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Vorwort

Mal ehrlich … Das Leben ist wie ein Warenhaus. Es gibt unendlich viele Angebote, und Sie haben die Entscheidungskraft, in ihr Körbchen zu packen, was immer Ihnen beliebt. Niemand zwingt Sie. Sie entscheiden, ob Nudeln, Gurken, Schokolade oder Fisch – denn auch, ob und was »gut« für Sie ist: Sie entscheiden. Auch wenn wir gelegentlich das Gefühl haben, in unserer Wahl nicht frei zu sein, weil Schlagworte wie »gesund«, »Diät« oder »Sucht« eine Rolle bei der Wahl der »Artikel« in unseren Warenkörben spielen, so ermutige ich Sie dennoch, zu Ihrer Autorität und Entscheidungskraft zu stehen und sage: Sie haben die Wahl.

Aus meiner Sicht haben wir alles, was sich in unseren Leben abspielt – ob bewusst oder unbewusst – selbst gewählt oder wenigstens mitgestaltet. Und sei es nur passiv durch ein Verhindern oder Wegschauen. Diese Verantwortung ist den meisten unangenehm oder unbequem. Bequemer ist es durchaus, wenn man im Hintergrund einen anderen, einen Schuldigen, hat, den man beim Fehlgang mancher Entscheidung entsprechend belasten kann.

Bevor Sie dieses Buch lesen, möchte ich Sie warnen. Nicht mit einer Drohung, nein. Es ist vielmehr eine liebevolle Aufmerksamkeit. Denn was Sie zu lesen bekommen, hat das Potenzial, ihre Sicht auf das Leben auf eine Art zu verändern, die Sie vermutlich nicht mehr zu dem Punkt zurückgehen lässt, an dem Sie sich zuvor glaubten. An manchem mögen Sie sogar Anstoß nehmen. Denn das, was bereits in Ihren »Warenkörben« liegt, korrespondiert womöglich nicht mit dem, was Sie jetzt lesen werden.

Vorausgesetzt ist nur eines: Ihre Bereitschaft – Ihre Offenheit – sich der Möglichkeit zuzuwenden, dass es neben dem physischen Körper auch eine Seele gibt – oder allgemeiner formuliert: neben der Form auch etwas Formloses. Nur mal theoretisch: Wenn es eine solche Dualität gibt – Körper, also Materie, und Geist, also etwas Nichtmaterielles – und der Mensch sich von Geburt zu Tod durchgeschlagen hat, was geschieht dann mit dem Anteil, der nicht im Boden verbuddelt oder verbrannt wird? Was passiert mit dem Geist, dem Bewusstsein? Sie mögen jetzt sagen: Reinkarnation & Co haben schon andere vor mir thematisiert. Was soll daran neu sein? Stimmt. Neu daran ist gar nichts. Es ist nur meine Erfahrung damit. Unzählige grenzgängerische wie universelle, menschliche wie skurrile Momente und Erlebnisse in meinem bisherigen Leben haben in mir ein Weltbild reifen lassen, das eben keine Handlungen oder Gedanken ohne Verantwortung mehr zulässt. Sei es nur die Eigenverantwortung oder auch die damit verwobene Verantwortung des Einzelnen im Verhältnis zu und mit anderen. Denn der Einzelne ist nie getrennt vom Ganzen. Im Kern sind wir alle Eins. Nichts bleibt ohne Folgen.

Warum ich das so sage? Weil es Teil meiner Erkenntnis ist. Weil es wahr ist. Für mich. Weil wir alle auf Augenhöhe sind. Ob wir das zu unserer Lebensrealität machen oder nicht.

Da wir im Hinblick auf Erkenntnisse gerne den Abgleich mit bisherigen Erfahrungen suchen – die Orientierung an einer Lösung – möchte ich gerne noch eines vorausschicken: im Zusammenhang mit dem Aspekt einer Lösung haben wir die Tendenz, uns am Perfekten zu orientieren. Der Einstufung in richtig oder falsch. Aber perfekt gibt es nicht! Vielleicht ergeben sich Antworten. Aber Lösungen bietet es nicht. Schon alleine die eben erwähnte Dualität von Form und Formlosigkeit macht es unmöglich, dass je irgendetwas oder irgendwer ­perfekt, richtig oder falsch sein könnte. Es ist ein ständiger Vertiefungsprozess, ein Aufruf in der Verantwortung zu leben, dass alles, was wir tun, einen Fingerabdruck hinterlässt. Es ist ein ständiger Prozess der Bewusstwerdung darüber, dass ­alles zusammenhängt.

Es gibt nicht Nichts. Alles ist also: alles. Und darin gibt es nur die perfekte Imperfektion.

Dabei stellt sich nur die Frage, was wir mit dieser Verantwortung anstellen …

Mich mit dieser beständig wachsenden Erkenntnis, dem zurückgewonnenen Gefühl von diesem Eins-Sein, der Allverbundenheit, auseinanderzusetzen, mich von der Sicherheit des Intellekts – einer antrainierten Intelligenz – zu lösen und auf meine innere Weisheit als Kompass N°1 wieder vertrauen zu lernen – das war eine Entscheidung. Eine wagemutige. Ein Wagnis, in das vermeintlich Unbekannte zu treten, und mutig genug, mich damit in den Wind zu stellen. Das war, und ist, ein Bewusstwerdungsprozess – ohne Drogen oder tagelanges Schweigen. Eine Entscheidung mitten im praktischen Leben neue Wege zu gehen. Es ist die Bereitschaft, die Augen dafür zu öffnen, was meine Seele mich sehen lassen kann. Nicht, was der Verstand mir zu erklären vermag. Es ist ein Loslassen. Ein Zulassen. Urvertrauen: das Einatmen der universellen Wahrheit. Dabei sind die Füße fest am Boden und gehen meine Schritte.

Ein vierjähriges Jurastudium hat mich spätestens gelehrt, was es heißt zu repetieren – wiederzugeben, was andere vor mir schon gesagt haben. Diese Form der Intelligenz – von vielen mit Intellekt gleichgesetzt – hat allerdings aus meiner heutigen Erfahrung deutliche Grenzen. Diese Laufrichtung der Denkfähigkeit: vom Denken hin zum Leben – ist reaktiv. Analytisch. An Lösungen orientiert. Und damit begrenzt. Außerdem eröffnet sie die Idee davon, Wissen besitzen zu können. Umgekehrt sehe ich eine Wahrheit: vom Leben hin zum Denken. Dem Leben als Impulsgeber für den Verstand. Der Verstand als Diener, nicht Diktator. Diese Form der Intelligenz ist unerschöpflich. Es zählt das Erleben. Das Entdecken und Vertiefen. Von Moment zu Moment. Ein Leben in Präsenz.

Auf dieser Qualität basiert dieses Buch. Sie werden lesen, dass ich diesem Buch mein Leben als roten Faden zugrunde gelegt habe. Das soll aber weniger dem Zweck dienen, Ihnen mein Leben zu erzählen, um mich darzustellen, sondern vielmehr dazu, Phänomene unseres Zusammenlebens exemplarisch zu betrachten. Verstehen Sie dieses Buch gerne als ein Angebot. Es ist kein wissenschaftlicher Abriss. Kein angelesenes Wissen. Wenngleich das Leben mir als Ort des Studiums gedient hat. Es ist zum Anfassen. Es ist mein Angebot an Sie.

Ein ehrliches.

Sie mögen es in Ihren Warenkorb legen, vielleicht nur einzelne Kapitel oder nur eine Zeile lesen. Oder Sie entscheiden sich, es gänzlich zu verachten oder zu ignorieren. Es ist Ihre Wahl. Richtig oder falsch erlaube ich mir in diesem Zusammenhang auszuklammern, da diese Bewertung weder für Sie noch für mich irgendeinen Sinn hätte. Es wäre nichts weiter als eine Erhöhung oder Erniedrigung, je nach Perspektive auf Sie oder mich.

Ich hätte Sie, mich, all diese Erkenntnisse und meine Liebe zum Leben und allem, was uns eint, verraten, hätte ich mich nicht eines Tages hingesetzt und angefangen zu schreiben. Es wäre mir als Zurückhaltung – wenn nicht gar Verantwortungslosigkeit – erschienen, es nicht zu tun. Eine Missachtung dessen, was wir sind: Liebe. Nicht romantisch, nicht verklärt, nicht Hollywood. Sie ist purer Respekt, Harmonie, Stille – und damit eine wahre Freude. Eine lebendige Leichtigkeit und keine Behauptung. Diese Liebe ist aus meiner Sicht die Basis, das Fundament für Ehrlichkeit und bietet damit das ­Potenzial zu einer gemeinsamen Wahrheit zu finden. Sie ist warm und haltend. Und vor allem: absolut! Sie existiert. In Ihnen. In mir. In jeder und jedem. Auch wenn wir das manchmal bezweifeln.

Ich danke Claudia Lueg vom Patmos Verlag, dass sie mich dazu angestoßen hat zu schreiben und unterwegs eine stete Begleitung in diesem Prozess gewesen ist. Serge für seine bedingungslose Reflexion. Und vor allem meiner Frau Stefanie.

Mal ehrlich

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