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3. Reiseziele wählen

Vier Jahre vor der Reise:

„Wir wollen eine Weltreise machen“, verkünden mein Mann und ich unseren Kindern freudig beim gemeinsamen Essen. „Ich will wieder nach Italien ans Meer. Genau dahin, wo wir letztes Jahr waren!“, antwortet mein Sohn sofort erfreut. „Wann und wohin?“, fragt Sarah misstrauisch. „Auf jeden Kontinent, einmal rund um die Erde, ein Jahr lang“, erklärt mein Mann den Kindern unsere Idee in seiner sachlich-ruhigen Art kurz und bündig. „Ich komm da garantiert nicht mit, ich bleibe da!“, fährt uns Sarah augenblicklich aufgebracht an, springt vom Tisch auf und beendet erst einmal das Gespräch. Wütend stapft sie in ihr Zimmer. Achselzuckend schaue ich ihr nach. „Und die Schule?“, erkundigt sich Elija. „Wir unterrichten euch selbst“, sage ich, in einem nun genervten Tonfall, nun innerlich aufgebracht über Sarahs Reaktion. „Jipi“, jubelt er begeistert und umarmt seine kleine Schwester, die sich über die Umarmung freut und mitjubelt.

Ein paar Tage später ...

Mit der Transsibirischen Eisenbahn durch Russland, träumen Steve und ich am Abend auf der Couch vor uns hin. In Gedanken sind wir bereits dort und in Afrika und in Australien. Es ist ein spannender gemeinsamer Traum, der uns verbindet und uns noch näher in Beziehung kommen lässt. Am nächsten Tag kaufe ich gleich einen Reiseführer mit dem Titel „Transsib“. Das Buch erklärt in allen Einzelheiten den Weg mit der transsibirischen Eisenbahn durch Russland. Nach genauem Lesen und einigen Internetrecherchen sind wir theoretische Experten. „Wäre spannend“, meint Steve. „Ja, und bestimmt eine Reise wert“, ergänze ich. „Aber fünf Wochen mit den Kindern Zug fahren???“, überlege ich laut weiter. „Und in Russland kann es auch kalt sein, da bräuchten wir dicke Jacken“, denkt mein Mann laut mit. „Kannst du die russischen Schriftzeichen am Bahnhof lesen?“ frage ich rhetorisch, weil ich weiß, dass keiner von uns Russisch spricht. Im selben Augenblick stelle ich mir vor, wie ich mit einem unserer Kinder, das sich gerade irgendwo im Nirgendwo in Russland ein Bein gebrochen hat, vor einem russischen Landarzt stehe und ihm mit Händen und Füßen versuche zu erklären, warum wir hier sind. Mit einem gemeinsamen Blick auf unsere Kinder kommen uns immer mehr Zweifel am Reiseziel „Russland“ und schließlich schenken wir den Reiseführer dem Flohmarkt. Zu viele Stunden Zugfahren, zu kalt, zu viele Sprachbarrieren, zu wenig medizinische Notfallversorgung ...

Wieder ein paar Tage später...

„Ich will es warm haben! Ein Jahr lang nicht frieren!“ beginne ich das Gespräch ein paar Tage später. „Es muss finanziell leistbar sein“, entgegnet mein Mann trocken. „Ich will Elefanten sehen“, beschließt unsere kleine Tochter. „Wandern und Bergsteigen...“, denkt Steve laut weiter. „Wir wandern sicher nicht“, sind sich Elija und Sophia gemeinsam einig. „Wir wollen nach Italien ans Meer.“

Für das Reisen mit Kindern empfehle ich, sich im Vorfeld einen gemeinsamen Kriterienkatalog zu erarbeiten. Die Welt ist groß und es gibt tausend schöne Orte, aber nicht alle sind kindgerecht und nicht alle entsprechen den Vorstellungen unserer gemeinsamen Reise. Ähnlich wie zu Hause ist es die Aufgabe der Eltern, die Verantwortung für ihre Kinder altersgerecht zu übernehmen. Es gilt auf der Reise darauf zu schauen, dass die Kinder das haben, was sie für ein gutes Leben brauchen: Nahrung, Kleidung, einen sicheren Schlafplatz und im Notfall eine gute medizinische Versorgung. Darüber hinaus gibt es noch persönliche Vorlieben, die für eine schöne gemeinsame Reise ganz wichtig sind. Je besser man für sich und die Kinder klärt, was man will und auf der Reise braucht, desto leichter tut man sich gute Reiseziele zu finden.

Hier die Kriterien, die wir uns für unsere Reise überlegt haben. Je nach Persönlichkeit und Wichtigkeit ??? der Reisenden wird sich der Kriterienkatalog für Ihre Reise verkürzen oder noch erweitern.

Kriterien für unsere Reise:

Wir wollen auf jedem Kontinent mindestens einen Monat verbringen.

Wir schlafen grundsätzlich im Zelt auf Campingplätzen.

Die Campingplätze haben fließendes Wasser und Klos.

Die Temperatur darf niemals lange unter 20°C fallen.

In Asien schlafen wir in befestigten Unterkünften.

Wir als Familie können unser ganzes Gepäck ca. 2 km tragen.

Wir haben notfalls immer Zugang zu medizinischer Versorgung.

Wir schließen Länder, in denen es Malaria gibt, aus.

Wir schließen Länder, in denen Krieg herrscht, aus.

Wir benutzen landesübliche, günstige Transportmittel.

Wir buchen alle Flüge und die ersten drei Nächte am Zielort im Vorhinein. Den Rest buchen wir vor Ort.

Wir impfen uns gegen alle empfohlenen und tödlichen Krankheiten im Zielland.

Am Zielort muss genug Wasser und Nahrung erhältlich sein.

Es gibt die Möglichkeit für die Kinder, sich viel zu bewegen. Wir wollen viel in der Natur und an der frischen Luft sein und viele Tiere sehen.

Es gibt für uns und die Kinder interessante Kunst- und Kulturangebote.

Mit diesen Kriterien gingen wir nun auf die Suche nach möglichen Reisezielen. Wir besorgten uns viele Reiseführer, zusätzliche Informationen aus Büchern, dem Internet und dem Fernsehen. Wir trafen uns mit Menschen, die schon in den infrage kommenden Ländern waren, und stellten viele Fragen zu den oben genannten Kriterien. Wir kauften uns eine überdimensionale Weltkarte und steckten Fähnchen in die möglichen Länder. Die Kinder durften alle Orte in den Reiseführern, die ihnen gefielen, mit einem Kreuz markieren.

Nach einigem Hin und Her stand drei Jahre vor unserer Reise die Reiseroute grob fest.


31. August bis 1. Oktober Namibia 1. bis 4. Oktober Katar 4. – 14.ter Oktober Bali 14. Oktober bis 14. Jänner Australien 15. Jänner bis 15. März Thailand 15. März bis 10 Mai Vietnam 10. Mai bis 24. Mai Hawaii 24. Mai bis 3. Juli USA

Fragen zu diesem Kapitel:

Was erwarte ich von dieser Reise?

Was möchte ich sehen?

Wie möchte ich reisen?

Was brauchen die Kinder? Was brauchen wir mit den Kindern?

Im Vorfeld einen Kriterienkatalog erstellen.

Die Reiseziele mit dem Kriterienkatalog und unseren Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen abgleichen.

Länder auswählen, Reiseziele auswählen.

Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr!

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