Читать книгу Harry in love - Christina Masch - Страница 9
ОглавлениеKapitel 4
Der Privatjet landete am späten Nachmittag in der Nähe von Grand Baie auf der Insel Mauritius, die vor Madagaskar im Indischen Ozean lag. Es waren herrlich angenehme 28 °C, die Sonne schien und das Rauschen des Meeres war leicht zu hören, so dass Isabel ganz automatisch in Urlaubsstimmung kam. Sogleich machten die neun Freunde einen kleinen Abstecher in die Stadt, wo ein riesiges Getümmel auf den Märkten und Straßen vorherrschte. Den verschiedensten Nationalitäten konnten sie dort begegnen, auch wenn die meisten Einwohner Mauritius’ indischer Abstammung waren. Es herrschte ein farbenfrohes Treiben und die unterschiedlichsten Gerüche, angefangen von Zimt über Curry bis hin zu Chili und Pfeffer, stiegen ihnen in die Nasen. Während Harrys Clique vollkommen begeistert von dem vielen Durcheinander war und sich sogleich ins Getümmel stürzte, schüchterte Isabel das rege Treiben auf engstem Raum eher ein wenig ein. Doch Harry, Anabel und sogar Simon wichen nicht einen Zentimeter von ihrer Seite und so ließ auch Isabels Anspannung mit der Weile nach.
Nachdem das erste Sightseeing abgeschlossen war, machte sich die kleine Gruppe mit einem Kleinbus auf den Weg nach Péreybère, einem kleinen unscheinbaren Ort direkt an der Küste, wo sie im gleichnamigen Restaurant zu Abend aßen. Das Restaurant lag direkt an einem wunderschönen weißen Sandstrand unter Palmen und sie hatten einen wunderbaren Blick auf das Meer. Es gab mehrere Salatvariationen, eine riesige Schüssel voll Reis, verschiedenes Gemüse und dazu wurden Hähnchenfleisch und Fisch gereicht. Sie waren angekommen.
Nach dem Essen machten alle einen kleinen Spaziergang am Strand, wo sie zu späterer Stunde von einem kleinen Motorboot abgeholt wurden, welches sie zu einer großen Yacht brachte, die etwas weiter abgelegen im Meer vor Anker lag. Auf der Yacht fehlte es an nichts: Jeglicher Schnickschnack an Komfort, den sich Isabel nur vorstellen konnte, war vorhanden. Es gab einen riesigen Wohnsalon, in dem neben zwei Billardtischen ein großer Kartenspieltisch und gemütliche Couchen sowie eine kleine Kinoleinwand Platz fanden. Nebendran war eine separate Bar, die gleichfalls als zweites Wohnzimmer und als Esszimmer diente und natürlich waren ausreichend großzügig geschnittene Kabinen vorhanden, in denen nicht nur die neun Freunde und das royale Sicherheitspersonal untergebracht werden konnten, sondern auch die Mannschaft des Schiffes.
Und diese Luxusyacht sollte für die nächsten vierzehn Tage ihr Zuhause werden?! Wenn nicht das leichte Plätschern des Wassers zu hören gewesen wäre, hätte Isabel gänzlich vergessen können, dass sie sich auf einem Boot befand. Vielmehr hatte sie das Gefühl, in einem Clubhotel untergebracht worden zu sein, wie sie es schon oft im Fernsehen gesehen hatte. Sie saß gerade auf einer Couch in ihrer und Harrys riesiger Kajüte und blätterte durch einen Reiseführer über Mauritius, als es an der Tür klopfte. „Ja, bitte.“
„Stör ich?“, fragte Anabel.
„Nein, komm rein.“
„Bist Du allein?“
„Ja, Harry bespricht gerade den morgigen Tagesablauf mit der Security. Er hat vorgeschlagen, dass wir alles ganz langsam angehen und uns erst einmal an das veränderte Klima gewöhnen; er will mit uns einen ganztätigen Segelausflug auf der Isla Mauritia, einem Segelschiff aus dem Jahre 1852, unternehmen. Ist das nicht toll?!“, gab Isabel euphorisch von sich.
Anabel schmunzelte über die leicht kindliche Vorfreude ihrer Freundin. „Untergehen können wir aber nicht mit dem alten Kahn, oder?“
Isabel lachte auf. „Nein, das sicher nicht. Denn das Schiff wurde 1961 restauriert und ist seither eine sehr beliebte Touristenattraktion.“
„1961? Ganz taufrisch ist der Kutter dann ja trotzdem nicht mehr …“
„Annie!!!“, schimpfte Isabel. Doch Anabel schmunzelte nur.
„Du sagtest eben, dass wir mit dem Boot ganz sicher nicht untergehen werden; aber was passiert stattdessen?“, hakte Anabel nach.
Isabel grinste breit: „Das Schiff wird von einer ‚Piraten-Crew‘ geführt …“
Anabel rollte daraufhin mit den Augen, denn auf so eine Idee konnte auch nur Harry kommen! „Na, dann bin ich ja mal gespannt, was uns da zu erwarten hat. Weshalb ich aber eigentlich gekommen bin, war: Die anderen fragen, ob Du und Harry Lust habt, uns im sogenannten Spielzimmer Gesellschaft zu leisten oder ob ihr lieber für Euch allein sein wollt.“ Anabel errötete dabei leicht.
Isabel kicherte prompt. „Wir haben noch die ganze Nacht für uns allein. Klar kommen wir gerne zu Euch; schließlich will ich Harrys Freunde auch etwas besser kennenlernen. Du scheinst Dich ja schon ganz gut eingelebt zu haben und Dich prima mit ihnen zu verstehen?!“
Anabel nickte. „Ja, die sechs sind total nett und für jeden Spaß zu haben.“
„Harry meinte, mit ihnen wird es nie langweilig. Wir werden also bestimmt noch eine Menge zu lachen haben“, prophezeite Isabel. „Sag mal, was war das eigentlich heute im Flieger mit Dir und Simon? Irgendwie konnte ich dem nicht ganz folgen.“
„Ach, das war gar nichts. Wir haben uns einfach nur gut verstanden; nachdem wir das kleine Missverständnis von der Begrüßung aus dem Weg geräumt hatten.“
„Als Du ihm eine verpasst hast, dachte ich wirklich, ich sehe nicht richtig“, gestand Isabel.
Anabel wurde rot. „Woher sollte ich denn wissen, dass es sich bei Blondi nur um einen Freund von Harry handelt? Vor allem habe ich bislang noch nie erlebt, dass sich jemand die Frechheit herausnimmt, die Freundin seines besten Freundes so abzuknutschen und dabei hat er Dich dann auch noch mit mir verwechselt!“
Isabel grinste breit. „Ja, das ist Simon! Du hättest ihn mal bei seinem Geburtstag erleben sollen: Harry war kurz drauf und dran, ihm höchstpersönlich eine zu verpassen, weil er einfach nicht die Finger von mir lassen konnte. Aber Simon meint das nicht so, im Grunde ist er ein ganz Lieber; hat Dir denn Alex nie etwas von seinem Arbeitskollegen erzählt?!“
„Doch, schon, eben dass er ein sehr lebensfroher Mensch sei, bei dem man nie so genau weiß, was als Nächstes passiert. Der aber im Grunde ein hochanständiger Typ ist. Irgendwie ein bisschen widersprüchlich, findest Du nicht?!“, stellte Anabel fest.
Isabel lachte laut auf, während es erneut an der Tür klopfte. „Ja, bitte!“
Die Tür öffnete sich und kein geringerer als Simon steckte den Kopf durch die Tür. „Ah, hier sind die Damen! Es wurde schon eine Vermisstenanzeige aufgegeben …“
„Von Dir oder den anderen?“, fragte Anabel spitz. Simon errötete prompt. Just in dem Moment wurde die Tür ein weiteres Mal geöffnet und Harry trat ein. Er war ein wenig überrascht, Anabel und Simon vor sich stehen zu sehen, so dass er die Tür wieder öffnete und sicherheitshalber noch einmal auf die Zimmernummer schaute.
„Ehm, gibt es einen Grund, warum ich statt Isabel Euch zwei in meinem Zimmer vorfinde?“
„Ich bin hier, mein Schatz!“, rief Isabel und erhob sich von der Couch und drängelte sich zwischen Simon und Anabel zu Harry hindurch.
„Ist irgendetwas passiert?“, fragte Harry sogleich besorgt.
„Nein. Es ist alles bestens. Wir wollten gerade in den Salon gehen und eine Runde Billard spielen“, erklärte Isabel.
„Ach Du …“, kam es von Anabel. „Das habe ich ja schon Ewigkeiten nicht mehr gespielt.“
Sofort leuchteten Simons Augen auf. „Wie wäre es denn dann mit einem Doppel? Wir zwei Männer gegen Euch zwei Frauen …“, fragte Simon spontan. Da er ziemlich oft in einer Billardhalle anzutreffen war, erhoffte er sich somit einen Sieg gegen Anabel. Ungläubig schaute Harry zu ihm und Anabel herüber. Prompt trat ihm Isabel dezent auf den Fuß und sah ihn eindringlich an. Harry grinste und verstand den Wink mit dem Zaunpfahl sofort.
„Okay, Blondi. Abgemacht!“, ging Anabel auf die Herausforderung ein.
Simons Grinsen wurde sofort gehässig und er flüsterte Anabel ins Ohr: „Ich hoffe, Du weißt, worauf Du Dich da eingelassen hast?!“
Anabel schmunzelte nur in sich hinein und ergriff Isabels Hand und lief mit ihr voraus, ohne auf Simons Bemerkung etwas zu erwidern.
„Hallihallo, da sind wir wieder und ich habe auch gleich den fehlenden Rest mit im Schlepptau!“, begrüßte Anabel die anderen fünf Freunde von Harry, die bereits um einen der Billardtische herumstanden, wo Kevin und Mitch gerade gegeneinander spielten.
„Super! Wir wussten, auf Dich ist Verlass!“, ließ Vivienne stolz verlauten.
„Hey, was soll ’n das?“, fragte Simon sogleich protestierend. „Wenn ich nicht gekommen wäre, würden die zwei Weibsen noch immer wie zwei Glucken in Harrys Kämmerlein hocken!“
„Simon, Du vergreifst Dich im Ton“, warnte Harry.
„Blondi ist doch nur neidisch, weil er gerne gewusst hätte, worüber Isa und ich getratscht haben“, erwiderte Anabel und versuchte so, die Wogen wieder zu glätten. „Aber ich mache Dir einen Vorschlag, Blondi: Solltest Du uns im Billard schlagen, dann verrate ich es Dir höchstpersönlich – unter vier Augen, versteht sich!“
Sofort feixte die Menge begeistert und gesellte sich prompt um den zweiten Billardtisch. Kevin und Mitch vergaßen gänzlich ihr eigenes Spiel und reichten ihre Queues an Harry und Simon weiter. Anabel nahm sich derweil der Kugeln an und arrangierte sie nach Belieben buntdurcheinander im Triangel. Als Simon das sah, grinste er breit und ging zu Anabel herüber. „Wenn Du gestattest?!“, sagte er und übernahm die ordnungsgemäße Sortierung der Billardkugeln.
„Ich sagte doch, ich habe schon lange nicht mehr gespielt!“, erklärte Anabel naiv dreinblickend.
Isabel fing sogleich an, leise vor sich hin zu lachen. Harry knuffte ihr prompt in die Seite und sagte: „Ich würde sagen, Du, liebe Isabel, machst den Anstoß …“
„Super“, kam es wenig begeistert von Isabel.
„Ach Isa, das ist nicht schwer, hau einfach die weiße Kugel einmal über den Tisch zum bunten Haufen. Versuche aber dabei bitte die schwarze Acht nicht gleich mit einzulochen!“
„Na schön. Dann gebe ich mal mein Bestes“, seufzte Isabel und setzte zum Abstoß an. „Für Kratzer im Filzteppich übernehme ich aber keine Haftung!“ Sogleich fingen alle an zu kichern. Isabel schien wirklich eine miserable Billardspielerin zu sein. Sie staunten dann allerdings nicht schlecht, als Isabel bereits beim Anstoß gleich zwei halbe Kugeln versenkte. „Ups, das wollte ich nicht! Haben wir jetzt das Spiel verloren?“, fragte Isabel plump.
Anabel klopfte ihrer Freundin auf die Schulter. „Mach Dir mal keine Sorgen, das war gut. Aber es wäre schön gewesen, wenn Du die weiße Kugel draußen gelassen hättest.“ Fragend sah Isabel zu ihrer Freundin. „Denn jetzt sind die Herrschaften dran“, erklärte Anabel weiter. Isabel nickte verstehend und ihre Wangen schimmerten rosa.
Harry fragte, während er sich die weiße Kugel positionierte: „Kätzchen, hast Du überhaupt schon einmal Billard gespielt?“ Isabel räusperte sich und wandte sich beschämt ab. Harry kicherte amüsiert und ließ die weiße Kugel über den Tisch flitzen. Die rote Kugel prallte an die Bande und landete im Loch gegenüber. Simon grinste breit, denn nun war er an der Reihe. Er setzte an und versenkte die blaue Volle. Anabel zog eine Schnute, während Simon den Queue wieder an seinen besten Freund abgab. Harry lief einmal um den Tisch herum, gab Isabel im Vorbeigehen einen Kuss und stieß erneut ab. Grün fiel ins Loch. „Bell, Du bringst mir Glück!“
„Na toll!“, schnaubte Anabel wenig begeistert und lehnte sich spontan an den Tisch. Simon stand vor ihr und räusperte sich. „Was?!“, fragte Anabel verständnislos.
„Verzeihung, aber Du stehst im Weg …“
„Ich entschwinde ja schon!“, wetterte Anabel ein wenig gereizt.
„Annie, es ist doch nur ein Spiel“, erinnerte Isabel ihre Freundin.
„Ich hab aber keinen Bock, Blondi unsere Geheimnisse anzuvertrauen! Wenn die zwei so weitermachen, haben wir verloren, noch bevor ich überhaupt einmal zum Zug kam!“, beklagte sich Anabel. Simon musste unweigerlich kichern und verschoss dabei die weiße Kugel. Sogleich hellte sich Anabels Gesicht wieder auf. „Na endlich!“
„Na, dann zeig mal, was Du kannst!“, provozierte Simon Anabel.
„Dann pass mal auf …“, sagte Anabel siegessicher und positionierte sich die weiße Kugel an einer Stelle, an der keiner der restlichen Anwesenden jemals auf die Idee gekommen wäre, die Kugel hinzusetzen.
Simon entglitten sogleich die Gesichtszüge, denn ihm schwante Schlimmes. Und so war es dann auch: Anabel ließ die weiße Kugel kreuz und quer über Bande rollen und versenkte dabei vier Halbe auf einmal. Sofort jubelten die fünf Zaungäste.
Nun war Isabel wieder am Zug. Sie sah betrübt auf den Spieltisch, denn die weiße lag mehr als nur ungünstig, um die letzte halbe Kugel einlochen zu können. Harry hatte Mitleid und wollte Isabel einen kleinen Tipp geben, wo sie sich am besten hinstellen sollte, um an ihre Kugel heranzukommen. „Das ist jetzt nicht Dein Ernst!“, rief sogleich Simon aufgebracht. „Die zwei ziehen uns ab und Du willst denen auch noch zum vorzeitigen Sieg verhelfen?!“
Harry seufzte und sah mit einem Schmollmund seiner Freundin in die Augen. Zärtlich strich sie ihm über die Wange. „Ich krieg das schon hin; irgendwie …“ Ganz überzeugt klang Isabel jedoch nicht.
„Du machst das schon“, war alles, was Anabel Isabel zurief, als sich ihre Blicke trafen und Anabel ihr zuzwinkerte. Isabel verstand und vergab den Stoß. Harry war dran und schnipste eine Kugel ins Ziel. Simon tat es ihm gleich und lochte ebenfalls eine seiner vollen Kugeln ein. Anschließend war wieder Harry am Zug. Er lochte rein zufällig dabei gleich zwei Kugeln auf einmal ein und war von seinem Können selbst ein wenig überrascht. Denn sie waren nun den beiden Frauen gegenüber im Vorteil; sie brauchten jetzt nur noch die schwarze Acht einzulochen und schon hätten sie das Spiel gewonnen! Leider war Harrys letzte Kugel mittig ins Loch gefallen, so dass sie nunmehr gezwungen waren, über Bande zu spielen, um die schwarze Kugel in dem gegenüberliegenden Loch in der Mitte zu versenken.
Simon brummte. „Super!“
„Hey, sorry! Meinst Du, ich hab das mit Absicht gemacht?!“, beschwerte sich Harry auch sogleich.
Anabel grinste. „Was, ist das Loch zu schwer für Dich, Blondi? Erst große Töne spucken und dann kneifen? Na los, Großmaul, zeig, was Du kannst!“
Simon verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Alles lachte auf. Derweil atmete er noch einmal tief durch und überlegte, wie er am besten an die schwarze Acht herankommen könnte, um sie mit einem Stoß zielgenau einzulochen. Sein Ansatz war gut. Aber leider haperte es an der Umsetzung, denn statt die Acht ins Ziel zu bringen, versenkte er die letzte halbe Kugel der Mädels im Eck. „Danke“, sagte Anabel gelassen.
„Ach, verdammt!“, wetterte Simon und haute wütend auf den Tisch.
„Simon, es ist nur ein Spiel!“, erinnerte ihn Harry breit grinsend. Er erntete jedoch daraufhin nur einen bösen Blick. Denn jetzt war Anabel wieder an der Reihe und er wusste, dass sie jetzt die Kugel mit einem simplen Stoß im Eck versenken würde. Die weiße Kugel lag genau in einer Geraden im anderen Eck und selbst Isabel, die keine Ahnung vom Billard hatte, würde die Kugel schlicht einlochen können!
Als Anabel sich jedoch genau entgegensetzt zur weißen Kugel stellte und abspielte, schaute er überrascht zu ihr herüber. Was er dann sah, verschlug ihm die Sprache: Denn Anabel spielte über Bande die schwarze Acht so an – die sodann in ihrem Eck verschwand; damit hatten die Mädchen das Spiel gewonnen –, um anschließend über eine weitere Bande die weiße Kugel auf dem Tisch genau vor dem mittleren Loch, wo Simon die Acht hätte einlochen müssen, zum Stehen zu bringen. Alles grölte auf und umjubelte Anabels Können. Nur Simon stand auf seinen Queue gestützt und sah Anabel entgeistert an. Wieder hatte sie ihn hereingelegt! Als Anabel ihn jedoch mit einem sanften Blick in den Augen anlächelte, bekam er überraschenderweise eine wohlige Gänsehaut und wandte daraufhin verlegen den Blick ab.
Mitch und Kevin nahmen anschließend ihr Spiel wieder auf und auch Vivienne und Cam entschlossen sich zu einem Spiel, während sich die anderen einen Drink in der gemütlichen Couchecke genehmigten.
Simon erwachte am nächsten Morgen noch vor seinem rechtzeitig gestellten Wecker. Da er nicht wieder in den Schlaf zurück fand, beschloss er, eine Runde im Meer schwimmen zu gehen. Er zog sich um und lief dann zum Heck der Yacht, um mit einem Köpper in das einladende kühle Nass einzutauchen. Doch zu seiner Überraschung war er nicht der Erste, der wach war und die gleiche Idee gehabt hatte. Denn an einer Leiter stieg gerade Anabel wieder aus dem Meer und ließ sich von einem der Sicherheitsmänner ein Handtuch reichen.
„Guten Morgen“, begrüßte Simon Isabels beste Freundin.
„Oh, guten Morgen. Na, willst Du auch eine Runde schwimmen gehen?“, fragte Anabel freundlich lächelnd.
„Ja, das war mein Plan“, antwortete Simon und biss sich anschließend auf die Zunge. Denn er fand seine Antwort mehr als plump.
Dementsprechend erwiderte Anabel, als nichts weiter von Simon kam: „Na, dann lass Dich nicht aufhalten!“, und wandte sich zum Gehen.
„Ehm, warte mal!“
„Ja?!“, fragte Anabel hoffnungsvoll.
Simon kratzte sich nervös am Kopf. „Falls Du noch nicht zu sehr geschafft bist von Deinem Bad im Meer; hast Du da vielleicht Lust, mir Gesellschaft zu leisten und noch eine Runde im Meer zu schwimmen?“, fragte Simon und wurde knallrot.
Anabel lächelte. „Ja, gern.“
„Schön“, gab Simon verlegen von sich.
„Wer zuerst an der roten Boje ist!“, rief Anabel und sprang sogleich daraufhin erneut in die Fluten. Simon brauchte einen Moment, bis er verstanden hatte, was Anabel gesagt hatte.
Er wollte soeben ins Wasser hechten, als er plötzlich von Mitch und Kevin überholt wurde, die mit einer Arschbombe ins Wasser plumpsten. Simon seufzte und wollte sich wieder zum Gehen abwenden, als er auch schon von Carmen, Vivienne und Emily ins Wasser geschubst wurde. Die drei Mädchen lachten laut auf, fassten sich an den Händen und sprangen ebenfalls hinterher. Simon tauchte ab und wollte so der illustren Meute entkommen, doch schon hing ihm Vivienne an den Schultern. Simon gab auf und balgte sich mit seinen Freunden im Meer.
Anabel war zwischenzeitlich an der Boje angekommen und wandte sich um, um zu schauen, wo Simon blieb. Als sie ihn jedoch stattdessen zwischen seinen Freunden entdeckte, schwamm sie enttäuscht zum Boot zurück, stieg an der seitlichen Treppe wieder aus dem Wasser und verschwand in ihrer Kajüte. Kurz darauf klopfte es an ihrer Tür. „Ja?!“
„Guten Morgen, Annie. Und, gut geschlafen?“, fragte Isabel.
„Ja, danke, gut. Und selbst?“
„Ja, ich habe die Nähe zu Harry die Nacht über sehr genossen. Es ist ein wunderschönes Gefühl, wenn man von dem leichten Schaukeln des Bootes und dem sanften Plätschern der Wellen in den Schlaf gelullt wird. Wenn Dich dann auch noch der Mann Deiner Träume in den Armen hält …“, erzählte Isabel schwärmerisch.
Anabel lächelte traurig.
„Hey, was ist ‘n los?“, fragte Isabel besorgt.
„Ach, es ist nichts.“
„Annie! Irgendetwas bedrückt Dich doch, das sehe ich Dir an der Nasenspitze an!“, hakte Isabel nach. Anabel seufzte. „Hat es was mit Simon zu tun?“
„Blondi??? Wie kommst Du denn auf den Blödsinn?“, wehrte Anabel ab.
„Och, war nur so ein Gedanke, denn Simon läuft auch ein wenig kopflos durch die Gegend …“
Anabel sah fragend und interessiert zugleich auf.
„Na los, lass uns zum Frühstück gehen. Vielleicht magst Du mir ja danach erzählen, was an Dir nagt?!“, bestimmte Isabel und zog ihre Freundin auf ihre Beine und ging mit ihr gemeinsam in die Bar, wo das Frühstücksbüffet aufgebaut war. Kevin, Mitch, Vivienne, Carmen und Emily saßen bereits an einem runden Couchtisch und ließen sich das Frühstück schmecken. Harry stand am Büffet und füllte sich gerade seinen Teller, als Isabel und Anabel den Raum betraten. Simon fehlte.
„Einen wunderschönen guten Morgen“, begrüße Harry Isabels Freundin.
„Guten Morgen.“ Mit einem Blick auf das reichhaltige Büffet sagte Anabel: „Du meine Güte, wer soll denn das alles essen?“
„Tja, an Bord sind nun einmal vier Männer und wenn ich mich recht entsinne, kannst auch Du eine ganze Menge verdrücken … Demnach wurde ein bisschen mehr aufgetischt.“ Anabel schnaufte beleidigt. Harry grinste und erwähnte: „Zudem haben wir heute einen längeren Ausflug vor uns. Somit ist es auch für Euch Frauen ratsam, sich vielleicht eine Stulle mehr zu schmieren. Denn vor dem frühen Nachmittag werden wir wohl nicht wieder an Land gehen“, erklärte Harry. Anschließend nahm er seinen Teller und gesellte sich zu seinen Freunden. Kurz darauf folgte ihm Isabel, während Anabel noch am Büffet stand und sich in aller Ruhe ihre Brötchen schmierte und mit Salat, Wurst und Käse und anderen kleinen Dingen belegte.
„Das sieht aber lecker aus“, kam es plötzlich von Simon, der neben sie getreten war. Sogleich verging Anabel das Lächeln wieder, welches sie bis eben noch auf den Lippen beim Garnieren ihrer Schnittchen gehabt hatte. „Bitte entschuldige, dass ich Dich vorhin allein zurückgelassen habe. Aber die anderen fünf können manchmal wie Kletten sein!“
„Schon okay“, sagte Anabel knapp und wandte sich ab.
Simon griff ihr sogleich an den Oberarm und hielt sie damit vom Weitergehen ab. Fragend sah Anabel zu ihm auf. „Du bist sauer, hab ich Recht?“
Anabel zuckte nur mit den Schultern, antwortete dann aber: „Du hast mich gefragt, ob ich mit Dir schwimmen gehe … Nicht ich Dich!“
Simon sah betrübt zu Boden und ließ Anabel wieder los.
Während Anabel sich zu ihrer Freundin und den anderen setzte, blieb Simon am Büffet stehen und naschte mal von hier und mal von dort. Hunger hatte er jedoch keinen mehr.
Nach dem Frühstück zogen sich alle in ihre Zimmer zurück und machten sich für den Ausflug fertig. Eine halbe Stunde später wurden sie völlig überraschend von illustren Piraten gekidnappt. Während den Mädchen spielerisch die Hände gefesselt wurden und sie auf einer Pritsche Platz nehmen mussten, wurden die Jungs dazu verdonnert, beim Segelhissen zu helfen. Da dies ein recht anstrengendes und kräftezehrendes Unterfangen war, wurde ihnen auch sofort klar, warum die Seemänner solch starke, muskelbepackte Oberarme hatten. Der Kapitän schien jedoch mit der Arbeit der sechs jungen Burschen ganz zufrieden zu sein, denn sie durften anschließend ihre Mädchen befreien und sich zu ihnen setzen. In einem lustigen Singsang stellte der Kapitän der Isla Mauritia sich und seine Crew vor. Dann ging es weiter aufs Meer hinaus.
Während der Oberpirat einiges zur Geschichte des Segelschiffes und der nunmehr wunderbar anzusehenden Nordwestküste der Insel zu erzählen hatte, war plötzlich ein lautes Magenknurren zu vernehmen und alle drehten sich prompt zu Simon um, der sogleich knallrot wurde. Verlegen sah er auf die Holzbohlen vor seinen Füßen, als ihm auch schon ein Sandwich hingehalten wurde. Er sah auf und blickte in das liebliche Gesicht von Anabel. „Nun nimm schon und iss!“, drängte sie.
„Danke“, kam es mit hochrotem Kopf von Simon.
Anabel schmunzelte nur und schüttelte dabei den Kopf. „Du hättest halt ein wenig mehr essen sollen als eine Scheibe Schinken und ein paar Weintrauben.“
„Du hast mich beobachtet?!“, fragte Simon verdutzt. Nun war es Anabel, die sich räuspern musste und errötete. Simon lächelte.
Vor der Küste von Baie du Tombeau setzte einige Zeit später dann das Schiff seinen Anker und die neun Freunde hatten die Möglichkeit zu schnorcheln und die Unterwasserwelt zu beobachten. Mit einem kleinen Ruderboot ging es anschließend an den Strand, wo sie zu Mittag typisch kreolische Gerichte vorgesetzt bekamen wie Fischcurry und Fleisch mit Auberginen, dazu gab es Salat und Baguette. Den Nachmittag verbrachten sie dort mit Sonnenbaden und Spaziergängen am Strand, bis es wieder zurück zur Isla Mauritia ging. Jedoch mussten nun wieder die Jungs ran und das Boot zum Schiff zurückrudern; sehr zur Erheiterung der Mädchen und der fünf Piraten, die mitgekommen waren. Als sie in die Nähe des Segelschiffes kamen, wurden sie bereits mit heiterer Musik und Gesang begrüßt: Es wurde Gitarre gespielt, auf Trommeln gehauen und sogar eine Triangel wurde angeschlagen. Alle hatten ihren Spaß und sie tanzten angeregt zu den rhythmischen Klängen der Piraten, während es langsam zurück zu ihrer eigenen Yacht ging. Völlig geschafft vom Tag fielen dann alle recht zeitig in ihre Betten.
Am nächsten Tag schipperte die Yacht zum Küstendorf Point aux Piments, wo sie an Land gingen, um sich im Mauritius Aquarium, welches ganze fünf Gebäude umfasste, bestehend aus mehreren Becken und Bädern, die reichhaltige Artenvielzahl von 150 verschiedenen Wassertieren, welche rings um Mauritius lebten, anzusehen. Sie wohnten sogar der Fütterung von Haien, Schildkröten und Muränen bei. Jedoch hatten sie ihren meisten Spaß beim Touchpool, in welchem normalerweise Kinder die weniger gefährlicheren Meerestiere anfassen konnten. Doch Kevin, Mitch und Simon waren kaum wiederzuerkennen. Harry und die fünf Mädchen amüsierten sich köstlich über die drei anderen Jungs; während Anabel alles mit ihrer Fotokamera festhielt.
Danach fuhr sie der Kleinbus nach Trou aux Biches, wo sie am kilometerlangen Sandstrand zu Mittag aßen und sich anschließend die Zeit mit Schwimmen, Schnorcheln und Spazierengehen vertrieben. Als sich die Männer am Nachmittag dazu entschlossen, eine Runde Tennis im nahegelegenen Hotel zu spielen, verabredeten sich die Frauen spontan zu einer kleinen Shoppingtour.
„Na, wie war Dein Nachmittag: Hast Du was Schönes für Dich beim Shoppen gefunden?“, fragte Harry Isabel am Abend, als sie zurück an Bord der Yacht kam.
„Ja! Ich habe mir eine kleine Schnitzerei aus Treibholz, das vom Meereswasser gänzlich weißgewaschen wurde, gekauft“, erzählte Isabel und reichte Harry ihre neuste Errungenschaft: Ein auf einer Welle reitender Delphin.
„Hübsch. Freilebenden Delphinen werden wir im Übrigen auch noch in den nächsten Tagen begegnen“, sagte Harry. „Und was ist das andere, was Du da hast?“
„Das ist ein Buch über die Vegetation und Tierwelt auf und um Mauritius. Ich habe es für meine Eltern mitgenommen. Dort sind Tausende von wunderschönen Farbfotos davon abgelichtet; diese Farbpracht schafft noch nicht einmal Anabel mit ihrer Profikamera in Bild festzuhalten! Mein Dad interessiert sich sehr für solche Sachbücher.“
Auf einmal lächelte Harry seine Freundin breit strahlend an.
„Was ist?“, fragte Isabel unweigerlich daraufhin.
„Es ist nichts. Ich freue mich einfach nur, dass es Dir hier zu gefallen scheint“, gestand Harry und zog sie in seine Arme.
„Oh Schatz, das hier ist der Wahnsinn!“, seufzte Isabel. „Danke noch einmal dafür, dass Du mir diese wunderbare Reise ermöglicht hast.“
„Gern geschehen. Und wenn ich Dich damit glücklich machen kann, bin ich auch glücklich!“
„Und wo geht es morgen hin?“, fragte Isabel, nachdem Harry wieder von ihren Lippen abließ und sie zum Luftholen kam.
„Ich dachte mir, wir machen einen Abstecher nach Pamplemousses: Dort befindet sich der Sir Seewoosagur Ramgoolam Botanische Garten. Auf seinem 37 Hektar großen Gelände kannst Du eine unsägliche Vielfalt von rund 800 verschiedenen Pflanzen bestaunen, wie zum Beispiel die Victorial Regia, einer gigantischen Wasserlilie aus dem Amazonas. Es wird behauptet, dass man auf ihre Blätter ein Kleinkind gefahrlos setzen kann, ohne dass es unter geht. Eine Elfe ginge natürlich auch“, kam es Harry prompt in den Sinn. Isabel grinste und kuschelte sich daraufhin sogleich wieder in die Arme ihres Freundes. „Ein weiteres Phänomen sind auch ihre Seerosenblüten: Sie blühen nur einen ganzen Tag. Am Morgen sind die Blüten weiß und zum Abend hin haben sie sich dann lila verfärbt“, erzählte Harry einfach weiter. „Leider wird alles andere schlichtweg nur grün sein, da die eigentliche Blütenzeit bereits vorüber ist“, kam es leicht betrübt von Harry. „Die war nämlich Ende Oktober/Anfang November. Aber die beachtliche Anzahl von 80 verschiedenen Palmenarten ist auch nicht zu verachten!“
Isabel schmunzelte. „Du bist süß.“
Harry erwiderte Isabels Lächeln. „Du auch und Du schmeckst auch so!“ Isabel errötete leicht. „Übrigens, anschließend fahren wir zur L’Abenture Du Sucre, einer Zuckerfabrik, wo wir ganze 15 verschiedene Zuckerarten probieren können. Auf Mauritius wurde früher fast nur ausschließlich Zucker angebaut und noch heute ist Zucker eines der Exportgüter. Da fällt mir ein, in dem Museum, das es dort gibt, sind neben Informationstafeln auch kindergerechte aktive Bereiche aufgebaut; da können sich dann wieder Kevin, Mitch und Simon austoben und an Zahnrädern drehen, Knöpfe drücken oder an Rohren hören …“ Isabel lachte unweigerlich laut auf und Harry stimmte mit ein. „Außerdem kannst Du von dort als Souvenir Gewürze mitbringen; Dein Vater kocht doch so gerne!“
„Das klingt wirklich toll!“
„Na dann. Lass uns mal zu den anderen gehen. Die vermissen uns bestimmt schon; oder denken sich halt ihren Teil“, überlegte Harry.
Als die beiden die Bar betraten, schallte ihnen lautes Gelächter entgegen, denn die anderen sieben waren gerade damit beschäftigt, eine Runde Twister zu spielen und Simon, Anabel und Kevin standen bereits arg verknotet und verbogen auf der Spielmatte; kurz vor dem Zusammenbrechen oder Umkippen. Sehr zur Erheiterung aller!