Читать книгу Rise and Shine - Christina Walch - Страница 8
1. DU BIST GEWOLLT
ОглавлениеMein Abschlussball. Allein bei diesem Wort spüre ich noch das Kribbeln und die Vorfreude von damals. Schon Wochen vorher verbrachte ich Stunden im Shopping-Center auf der Suche nach dem perfekten Kleid. Ich überlegte mir genau, wie mein Make-up und meine Frisur aussehen würden, und meine Freundinnen und ich redeten lange von nichts anderem mehr. Wir konnten es kaum erwarten und waren voller Vorfreude. Und tatsächlich – die Party war der Hammer! Wir genossen sie so sehr, weil es unsere Feier war. Wir waren die wichtigsten Personen auf der Gästeliste! Ich war zwar schon vorher oft bei einem Ball gewesen, da es in meiner Schule üblich war, dass auch die unteren Jahrgänge zum Ball kommen durften. Aber so richtig genießen konnte ich die Feier erst, als es mein eigener Abschluss war.
All die Bälle, die ich vorher besucht hatte, waren auch schön. Doch während ich mich damals unauffällig im Hintergrund gehalten und den anderen beim Buffet und beim Tanzen den Vortritt gelassen hatte, ging ich bei meinem eigenen Abschlussball voller Selbstbewusstsein zur Bar, um mir einen Drink zu bestellen, und war die Erste auf der Tanzfläche. Ich übernahm Initiative, überlegte nicht viel, wie ich mich verhalten sollte, und war einfach ich selbst. Wie viel mehr können wir eine Party genießen, wenn wir wissen: Wir sind hier gewollt.
Den Schulabschlussball kannst du mit deinem Leben vergleichen. Gerade in der Pubertät stellst du dir sicher oft die Frage: »Wozu gibt es mich überhaupt? Bin ich nur zufällig da oder gewollt?« Wie du diese Frage beantwortest, hat Einfluss auf deinen Selbstwert und darauf, wie du dein Leben angehst.
Wenn du weißt, dass du auf dieser Welt erwünscht und gewollt bist, wirst du ganz anders an Dinge herangehen und das Leben genießen können, als wenn du dir dessen unsicher bist. Ganz so, wie ich mich auf meinem eigenen Abschlussball anders verhalten habe als auf dem der anderen. Wenn du weißt, dass es jemanden gibt, dem es ein persönliches Anliegen war, dass es genau dich neben den 7,5 Milliarden anderen Menschen gibt, dann wirst du mit Selbstbewusstsein durchs Leben gehen und es richtig genießen können. Dann kannst du dich mutig einbringen und deine Stimme erheben. Dann übernimmst du Initiative und schwimmst nicht nur mit. Wenn es dich nicht gäbe, würde auf der Party dieser Welt etwas ganz Wichtiges fehlen! Es gibt jemanden, der dich gewollt hat, genau so, wie du bist. Mit deinen Haaren, die du vielleicht zu kraus, zu kurz oder zu dünn findest, deinen Augen, die dir vielleicht zu klein oder zu rund erscheinen, und deiner Figur, die an den ein oder anderen Stellen nicht deinen Vorstellungen entspricht. Dass du lebst, ist kein Zufall und auch nicht nur die Entscheidung deiner Eltern.
Stell dir die folgende von mir erfundene Geschichte vor: Klara war die Älteste von drei Kindern. Sie wuchs in einem schönen Haus mit Garten auf, hatte viele Freunde, mit denen sie sich regelmäßig zum Spielen traf, und einen Hund, den sie über alles liebte. Doch eine Sache trübte ihre sonst so schöne Kindheit. Sie erinnerte sich, wie ihre Eltern sich immer wieder heftig stritten. Manchmal so schlimm, dass sie und ihre Geschwister nachts aufwachten. Einmal hörte sie, wie ihre Mama zum Papa sagte: »Es war ein Fehler, dich zu heiraten. Hätte ich doch Klara alleine großgezogen, anstatt mich zur Hochzeit überreden zu lassen …« Diese Worte saßen.
Ihre Eltern ließen sich scheiden, und als ihr Vater auszog, fühlte Klara sich schuldig. Wäre ihr Vater geblieben, wenn sie braver, lieber oder hilfsbereiter gewesen wäre? Wäre es besser gewesen, wenn es Klara nicht gegeben hätte, ihre Eltern gar nicht erst geheiratet hätten und dadurch glücklicher gewesen wären? Ständig achtete sie nun darauf, dass es den Eltern gut ging und Gespräche nicht völlig in Streit ausarteten.
Hast du auch schon einmal wie Klara daran gezweifelt, ob es gut ist, dass es dich gibt? Vielleicht haben dir deine Freunde in der Schule dieses Gefühl gegeben, oder du wurdest gemobbt. Vielleicht fühltest du dich immer wie das fünfte Rad am Wagen. Vielleicht haben deine Eltern nicht mit dir gerechnet, oder die Umstände, unter denen du gezeugt wurdest, waren nicht ideal. Möglicherweise haben deine Eltern oder andere Personen dir das Gefühl gegeben, dass du »ein Fehler« warst, oder dein Umfeld wollte dir einreden, dass du nicht gut genug warst. All das kann dir das Gefühl geben, nicht gewollt zu sein. Doch die Wahrheit ist, dass du sehr wohl gewollt bist, und zwar von dem allmächtigen Gott! Klara konnte nur schwer annehmen, dass es gut war, dass es sie gab und sie von Gott gewollt war. Zu real und schmerzhaft waren ihre Verletzungen. Je mehr Klara die neuen Gedanken allerdings in ihr Herz ließ, desto mehr fiel ihr eine Last von den Schultern. Eine neue Freude und Sicherheit waren in ihr Leben eingezogen und gaben ihr neues Selbstbewusstsein. Sie hörte auf, sich selbst kleinzumachen, um ja nicht aufzufallen und niemandem zur Last zu fallen. Die Wahrheit machte ihr Herz frei, froh und leicht.
Ich kenne deine Geschichte nicht und weiß auch nicht, unter welchen Umständen du gezeugt wurdest. Ich weiß aber, dass diese Wahrheit auch für dein Leben zutrifft. Auch du bist gewollt! Auch du sollst frei leben und ein leichtes Herz haben!
Du stehst auf der Gästeliste dieser Erde! Deine Talente, deine Stärken, dein Aussehen und dein Charakter sind so einzigartig, dass nur du auf deine eigene Art diese Welt schöner machen kannst. Du wirst nicht nur geduldet oder ertragen, sondern deine Existenz war von Anfang an in Gottes Plan eingeschrieben, als er diese Welt erschuf, und er freut sich unendlich über dich.
Eine meiner Lieblingsstellen in der Bibel ist der Psalm 139:
»Du hast alles in mir geschaffen und hast mich im Leib meiner Mutter geformt. Ich danke dir, dass du mich so herrlich und ausgezeichnet gemacht hast! Wunderbar sind deine Werke, das weiß ich wohl. Du hast zugesehen, wie ich im Verborgenen gestaltet wurde, wie ich gebildet wurde im Dunkel des Mutterleibes. Du hast mich gesehen, bevor ich geboren war. Jeder Tag meines Lebens war in deinem Buch geschrieben. Jeder Augenblick stand fest, noch bevor der erste Tag begann« (Psalm 139,13-16).
Lass dir diese Worte einmal auf der Zunge zergehen. So wie es einen Unterschied macht, ob du zum Abschlussball gehst und auf der Gästeliste stehst, so macht es auch in deinem Leben einen Unterschied, ob du weißt, dass du gewollt bist.