Читать книгу Satyrische Abhandlung von den Krankheiten der Frauenspersonen - Christian Tobias Ephraim Reinhard - Страница 3

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Vorrede.

Inhaltsverzeichnis


Da ich in mir einen innerlichen Beruf und ganz besondern Trieb verspüre, die Thorheiten des schönen Geschlechts, womit sie ihrem liebenswürdigen Körper nur gar zu vielen Schaden zufügen, zu erzählen, ihm solche als abgeschmackt vorzustellen, lächerlich zu machen, und ihm die Wahrheit in etwas ernsthafter, als ich sonst gewohnt bin, zu sagen; so kann ich ohne große Mühe gar wohl von selbst einsehen, daß ich das Unglück haben werde, mich ihrer Freundschaft vielleicht gänzlich verlustig zu machen. Allein ich bin gleichwohl so glücklich gewesen, in meinem Leben durch die Erfahrung so viel Einsicht zu überkommen, daß niemand die Wahrheit mit größerm Widerwillen anzuhören und zu vertragen gewohnt sey, als unsre Schönheiten. Aber würde ich mich nicht auf eine recht grobe Art an den schönsten Geschöpfen versündigen, wenn ich so unverschämt seyn wollte, diese weibliche Schwachheit allen Frauenspersonen ohne Unterschied zur Last zu legen. Ich weis, daß einige so viel Verstand besitzen, es gar wohl zu erkennen, daß ihnen annoch nur gar zu viele Menschheit anklebe. Mir selbst sind Beispiele solcher Schönen zur Genüge bekannt, welche die Wahrheit gar wohl anhören konnten, ohne darüber einen Verdruß bey sich spüren zu lassen, und ohne deswegen einen Haß auf diejenige Person zu werfen, die sich so aufrichtig gegen sie aufführte, ihnen, ohne zu heucheln, mit einer ungezwungenen Freymüthigkeit das Unanständige unter die Augen zu sagen. In Wahrheit, manche Schönen haben einen mehr als männlichen Geist: denn sie wissen es nicht nur mit einer Gelassenheit anzunehmen, wenn man ihnen diejenigen Schwachheiten, so sie an sich tragen, in ihrem wahren Wesen vorhält, sondern sie sind auch so verständig, den festen Entschluß zu fassen, im Ernste sich von solchen Schwachheiten loß zu machen, um andern keine Gelegenheit über sie zu spotten zu geben.

Da ich nun als ein Arzt sehr wohl weis, daß es meine Schuldigkeit sey, alle diejenigen Thorheiten mit einer Dreistigkeit zu sagen, wodurch dem menschlichen Geschlechte nur gar zu viele Gelegenheit, in Krankheiten zu verfallen, gegeben wird; so würden sich die Schönen an mir auf eine höchst unerlaubte Weise vergehen, wenn sie darum eine Bosheit gegen mich in ihrer Brust hegen wollten, weil ich so gewissenhaft gegen sie gehandelt hätte, sie für dem Schädlichen zu warnen, um ihren artigen Körper gesund erhalten zu mögen. Würde es nicht eine unverantwortliche Sünde seyn, wenn man wider einen Gesetzprediger darum in Grimm gerathen wollte, weil er unsers Seelenheils zum Besten, die Laster, welche doch nur Hindernisse der Seligkeit sind, bestraft, und als abscheulich vorgestellt hätte?

Ich bin also, bloß mein Gewissen frey zu machen, kraft meines tragenden Amts, mit mir einig geworden, aus lauter Liebe zu dem schönen Geschlechte, und ihrer schätzbaren Gesundheit zum besten, diejenigen Krankheiten abzuhandeln, welche sie sich durch ihren Ausputz und Anzug zuzuziehen pflegen. Die Schönen werden es sich also nicht zuwider seyn lassen, wenn ich von ihren Haupthaaren anfange, und an ihrer kleinen Zehe erst wieder das Ende mache. Sie werden es nicht übel nehmen, wenn ich bey Gelegenheit ihren Putz durch schalkhafte Einfälle und spöttische Ausdrücke bis zum Verlachen beschreiben werde. Genug, daß ich dieses alles ihrer schätzbaren Gesundheit wegen unternehme.

Doch ich muß den Schönen gleichwohl, ohne, daß mich jemand hierzu nöthiget, Rechenschaft geben, und ihnen den Bewegungsgrund eröffnen, welcher mich zu dieser Arbeit gereizet hat. Ich sehe mich nun von selbst verbunden, ihnen mein Bekenntniß abzulegen, und, ohne roth zu werden, zu gestehen, daß mich keine andre Ursache auf diese Gedanken gebracht, als weil ich gesehen und wahrgenommen habe, daß kein Geschlechte weniger mit seinem Körper zufrieden sey, als das weibliche, da ihnen doch das ewig weise Wesen aus ganz besonders weisen Absichten keinen bessern hätte zueignen können. Aber ob sich unsre Schönheiten nicht durch ihre Bemühung, ihrem Körper ein ander Ansehen zu geben, an ihrem Baumeister vergehen, will ich zwar eben so frey nicht sagen:

doch denken mag ichs wohl?

Ich glaube ganz gewiß, daß man sich auf allen höhern Schulen in allen Facultäten Raths erholen würde, um gewiß erfahren zu mögen, ob dasjenige Frauenzimmer nicht für ein Monstrum zu halten sey:

Denn nur ein Glied zu viel macht schon ein Monstrum aus,

welches an den Ohren mit Ohrgehängen, oder im Angesichte mit schwarzen Muschen, welche halbe und volle Monden vorstellen, gebohren worden wäre? Würden die Eltern solcher Kinder nicht alles drauf wenden, um diese Flecken aus dem Angesichte loß zu werden, und diese Ohrgehänge von den Ohren weg zu bringen? Und dennoch ist mancher Menschen Narrheit so groß, daß sie, um schöner zu scheinen, ihre Ohrläpchen mit einer zahlreichen Menge von Steinen beschweren, und fast alle himmlische Körper in ihr Angesicht kleben. Mich hat es schon lange gewundert, warum das artigste Geschlecht nicht längstens auf den seltsamen Einfall gerathen ist, sich, statt der ganz und halbmondförmigen Schminkpflästerchen, den ganzen Thierkrais, oder nur einige davon, als den Drachen, den Scorpion, den Löwen in das Angesichte zu setzen, und ihre Ohrläpchen statt der steinernen Ohrgehänge lieber mit einem ganzen Geläute von Schellen zu behängen. Denn durch diesen Putz würde man eine Schöne bald von weiten kommen hören, und ihr also durch Abnehmung des Huts und durch eine höfliche Verbeugung des Leibes, die schuldige Hochachtung zu erweisen, nicht so leichte vergessen können. In Wahrheit, dieser Zierath würde keine Schande vor unsre Schönheiten seyn. Trug doch ehedem der Hohepriester bey den Juden auch Schellen, ob er schon selbige nicht an seinen Ohrläpchen, sondern nur an dem Saume seines Rockes trug. Und also würden ja die Schönen was recht besonder vorzügliches für den Männern zum Voraus haben, und dieses darum, weil sie die Schönen wären. Doch an gehörigen Oertern werde ich mich deutlicher davon auszudrücken nicht viel bitten lassen. Ich werde also in meiner mir vorgenommnen Abhandlung von den Krankheiten der Schönen, denen sie vermöge ihres Putzes und Anzuges unterwürfig seyn müssen, nachfolgende Ordnung beobachten: Meine ganze Arbeit will ich vor das erste in zween Theile abtheilen, und diese zween Theile sollen aus drey Büchern bestehen. Der erste Theil wird nur ein einziges, und zwar das erste Buch in sich begreifen, welches alle diejenigen Krankheiten enthalten wird, welche von dem Putze des Kopfes überhaupt zu entstehen gewohnt sind, aber in eben diesem ersten Buche werde ich drey Abschnitte machen, davon der erste Abschnitt alle diejenigen Ungelegenheiten darthun soll, welche von dem Haarputze herkommen. Der andre Abschnitt wird diejenigen Verdrießlichkeiten erzählen, welche von der Verschönerung des Angesichts ihren Ursprung haben. Und endlich soll der dritte Abschnitt alles dasjenige Unheil zeigen, welches der Auszierung des Halses ihr Daseyn schuldig ist. Der andre Theil wird derjenigen Krankheiten Erwähnung machen, welche insgemein von dem Putze und der Bekleidung des Oberleibes, und des Unterleibes so wohl, als der Hände und Füße ihren wesentlichen Ursprung ableiten. Dieser andre Theil nun wird zwey Bücher, nämlich das andre und dritte Buch in sich fassen. Das andre Buch soll bloß diejenigen Krankheiten erklären, welche von dem Putze und Anzuge des Oberleibes so wohl als des Unterleibes abstammen. Und endlich wird dieses andre Buch in zween Abschnitte abgetheilt seyn, davon der erste Abschnitt diejenigen unangenehmen Empfindungen erwähnen wird, welche ihren Grund in der Bekleidung und Auszierung des Oberleibes haben. Der andre Abschnitt soll diejenigen Verdrüßlichkeiten der Reihe nach anführen, welche wegen des Anzuges, und des Ausputzes am Unterleibe zum Vorscheine kommen. Das dritte Buch wird überhaupt diejenigen Krankheiten abhandeln, welche dem Ausputze der Hände, und der Bekleidung der Füße ihre Erzeugung zu danken haben. Ich werde in diesem dritten Buche ebenfalls zween Abschnitte machen. Der erste Abschnitt wird diejenigen Krankheiten in sich fassen, welche von dem Putze und der Auszierung der Hände entstehen. Und zuletzt soll der andre Abschnitt von denjenigen Verdrüßlichkeiten reden, welche von der Bekleidung der Füße erzeugt werden. Jeder Abschnitt aber wird seine eigene und besondere Kapitel zählen. Im übrigen will ich mir meine ganze Arbeit also einzurichten angelegen seyn lassen, daß ich das Ernsthafte durch unerwartete Einfälle und scherzhafte Ausdrücke angenehm mache. Und endlich werde ich alle Sorgfalt anwenden, damit ich nicht etwa die Gesetze der Bescheidenheit übertreten, oder wohl gar ungezogen scheinen möge, und also, da ich an andern Laster bestrafe, selbst in Thorheiten verfalle, und wie manche Kirchenlehrer predige, und doch selbst verwerflich werde, dafür mich die Bescheidenheit in Gnaden behüten wolle! und vielleicht auch bewahren wird, es wäre denn, daß meine Menschheit stärker als mein Verstand und meine Weisheit geworden wäre. Und gesetzt, daß ich auch aus Schwachheit einen Fehler begienge; so würde man, wo nicht Religion, doch gleichwohl so viel Menschenliebe gegen mir zeigen, und mir eine oder ein paar menschliche Kleinigkeiten vergeben können, es müßte denn seyn, daß man sich recht theologisch gegen mir aufführen, und mir meine Menschlichkeiten nicht verzeihen wollte, darum weil ich selbst kein theologisches Gesichte, sondern gar wie Stax wäre, denn nur

Stax ist ein Mann nach neuster Art, und ein recht wunderbarer Christ,

Der lieber mit den Karten spielt, als in der alten Bibel liest,

Der lieber bey den Mägdchen sitzt, als auf der Kanzel steht und lehrt,

Der lieber trinkt, ißt, scherzt und küßt, als sitzt und andre Beichte hört.

Wie glücklich ist man nicht, wenn man wie dieser theure Lehrer lebt

Der als ein seltner Gottesmann sich selbst in dritten Himmel hebt,

Und der uns einen neuen Weg, zu einem bessern Himmel weist;

Dafür ihn die Nachkommenschaft schon gegenwärtig heilig preist.

Doch es muß einst in Ewigkeit gewiß sein glänzend heller Schein

So wie die lange Thomasnacht, in der kein Stern und Mond glänzt, seyn.

In Wahrheit, wenn man es aus diesem Bewegungsgrunde thun, und mir nicht erlassen will, so wird man zwar auf Seiten seiner Recht zu haben glauben; ich aber würde einem solchen dennoch diese Höflichkeit mit einer anständigen Großmuth verzeihen, und lieber keinen griechischen Namen führen, als auf gut deutsch unhöflich heißen wollen.

Doch es ist die höchste Zeit, von meiner Ausschweifung abzulassen, und mit mehrerer Ernsthaftigkeit die Hand an mein vorgesetztes Werk zu legen, um nicht ohne Noth überflüßig weitläuftig zu werden.


Satyrische Abhandlung von den Krankheiten der Frauenspersonen

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