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Deutsch sein

Die Tatsache, Deutsche zu sein, hat mich früher mit tiefer Scham erfüllt. Es war mir unendlich peinlich, zu dem Volk zu gehören, das den Holocaust weitgehend durchgeführt und geradezu in sadistischer Weise perfektioniert hat.

Ich versuchte, dieser Identität zu entfliehen, indem ich Deutschland verließ und meine deutsche Identität vergessen wollte. Letztendlich funktionierte das nicht.

Meiner Beobachtung nach gibt es zum „Deutsch-sein“ folgende verschiedene Haltungen:

1. Man schämt sich und ist voller Schuldgefühle – dies ist auch häufig bei gläubigen Christen anzutreffen, die Israel lieben. Sie fühlen sich in der deutschen Schuld „wie auf immer gefangen“. Sie glauben, dass sie sehr viele Leistungen gegenüber Juden und Israel erbringen müssen, um sich „gut zu fühlen“ und um dieses Gefühl der Scham und des deutschen Unrechts einigermaßen zu kompensieren, was jedoch letztlich nicht dauerhaft gelingt. Es müssen daher immer wieder „neue Wiedergutmachungsleistungen“

erbracht werden. Das bedeutet jetzt nicht, dass ich jeden Versuch der Wiedergutmachung „in diese Ecke“ stelle, auch will ich Wiedergutmachung nicht absolut schlecht machen. Aber wie kann man den Tod von 6 Millionen kostbaren jüdischen Menschen und die Vernichtung ihrer Seelen durch Taten oder Geld „wiedergutmachen“? Dies scheint mir nicht vorstellbar zu sein.

Unrecht an Juden soll in möglichst weitgehender Form kompensiert werden. Dies kann mit viel Liebe, Sensibilität und der Bereitschaft geschehen, aufrichtige und ehrliche Opfer zu bringen, um Juden zu trösten und soweit wie möglich ihre Würde wiederherzustellen.

2. Das Unrecht der Nazi-Generation wird einfach verdrängt, frei nach dem Motto: „Das haben doch alle irgendwie gemacht“. Auch bei Christen ist diese Haltung häufig zu beobachten, weil es in irgendeiner Form Nazi-Unrecht gab und sei es auch, dass für Hitler als „unseren Heiland“ gebetet wurde. Auch Mitgliedschaft in der NSDAP und ihren Jugendorganisationen - Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel (BDM) - sind schuldhafte Verstrickung.

Ich habe mich für folgenden Weg entschieden: Ich habe die Nazi-Schuld meiner Familie vor Gott gebracht, darüber gefastet und gebetet und die Vergebung für mich danach auch angenommen. Gott hat mir vergeben, unabhängig davon, ob Juden mir jetzt vergeben werden oder nicht. Falls ich jedoch sehe, dass jüdische Freunde, sei es in Berlin, irgendwo auf der Welt oder in Israel immer noch stark unter dem Holocaust leiden und in mir als Deutsche eine „schwere Anfechtung“ sehen, bitte ich sie persönlich stellvertretend um Vergebung. Dadurch konnte immer wieder eine – wenngleich manchmal schwierige – Beziehung wiederherstellt werden.

3. Ich bin außerdem zu der Erkenntnis gelangt, dass wir unser Deutsch sein positiv annehmen müssen. Wenn Gott sagt: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dann ist damit auch die deutsche Nationalität gemeint. Das bedeutet nicht, das wir die Schuld Deutschlands lieben sollen. Diese sollen wir hassen und bekämpfen, z.B.wenn Antisemitismus in unserem Volk auftritt. Aber wir sollten ein positives deutsches Nationalgefühl entwickeln bzw. bewahren.

4. Wenn ich immer in meinen Schuldgefühlen gefangen geblieben wäre, hätte ich niemals meinen schönen Dienst mit Star-Cross machen können, der mich immer wieder nach Israel geführt hat und dazu, einen Versöhnungsdienst in Form von jüdisch-christlichen Führungen, Festen, Vorträgen und Publikationen zur deutsch-jüdischen Versöhnung zu entwickeln.

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