Читать книгу Weltgefühl - Christine Enzinger - Страница 9

Оглавление

5. Beste Reisezeiten und Klima

Australien, Ende Oktober

Entspannt liege ich in Airlie Beach am Pool und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Unsere beiden großen Kinder erkunden den Campingplatz, während Steve das Zelt aufbaut. Meine Aufgabe besteht darin, meine kleine fünfjährige Tochter im Pool zu beaufsichtigen. Seit zweieinhalb Monaten sind wir nun schon unterwegs. Afrika war beeindruckend, Bali wunderbar erholsam und jetzt Australien steht den beiden vorhergehenden Kontinenten in nichts nach. Lächelnd denke ich an meine Freundin, die mir gerade vorhin ein Foto aus dem kalten, nassen und nebligen Österreich geschickt hat. Unter dem Bild steht: Der Herbst ist nun definitiv vorbei. Ich gehe jetzt in den Keller die Winterjacken suchen! Drei deprimierend dreinschauende Smilies geben zusätzlich Auskunft darüber, was sie davon hält. Ja, ja denke ich bei mir. Das spar ich mir heuer und freue mich über unserer Entscheidung, dass wir für unsere Reise ein Jahr nur sonnige Länder geplant haben.

Sophia schwimmt im Pool hin und her wie ein Fisch. Sie liebt das Wasser und hat in den letzten Monaten wirklich gut schwimmen gelernt. Als ich genauer hinsehe, bemerke ich, dass sie sich jetzt mit einem Jungen in ihrem Alter unterhält. Auf Deutsch! Das erregt meine Aufmerksamkeit, denn viele deutschsprachige Leute haben wir bisher nicht getroffen. Mein Blick geht nun suchend von Liege zu Liege, denn wo es ein deutschsprachiges Kind gibt, gibt es auch meistens deutschsprachige Eltern dazu. Gegenüber von mir entdecke ich eine blonde Frau, ich schätze sie Mitte vierzig. Sie diskutiert gerade aufgeregt mit ihrer Tochter. Auf Deutsch. Neugierig versuche ich etwas zu verstehen, aber sie sind zu weit entfernt. Es dauert nicht lange, da bemerkt auch die Mutter des Jungen, dass er mit Sophia deutsch spricht. Derselbe suchende Blick und ein freundliches Lächeln, als sie mich wahrnimmt. Ich lächle zurück, erhebe mich von meiner Liege und begrüße sie.

Wie sich herausstellt, ist die vierköpfige Familie aus Deutschland und bereits seit vier Monaten auf Weltreise. Beim gemeinsamen Abendessen in der Campingküche erfahren wir, dass sie bereits in der USA und in Neuseeland waren. Neuseeland war aber leider zu kalt für den Campervan, mit dem sie unterwegs sind und sie haben dort sehr viel gefroren. Mit Kindern frieren erschwert das Reisen, deshalb war es leider nicht so schön, wie sie es sich vorgestellt haben. Auch die USA hätte wärmer sein können. Es war in manchen Gegenden wettermäßig nicht ideal. Hier in Australien passt es nun perfekt. Wir genießen den gemeinsamen Abend und noch einige weitere Tage zusammen. Wir verstehen uns so gut, dass wir uns einen Monat später in Australien sogar noch ein weiteres Mal treffen, und zwischen uns Erwachsenen und auch zwischen den Kindern entwickelt sich eine schöne Freundschaft.

USA Ostküste im Juni

Die Klimatabelle für den Juni in der USA sieht für unsere Vorhaben gut aus. Die Sturmsaison beginnt laut Tabelle erst im Juli?! Eigentlich hätte das mit dem Zelten funktionieren sollen. Vielleicht der Klimawandel??? Ratlos blicken mein Mann und ich auf unser Zelt. Alle Stangen sind eingeknickt. Die Haringe und Zeltschnüre liegen wirr am Boden herum. Im Zelt steht das Wasser 20 cm hoch und die triefend nassen Schlafsäcke liegen auf den schwimmenden Isomatten. Schaudernd denke ich an den Sturm letzte Nacht zurück. Er kam ganz plötzlich. Nach einigen Blitzen und lautem Gedonnere flüchten wir uns mit unseren drei Kindern ins Klogebäude. Eine Stunde später blicken wir immer noch ungläubig durch die Klotüre hinaus auf das tosende Wetter. Es blitzt hell, donnert ohrenbetäubend laut und es regnet in Bächen. Dazu weht ein starker Wind, der sogar die Caravans um uns herum ins Schwanken bringt. Als der Sturm und der Regen dann kurz vor Mitternacht ein wenig nachlassen, laufen wir schnell zu unserm Zeltplatz. Ein Blick aufs Zelt genügt und uns ist klar, dass wir für diese Nacht ein Hotel brauchen. Wir finden ein Motel, klein, eng und sauteuer, aber trocken und wir sind in Sicherheit vor dem Sturm, der die ganze Nacht weiter wütet. Am nächsten Morgen frühstücken wir schnell die vom Motel angebotenen unnatürlich bunten Zuckerdonuts und trinken ein undefinierbares Heißgetränk dazu, welches den Namen Kaffee nicht verdient. Die Kinder freuen sich über die angebotenen gesunden Frühstücksgetränke Cola, Fanta und Sprite. Ich ärgere mich nur kurz über die hier in Amerika sehr weit verbreitete Vorstellung von Frühstück, weil ich mir immer wieder versuche auszumalen, wie es unserem Zelt und den Sachen, die wir darin heute Nacht zurück gelassen haben, geht. Nach dem Frühstück fahren wir zum Campingplatz, parken direkt auf unserem Zeltplatz neben dem zusammengefallenen großen Plastikhaufen, der Mal unser Zelt darstellte, und steigen alle aus. „Die Taschenlampe funktioniert noch“, ruft mein Sohn begeistert und zeigt uns die tropfnasse Lampe, die wirklich noch leuchtet. Steve und ich ziehen gerade einzeln die Schlafsäcke und Isomatten aus dem Zelt, das heute Nacht leider dem Sturm zum Opfer gefallen ist, wie wir gerade beide erschrocken und traurig feststellen. Wortlos legen wir die Schlafsäcke in die Sonne zum Trocknen. Unsere Blicke treffen sich im Vorbeigehen und stellen wortlos die gleiche Frage: Und wie geht es jetzt weiter?

Für eine gelungene Reise mit Kindern ist es sehr wichtig, dass man sich für die Länder, die man bereisen möchte, das Klima genau ansieht. Zwei Dinge sind zu beachten.

Die Temperatur: Unsere Erfahrung ist, dass man unter 15 °C mit Kindern im Zelt friert. Sollte die Temperatur trotzdem einmal unter 15°C fallen, sollten die Kinder in der Nacht Thermounterwäsche tragen, weil sie sich immer wieder abdecken und den Schlafsack hinunter strampeln. Wählt man ein Zielland, in dem es länger kälter ist, braucht man zudem mehr wärmere Kleidung. Damit erhöht sich natürlich das Gewicht des Gepäcks.

Genauso ungemütlich wird es nach unserer Erfahrung auf der Reise, wenn die Temperatur über die Körpertemperatur steigt. Bei über 36 °C ist nach einer Weile alles viel mühsamer und die Kinder sind nur mit großem Aufwand für kulturelle oder landesübliche Aktivitäten zu begeistern. Am besten wählen Sie für diese Zeit einen schattigen Platz am Wasser. In den meisten heißen Ländern empfiehlt sich mittags eine lange Siesta. Eine Ruhepause. Das Leben beginnt dann am späteren Nachmittag und am Abend wieder.

Regentage: In den meisten Klimatabellen kann man auch immer die Regentage ablesen. Je nach Unterkunft verträgt die Reise mehr oder weniger Regen. Bei Regen am Campingplatz lässt es sich leider nicht immer vermeiden, dass die Kinder nass werden, aber die Kinder sollten zumindest immer trockene Socken und Schuhe tragen. Bei den üblichen kurzen Regenschauern in der tropischen und subtropischen Zone ist es trotz viel Regens sehr warm. Es macht nichts, wenn alles nass wird, weil nach dem Regen alles sofort wieder trocknet. Grundsätzlich gilt es, lange Regenzeiten mit Kindern zu vermeiden, weil Kinder gerne viel Platz haben und draußen spielen möchten. Zuhause hat man für Regentage Kinderzimmer und Spielzeug. Wenn es zu lange regnet, besuchen wir Freunde, Omi und Opa … Diese Möglichkeiten gibt es in den meisten Ländern auf Abruf leider so nicht. Da werden dann wir Eltern oder das Smartphone als Zeitvertreib zu beliebten Spielpartner/innen. Gut für Regentage mit Kindern auf Reisen eignen sich je nach Budget Orte wie Museen, Kinder-Indoor-Spielplätze, Einkaufszentren (in Asien mit riesigen Spielehallen), Kaffeehäuser, Restaurants oder Campingküchen, ect. Für diese Tage empfehle ich leichtes Spielzeug mitzunehmen. Wir hatten UNO und Double mit, zwei amüsante Kartenspiele für die ganze Familie. Schwereres Spielzeug und Kinderbücher (in englischer Sprache) kaufen wir vor Ort in Secondhand Shops. Viele Campingplätze in Australien und Unterkünfte in Thailand haben auch Bücherecken, in denen man schon gelesene Bücher mit noch ungelesenen austauschen kann.

Zu viele Regentage sind aber immer mühsam, deshalb ist es sehr wichtig, dass man sich im Vorfeld, bei der Reiseplanung, die Klimatabellen ganz genau ansieht.

Gedanken zu diesem Kapitel:

Es ist wichtig, sich alle Klimatabellen der Reise gut anzusehen.

Welches Klima möchte ich für meine Kinder und für meine Reise?

Welche Temperaturen möchte ich für mich und die Kinder auf meiner Reise haben?

Wie viele Regentage halte ich mit meinen Kindern gut aus? Wie viele Regentage halten die Kinder mit mir gut aus?

Welche Ausrüstung brauche ich für dieses Klima?

Was mache ich mit den Kindern an Regentagen?

Habe ich die Möglichkeit, meine Reiseroute zu ändern, wenn der Wetterbericht viele Tage Regen oder Kälte voraussagt?

Habe ich das Budget und die Möglichkeit, in einer längeren Regenphase meine Unterkunft upzugraden, z.B. von einem Zelt in einen Bungalow zu wechseln?

Weltgefühl

Подняться наверх