Читать книгу Satyrische Abhandlung von den Krankheiten der Frauenspersonen - Christian Tobias Ephraim Reinhard - Страница 9

Das erste Kapitel.

Оглавление

Inhaltsverzeichnis

Von den Verdrießlichkeiten, welche

von den Pudelköpfen zu entstehen

gewohnt sind.

§. 1.


Um meinem einmal in der Abhandlung, daß die meisten Krankheiten der Frauenzimmer ihren Grund in dem Körperbau dieses Geschlechts habe, gethanen Versprechen nicht zuwider zu handeln, will ich unverändert bey meinem gefaßten Vorsatze bleiben, und den Anfang von den Haaren machen. Es mag meine erste Beschäftigung also der sogenannte Pudelkopf seyn.

§. 2. Habe ich nicht wieder Recht, wenn ich sage, daß das schöne Geschlecht in seiner Tracht über die maßen veränderlich, und auf der Welt niemals mit seines Körpers Zustande vergnügt sey? Man wird mir wider meinen Satz keine Einwendung machen können, wenn ich meinen Lesern die Pudelköpfe entgegensetzen werde. Ist es nicht eine unläugbare Wahrheit, daß sich die Frauenspersonen durch die Pudelköpfe den Männern ähnlich zu machen bestreben? Und sieht eine Frauensperson in Betrachtung des Haupts in ihrem Pudelkopfe einem Manne nicht wie des Phädrus Larve einem Menschengesichte vollkommen gleich? Nur Schade, daß die Schönen nicht auch alle männlichen Verstand unter ihrem Pudelkopfe tragen. Es ist nun einmal schon ein großer Fehler der Weiber, daß sie alle Männer werden wollen: Aber es ist auch ein weit größeres Glück noch dabey, daß sie in Ansehung ihrer Pudelköpfe, zumal wenn sie kein Kopfzeug auf dem Haupte tragen, nur Männer zu seyn scheinen, in der That aber und in Ewigkeit nicht zu Mannsbildern werden können. Doch ich irre, die Schönen haben noch Hoffnung, in Mannspersonen verwandelt zu werden, aber erst vielleicht alsdenn, wenn die Schnecken Flügel bekommen werden. Doch wenn diese Veränderung mit den Weibsbildern vor sich gehen wird, das werden die Kalendermacher am besten zu bestimmen wissen.

§. 3. Doch wieder auf die Pudelköpfe zu kommen. Diese sind heut zu Tage der gewöhnliche Hauptputz unsrer Schönheiten, wie lange aber dieser wohl von ihnen wird beliebet werden, können sie itzo selbst so genau nicht wissen. Ein Pudelkopf ist also derjenige Haarputz, da die Haare des ganzen Kopfs kurz verschnitten, und in Locken, welche rings um den Kopf, der Breite nach, zuweilen aber auch der Länge nach herunter gelegt, mit Seitentouren, und forne über der Stirne mit einem Toupee versehen worden sind. Diese nun nenne ich die wahren Pudelköpfe, die falschen aber sind diejenigen, welche durch Kunst verfertiget werden, und deren sich unsre Schönen eben so wie die Mannspersonen sich der Perucken bedienen. Ich habe mich einsmals fast aus den Odem gelacht, da ich eine gewisse Frauensperson, welche die gütige Natur mit einem goldgelben Haare versehen halte, in einem künstlichen schwarzen Pudelkopfe sah, und gleichwohl an ihr rothe Augenbraunen erblickte. Doch hiervon werde ich mehr Gelegenheit zu reden haben, wenn ich von dem Haarfärben handeln werde. Diese wahren Pudelköpfe, welche ich mit gutem Rechte die natürlichen nennen könnte, sollen sich die Schönen bloß ihrer Bequemlichkeit wegen zu tragen, vorgenommen haben. Denn ehedem, als das Frauenvolk ihre Haare lang und in Zöpfe geflochten trug, mußte es freylich eine Last seyn, diese langen Haare auszukämmen und wieder einzuflechten. Aber um Verzeihung! ihr halbmännlichen Schönen, ich habe den Glauben, daß die Pudelköpfe itzo weit unbequemer sind, als der ehmahlige Haarputz der Frauenspersonen. Was für Ungelegenheiten macht nicht das Haarverschneiden, wie viele Beschwerlichkeiten verursacht nicht das Haaraufkrausen, wie viele Last wird nicht durch das Haaraufbrennen den Schönen aufgelegt, und wie viel Zeit und Geduld wird nicht erfordert, wenn die Haarlocken in Ordnung gelegt, mit Haarwachse u. Pomade eingesalbt und mit Puder überstreut werden? Zehnmal eher würden sie mit dem Auskemmen und Einflechten zu Stande kommen, als einmal mit einem solchem Pudelputze fertig werden. Ich kann mich also unmöglich überreden lassen, daß die Pudelköpfe der Bequemlichkeit wegen, wohl aber um dem Haupte ein besseres das ist, männlicheres Ansehen zu geben, erfunden seyn müsten. Doch ich habe die Ehre denen Schönen im Vertrauen zu sagen, daß sie sich durch diesen Haarputz sehr viele kränkliche Zufälle aufgebürdet haben: und tragen sie noch Zweifel an dem, was ich ihnen hiermit aus Offenherzigkeit in die Ohren gesagt habe; so werde ich mir angelegen seyn lassen, ihnen meine Worte so gleich zu beweisen, um sie von der Wahrheit meines Spruchs recht überzeugend überführen zu mögen. Aber nur Geduld!

§. 4. Da es bey den Schönen noch gewöhnlich war, die Haare zu binden und einzuflechten, konnten die Haare dem Haupte gar wohl denjenigen Nutzen erweisen, zu dem sie die Weisheit des Schöpfers bestimmt hatte. Man hat eben nicht nöthig, ein Gelehrter zu heißen, um es einzusehen, daß der Kopf darum hat mit Haaren versehen seyn müssen, um denselben vor der Kälte zu verwahren; Denn da bey dem Haarputze der Alten die Haare so gebunden wurden, daß solche die Haut des Kopfs näher berührten, und durch solche nähere Berührung der Haut den Kopf besser wider die Kälte, als die itzigen Pudelköpfe, verwahren konnten; so musten freylich die damaligen Schönen wenigern Krankheiten des Haupts unterworfen gewesen seyn, als itzo, da die Haare weiter von der Haut abstehen, und folglich den Kopf nicht so kräftig wider die Kälte sicher machen können. Denn da vermöge dieser Pudelköpfe die kalte Luft und die Macht der rauhen Wittrung die Haut des Kopfs mehr anfällt; so werden die Frauenspersonen auch nothwendig mehrern Krankheiten unterthänig seyn müssen. Es brauch keines weitläuftigen Beweises, daß die Kälte fähig und geschickt genug sey, die Schweißlöcher der Haut zu verschließen. Wenn sich nun aber diese Begebenheit an dem Kopfe zuträgt, so wird die unmerkliche Ausdünstung zurücke bleiben, Anhäufungen, und Stockungen an dem Kopfe erzeugen, und folglich tausend Gelegenheit zu solchen Krankheiten geben müssen, welche in der zurückgebliebenen heilsamen Ausdünstung ihren natürlichen Grund haben.

§. 5. Es werden also bloß aus dieser, und sonst keiner andern Ursache Kopfschmerzen von verschiedener Art, Wasserköpfe, Schwindel, Schlagflüße, Brausen der Ohren, Ohrenzwang, auslaufende und fließende Ohren, Entzündungen, Blödigkeit, ja gar Blindheit der Augen, Stockschnupfen, Zahnschmerzen, Geschwulste und Geschwüre am Zahnfleische, geschwollene Speichel- Hals- Schlund- und Ohrendrüsen, und wohl gar Verstopfungen, Vereyterungen und Verhärtung derselbigen zum Vorscheine kommen. Es werden geschwollene Hälse und Kröpfe, Entzündungen der Muskeln, welche an der Luftröhre, und an dem Schlunde befindlich sind, und folgbar verschiedene Arten der Bräune entstehen. In dem Angesichte aber wird, diese gehemmte Ausdünstung des Kopfs, Blätterchen (vari), verschiedene rosenartige Entzündungen, und andere Verdrießlichkeiten, deren ich nicht einmal Erwähnung zu thun fähig bin, theils aber auch nicht vor gut befinde, um meinen Lesern keinen Ekel erwecken zu mögen.

§. 6. Sehen sie also, meine Frauenzimmer, sehen sie nun bald den Schaden, und die Ungelegenheit ein, welche sie sich als feurige Kohlen, durch diese fälschlich eingebildete thörichte Bequemlichkeit, des heut zu Tage gemein gewordenen Haarputzes der Pudelköpfe, auf ihre Häupter gesammlet haben? wird nun nicht bald die Reue ihr Herz einnehmen, daß sie, wie Eva nach dem Apfel des verbotenen Baums so lüstern gewesen sind, in Ansehung ihres Kopfs den Mannspersonen ähnlich zu werden? Doch vielleicht wollen unsere Schönen lieber den Aerzten zum besten einen beständig kränklichen Körper haben, als ihrem Lieblinge, dem Pudelkopfe, den völligen Abschied unterschreiben, und lieber immer, wie die Hebräer in Egypten, unter dem Joche der Krankheiten wehklagen, als ihre eingewurzelte Einbildung, daß sie sich durch ihre Pudelköpfe schöner und reizender machen könnten, aus dem Kopfe lassen. Doch giebt es auch Frauenspersonen, oder damit ich nicht wider die Titulatur sündige, es giebt sage ich, vielmehr heilige Schwestern, welche nicht etwa, aus Vorsorge ihre Gesundheit zu erhalten, sondern nur bloß aus verstellter Demuth, mit einem beynahe heiligem Eifer wider die Pudelköpfe in Grimm gerathen, und dieselbigen, zumal wenn ihr Zorn die Oberhand über ihre Herzen erlangt hat, vor eine Eitelkeit, ja wohl gar vor eine Todsünde schelten. Und noch sind wieder andere Frauenspersonen, welche aus besondern, und ihnen selbst eignen Ursachen die Pudelköpfe verachten, und durchaus nicht zu tragen erlauben wollen. Consbruch entdecket uns in seiner Ode eine einzige Ursache, welche diese Art der Frauen bewegt, einen Abscheu vor den Pudelköpfen zu tragen, und hier ist sein Lied:

Die Moden sind Julchen zuwider:

Wie eitel! man putzet die Glieder,

Der Würmer Raub? Die fromme Frau?

Doch ihnen sollte sie entsagen?

Nein, Pudels mag sie nur nicht tragen:

Denn ihre Haare sind schon grau.

Doch dieses mag vor dieses Mal von den Pudelköpfen genug gesagt seyn: nunmehro will ich von den Beschwerlichkeiten handeln, welche das Frauenzimmer wegen des Aufkrausens und Aufbrennens der Haare leiden muß.


Satyrische Abhandlung von den Krankheiten der Frauenspersonen

Подняться наверх