Читать книгу Täglich neu verliebt - Christina Grahn-Hommelsheim - Страница 12
Оглавление04. Chance: Inseln im Alltag
Wäre es nicht schön, wenn deine Partnerschaft für dich im Alltag wie eine Insel wäre, auf der du dich ausruhen und auftanken kannst? Wäre es nicht wunderbar, das Zusammensein mit deiner Liebsten als eine Quelle der Kraft zu erleben, selbst wenn beide einen anspruchsvollen Job haben und das gemeinsame Leben viele Verpflichtungen mit sich bringt?
Viele Paare mutieren im Laufe der Jahre vom Liebespaar zum Arbeitsteam. Das Leben will natürlich Antworten auf Fragen, die es jeden Tag stellt: Wer bringt die Kinder in die Schule? Wie bezahlen wir die nächste größere Anschaffung? Wann fahren wir zur krank gewordenen Schwiegermutter? Wie lösen wir die beruflichen Probleme? In der Verliebtheitsphase waren uns diese Themen nicht so wichtig. Wir hatten die rosarote Brille auf, waren ganz auf den Prinzen oder die Prinzessin konzentriert, wollten uns kennenlernen und haben viel Zeit und Gedanken in die Partnerschaft investiert. Natürlich verändert sich eine Beziehung im Laufe der Zeit, und im Idealfall wird aus der Verliebtheit eine tiefere, ruhigere Form von Liebe.
Doch wenn wir unserer Partnerschaft immer weniger Aufmerksamkeit schenken und sie allmählich für selbstverständlich halten, geht der partnerschaftliche Aspekt manchmal verloren. Dann hängen beide lieber vor dem Fernseher oder dem Computer ab, als sich zu unterhalten oder gar einen ganzen Abend gemeinsam zu verbringen. Wir erwarten voneinander nichts Neues mehr. Dabei entfernen wir uns nicht nur von unserem Partner, sondern letztlich auch von uns selbst.
Was unterscheidet denn eine Partnerschaft von einem Arbeitsteam? Sicher doch die Liebe und Intimität, die unabhängig von irgendwelchen To Do’s die Partner verbindet. Erfahrungen, die sie gemeinsam machen und nicht Aufträge, die abgearbeitet werden. Wie viele Inseln in eurem Alltag habt ihr noch, auf denen ihr euch wirklich als Paar begegnet und auch der Rest der Familie einmal Pause hat?
Neben der Herzzeit, in der ihr euch gegenseitig zuhört, braucht eine Beziehung auch genau diese Inseln, gemeinsame neue, angenehme Erfahrungen, in denen ihr einander entspannt erleben und genießen könnt. Solche Dates halten die Liebe frisch und unterstützen die Verbindung.
Solo-Übung: Inseln im Alltag
Nimm dir ein Blatt Papier, oder verwende unser Arbeitsbuch (siehe Seite 15) und schreibe auf: Wie stellst du dir Inseln im Alltag vor, wo ihr euch als Paar wieder begegnen könnt. Wodurch sollten sich diese Inseln auszeichnen? Was würde euch darin unterstützen, es euch gemeinsam gut gehen zu lassen? Vielleicht gibt es etwas, wozu du deine Partnerin gerne mal einladen würdest. Vielleicht zu einem Spaziergang, ins Kino, zu einem Konzert oder zu einem leckeren Essen. Achte dabei auf das, was deiner Liebsten vermutlich Freude macht. Wann habt ihr das letzte Mal etwas Besonderes gemacht, nur um es gemeinsam zu erleben? Lade deine Liebste zu einem Blind- Dinner ein, organisiere eine Ballonfahrt, ein Picknick im Park, ein Wochenende, eine Bootsfahrt. Was willst du noch am liebsten gemeinsam erleben in deinem Leben? Vielleicht ist auch ein gemeinsamer Abend auf dem Sofa genau das Außergewöhnlich für euch. Schreib deine Ideen auf und setze gleich heute die erste um!
Duo-Übung: Inseln im Alltag
Reserviert euch regelmäßig Zeit für eure Paarbeziehung. Besprecht eure Ideen und legt euch auf einen gemeinsamen Abend in der Woche fest, an dem ihr diese Ideen umsetzt. Natürlich kann immer etwas dazwischen kommen, doch versucht, es mindestens einen Monat lang mal nicht ausfallen zu lassen, um es in euren Alltag zu integrieren. Letztendlich ist es egal, was ihr macht. Es geht darum, euch so zu begegnen, als würdet ihr ein Date mit eurem Geliebten haben.
Christinas Sichtweise:
Wir wissen beide, wie wichtig die gemeinsame Paarzeit ist – und obwohl wir es könnten nehmen wir uns diese Zeit manchmal einfach nicht. Nach einem anstrengenden Tag erwische ich mich immer wieder mal dabei, dass ich lieber auf den Fernseher schaue als auf diesen tollen Mann. Wenn ich das merke, versuche ich, selbstehrlich herauszufinden, was gerade in mir los ist. Manchmal ist es mir einfach gerade zu anstrengend, mich mit Walter auseinanderzusetzen und ich gönne mir die Auszeit vor der Glotze. Das darf auch mal sein, doch ich möchte es nicht zur Gewohnheit werden lassen.
In der Abwägung hilft es mir, mich daran zu erinnern, was ich mir eigentlich wünsche. Ich stelle mir oft vor, ich würde Walter neu begegnen. Wenn ich ihn gestern erst kennen gelernt hätte, würde ich dann heute den Abend alleine auf dem Sofa verbringen wollen? Ich übe bewusst, Walter aus den Schubladen herauszuholen, in die ich ihn natürlich auch immer wieder stecke, und seine vielseitigen Facetten wieder zu bemerken.
Trotz des anspruchsvollen Alltags, den wir beide haben, liebe ich es, mir Dinge auszudenken, mit denen ich ihn begeistern und aus dem Alltagstrott herausholen kann. Manchmal packe ich zum Beispiel die Tasche und lade ihn spontan auf eine Tour mit dem Auto ein, in eine schöne Stadt, oder auf einen besonderen Markt, den ich zuvor ausfindig gemacht habe. Oder ich fahre mit ihm zu einem Autohaus, in dem ich eine Probefahrt mit genau dem Auto organisiert habe, das ihn interessiert. Ich lege ihm kleine Geschenke auf sein Kopfkissen, und besorge gerne Dinge, die er sich wünscht, aber nicht selbst kauft. Spontane Aktionen und Überraschungen, mit denen er nicht rechnet, kleine Geschenke, die er auf seinem Kopfkissen findet, mit Dingen, die er sich zwar immer schon wünscht, aber selbst nicht kauft.
Diese spontanen Aktionen und Überraschungen machen mir selbst so viel Freude und Spaß – es ist, als würde ich mich selbst beschenken. Und obwohl das nie meine Absicht war, gefällt es ihm scheinbar so gut, das auch er immer häufiger inne hält und überlegt, was mir eine Freude machen könnte. Ich bin fest davon überzeugt, dass Dinge, die wir von Herzen tun, mannigfaltig zu uns zurückfließen, innerlich und äußerlich. Gerade gestern kam ich nach einem Seminar nach Hause und fand auf meinem Kopfkissen ein wunderschönes Armband in meinen Farben. Es war kein besonders kostbares Stück, aber allein der Gedanke und die Aufmerksamkeit für meine Lieblingsfarben haben mich sehr berührt.
Wir selbst haben es immer in der Hand, unsere Inseln zu erschaffen, und sie müssen nicht besonders großartig, teuer oder originell sein. Walter kann mir zum Beispiel kaum eine größere Freude machen, als mich mittags damit zu überraschen, dass wir nach Berlin fahren, um dort bei unserem Lieblingsvietnamesen zu essen. Ich weiß, dass er am liebsten von morgens bis nachts arbeiten würde, aber wenn er sich diese zwei Stunden nimmt für uns, ist es wie Urlaub für mich und eine besondere Wertschätzung.
Walters Sichtweise:
Mir Zeit für unsere Beziehung zu nehmen hat mir am Anfang Stress gemacht. Wir haben so viele Termine und Pflichten, und jetzt auch noch Termine für die Beziehung! Oft wollte ich abends einfach nur noch meine Ruhe und hatte keinen Bock auf Reden und womöglich irgendwelche Probleme wälzen.
Die Tatsache, dass Christina und ich gemeinsam Vorträge und Seminare über Paarbeziehungen halten, erinnert mich jedoch zwangsläufig immer daran, was und wie ich leben will. Es kommt immer wieder vor, dass wir vor einem Vortrag streiten. Ich zweifele dann oft daran, ob wir eigentlich die Richtigen sind, um Anderen Tipps zu geben. Doch dann wenden wir unsere eigenen Werkzeuge an und raufen uns wieder zusammen.
Eine unserer Inseln sind gemeinsame Spaziergänge. Wenn wir uns im Alltag mal wieder voneinander entfernt haben, weil wir beide so beschäftigt sind, laden wir uns gegenseitig ein, eine Runde zu drehen. Da ich gerne raus gehe, nehme ich mir dafür immer Zeit. Wir schlendern dann unsere schöne Straße in Zeuthen herunter und reden über dies und das. Keiner von uns beiden hat ein Handy in der Hand und es ist kein Bildschirm in der Nähe.
Dabei werden die Gespräche oft tiefer und wir kommen wieder miteinander in Verbindung.
Doch keine Sorge, liebe Männer, es geht bei den Inseln im Alltag nicht immer nur um tiefe Gespräche. Das Wesentliche ist, angenehme Erlebnisse als Paar miteinander zu teilen und Spaß und Lebensfreude in die Beziehung zu holen. Diese Lebensfreude nicht nur mit den Kumpels, sondern auch mit der eigenen Frau zu leben, bringt Schwung und Leichtigkeit in die Beziehung. Und es schafft einen Kontakt, der auch Voraussetzung für körperliche Nähe ist. Darauf gehen wir in späteren Kapiteln noch mehr ein.
Eine weitere unserer Inseln sind gemeinsame Meditationen. Zum Beispiel haben wir eine Gehmeditation, die wir auf Kopfhörer hören, während wir draußen durch die Natur gehen. Wir beginnen gemeinsam und erleben eine sehr intensive Zeit. Obwohl dabei jeder seine eigenen Erfahrungen macht und wir nicht miteinander reden, sind wir uns sehr nahe. Danach tauschen wir uns aus und reden über das, was wir uns Positives visualisiert haben. Das sind nur einige der kleinen Inseln, die wir uns geschaffen haben und die uns immer wieder in Kontakt miteinander kommen lassen.