Читать книгу Die illegale Pfarrerin - Christina Caprez - Страница 28

Igis,
Februar 1931

Оглавление

Ein Neugeborenes liegt nackt auf der Waage. Trotz der unter­gelegten Windel ist die Waagschale hart. Eben noch hat es auf dem weichen Kissen gelegen. Irritiert über den Vorgang, sucht es Kontakt zur Mutter, doch sie ist mit der Waage ­beschäftigt. Sechsmal am Tag legt sie das Kind auf die Schale, um sicherzugehen, dass es genug zunimmt. Kein Wunder, muss sie genau auf die Skala schauen, um die Gewichtszunahme von einer Wägung zur nächsten zu registrieren. Obschon das Kind reichlich Babyspeck hat – bei der Geburt ist es fast anderthalb mal so schwer wie ein durchschnittliches Neugeborenes –, sorgt sich die Mutter permanent um sein Gewicht und führt ­akribisch Buch über die Trinkmengen. Von Anfang an misst sie das Kind an vorgegebenen Normen. Entspricht es ihnen nicht, ist das für die Mutter ein Grund zur Beunruhigung. Ihre ­Sorge kann sie nicht unmittelbar mit dem Vater des Kindes ­teilen. Er ist noch in Brasilien, ihre Briefe dorthin sind mindestens zwei Wochen unterwegs. Brüderlein, ich glaube, es ist ­niemand so ein Angsthase wie eine Mutter. Wenn ich keine Waage hätte, würde ich es ja gar nicht merken. Das wird dann391 etwas für Dich. Statt ­Holzklötzlein kannst Du dann Deinen Sohn wägen.392

Später wird sich Enkel Andres daran erinnern, wie er seinen Grosseltern Gian und Greti im Altersheim stolz seinen Erst­geborenen präsentierte, ihren dritten Urenkel. Beide beugten sich über das Baby. Nani sagte nur: Nennt ihn ja nicht Dominic, er heisst Gian Domenic. Und Neni schaut das Kind an und beginnt gleich mit ihm zu spielen.393

Die illegale Pfarrerin

Подняться наверх