Читать книгу Täglich neu verliebt - Christina Grahn-Hommelsheim - Страница 8

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01. Chance: Wo stehen wir gerade?

Zu Anfang möchten wir dich und euch dazu einladen, erst einmal Inventur zu machen: Wo stehst du, wo steht ihr zum Thema Beziehung? Was läuft gut, was wünschst du dir anders? Wir möchten dich ermutigen, dir als allererstes Zeit zu nehmen, die positiven Aspekte eurer Beziehung zu erkennen, zu benennen und zu feiern. Aus ihnen können Leichtigkeit und Freude in euren Alltag fließen und sie können euch Kraft geben, auch schwierige Zeiten gemeinsam durchzustehen. Vermutlich gibt es jedoch auch Bereiche in eurer Beziehung, in denen es hakt. Wir kennen jedenfalls keine Beziehung, in der es keine Herausforderungen gibt. Auch hier ist es wichtig, diese zu erkennen und zu benennen, um sich gezielt weiter entwickeln zu können.

Dein wichtigster Gegenspieler auf dem Weg zu einer erfüllten Beziehung ist übrigens nicht dein Partner, sondern der unbewusste Teil in dir, der sich manchmal fürchtet, die Wirklichkeit so anzunehmen, wie sie ist. Sich Anderen zu öffnen und zu der eigenen Verletzlichkeit zu stehen erfordert Mut. Es fühlt sich oft erst mal sicherer und bequemer an, sich die Welt schön oder schlecht zu denken oder sich als Opfer zu betrachten. Gedanken wie „Ich kann ja doch nichts ändern“ oder „Eigentlich sollte mein Partner dieses Buch lesen“ stammen aus genau diesem Opferdenken. Doch es wird dich nicht weiterbringen, wenn du es dir einfach auf dem mehr oder weniger kuscheligen Beifahrersitz deiner Beziehung bequem machst und die Schuld an all den unguten Dingen in eurer Beziehung deinem Partner anlastest. Raffe dich lieber auf, setze dich mutig und freudig auf den Fahrersitz und ans Steuer deines Lebens und gib deiner Beziehung dort eine neue Richtung, wo es dir wichtig ist.

In deinem eigenen Interesse empfehlen wir daher, die unten stehenden Fragen sehr selbstehrlich zu beantworten. Klarheit bringt Erleichterung, denn ob es dir gefällt oder nicht: dein Beziehungserleben ist nun mal gerade so wie es ist. Um einen neuen Weg zu finden, müssen wir wissen, wo wir stehen. Ehrlichkeit gegenüber dir selbst und gegenüber deiner Partnerin ist daher einer der wichtigsten Schlüssel zum erfolgreichen Einsatz dieses Buches.


Solo-Übung: Standortbestimmung

Verschaffe dir mit den folgenden Fragen einen Überblick über deine Beziehung.

✳ Wo läuft meine Beziehung richtig gut?

✳ Was fehlt dir gerade in deiner Beziehung? Was war richtig gut und ist es heute nicht mehr?

✳ Welches ist das wichtigste Thema, das dich momentan beschäftigt?

✳ Nenne deine fünf wichtigsten Stärken

✳ Nenne deine fünf wichtigsten Schwächen

✳ Welche fünf Stärken deiner Partnerin nimmst du wahr?

✳ Welche fünf Schwächen deines Partners nimmst du wahr?

✳ Was sind für dich in Beziehung generell No go’s? Was geht gar nicht?

✳ Wie wünschst du dir Beziehung? Was ist dir in Beziehung wichtig?

✳ Wie viel davon ist in deiner Beziehung schon erfüllt?

✳ Wie möchtest du mit deiner Partnerin umgehen, kommunizieren, miteinander sein. Welche gemeinsame Beziehungskultur wünschst du dir? Lebst du das von deiner Seite aus schon?


Duo-Übung: Liebevoller Austausch

Wenn ihr dieses Buch gemeinsam lest und durcharbeitet, empfehlen wir nach jeder Übung, die der Selbstklärung dient, einander zu erzählen, was ihr herausgefunden habt. Dabei ist es wichtig, einander aufmerksam und wohlwollend zuzuhören. Wir empfehlen euch, die Erkenntnisse des anderen nicht direkt zu kommentieren oder gar zu analysieren. Geht behutsam und liebevoll mit dem um, was ihr einander offenbart und wartet ab, wann der andere bereit ist, zu hören, wie seine Erkenntnisse auf den Zuhörer gewirkt haben.


Christinas Sichtweise:

In das Leben und die Liebe verliebt zu sein war nicht immer meine Stärke, obwohl ich schon lange spüre, dass das der eigentliche Sinn des Lebens ist. Dankbarkeit und Wertschätzung zu spüren ist wie ein Muskel, den ich im Laufe der Jahre immer bewusster trainiert habe. Im Grunde geht es darum, worauf ich meinen Fokus richte. Ist das Glas halbvoll oder halbleer?

Ich war früher eher eine Vertreterin des halbleeren Glases. Doch irgendwann bemerkte ich, dass ich mir mein Leben und vor allem meine Partnerschaften dadurch systematisch schlecht redete. Damit machte ich es mir und meinem Partner oft unnötig schwer. Ich sah und schätzte auch des Anderen Bemühungen gar nicht so richtig, weil mein Fokus eher auf dem Negativem lag.

Die innere Bestandaufnahme hat mir geholfen, mit einem anderen Blick auf mein Leben zu schauen. Ich begann, mir wichtige Fragen zu stellen und vor allem mal zu schauen, was in meinem Leben schon alles gut ist. Dadurch stellte ich fest, dass gar nicht alle Bereiche meines Lebens Handlungsbedarf hatten und vieles schon auf einem guten Weg war. In den Bereichen, in denen noch Luft nach oben war und immer auch mal wieder ist, erkenne ich genau das durch dieses Tool sehr schnell.

Besonders wertvoll finde ich es, mir jeweils die Stärken und Schwächen bewusst zu machen. Ich habe dadurch erkannt, dass Walter und ich uns da in manchen Bereichen super ergänzen – des einen Stärke puffert des anderen Schwäche ab. Es bringt einfach so viel mehr Klarheit für mich selbst und für das miteinander, wenn wir genau wissen, wie wir sind, wie wir miteinander sein und welchen Weg wir gemeinsam einschlagen wollen. Der gemeinsame Austausch darüber, bringt Nähe und Vertrauen.

So ist mein Glas im Laufe der Jahre unmerklich halbvoll geworden und die Leichtigkeit, die in jedem von uns schlummert, ist zurückgekehrt. Wenn ich morgens aufwache, kann ich seit Jahren voller Freude sagen, dass ich dankbar bin, auf dieser Erde sein zu dürfen und mit diesem Mann gemeinsam in den Tag zu starten. Jeder Tag bringt viel Abwechslung und Freude mit sich, weil wir uns dafür öffnen, weil wir es für möglich halten und beide neugierig, interessiert und vor allem offen für die Geschenke des Lebens sind. Ich spüre ein Prickeln und eine Freude in meinem Bauch und Herzen, die sich anfühlt, als wäre ich verliebt. Damit meine ich nicht die rosarote Brille, mit der wir durchs Leben schweben, wenn wir gerade einen neuen Menschen in unser Leben gezogen haben, der uns Hoffnung auf mehr Glück und Freude macht. Ich meine vielmehr ein tiefes und beglückendes, warmes Gefühl in meinem Herzen, das für mich die Liebe ist.


Walters Sichtweise:

Meine Begeisterungsfähigkeit ist der stärkste Motor in meinem Leben. Ich bin schnell Feuer und Flamme für neue Projekte und Aufgaben, und bin mir sicher, dass ich sie zum Erfolg führen kann. In diesen kreativen Momenten spüre ich eine große Dankbarkeit für mein Leben und genau diese Energie fördert meine Projekte.

In meinen Beziehungen funktionierte diese Dynamik jedoch überhaupt nicht. Sobald die anfängliche Begeisterung dem Alltag wich, wanderte meine Aufmerksamkeit zu anderen Projekten. Mit der Aufmerksamkeit zog ich auch die Energie aus der Beziehung. Im Nachhinein ist mir klar, wie sehr genau das dazu beitrug, dass ich immer weniger Freude in unserem Miteinander empfand und unglücklicher wurde.

Christina und ich gehen einen anderen und neuen Weg miteinander. Wir nehmen uns Zeit für Kontakt mit Herz und Körper und fördern die Liebe. Wir haben uns viele hilfreiche Tools überlegt und kleine Rituale erschaffen, die uns immer wieder an das erinnern, was wir zwar wissen, aber schnell aus den Augen verlieren: Energie folgt der Aufmerksamkeit. Eine Beziehung hat so viel Energie, wie wir ihr Aufmerksamkeit schenken.

An dieser Stelle möchte ich besonders die in Beziehungen oft überforderten Männer motivieren, neue Wege zu finden, sich immer wieder neu auf ihre Partnerin einzulassen. Ich kann euch aus meiner Erfahrung nur sagen: Es ist manchmal nicht leicht, es kostet ein bisschen Einsatz und Überwindung der alt eingefahrenen Verhaltensmuster, aber es lohnt sich! Ich berichte in diesem Buch sehr offen über meine Erfahrungen und zeige mich mit meinen Macken und Fehlern, um euch ebenfalls zu Offenheit zu ermutigen, denn diese Ehrlichkeit mir selbst und Christina gegenüber war und ist die Tür in eine neue Tiefe von Beziehung.

Täglich neu verliebt

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