Читать книгу Satyrische Abhandlung von den Krankheiten der Frauenspersonen - Christian Tobias Ephraim Reinhard - Страница 10

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Das zweyte Kapitel.

Inhaltsverzeichnis

Von den

Beschwerlichkeiten, welche das

Aufkrausen und Aufbrennen der Haare

des Kopfs verursachen.

§. 7.


Ich würde denjenigen Kopf, welcher weder aufgekrauset noch aufgebrannt worden wäre, eher vor einen Zodelkopf als vor einen Pudelkopf halten. Soll ich aber einen Pudelkopf nicht mit diesem Titel belegen, so wird er, wenn er anders seine gehörige Annehmlichkeit haben soll, aufgekrauset und aufgebrannt seyn müssen. Es wird also nothwendig meine Pflicht seyn, von den Beschwerlichkeiten zu schreiben, welche dem Kopfe durch das Aufkrausen und Aufbrennen zugefügt werden. Wer nun geputzt und schöne scheinen will, der muß es sich auch gefallen lassen, Ungelegenheiten zu leiden. Das schöne Geschlecht hat ohnedem das Unglück, daß allemal auf ihr genossenes und empfundenes Vergnügen tausend Unbequemlichkeiten und Schmerzen erfolgen: doch ich mag mich eben hiervon nicht deutlicher erklären, wer das Frauenzimmer nur ein wenig kennt, der wird meine Meynung ohne einen Dolmetscher schon verstehen können, es wäre denn, daß er nur einen Sinn, wie eine Auster hätte, oder nur dem Angesichte nach einen Menschen vorstellete, im Gehirn aber weniger Verstand als eine Gans besäße, denn

Gesetzt, es mangelte Markolfen im Gehirne,

Was schadts, hat er doch Geld genug:

Und bindet man das Geld dem Ochsen auf die Stirne,

So heißt der tümmste Ochse klug.

§. 8. Ich will nunmehr allen Scherz bey Seite setzen, und eine etwas ernsthaftere Gesichtsstellung annehmen, ob ich schon weis, daß mich ein ernsthaftes Wesen eben nicht zu kleiden gewohnt ist, so will ich mir doch Gewalt anthun, und mich zwingen, eben eine solche Mine zu machen, welche ich sonst nur bey dem Bette gefährlicher Kranken anzunehmen pflege. Es ist eine Erfahrung, die in der Empfindung ihren Grund hat, daß allemal eine unangenehme Empfindung entsteht, wenn die Haare aufgekrauset, und mit dem Pappiere umwickelt werden: Denn weil die Haare unter dieser Arbeit straff angezogen werden; so muß sich nothwendig davon an der Haut des Kopfs ein Schmerz zeigen, welcher, da er durch solche Reizung das Blut mehr gegen das Haupt lockt, Anlaß zu Kopfschmerzen zu geben fähig ist. Und dieses war die Ungelegenheit, welche von dem Aufkrausen und Einwickeln der Haare ihren Ursprung nimmt.

§. 9. Laßt uns nun auch den Schaden betrachten, welcher von dem Aufbrennen der Haare verursacht wird. Alle trockene Wärme ist vermögend, denen Körpern ihre Feuchtigkeit zu rauben, und solche trockner zu machen. Wenn diese Warheit ihre Richtigkeit hat, daran wohl in Ewigkeit kein Kluger zweifeln wird; so werden auch die Haare durch das Brennen nothwendig gar zu sehr ausgetrocknet werden müssen. Ich würde in allem Ernste auf einen solchen böse werden, welcher so unverschämt seyn und mir läugnen wollte, daß die Haare keine Röhrchen wären, welches doch mit mir die ganze gelehrte Welt als eine unumstößliche Wahrheit glaubt. Da nun die Haare in der That nichts anders als Röhrchen sind, durch welche die unmerkliche Ausdünstung wegzugehen pflegt; so muß dieser heilsame Abgang der auszuführenden Feuchtigkeiten nothwendig unterdrückt werden, wenn vermöge dieses heißen Eisens die Röhrchen der Haare so gebrannt werden, daß sie ihre Höhlung verlieren müssen. Daß aber auf diese Weise die Höhlung der Haarröhrchen wirklich zernichtet werde, beweiset die Sprödigkeit und gar zu große Trockenheit der Haare mehr als zu deutlich.

§. 10. Wird nicht ein Haarröhrchen anfangen auszutrocknen, wenn es seiner innern Feuchtigkeit beraubt wird, welche ehedem seine Höhlung einnahm und ausfüllete? Wenn aber ein Haarröhrchen seine Feuchtigkeit einbüßt; so muß es aufhören ernährt zu werden: bekommt es nun keine Feuchtigkeit mehr; so muß es trocken werden, schwinden, und endlich ausfallen. Daß sich aber diese Umstände mit den Haaren wirklich so zutragen, wird uns vermöge der Erfahrung zu einer Wahrheit. Und sehen wir nicht, daß Haare, welche oft aufgebrannt worden sind, ihre ordentliche Farbe verlieren? und verschwindet denn wohl die Farbe der Haare aus einer andern Ursache, als wegen der gar zu großen Trockenheit, welche ihr bloß durch das viele und öftere Aufbrennen zuwege gebracht wird? In Wahrheit, ich sehe keine andre Ursache, als die nur angeführte ein, es wäre denn, daß ich blödsinnig genug wäre, eine noch weit wichtigere entdecken zu können. Aber wäre dieses wohl eine Unmöglichkeit? Ohne Scherz! Menschheit trage ich in meinem Busen genug dazu, und folglich könnte ich auch wohl, wie alle Adamskinder, Schwachheiten unterwürfig seyn.

§. 11. Je trockner die Haare werden, je mehr müssen sie zum Ausfallen geneigt seyn, folglich werden diejenigen Leute, welche ihre Haare öfters haben aufbrennen lassen, vor den Jahren ihrer Haare verlustig, und zu Kahlköpfen werden müssen. Denn da es in der Natur seinen Grund hat, daß nichts ohne Feuchtigkeit zu wachsen im Stande sey; so wird es ohne Widerspruch seyn müssen; daß alles verdorren müsse, was keine Nahrung mehr erhält. Es ist ohne Scherz eine nicht geringe Unbequemlichkeit, wenn man seiner Haupthaare verlustig wird. Wie wird man also den Kopf genugsam wider die Kälte und rauhe Luft sicher zu stellen vermögend seyn?

§. 12. Aber das Ausfallen der Haare ist nicht die einzige Ungelegenheit, welche von dem Aufbrennen entsteht. Habe ich nicht schon Meldung gethan, daß die innere Höhlung der Haarröhrchen durch das Brenneisen gänzlich zusammen gedrückt würde, so, daß keine Ausdünstung mehr durch diese Haarröhrchen von statten gehen kann? Wenn aber die unmerkliche Ausdünstung des Kopfs durch die Haarröhrchen gehindert wird, so wird sich diejenige Feuchtigkeit, welche sonst natürlicher Weise ausdünsten sollte, in dem Kopfe anhäufen, stocken, und alle diejenige Krankheit hervorbringen, welche ich der Reihe nach im 5ten Absatze erzählt habe, hier aber nochmals zu wiederholen vor überflüßig halte.

§. 13. Ich habe nur itzo im 10ten Absatze gesagt, daß das viele Aufbrennen den Haaren, die ihr sonst eigne Schönheit der Farbe zu verändern und zu benehmen pflege. Werden also nicht die Haare verstellt werden müssen, wenn ihnen ihre natürliche Farbe benommen wird? O! wie ungestallt werden nicht die schwarzen Haare aussehen, wenn ihre Spitzen den Augen eine fuchsrothe Farbe darstellen werden? Doch bey den Haaren, die man einpudert, kann dieser Fehler gar leichte mit dem Puder bedeckt werden. Aber wenn man seine Haare, ohne solche einzupudern, zu tragen gewohnt ist; so wird es allerdings ein unangenehmes Ansehen verursachen, wenn die Haare von zweyerley Farbe am Kopfe sichtbar werden. Es ist wahr, diese verbrannten, ausgetrockneten und mißfärbigen Haare sind zwar, an und vor sich selbst betrachtet keine Krankheit; gleichwohl aber können sie als eine entfernte Ursache zu alle denjenigen Ungelegenheiten, deren ich im 12ten und 5ten Absatze gedacht habe, Anlaß geben, und welche allesammt in der verhinderten Ausdünstung ihren Grund haben.


Satyrische Abhandlung von den Krankheiten der Frauenspersonen

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