvoll in abwärtsweisenden Winkeln, wie hineinwachsend in die Furchen beiderseits des Kinnes. Die Tränensäcke drückten auf das Wangenfleisch. Jede Zelle schien hinab zu wollen zum Staub.
Elsa griff nach den Händen, die das Hümmelchen fallen gelassen hatten. Sie blieben teilnahmslos.
Die Mutter öffnete die Augen. Elsken, sagte sie, pass gut auf dich auf.
Am nächsten Morgen setzte sich Elsa in der Abteilung Herrenkonfektion des HO-Warenhauses in der Petersstraße auf einen Hocker. Er brach unter ihr zusammen. Sie stürzte aufs Parkett. Schneidender Schmerz durchfuhr ihre linke Körperhälfte. Elsa! schrie jemand. Um Gottes Willen! Es erschien ein braungeflecktes Gesicht über ihr und ein riesiges Auge blickte sie durch dickes Glas erschrocken an. Nicht anfassen, flüsterte Elsa.
Das Auge gehörte Herrn Winter, den Elsa bei sich Opa Winter nannte. Er war der einzige Kollege, mit dem sie auskam.
Wie ein Kind klagte sie der Mutter an deren Krankenbett ihr Unglück: Ausgezahlt habe ich mich. Blitzeblau die ganze Seite. Kann nicht liegen, schleiche rum, winselnd wie ein Hund. Als ich Anzüge auf die Stangen sortieren wollte, ist mir schlecht geworden vor Schmerzen. Muss ja die Arme überkopf heben. Sie sind nicht mehr zwanzig, hat mir der Arzt gesagt. Mit der Prellung werden Sie diesmal nicht Aktivistin. Der ist noch schadenfroh. Hab ihm Bescheid gegeben: Mit siebenundvierzig ist man noch kein altes Eisen! Geben Sie mir eine Kur!, sag ich. Wir haben keine Antragsformulare, sagt der. Glaubst du nicht? Keine Antragsformulare! Vor zwei Jahren, als der Alte, als Richard Müller - hörst du? - als der Großvater starb, konnte der Doktor keinen Totenschein ausstellen. Gab keine.
Keine Totenscheine, Mutter! Wir müssen leben! Wir müssen gesund werden. Und sowieso: zum Sterben ist das Leben zu schade. Hörst du!
Ida Teubler regte sich, wies der Tochter ihre zerstochenen Ellenbeugen vor und flüsterte: Heute früh standen Männer um mein Bett, standen mit Kränzen da und sagten: Komm mit!
Das bildest du dir ein!
Die Mutter fuhr unbeirrt fort: Ich wollte ja mit sie gehn, aber ich war festgebunden. Kummervoll blickte sie auf ihre Arme. Ich wäre mit sie gegangen.
Mit wem? Mit wem, Mutter?, fragte Elsa.
Die Mutter beachtete sie nicht, redete mit jenem Teil ihres Selbst, das zu sterben sich sehnte, zu DEN ANDEREN wollte, wer die auch waren. Elsa aber trachtete, sich der Mutter zu verbünden, letzter, aussichtsloser Versuch, Liebe zu erlangen.
Zu Hause schrie Elsa gegen die Wände: Davonmachen willst du dich! Mich allein lassen! Alle verlassen mich. Alle. Maria auch. Elsa konnte das letzte Weihnachtsfest nicht vergessen. Glücklich, die Scheidung von Euchler hinter sich zu haben, hatte sie sich Mühe gegeben, nachzuholen, was sie versäumt zu haben glaubte.
Es war Anettes erstes Weihnachtsfest.
Es gibt ein Foto von mir, darauf stehe ich an meinem ersten Weihnachtsfest im Laufställchen unter einem lamettabehangenen Baum und lache.
Deshalb fuhren wir nach Leipzig.
Ich schmückte den Baum, den Elsa besorgt hatte, mit dem Lametta meiner Kindheit. Deckte damit die Enttäuschungen zu. Die Peinlichkeiten. Die Pein. Ein Funke Hoffnung reicht, um zu vergessen.
Elsa hatte mein Kinderbett vom Boden geholt. Es stand im Schlafzimmer. Wie am Anfang meines Lebens. Himmelblau und mit geblümter Wäsche. Unterm Christbaum prangte ein Schaukelpferd, ein Gitterstühlchen auf wippenden Kufen, ein Pferdekopf vorn, zwei Holme an seiner gemalten Mähne, den Kinderhänden zum Halt. Sie hatte es gebraucht gekauft und neu gestrichen.
Dieses Schaukelpferd!
Es war ein schönes Geschenk. Ich hätte es sagen sollen. Großmutter klatschte in die Hände vor Freude, als sie die Urenkelin in diesem Stuhlpferd wiegte. War das nicht genug?
Am ersten Weihnachtstag beim Frühstück fragte mich Elsa mit gespielter Beiläufigkeit: Ist dir wohl nicht gut genug, das alte Schaukelpferd?
Sie hatte den Brief gelesen, den ich unverschlossen liegen ließ, den ich, als Anette endlich schlief, geschrieben hatte.
Liest man fremde Briefe?
Ich reiste daraufhin anderntags ab.
Nach Neujahr erreichte mich ein Brief meiner Großmutter. Der war wie alle ihre Briefe in wie gestochener Sütterlinschrift auf die vergilbte Seite eines Diariums aus ihrer Mädchenzeit geschrieben und lautete: Liebe Maria! Ich habe am Sonnabend die Bilder von der Drogerie geholt, die wir Weihnachten machten. Das Foto von Anette auf dem Schoß Deiner Mutter gefällt mir am besten, weil aus ihren Augen die ganze Liebe für die Kleine strahlt. Ihr sind die Tränen über das Gesicht gerollt, als sie vor dem leeren Bettchen stand. ...
Von der eigenen Enttäuschung sprach sie nicht.
Ihr hatte ich nicht wehtun wollen.
Maria stahl sich davon, als Elsa in der Gottschedstraße war, um der Mutter, die nicht mehr die Wohnung verließ, und den Schwestern, die über die Feiertage bei ihr waren, ein frohes Fest zu wünschen.
Zu Hause fand Elsa einen Zettel vor, auf dem Maria erklärte: Ich kenne uns. Wir würden einander in den kommenden Tagen das Leben nur schwer machen. Ich fahre nach Hause.
Nach Hause! Damit meinte Maria ein fremdes Haus in einer fremden Stadt. Ein Internat, in dem sie ein Zimmer bewohnte.
Unterm Christbaum stand das Schaukelpferd. Sie hatte es da gelassen. Und wenn auch der Zettel vermerkte: Wir nehmen es nicht mit, weil der Transport zu schwierig ist, verwand Elsa die Kränkung nicht, die darin lag, dass Maria in jenem Brief an einen Elsa fremden Menschen, dieses Geschenk "ein altes Schaukelpferd" nannte. "Altes" war unterstrichen. Elsa las ihn nicht eigentlich. Sie räumte den Tisch auf und ihr Blick fiel auf Marias Handschrift. Sie sah hin, neugierig wem die Tochter schrieb. Einem Mann? Zufällig traf ihr Blick auf jene Wendung, die sie für Spott nahm, für Hohn! Im Grunde wusste sie was geschehen würde, wenn sie Maria zur Rede stellte. Sie hätte es in sich hineinfressen müssen. Aber sie sagte: Ist dir wohl nicht gut genug, das ALTE SCHAUKELPFERD? Maria blickte mit jener Zerstreutheit auf, die Elsa seit jeher aus der Fassung brachte und Elsa hatte wieder sehen können, wie sich der Ausdruck ihrer Augen veränderte. Die neuerdings gefärbten Wimpern verdunkelten die Iris sowieso, nun, so kam es Elsa vor, lief ein Stahl in ihnen blau an. Ein Wort gab das andere. Elsa glaubte nicht, dass "alt" im Zusammenhang mit dem Schaukelpferd eine Qualität sei, die Maria schätzte und Maria nannte Elsas abgeirrten Blick Schnüffelei.
Als der Bluterguss von ihrem Hockersturz abgeklungen war, bekam Elsa Unterwassermassagen. Im gekachelten Becken, geschlossenen Auges gab sie sich dem heißen Wasserstrahl hin, trieb in einem Strom ungerufener Bilder. Wenn sie bedrängend wurden, wich sie ihnen aus wie eben diesem: Maria, die das Haus verließ wie eine Diebin, auf dem Arm das Herzelein, im Rücken den Baum mit den niedergebrannten Kerzen. Seidenweiche Strähnen streiften Elsas Wangen. Es kam ihr vor, als atme sie den Milchgeruch Anettes und sie sah hinter geschlossenen Lidern ihr helles Haar.
Oder: Eine Nacht zog herauf. Verkleidet als Alte, vermummt in ein Tuch, das sie borgte, ging sie Hesse nach, ihrem zweiten Manne. Er traf sich mit einer anderen Frau.
Sie wich vor diesen Bildern aus in ein stilles, helles Wasser, war wieder ein Mädchen in schwarzem Trikot. Mit sonnengebräunter Haut und Pagenfrisur. Tauchte. Sonne fiel durch Entengrütze auf den Flusssand.
Das Mädchen im schwarzen Trikot schwamm wie ein Fisch. Jetzt kommt der Steg, wusste Elsa. Sie schwang sich hinauf im Vollbesitz ihrer Kraft und lief zum Sprungbrett, nasse Fußabdrücke auf trockenem Holz lassend. Sie roch die Frische, die ihr vom Fluss entgegenschlug, spürte die raue Kokosmatte unter den Sohlen und die Lust auf den Sprung, die Vorfreude, einzutauchen in das durchsonnte Wasser. Sie fühlte Blicke, die ihr galten. Sie stand wie aus einem Guss. Packte mit beiden Händen die Kante des Sprungbretts, spürte dessen Nachgeben und schätzte die Kraft ab, die sie einsetzen musste. Dann schwang sie die Beine überkopf, hielt den Handstand, balancierte den Körper aus und drückte sich ab. Gelungen! Im Flug zerteilte ihr Leib die Luft. Mit den Fingerspitzen öffnete sie die Wasserfläche, jagte hinab zu den Flusskieseln und trieb dann hinauf in das Grün am Rande der Strömung.
Während sie sich diesem Bild hingab, sagte eine unabweisliche Stimme in ihr: Es ist aus! Aus!! Aus!!! Dein Körper gehorcht dir nicht mehr. In die Asche mit deinem Stolz, deinem Hochmut, deiner Sucht, zu gefallen.
Ich fühlte mich wie ein Vogel, wie ein Fisch. Alles war ich zugleich, dachte Elsa. Mensch-Vogel-Fisch.
Die Männer sollten sich den Hals nach dir verdrehn! sagte die Stimme.
Nein! Ja. Auch. Trotzdem war es so.
Höhnisch sang der Widerpart im Hintergrunde: ... ach so bald, ach so bald / welken Schönheit und Gestalt! / Tust du stolz mit deinen Wangen / die wie Milch und Purpur prangen / ach die Rosen welken bald .... Die sentimentale Weise hatte ihr die Worte eingeprägt. Als Kind mit der Mutter im Waschhaus.
Im letzten Urlaub ließen ihre Hände das Sprungbrett fahren. Knie und Beine nahmen es im Fallen wuchtig mit. Grau war es hinter ihren Augen geworden, und sie glaubte, nie wieder aufzutauchen.
Sie hatte sich am Beckenrand erbrochen und das Empfinden gehabt, ihre Beine seien oberhalb der Knie abgeschlagen.
Sie dürfen sich nicht so verspannen, sagte die Badefrau, den Wasserstrahl auf Elsas Gelenke richtend. Ganz locker! Locker!!
Nach den Massagen fuhr Elsa zur Mutter. Bestimmt bist du Ostern zu Hause, sagte sie, ohne daran zu glauben, und Elisabeth stimmte zu und wusste, dass es anders sein würde. Wenn Maria mit meinem Herzelein kommt, besuchen wir dich schon in der Stadt, versprach Elsa.
Dein Herzelein, sagte die Mutter, kenne ich nicht.
Wieso?, sagte Elsa, Anette! Sie ist jetzt ein Jahr alt.
Ein Füchsken? fragte die Mutter.
Aber sie ist blond. Du hast sie doch gesehn!
Nie habe ich sie gesehn!
Elsa verstummte vor der Geste, mit der die Mutter ihren Einwand abtat.
Sie macht sich kostbar, deine Tochter, sagte Elisabeth. Sie braucht uns wohl nicht.
In der Karwoche saß die Mutter schwer atmend, von Kissen gestützt, im Bett und schwor, Maria bekäme ein Geschenk von ihr, sei sie nur erst entlassen.
Maria kam Ostern nicht nach Leipzig. Über das Kinderheim war Keuchhustenquarantäne verhängt. Deshalb musste Maria vor dem geschlossenen Fenster stehen und Anette den Osterhasen zeigen, den sie am Ende ihres Besuchs auf dem Fenstersims zurücklassen würde.
Ida Teubler hatte in der Nacht zum Ostersonntag einen Schlaganfall erlitten. Elisabeth saß bei ihr, als Elsa das Zimmer betrat. Das rechte Augenlid der Mutter hing schlaff herab. Vom linken Auge glaubte sich Elsa angeblickt. Dem verzerrten Munde entquollen gurgelnde Laute. Ihre Hand fühlte sich an wie ein Glied jener Lederbalgpuppe, mit der sie als Kinder gespielt hatten: schlapp.
Hörst du mich?, fragte Elsa und vernahm über dem Pochen ihres Herzens kaum die eigene Stimme.
Ja. Elisabeth antwortete an ihrer Stelle: Ja, Mutter hört uns.
Elsa hatte Eier gefärbt. Grasgrün. Grün ist die Hoffnung. Als sie die Eier in die Farbe legte, hatte die Mutter so noch nicht ausgesehen. Die Eier waren mit Speckschwarte poliert, wie Elsa es der Mutter abgesehen hatte.
Elisabeth nahm sie ihr aus den Händen und sagte: Elsa hat den Osterhasen getroffen. Drei Eier. Für jeden eins. Stimmts? Sie nickte Elsa zu. Morgen spachteln wir sie.
Dieser Ton! Und nie hatte Elisabeth "spachteln" statt essen gesagt. Und dieses Lächeln, das ihre Zähne bloß legte wie an einem Totenschädel. Elsa spähte nach der Mutter und erschrak über den Ausdruck in deren einem, aufgerissenen Auge. Rasch beugte sie sich zu ihr und berührte mit den Lippen die Wange unter diesem Auge. Ihr schwindelte.
Sie konnte sich nicht erinnern, jemals die Mutter geküsst zu haben oder von ihr geküsst worden zu sein. Als sie sich aufrichtete, blickte das Auge sie unverwandt an.
An dem Tag, als die Mutter wieder zu sprechen versuchte, wiederholte sie mehrmals unter Anstrengung: Elsken! Für deine Maria tue ich was. Verlass dich drauf!
Maria wird sich sehr freuen, sagte Elsa und dachte, ich lüge wie Elisabeth. Ich werde mich freuen. Ich! Du hast Maria gehasst, nicht wahr? Jetzt kommt die Zeit, wo du sie liebst. Mich liebst. Nicht wahr? Sie sagte es hastig und leise. Das Auge der Mutter starrte sie an.
Mutter, sagte Elsa, bald blüht der Flieder, du rappelst dich wieder hoch. Wir stellen den Liegestuhl unter'n Fliederbaum.
Unter seinem schiefen Stamm hatte die Mutter nach Karls Tod die Tage verbracht. Einen ganzen Sommer. Niemals hatte sie sich so viel Zeit gegönnt. Niemandem gab sie preis, was sie dachte. Elsa hatte verlangt: Denk mal an uns! Wir sind auch noch da! Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass diese Frau gegen Verluste so wenig gefeit war, wie sie selbst.
Die Kraft der Mutter hatte nie von Jahreszeiten abgehangen. Nur von der Last, die das Leben ihr aufbürdete. Große Last - große Kraft. Es schien, als habe sich mit Karls Tod ihr Leben erschöpft. Wie konnte es sonst sein, fragte sich Elsa, dass die Mutter schweigend dem Scheitern ihrer Ehe mit Hesse und später der mit Euchler zusah und ganz und gar teilnahmslos blieb? Warum, dachte Elsa, hast du mich nicht beschützt? Tatenlos zugesehen hast du. Nein, du hast nicht einmal hingesehen!
Die Unterwassermassagen hatten Elsa nicht wieder hergestellt. Trotzdem schrillte für sie wieder morgens der Wecker. Sie rührte keinen Finger, ihn zum Schweigen zu bringen. Die Strickmütze, mit der sie schlief, in die Stirn gezogen, duckte sie sich tiefer in die Wärme ihres Federbettes. Die Nächte im April Sechzig waren wie Winternächte.
Eine Minute noch liegen. Noch eine. Sie spürte, wie diese Augenblicke das Zögern nährten, aufzustehen. Wie Minute und Minute zum Netz wurden, das sich über sie legte. Laut sagte sie zu sich: Erhebe dich du schwache Frau, in der Röhre steht Kakao!
Was ist Kau-Kau?, hatte sie als Kind die Mutter gefragt.
Schokolade.
Was ist Schollo-Kade?
Scho-ko-la-de! Was Gutes, Elsken.
Aber die Ofenröhre in Hörde ist immer leer gewesen.
Elsa schummelte sich unter der Bettdecke hervor, darauf bedacht, keine Wärme zu verlieren. Fest in den Bademantel gewickelt, stellte sie in der Küche den Wasserkessel aufs Gas und kroch ins Nest zurück.
Ich will nicht, sagte etwas in ihr. Will nicht!
Der Pfeifkessel signalisierte, dass das Waschwasser heiß war. Elsa schloss die Augen und befahl sich: Aufstehen! Sie schob das Deckbett fort, fühlte den Anprall der Kälte.
Der Dampf hatte die Pfeife vom Kessel geschleudert und hing in Schwaden. Die beiden Spiralen der Heizsonne glühten hinter rostfleckigem Gitter. Ein singender Ton drohte ihr Versagen an.
Das Badezimmer war hundekalt. Elsa wusch sich in einer der Schüsseln des Abwaschtischs in der Küche. Die Emaille war von der Eierfarbe noch grün verfleckt. Dann wühlte sie frische Wäsche aus dem Korb, der stand seit Wochen unterm Tisch. Sie hatte es aufgegeben, bügeln und die Sachen in den Schrank sortieren zu wollen.
Das Kaffeewasser kochte. Sie rückte den Kessel vom Gas, ließ die Flamme brennen, damit es in der Küche überschlagen war.
Sie zählte die Kaffeebohnen in ihre Hand, ehe sie sie in die Holzmühle kippte, die sie zwischen die Knie klemmte. Das Drehen der Kurbel, eine im Nacken schmerzende Bewegung. Flüchtig tauchte der Gedanke an eine elektrische Kaffeemühle auf, und wie immer ließ sie ihn fallen. Der Preis war unerschwinglich.
Sie trank den Kaffee vor der Heizsonne und schrieb für die Großmutter auf den Rand der Sonnabendzeitung: Feure bitte im Schlafzimmer. Wenn ich komme, will ich gleich ins Bett. Die Seite zeigte vier Jungen und ein Mädchen, die mit Bauklötzen spielten. Das Mädchen hatte helles Haar. "Unbekümmert wachsen sie auf. Perspektive ihres Lebens: Der Kommunismus", stand unter dem Foto.
Unbekümmert. Das war ein Wort, das Maria im Munde führte: Hier kann ich unbekümmert studieren!
So sehr Elsa glauben wollte, dass es so sei, ihr Gefühl strafte dieses "Unbekümmert" Lügen. In hellsichtigen Augenblicken, sah sie wie Maria auch war: Besessen von einer Idee, die sich mit Blut, Verfolgung und Tod verband, imstande, dieser Idee alles zu opfern.
Prüfend hob Elsa die Arme. Sie würde nicht zupacken können. Sie war gesundgeschrieben aber nicht gesund.
Mit verfrorenen Schritten lief sie zur Haltestelle. Zwängte sich mit denen, die wie sie zur Arbeit fuhren, in die Straßenbahn, verließ sie am Hauptbahnhof, strebte, den Brühl querend, durch die Reichsstraße über die Grimmaische Straße zum Neumarkt. Dort befand sich der Personaleingang. Die seit dem vierten Dezember Dreiundvierzig klaffenden Lücken im Zentrum hatten Elsas Erinnerungen an die Stadt fast erblinden lassen. Diese Gegend, in die sie sich als Mädchen verliebte, weil sie in manchem Dortmund glich, war eine trostlose Öde. Als sie des großen, am Anfang des Jahrhunderts erbauten, Kaufhauses ansichtig wurde, das sie als "Althoff" gekannt hatte und noch manchmal so nannte, wurde ihr beklommen zu Mute. Ihr Mund wurde trocken, als sie mit dem Fahrstuhl hinauffuhr. In dem schwach erleuchteten Verkaufssaal schienen die Ständer mit Anzügen und Mänteln unter schwarzen Tüchern um die Stunden, Tage, Wochen, Jahre zu trauern, die Elsa zwischen ihnen verbracht hatte, getrieben vom Ehrgeiz, am Ende des Monats "Beste Verkäuferin" zu sein, ihr Foto am Roten Brett zu sehen und fünfzehn Mark Prämie entgegenzunehmen. Jemand rollte einen Wagen mit Anzügen übers Parkett. Die mussten, bevor der Verkauf begann, auf die Stangen sortiert werden.
Sie fuhr in die fünfte Etage, wo das Personal seine Spinde hatte. Transparente lehnten an der Flurwand. Losungen sprangen ihr in die Augen.
WIR FORDERN: FRIEDENSVERTRAG MIT BEIDEN DEUTSCHEN STAATEN. FÜR ALLGEMEINE UND VOLLSTÄNDIGE ABRÜSTUNG. DEM VOLKE MEHR LEBENSMITTEL - DER INDUSTRIE MEHR ROHSTOFFE - DEN BAUERN EIN SCHÖNERES UND KULTURVOLLERES LEBEN.
An die Tür der Garderobe war ein Druck gezweckt. Elsa wandte sich unwillkürlich nach ihm um. Wie das junge Mädchen auf der Zeichnung die Fahnenstange mit beiden Händen vor ihrem Körper trug, selbstbewusst und mit jener leichten Neigung des Kopfes, die für Maria charakteristisch war. Elsa spürte wieder jenen unbegreiflichen Schmerz im Gemüt. Und wie jedes Mal, suchte sie ihn zu beschwichtigen. Diesmal, indem sie den Vorsatz fasste, noch am Abend einen Kuchen zu backen, den sie Maria und dem Herzelein schicken wollte.
Für diesen Kuchen war Elsa an jedem Abend der Woche zu erschöpft.
Am Sonntag, nach der Maidemonstration, raffte sie sich endlich auf, stellte die Rührschüssel auf den Tisch, schlug zwei Eier hinein, tat Zucker und Margarine dazu, suchte im Radio nach einem Konzert, fand nur Märsche, Hochrufe und Berichte von Demonstrationen auf einem Roten Platz, einem Wenzelsplatz, einem Marx Engels Platz und weiteren Plätzen. Und wären nicht die Sprachen, in denen geredet wurde, voneinander verschieden gewesen, hätte man alle Kundgebungen für eine halten können.
Auf dem Wenzelsplatz marschierten die Friedensfahrer mit. Morgen sollten sie starten. Leipzig war in vierzehn Tagen Etappenziel, einem Sonntag, wie der Radiosprecher sagte.
Elsa würde, was sie nicht vorhersehen konnte, an jenem Tag mit der letzten Straßenbahn aus Dösen, von der Mutter kommend, nach Hause gelangen, während die Friedensfahrer die Stadtgrenze passierten. In der Nacht würden zwei Züge aufeinanderprallen und das Orakel der Mutter erfüllen.
Elsa rückte die Heizsonne an die Schüssel, die Margarine zu erweichen. Elsa versuchte linkshändig zu rühren. Der Nacken schmerzte, egal ob sie rechts- oder linkshändig rührte.
Nimm dir Zeit, hörte sie im Geiste Großmutters Rede. Sie hatte das Gefühl, die Alte sei in der Küche, blicke ihr über die Schulter und würde jetzt sagen: Lass mal, ich mache das schon.
Die Großmutter war heute nach Riesa gefahren. Zu Annas, ihrer ältesten Schwester, Beerdigung. Zu Fuß hatte sie sich in der Frühe auf den Weg zum Bahnhof gemacht, obwohl die Straßenbahnen noch fuhren.
Anna Spranger hatte neunzig Jahre gelebt. Und die Großmutter klagte: Nun hat sie mich verlassen, meine Schwester. Könnte ich doch mit ihr begraben sein.
Elsa gab eine Beileidskarte mit. An Kurt, Annas Sohn, und Gertrud, seine Frau. Heute waren es zehn Jahre her, dass Horst, einziger Sohn der beiden, Annas vergötterter Enkel, Jungaktivist im Stahlwerk wurde. Morgen würden es zehn Jahre her sein, dass ein sowjetischer Mannschaftswagen ins Werk fuhr. Fast bis an die Ofenbühne, sagten die, die es gesehen hatten. In diesem Wagen fuhren Horst und andere in ihrer Arbeitskluft davon.
Wurden davon gefahren.
Aus Kurts Munde, in Halb- nein, Viertelsätzen, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, mit huschenden Äuglein unter in jenen Nächten ergrautem Haar, aber exakt gescheitelt wie immer, nahm sich das aus wie Spuk. Doch hatte er es erfahren von denen, die hingeschaut hatten, am gleichen Tag, im Werk noch, als er mit scharf gebügelten Hosen, in gestärktem Hemd und mit Krawatte die Buchhaltung in dem Gefühl verdienten Feierabends verließ. Vielleicht eine Auszeichnung auf der Kommandantur, hatte er gedacht. Er blickte Gertrud, seiner Frau, nicht in die Augen, als er es vorbrachte.
Horst kam nicht nach Hause und nicht ins Werk zurück.
Anna, deren Kraft und Rüstigkeit, sie war damals Achtzig, Elsa bewundert hatte, erlosch in jenen Tagen. Aber sie lebte noch zehn Jahre und wartete auf ihren Enkelsohn.
Auf Annas Drängen hatte Kurt Briefe geschrieben. An Gott und die Welt und den Staatspräsidenten. Unterwürfige Briefe. Mit Raison. Er war ein kleiner, entnazifizierter Pegeh gewesen. Ohne Hoffnung fragte er nach dem Verbleib seines einzigen Kindes.
Elsa rührte den Kuchenteig und hatte vor Augen, wie Horstl auf der Hochzeit Herbert und ihr Blumen gestreut hatte. Kurt schor ihm zu Feier des Tages den Schädel bis auf ein paar Stirnfransen. Sie erinnerte sich, wie sie Willi, der fünfzehn war und seit einem Jahr lange Hosen trug, damit neckte, dass er genauso ausgesehen habe wie Horst in seinem Matrosenanzug mit kurzen Hosen, mit Strümpfen, die Wasser zogen, mit seiner Ponyfrisur.
Willi, der Bruder, war tot. Und Horst?
Wir haben eines Tages aufgehört von ihm zu sprechen, dachte Elsa.
Nein, Großmutter nicht. Sie hat mit Anna im Garten gesessen, in den Korbstühlen, die Horst lackiert hatte, und deren Farbe im Laufe der Jahre abblätterte.
Wenn Großmutter sagte: Einen einzigen Wunsch habe ich. Ehe ich sterbe, möchte ich nach Russland zu Herberts Grab, antwortete Anna, ihr Kopf zitterte dabei heftig: Und ich zu Horstl. So redeten sie, obwohl sie nicht wussten, wo sie hätten suchen sollen.
Am Nachmittag fuhr Elsa durch die beflaggte Stadt ins Krankenhaus.
Elisabeth füllte massig den Raum zwischen Wand und Bett.
Elsa setzte sich ans Fußende und betrachtete das seltsam faltenlos gewordene Gesicht der Mutter.
In jenem Moment, als Elsa ihre Tränen unterdrückte und ihr Blick verschwamm, sah sie wo Elisabeth saß, einen Engel.
Er war Elisabeth! Und war sie nicht. Er schien sich in ihrer Gestalt zu bergen und zu zeigen, glänzend und sich verdunkelnd.
Elsa schloss die Augen und grub die Fingernägel in ihr Fleisch. Auf ihrer Netzhaut brannte das Geschaute: Der Engel, gehüllt in sein rabenschwarzes Haar, wandte ihr sein Angesicht zu. Vor seinem Ernst stammelte sie: Nein! Nicht mich! Bitte nicht ich .... Die Vision löste sich auf in zwei Tränen.
Nur Elisabeth saß dort.
Jener Mai neunzehnhundertsechzig hatte es in sich. Am fünften Tag nach der Maidemonstration pirschte Kollege Winter, Opa Winter, zwischen den Anzügen zu Elsa, sich vergewissernd, dass niemand sie zusammen sah, dass niemand sie hörte. Es ist was im Busch, raunte er. Sienitzki will, ich soll gegen dich reden. In der nächsten Produktionsbesprechung.
Elsas Lider begannen zu flattern. Es ging also weiter. Vielleicht war der Verdacht des Alten nicht unbegründet gewesen, dass ein Bein des Hockers, der unter ihr zusammenbrach, beschädigt gewesen sei. Mutwillig. Wenn das ein Zufall ist!, hatte er damals gesagt. Und: Den Hocker sehe ich mir noch genau an, Elschen! Elsa hatte nichts davon hören wollen. Sie traute ihrem Kollegen Sienitzki alle Gemeinheiten zu, aber sie hatte in den Auseinandersetzungen mit ihm zu viele Federn gelassen und sich noch nicht erholt davon. Sie wollte Ruhe haben, nur Ruhe.
Was ist los?
Du hättest einen Kunden nicht gut bedient.
Wer hat das gesagt?
Der Alte hob beschwichtigend die Hände. Ich kann nichts gegen dich vorbringen.
Da soll ein Mensch freudig seine Arbeit tun, murmelte Elsa.
Hitze, die aus den Tiefen ihres Leibes zu den Wurzeln ihres Haupthaares aufwallte, nahm Elsa die Luft. Sie riss sich die Jacke herunter.
Das Gefühl von Hinrichtung, Vernichtung, albtraumhaft, grauenhaft, ließ sich nicht herunterreißen. Sie war so mit Überleben beschäftigt, dass sie nicht hörte, wie der Alte zu ihr redete. Mein Gott, Elschen, reg dich bloß nicht so auf! Es wird doch nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Als die Glut sich milderte, war ihr, als sei ihr Nacken von Zangen gepackt. Wie kochende Lava floss es ihr von dort in die Arme, die sie nicht mehr rühren konnte, ohne zu schreien.
An jenem Tag ging Elsa vorsichtig, jede Erschütterung scheuend, jede hastige Bewegung meidend, vom Neumarkt über die Schillerstraße zur Universitätsklinik in die Härtelstraße. Keinen Blick verwandte sie auf die Schaufenster der dem Kaufhaus benachbarten Läden. Sie sah nicht die aufgegangene Rasensaat im Schillerpark und vernahm nicht das Kreischen der Spatzen, die sich in ihr balgten noch den Amselschlag vom marmornen Haupte des Dichters. Den Kopf zwischen die Schultern gezogen, die Lider soweit geschlossen, dass sie gerade noch die Silhouetten ihr entgegenkommender Passanten wahrnahm, drang nichts mehr in ihre Sinne. Sie wimmerte, ohne sich zu hören. Neben ihr quietschten Bremsen. Der Fahrer schrie: Wohl lebensmüde! Elsa ging weiter, ohne die Lider nur einen Millimeter zu heben. Du kannst mich mal, dachte sie, kreuzweise! Im letzten Rest ihres von körperlicher Qual strangulierten Verstandes, wusste sie, dass sie die Straße überquert hatte, ohne nach der Ampel zu blicken. Sie musste noch über den Roßplatz. Der war ihr leer und weit wie nie, und der blaue, leuchtende Himmel über ihm machte, dass sie die Lider zusammenkniff.
Ich habe nichts, woran ich sterben müsste, also lohnt es sich nicht, unters Auto zu kommen, sagte sie sich, als sie nach einer Stunde denselben Weg zurückging. Die Schmerzen waren geschwunden. Benommenheit, verursacht von den Spritzen, die der Arzt ihr in die Schultern gejagt hatte, verunsicherte ihre Schritte. Für Sie ist uns nichts zu teuer, hatte er gescherzt. Das ist ein Schweizer Präparat! Sie hatte aufgeschrien, als er sie anfasste.
Seht ihr! dachte Elsa. So krank bin ich. Und niemand glaubt es mir!
Aber neuerlich krankgeschrieben, empfand sich Elsa wie ausgespien aus einem Organismus, der ihren Alltag, ihr Leben organisiert hatte, in dem sie selbst mitwirkte zu diesem und vielleicht noch einem anderen Zweck. Jenem Zweck, der sich in Losungen und Wettbewerben kundgab, aber weniger fasslich war, als der Kundenstrom, der an- und abschwellend, durch das Kaufhaus pulste, der sie trug und ihr das Gefühl gab, Teil eines Ganzen zu sein. Denn mit Neugier schaute sie in die Gesichter der Kunden. Sie ging auf die Schüchternen zu, besänftigte die Ungeduldigen, hatte Geduld mit den Unentschlossenen. Sie fand sich gespiegelt in fremden Augen, ins Vertrauen gezogen von den Naturen, die sich selbst nicht trauten. Sie kannte die Lust am Verkleidungsspiel und war fähig, es mit jenen zu genießen, die nach zehn anprobierten Anzügen, den zuerst anprobierten kauften. Nur selten wurde aus solchem Spiel kein Handel. Manchmal bekam sie anderntags Freikarten für die Oper. Dann versuchte sie ihre Kundschaft im Orchestergraben, im Chor, im Ballett auszumachen.
Es hatte Zeiten gegeben, in der Ehe mit Euchler und während der Scheidung von ihm, da fühlte sie sich nur unter ihren Kollegen aufgehoben. Fast alle waren zum Polterabend da gewesen und wurden in jener Nacht Augen- und Ohrenzeugen dessen, was als Menetekel anzusehen, sie sich nicht erlaubt hatte.
Man nahm teil an ihr. Und sie verbrachte die Mittagspausen mit den Kollegen auf dem Dachgarten über der Stadt. Daran änderten auch Rivalitäten nichts.
Elsa hatte Tänzerin werden, die glitzernden Kleider tragen wollen, die die Mutter jenen Frauen und Männern vom Varieté auf den Leib schneiderte, die in die Küche zur Anprobe kamen, als sie ein kleines Mädchen war. Elsa hatte vor der verspiegelten Schlafzimmerschranktür heimlich probiert und wo immer sie Musik hörte, begeisterte sie ihre Füße zu Schritten, ihren Körper zum Ausdruck dessen, was sie dabei empfand. Einziger Ort, wo sie ihn hatte bilden können, war der Arbeiterturnverein. Und tanzen durfte sie zum kölschen Karneval. Ihre Bühne aber wurde der Verkaufssaal der Firma Lion in Dortmund, wo sie in Güte und Strenge für den Umgang mit Kunden erzogen worden war.
Elsa kam sich, krankgeschrieben, wie eingeschlossen in einen riesigen Würfel aus Zeit, wie ein Insekt im Bernstein vor.
Als ich den Haushalt Elsas auflöste, fand ich in ihrem Nachtschränkchen ein altes Vokabelheft von mir, in dem die freien Seiten von ihrer Hand beschrieben waren. Sie hatte versucht, mit mir über das zu sprechen, was sie "die Schweinerei" nannte. Es hatte mich nicht interessiert. Zu jener Zeit interessierte mich nichts an ihrem Leben, von dem ich nicht ahnte, wie bald es vorbei sein würde.
Ich warf das Heft auf den Haufen, der für den Altstoffhandel bestimmt war. Großmutter las es von dort auf und legte es mit Elsas Gesangbuch, das ihren Mädchennamen in Goldprägung und der Traubibel, die ihren und den Namen meines Vaters in Tinte trug, in die Kiste, die für Briefe und Papiere bestimmt war, die ich behalten wollte. Nach Jahrzehnten ist mir das Heft in die Hände gefallen. Ich vertiefe mich in Elsas Schrift, einem Gemisch aus Sütterlin und Latein, das meine Kinder schon nicht mehr entziffern können.
Sie hat sich an jenem Silvestertag, an dem ich sie allein ließ, weil ich wegen eines Missverständnisses über ein Schaukelpferd mit Anette nach P. zurückfuhr, hingesetzt und eine Art Protokoll über ihre Arbeitssituation geschrieben. Sie hat es noch bis zum Mai fortgeführt, um sich gegen etwas zu wehren, das sie in ihrer Daseinsberechtigung infrage zu stellen schien und dessen zermürbende Wirkung sie an Leib und Seele spürte.
Silvester 59
Sechs Tage vor Heiligabend, im Hochbetrieb, gab es Krach. Sienitzki, der Fatzke, bildet sich ein, nur er darf drei Kunden gleichzeitig bedienen, ich aber nur einen! Jedenfalls, mein Kunde wurde vom Schneider abgekleidet, mit dem die Änderungen besprochen waren, danach zog er noch einen Anzug an. Inzwischen ging ich auf den nächsten Kunden zu. Sienitzki schrie mich an: Bleib bei deinem Kunden, bis du fertig bist! (Er bediente Zwei gleichzeitig und noch Zwei hatte er in den Kabinen. Also v i e r Kunden!) Ich ging zum Packtisch, beklagte mich bei Kollegin Neidhard, unserem Vertrauensmann, über diese Bevormundung. Sienitzki aber bläkte über die Anzugständer hinweg durch die ganze Abteilung: Und nebenbei! Sie bedient die Kunden ordinär! Er sagte: o r d i n ä r. Ich weiß nicht, was er damit meint. Er denkt wahrscheinlich, eine Frau gehört nicht in die Herrenkonfektion. Es kommt schon mal vor, dass man einen Kunden in Unterhosen antrifft, wenn man in die Kabine sieht, ob er zurechtkommt. Als ginge deshalb die Welt unter. Was sollte daran ordinär sein. Ich habe diesen Schimpf vor allen Kollegen und Kunden über mich ergehen lassen müssen. Weinend lief ich zu Herrn Weichsel, unserem Abteilungsleiter. Beruhige dich, sagte er. Das werden wir bereinigen.
Sonntag hatten wir geöffnet. War ja vor Weihnachten. Ich wartete früh auf eine Aussprache. Ich sah dem Kollegen Weichsel von Weitem zu. Er sprach mit Kollegen Sienitzki. Schließlich hörte ich ihn sagen: Ich wünsche, dass nicht vor der Kundschaft diskutiert wird. Sienitzki sagte deutlich: Ich lehne sie ab! Ich will nicht mit ihr arbeiten. Und dann nannte er mich wieder ordinär!
Sienitzki, der Fatzke! Ich hatte ihn wieder vor Augen. Typ eines Eintänzers. Nach Rasierwasser duftend, verbindlich unter der Schmalztolle lächelnd wenn er auf Kundenfang ging. Er hatte interessiert meine Beine gemustert, was Elsa veranlasste, ihn in Abwesenheit „Fatzke" zu nennen.
10.Januar
Es gab keine Aussprache. Ich hatte Urlaub ab Weihnachten bis zum dritten Januar. Als ich zurückkam, war ein neuer Kollege dazugekommen, Kollege Hertha. Er kam aus der Mantelabteilung und war schon ins Bild gesetzt vom Kollegen Sienitzki. Sie wollen, wie ich hörte, fünf Jahre zusammen gearbeitet haben. In Industriewaren, gegenüber in der Peterstraße.
Am Samstag nach Neujahr war viel zu tun. Kollege Sienitzki bediente frech einen Kunden, dem ich Platz angeboten hatte. Ich hatte eine Anzahlung abzuwickeln. Als ich damit fertig war, schrieb Sienitzki meinem Kunden schon den Kassenzettel aus. Ich sagte ihm, wirklich ruhig, dass es m e i n e Kundschaft gewesen sei. Er lachte und sagte: Das hättest du mir sagen müssen.
Heute war der Umtauschsonntag für die Weihnachtsgeschenke. Gewöhnlich läuft das Geschäft da flau. Aber wir hatten schon früh jeder Handgeld. Ich hatte zwei Sakkos verkauft für zusammen zweihundert Mark und einen Anzug. Wir standen alle vorne am Packtisch. Kollegin Neidhard sagte: Dreht euch mal um! Ein Kunde lief an mir vorbei. Ich sprach ihn an. Er wollte einen Anzug geändert haben. Ich ging mit ihm in die Schneiderei. Sienitzki rief mir hinterher: Das ist m e i n Kunde. Die soll sich was schämen! Diese Hetzerei ging bis zum Abend so fort. Sienitzki und Hertha spielten sich die Kunden gegenseitig zu. Am Montag fragte mich Kollege Weichsel: Na, war gestern gut zu tun? Ich sagte: Einigermaßen. Hat aber wieder Krach gegeben. Ich schilderte es ihm. Da meinte er: Die beiden wollen dich kalt stellen. Na, sagte er, das soll ihnen nicht gelingen. Ich kenne dich lange genug und weiß, dass du eine gute Verkäuferin bist. Mittwoch früh wird die Sache bereinigt. Er sagte noch: Zeige doch deine Tränen nicht so! Ich sagte: Ich will es ja nicht. Es passiert einfach. Er sagte zum vierten Mal: Wir machen eine Aussprache.
Kollege Hertha, ich erinnere mich. Er hatte ein verwaschenes Gesicht. Keine Kontur war mir darin wirklich fassbar. Seine Haut war so sommersprossig wie meine, schon deshalb mochte ich ihn nicht. Er hielt sich im Hintergrund, wenn ich Elsa in der Abteilung besuchte und seine Äuglein unter rötlichen Brauen huschten unstet über uns hin. Wenn ich ihn im Rücken hatte, spürte ich seinen Blick in meinem Nacken.
17.Januar
Die Aussprache fand nicht statt. Herr Weichsel kam erst gegen zehn. Hatte Geschäftliches. Die Aussprache fand aber auch abends nicht statt.
30.Januar
Vorgestern hat sich Kollege Weichsel offiziell zur Kur verabschiedete. Gestern war er noch mal in unserer Abteilung. Hat sich von allen Kollegen verabschiedet. Nur nicht von mir! Vielleicht fühlte er, dass ich ihn gefragt hätte, wann er nun meine Sache bereinigen wolle. Heute, nur einen Tag später, ist Hertha voll in Sienitzkis Fußstapfen getreten. Sagt er am Nachmittag während des Hochbetriebs: Kollegin Müller! Hier ist eine falsche Hose im Anzug! Da habe ich gesagt: Es sind die Ausverkaufsanzüge die auch Sie angehn. Er trumpfte auf als wäre er der Chef. Ich sagte nur: Wolln sie was von mir? Etwas später bediente ich eine Kundin mit Jugendweiheanzügen (eigentlich Konfirmationsanzüge). Aber sie trug das Abzeichen der SED, deshalb denke ich, sie wollte den Anzug zur Jugendweihe ihres Jungen. Ich gab der Kundin nacheinander drei Anzüge. Als ich fragte: Na, welcher gefällt denn?, steht Kollege Hertha da und sagt: Das ist meine Kundschaft! Nein, sage ich, die Kundin bediene ich. Ich frage die Kundin: Wer bedient Sie? Na, sagt sie, Sie! Fräulein. Wir fragten zwar zuerst ihren Kollegen. Er sagte, er habe augenblicklich drei Kunden, wir möchten hierher gehen. Als ich der Kundin den Kassenzettel ausschreibe, schleicht Hertha um uns herum und sagt plötzlich: Kollegin! Ich habe nachher mit Ihnen zu reden. Von wegen hier Provokation zu treiben! Die letzten Worte wiederholte er, laut und herausfordernd. Machen Sie, dass Sie fortkommen, sagte ich zu ihm. Meine Nerven waren am Zerreißen. Ich bat die Kundin mit mir zur Kollegin Bückeburg, sie ist meine Zeugin, in die Sakko-Abteilung zu kommen. Dort hat die Kundin den Hergang des Verkaufs bestätigt. Kollegin Bückeburg sagte: Geh gleich zum Kollegen Beier, unseren Hauptabteilungsleiter. Ich bat sie, mit mir zu kommen. Herr Beier sagte: Ich weiß schon alles. Kollege Hertha hat sich über dich beschwert. Wir machen morgen früh eine Besprechung. Ich sagte: Was? Der sich beschwert? Ich gehe mich beschweren! Kollege Weichsel hat zwei schwere Vorfälle zwischen mir und Sienitzki nicht bereinigt. Jetzt streckt auch noch der andere seinen Giftstachel nach mir aus.
Morgen gehe ich zur Parteileitung, um mich zu beschweren. Kollege Bär, mit dem ich jahrelang im Verkauf gearbeitet habe, wird mir helfen, auch wenn ich nicht in der Partei bin.
Weichsel! Der hatte mich zu Elsas Polterabend angegrapscht und mir ins Ohr geflüstert: bist gut beisammen, Mädchen. Ich war schwanger mit Anette. Das hatte mich voller werden lassen. Nehmen Sie ihre Pfoten weg, sagte ich. Er tat es ohne Widerspruch.
5.Februar
Ich war beim Arzt. Er sagte nur: Sie sind ja total fertig. Setzen Sie ein viertel Jahr aus. Ich werde Sie krankschreiben. Ich sagte: Soweit bin ich noch nicht. Geben Sie mir das schärfste Zeug zum Einreiben für den Nacken und ein starkes Schlafmittel. Ich will arbeiten. Ich habe ein Recht darauf, dass ich nicht beleidigt werde. Der Schlussverkauf hat mir immer große Freude gemacht. Darauf will ich nicht verzichten. Ich brauche ja auch das Geld.
Ein paar Wochen später brach jener Hocker unter ihr zusammen.
Von ihrer letzten Prämie für die Planerfüllung kaufte sich Elsa eine Bettumrandung, rosenholzfarben, gemustert mit grauen Würfeln. Als ich zwei Jahre später ihren Haushalt auflöste, fand ich die Läufer, kümmerlicher Ersatz für Liebe, zusammengeschnürt und ladenneu unter dem Ehebett.
Am sechsten Mai, am Abend ihrer neuerlichen Krankschreibung, am Abend des Tages, an dem sie auf dem Weg zum Arzt beinahe unter ein Auto kam, legte sie das blaue Vokabelheft vor sich auf den Küchentisch und setzte die Eintragungen fort. Ihre Schrift ist schwer leserlich. "Es beginnt wieder ein Kesseltreiben", schrieb sie, "wenn ich Fehler gemacht haben sollte, warum sagt man mir das nicht ins Gesicht? Warum so hintenherum?"
Sie nannte ihren Zustand den eines gehetzten Tieres.