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Tagebuch - Große Enttäuschung
ОглавлениеIn der Zeitung steht, dass bei der Wiedereröffnung des Brandenburger Tors die Leute gebuht haben, weil die Nationalhymne nicht gespielt wurde. Was für ein Patzer der Organisatoren. Da wollen die Deutschen einmal Patrioten sein und werden dann so bitter enttäuscht.
Ich bin auch schwer enttäuscht. Ich habe in sämtlichen Buchläden Berlins nach Büchern über Patriotismus gesucht. Fehlanzeige. Das Thema scheint in der neuen deutschen Prosa nicht zu existieren. Nicht in der Literatur, nicht in der Musik, nicht im Film, nirgendwo. Das Einzige, was ich gefunden habe, ist eine Designerin, die Motive wie den Bundesadler in ihrer Mode verarbeitet.
Um meine Enttäuschung über den fehlenden Patriotismus zu dämpfen, habe ich die Momente aufgeschrieben, in denen ich besonders stolz war, Deutscher zu sein. Viele haben mit Sport zu tun, wie die WM 1990. Der Mauerfall 1989 gehört auch dazu, so wie die Euroumstellung. Nicht dass ich für den Euro gewesen wäre. Ich wollte ihn nicht. Ich wollte die D-Mark behalten und wurde ganz sentimental, als ich die ersten Euros in der Hand hatte. Das fühlte sich an wie Spielgeld aus dem Kaufmannsladen. Irgendwie war ich stolz auf die D-Mark und ich glaube, sie war ein Symbol für die Deutschen, mit dem sich alle identifizieren konnten. Leider gibt es davon nicht sehr viele.