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EXKURS TINKTUREN

Kurz gesagt sind Tinkturen flüssige Medikamente, die die Wirkstoffe von Pflanzen in sich tragen. Es ist noch gar nicht so lange her, da waren sie in fast jedem Haushalt zu finden.

Ihre Herstellung ist keine Zauberei: Man mischt ein Lösungsmittel, meist Alkohol, und zerkleinerte Pflanzenteile zusammen und lässt sie aufeinander wirken – wobei der Alkohol die Oberhand hat und die Pflanze ziemlich aussaugt: Er holt sich sowohl die wasserlöslichen als auch die fettlöslichen Wirkstoffe. Genannt wird dieser Prozess Mazeration, was vom lateinischen „macerare“ für „zermürben, mürbe machen, quälen“ abgeleitet ist und irgendwie nicht besonders angenehm für die Pflanzen klingt. Nach zwei bis sechs Wochen ist aber Schluss damit und die Tinktur – nach dem Abseihen – reif für den Einsatz.

Der Gehalt an Wirkstoffen ist bei Frischpflanzentinkturen übrigens deutlich schwächer als bei Auszügen aus getrockneten Pflanzenteilen. Mir macht es aber trotzdem mehr Spaß, frisch gesammelte Pflanzen und Kräuter zu verwenden!

WAS TINKTUREN SO PRAKTISCH MACHT

–Sie halten sehr lange – in den meisten Fällen etwa ein Jahr oder länger.

–Sie sind rasch zur Hand und bei Schluckbeschwerden besser als feste Arzneiformen.

–Sie können innerlich wie äußerlich angewandt gute Dienste leisten. Eingenommen werden sie häufig mit Wasser, die äußerliche Anwendung erfolgt mittels Wickel, Kompresse oder Spülung bzw. als Bestandteil einer Salbe.

VIELE REZEPTE – EINE FAUSTREGEL

Es gibt unzählige Rezepte für Tinkturen – sie unterscheiden sich u. a. hinsichtlich der „Hochprozentigkeit“ und der Art des verwendeten Alkohols. Generell kann man sagen: Je höher der Alkoholgehalt, desto mehr Fettlösliches wird aus der Pflanze herausgeholt. Bei Bitterstoffen oder Saponinen reichen niedrigere Alkoholkonzentrationen, während ätherische Öle oder Harze höhere Konzentrationen benötigen. Hochprozentiger Alkohol ist aber relativ teuer, wenn Sie also nicht so viel Geld ausgeben wollen, greifen Sie einfach zur leichteren Variante, die holt sich schließlich auch viel.

ESSIG ODER ÖL ALS ANTIALKOHOLISCHE ALTERNATIVE

Was sich wohl von selbst versteht: Kinder sowie schwangere und stillende Frauen sollten Tinkturen wegen ihres Alkoholgehaltes – auch verdünnt – nicht einnehmen!

Ebenso sind Tinkturen natürlich nichts für Alkoholkranke oder Personen mit Leberproblemen.

Wie gut, dass es da alkoholfreie Alternativen gibt! Essig oder Pflanzenöl beispielsweise sind ebenfalls gute Mittel, um Wirkstoffe aus Pflanzen zu lösen. Die Zubereitung erfolgt wie bei alkoholischen Tinkturen, nur dass man statt zu Wodka, Doppelkorn etc. zu einem wirklich guten (Apfel-)Essig oder Pflanzenöl greift.

Auch hier gilt meist: Ein warmes Plätzchen ist ein guter Ort fürs Reifen. Viele stellen das Öl in die Sonne, was ich auch lange Zeit gemacht habe. Mehrere nicht so gelungene Versuche haben mich aber eines Besseren belehrt.

Bei Kindern hat sich auch Glyzerin als Trägersubstanz bewährt, ein süßlich schmeckender Pflanzensirup, den man in Lebensmittelqualität in Apotheken bekommt.

IMMER SCHÖN SAUBER BLEIBEN

Nicht vergessen: Sauberkeit ist oberstes Gebot beim Zubereiten von Hausmitteln! Verwenden Sie nur sterilisierte Gläser und Flaschen, wenn Sie Tinkturen herstellen!

Achten Sie bei frischen Pflanzen darauf, dass diese nicht feucht vom Regen oder Tau sind.

UND SO GEHT’S!

Man nehme:

–Ein Einmachglas oder eine Flasche mit weitem Hals, jedenfalls so weit, dass die – zerkleinerten – Pflanzenteile gut hinein- und wieder herauskommen

–Einen passenden Trichter (nicht aus Metall!)

–Getrocknete oder frische Pflanzen(teile)

–Mindestens 38- bis 40-prozentigen Alkohol (Wodka oder Doppelkorn), höchstens 90-prozentigen. Wenn Sie getrocknete Pflanzen verwenden, brauchen Sie in etwa die fünf- bis zehnfache Menge Alkohol, bei frischen Pflanzen die fünffache.

1.Zerkleinern Sie die Pflänzchen nach dem Motto „je kleiner, desto besser“ und geben Sie sie in das vorbereitete Glas. Blüten sind äußerst zarte Geschöpfe und können normalerweise „unberührt“ bleiben.

2.Gießen Sie den Alkohol darüber, sodass die Pflanzen gut bedeckt sind. Verschließen Sie das Einmachglas und schütteln Sie es kräftig. Lassen Sie die Mischung dann eine Woche bis einen Monat an einem dunklen Ort (Achtung: Das Johanniskraut liebt die Sonne!) bei Zimmertemperatur reifen.

3.Schütteln Sie das Glas täglich.

4.Ist die Zeit gekommen, seihen Sie die Flüssigkeit durch ein sehr feines Sieb, einen Kaffeefilter oder eine Mullwindel ab.

5.Füllen Sie die Tinktur in eine sterilisierte braune Glasflasche oder in ebensolche Tropfenflaschen, Letztere erleichtern die Dosierung. Vergessen Sie nicht, die Flaschen zu beschriften, und zwar mit Pflanzennamen und Datum – auch die Schlaueste kann mal vergessen.

6.Lagern Sie die Tinktur kühl und dunkel.

Meine besten Hausmittel

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