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Wandern, um den Horizont zu erweitern

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Was Wandern für mich persönlich bedeutet

Wandern heißt für mich Schritt für Schritt neuen Landschaften, anderen Menschen, fremden Kulturen und auch mir selbst zu begegnen. Wandern umfasst unglaublich viele Aspekte, und jeder Schritt bringt immer wieder Neues hervor!

In meiner Jugend war das Wandern für mich eine wichtige Flucht aus dem Alltag: Abenteuer erleben, mich anstrengen und dadurch abschalten. Als ich noch Architekt war – mit viel Sitzen, Baubesprechungen und Deadlines – flüchtete ich immer wieder zum Ausgleich in die Natur, sonst hätte ich dieses Leben nicht ertragen. Für mich selbst ist und war Wandern aber niemals nur eine weitere Freizeitbeschäftigung. Schon seit meiner frühen Jugend nutze ich das Wandern auch zum Entdecken und Erforschen. Wandern ist für mich so vieles: Zufluchtsort, Seelenausgleich, Abenteuer, Sinneserweiterung, Bewegungs- und Problemtherapie und vor allem meine Berufung.

Nach einem langen Studium, der für mich nicht besonders erfüllenden Arbeit als Architekt und anderen „Umwegen“ konnte ich glücklicherweise mein Lebenselixier, das Wandern, zum Beruf machen. Inspiriert von ausgedehnten Wanderungen durch den Himalaya und der Verwirklichung einer solarbetriebenen Schule für das Dorf Lingshed gründete ich 1999 mein Reiseunternehmen „Weltweitwandern“. Seitdem wandere ich mit Gruppen um die Welt und entdecke zusammen mit örtlichen Partnern und Guides spannende Wanderdestinationen wie Madeira, Marokko, Nepal und viele andere mehr. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür! Und wenn es bei mir oder in meinem Unternehmen zwischendurch einmal nicht so gut läuft, dann gehe ich wandern und finde dadurch Wege, wie ich das Problem lösen kann. Und dabei ist mir immer noch etwas Gutes eingefallen.

Wandern als Alltags-Ausgleich

Beim Wandern entkommt man sehr wirkungsvoll und rasch dem Hamsterrad des Alltags. Bereits beim Aufbrechen und Losgehen lässt man schon vieles hinter sich. Beim Wandern hat man im Wesentlichen nur eine klare, einfache Aufgabe: Man muss seine Füße vorwärtsbewegen und kann immer wieder an- und innehalten. Es ist wohltuend, sich im eigenen, selbstbestimmten Tempo zu bewegen und nicht wie im Alltag in einem oft vorgegebenen. Gönnen Sie sich das, es tut gut!

Ist schließlich bei einer Wanderung das Ziel erreicht, oben am Gipfel oder unten in der Hütte, macht sich meist ein Gefühl der Freude über den Erfolg breit. Und: Oben anzukommen bringt einen Perspektivenwechsel mit sich. Durch die Weite der Landschaft und das Hinunterschauen auf die winzigen Dinge im Tal relativiert sich vieles. Wenn man die kleine Welt unten am Fuße des Bergs von oben betrachtet, wird einem bewusst, welche Fülle das Leben bietet und wie verhältnismäßig klein die eigenen Probleme und der eigene Ärger in Wahrheit sind. Problemberge schrumpfen im Nu zu Alltagszwergen.

Wandern schenkt dem Körper das richtige Tempo

Das Gehen erzeugt einen Rhythmus, der zu Geist und Körper passt und Ihnen die Chance gibt, klarer wahrzunehmen. Alle Sinne sind miteinbezogen: Sehen, Riechen, Fühlen, Hören als ganzheitliche Wahrnehmung der Umgebung, die man durchschreitet. Wer wandert, erhöht die Detailschärfe und vertieft seinen Blick auf die Welt um sich. Der Rhythmus der Schritte und des Atmens bringt das Bewusstsein automatisch ins Hier und Jetzt. Dinge, die sonst an einem vorbeirauschen, werden einem Wandernden mit großer Deutlichkeit gewahr. Jeder, der schon einmal längere Strecken gewandert ist, kennt das: Das Ankommen in der Gegenwart und das unmittelbare Erleben des Moments begleiten einen buchstäblich auf Schritt und Tritt.

Wandern ermöglicht Begegnungen

Nirgends kann man sich selbst intensiver begegnen als beim Alleinsein in den Bergen. Die Tiefe der Erfahrung funktioniert auch in Gesellschaft. Wenn man mit anderen Menschen auf einer Wanderung unterwegs ist, entstehen oft besonders gute Gespräche und menschliche Nähe. Wandern in der Natur macht den Kopf frei, die Gedanken werden im Rhythmus des Gehens kreativ und konstruktiv.

Wandern als Wandler und Problemlöser

Wer seinen Körper bewegt, hält auch seinen Geist in Schwung und die Gedanken kommen in neue Bahnen. So weiß man heute, dass der griechische Philosoph Aristoteles seine Vorlesungen vorzugsweise im Gehen abgehalten haben soll. Seine philosophische Schule „Peripatos“ heißt übersetzt „Spaziergang“ bzw. „Wandelhalle“. Wege entstehen bekanntlich im Gehen – im besten Fall auch neue Gedankengänge.

Die inspirierenden und befreienden Effekte des Wanderns auf meinen Geist schätze ich bis heute ungebrochen. Immer wenn es mir im Alltag zu eng wird, wenn ich mich nicht mehr „raussehe“, dann ist ein Spaziergang, die Besteigung eines Hügels oder Berges oder in manchen Fällen eine längere Wander-Tour oder Wanderreise für mich das beste Mittel, um wieder Klarheit und den nötigen Abstand zu bekommen. Das hat nichts mit Davonlaufen zu tun, schließlich ist es unverzichtbar, sich dem Leben und seinen Problemen zu stellen. Aber es ist ein bewusstes Luftholen heraus aus den „Mühen der Ebene“.

In einem Zustand geistiger Enge und Energielosigkeit kann es schwer sein, sich den Problemen gewachsen zu fühlen. Daher empfehle ich allen, beim Auftreten von Problemen und inneren Verstrickungen zuerst Kraft zu schöpfen, innezuhalten, wandern zu gehen – und sich erst dann mit neuer Klarheit und frischen Kräften an die Lösung von Lebensthemen zu wagen.

Wandern erweitert den Horizont

Ich persönlich habe meine bereicherndsten Momente bei Wanderreisen in andere Kulturen erlebt:

•Wie man zum Beispiel mit wenig materiellem Besitz so glücklich sein kann, wie die Menschen, denen ich in Ladakh begegnet bin.

•Wie man ohne Küche nur auf kleinen Gaskochern inmitten der marokkanischen Wüste die herrlichsten Gerichte zaubern kann.

•Wie stark der Zusammenhalt und die persönliche Nähe in einer Wandergruppe sein kann, die sich erst einige Tage kennt.

•Wie starke Freundschaften unter Gleichgesinnten unterschiedlicher Kulturkreise entstehen können – und diese oft enger und tiefer sind als mit Menschen, die mir in meinem Alltag zu Hause begegnen.

•… und vieles mehr.

Gerade beim Wandern in unbekannten Landschaften und der persönlichen, direkten Begegnung mit anderen Menschen und Kulturen bemerkt man oft, wie vielfältig die Wege und Lösungen auf unserer Erde ausfallen – und wie ähnlich wir uns zugleich als Menschen überall sind. Dabei erfährt man viel über sich selbst und über die eigenen manchmal starren, unreflektierten Muster. Das eröffnet vielfältige Inspirationen. Alte Gewohnheiten werden herausgefordert, unheilsame Denkmuster werden infrage gestellt und können sich neu sortieren.

Was ich auf meinen Reisen zu Fuß durch die Welt am meisten zu schätzen gelernt habe, ist die Vielfalt. Ich bin überzeugt, dass wir dafür kämpfen müssen, Vielfalt in der Welt zu bewahren – den Artenreichtum der Natur genauso wie die Verschiedenheit der Meinungen und die vielfältigen Arten zu leben. Um Vielfalt in unseren Köpfen zuzulassen, ist es für mich unumgänglich, mit einer offenen Haltung in die Welt hinauszugehen.

Vor allem Nepal hat mich in dieser Hinsicht sehr begeistert, wo die Menschen trotz bitterer Armut sehr oft viel fröhlicher und hilfsbereiter sind als wir inmitten unseres materiellen Reichtums. Mein dortiger Freund Sonam Sherpa ist mir ein großes Vorbild. Er stellt – mit großer Bescheidenheit und Umsicht – immer das Wohl seiner Gäste in den Mittelpunkt seines Tuns.

Wandern hat mein Leben bereichert und verändert

Ich persönlich bin durch das Wandern ein anderer Mensch geworden. Wandern hat ganz entschieden zu meiner persönlichen Entwicklung beigetragen. Vor allem das Wandern in anderen Kulturkreisen hat mich seit jeher fasziniert und geprägt und hat letztlich vor über 20 Jahren zur Gründung meines Unternehmens „Weltweitwandern“ geführt.

Bei all meinen Wanderungen treibt mich stets die Neugier im Gepäck an. Ich fragte mich schon früh: „Da muss es noch etwas geben? Das Leben muss doch mehr sein als arbeiten, essen, feiern und schlafen?“ Daran knüpfen sich existenzielle Fragen: „Wo ist der Sinn? Wozu bin ich hier? Und wie kann ich einen Beitrag leisten?“ Unterwegs beim Wandern in der Natur erschließen sich dann persönliche Antworten auf diese Fragen. Diese Antworten muss aber jeder Mensch für sich persönlich erkunden – und das Wandern unterstützt dabei.

Neue Perspektiven, neues Leben, neues Lieben

Am Beginn einer neuen Lebenschance steht bei vielen Menschen oft die Unzufriedenheit mit der aktuellen Lebenssituation oder eine starke Trauer, einige haben auch einen schmerzhaften Verlust erlitten. Eine längere Wanderung – vielleicht sogar in einem anderen Kulturkreis – schafft den nötigen Abstand und gibt auch wertvolle Impulse für ein In-Angriff-Nehmen neuer Lebensperspektiven. Zu Hause versinkt man leichter in trüben Gedanken und depressiven Stimmungen. Hier wirkt das Rausgehen in die Natur oft wahre Wunder. Auch das Wandern in einer netten Gruppe kann dazu sehr viel beitragen. Fremden Menschen, die nichts von einem wissen, öffnet man sich oft leichter.

Wandern hat eindeutig das Potenzial, Anstöße zu liefern, ausgetretene Denk- und Lebenspfade zu verlassen und neue Horizonte zu erschließen. Wer sich auf eine (längere) Wanderung einlässt, begibt sich möglicherweise in vielerlei Hinsicht auf neues Terrain. Im Rhythmus der Wanderbewegung fließen auch die Gedanken, sortieren sich neu und formieren sich außerhalb gewohnter Denkbahnen.

Wenn man dann gestärkt, klarer und ausgeglichener von der Wanderung in den Alltag zurückkommt, passieren oft die unglaublichsten Dinge, beziehungsweise ist dann viel Kraft für eine Veränderung vorhanden.

Nicht nur mein eigener Lebensweg ist ein perfektes Beispiel für die potenziell lebensverändernde Kraft des Wanderns. Diese disruptive Wirkung – wie es heute in der Businesssprache oft heißt – konnte ich in meinem Umfeld schon an zahlreichen Beispielen persönlich beobachten. Mit den vielen Geschichten von Freunden, Bekannten oder Teilnehmern von Wanderreisen, die Inspiration für neue Lebensziele schöpften, könnte ich wohl ein weiteres Buch füllen.

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