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Vorwort


Mein erstes Wort war Blume …

genauer gesagt Bume … und, ja, meine Mama hat das gut weggesteckt – sie kam ohnehin gleich danach an die Reihe. Außerdem hat sie, gemeinsam mit meinem Vater, wohl entscheidend dazu beigetragen, dass ich mich so früh für alles begeistern konnte, was um mich herum grünte und blühte. Meine pflanzeninteressierten Eltern brachten mir alsbald die Namen der heimischen Gewächse bei und ich war bereits in Kleinkindertagen eine gelehrige Schülerin und konnte die gängigsten Vertreter der heimischen Flora beim Namen nennen.

Als kleine Kräuterhexe haben mich auch die Ergebnisse diverser Pflanzenanwendungen interessiert und so hab’ ich alles Mögliche ausprobiert und gekostet – unter anderem gemeinsam mit einer Freundin die verlockenden schwarzen Holunderbeeren. Wir hatten Glück, nicht an etwas Giftigeres geraten zu sein, und so brachte uns dieser Selbstversuch lediglich einen leichten Durchfall ein. Und natürlich eine Schimpftirade zuhause …

Ein anderes Mal habe ich mir die schönen gefiederten Blätter der Schafgarbe, die ich leicht mit den Fingern zerrieben hatte, auf mein wundes Knie gelegt und war total verblüfft, als das Bluten aufhörte – insgeheim wähnte ich mich bereits als nächste Nobelpreisträgerin. Inzwischen weiß ich, dass diese Wirkung der Schafgarbe schon seit Jahrhunderten bekannt und einer ihrer Zweitnamen Blutstillkraut ist. Selbst als Teenager verbrachte ich viel Zeit in der Natur und unternahm Streifzüge durch Wälder und Wiesen (Diskothekenbesuche etc. standen selbstverständlich auch auf dem Programm!) – und, was soll ich sagen, all das tue ich heute noch mit unveränderter Leidenschaft (gut, die Diskothekenbesuche sind schon sehr selten geworden).

Während meines Medizinstudiums wuchs, man könnte fast sagen naturgemäß, mein Interesse für naturheilkundliche Verfahren und damit für die guten alten Hausmittel. Allerdings hatte ich ständig das Gefühl, dass auf der Uni zu wenig darüber gelehrt wird. Ausgesprochen viel erfahren konnte und durfte ich hingegen von den Krankenschwestern, denen ich im Laufe meiner praktischen Ausbildung zur Ärztin begegnete – ihren Geschichten habe ich gerne gelauscht, ihre alternativen Tipps richtiggehend aufgesaugt. Nach und nach habe ich viele Schritte in diese für mich so spannende Richtung gemacht und dabei sehr bereichernde Menschen kennen gelernt – Menschen, die ihre Pflanzen- und Medizinpassion mit mir teilen.

Den vorerst (!) letzten Schritt konnte ich vor Kurzem abschließen: meine Ausbildung zur Phytotherapeutin. Im Rahmen einer Fortbildung der österreichischen Phytotherapiegesellschaft habe ich mit Arztkolleginnen und -kollegen die Landschaft unsicher gemacht, bin viele Rezepte und Erkrankungen „durchgegangen“, habe Wurzeln, Blätter und Blüten beschnuppert und betatscht und schlussendlich die Abschlussprüfung bestanden. Ich habe jede Minute davon genossen!

BILLIG, NACHHALTIG, IMMER ZUR HAND

Mittlerweile habe ich nicht nur theoretisches Wissen im „Hausmittelwesen“ gesammelt, sondern verfüge auch schon über eine recht umfangreiche praktische Erfahrung in diesem Bereich. Obwohl selbst gelernte Schulmedizinerin, probiere ich es in leichten Fällen zuerst lieber mit dem, was meine Küche, mein Garten, meine kleine Naturapotheke hergeben, und das ist eine ganze Menge! Ich versorge meine Lieben mit Topfen- oder Zwiebelwickeln, wenn sie Halsschmerzen haben, braue ihnen Heidelbeertee, wenn sie unter Durchfall leiden, koche ihnen die viel gerühmte Hühnersuppe, wenn sie kränkeln, und konnte damit schon einige positive Erfolge verbuchen.

Topfen, Zwiebeln, Heidelbeeren, Suppe: all das sind Hausmittel, die jeder kennt und die kein Luxus sind – das wollte ich nur so nebenher erwähnt haben!

Es ist schön zu wissen, dass ich die meisten Zutaten für diese sanften Mittel stets zuhause habe, aber eigentlich ist es mehr als das: Der Gedanke, leichte Beschwerden jederzeit lindern zu können und diese erste Hilfe quasi im „Küchenkastl“ parat zu haben, schenkt mir innere Ruhe. Kinder beispielsweise werden ja meistens abends krank oder am Wochenende – das ist mein persönlicher Eindruck, aber auch der vieler anderer Eltern, wie mir im Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder bestätigt wird.

TRADITION, FÜRSORGE, NESTWÄRME

Freilich baue ich gerne vor – will heißen, dass ich mein imaginäres Kästchen mit Naturheilmitteln immer wieder auffülle, zur richtigen Zeit Kräuter pflücke, schneide und trockne, Tinkturen ansetze, Salben rühre und dergleichen mehr. Ich mache das mit großer Hingabe und freue mich, wenn ich dabei unter anderem auf den Erfahrungsschatz der Hildegard von Bingen, der einen oder anderen Kräuterhexe oder auch meiner Oma zurückgreifen kann. Denn auch das ist Teil der Naturheilkunde: Tradition im besten Sinne, Wissen, das weitergegeben werden soll. Meinen Sprösslingen zu zeigen, wie Mama „Medizin macht“, sehe ich als Teil dieser Tradition und als Möglichkeit, die beiden damit vertraut zu machen, dass manche dieser Mittel zudem wichtig für die Gesamtgesundheit sind: Du bist, was du isst! Im Falle des Falles nehmen die lieben Kleinen die Helferchen nach anfänglicher Gegenwehr, wenn schon nicht mit Begeisterung, so doch zumindest ohne allzu großes Theater an: Sie kennen die Zutaten und spüren, dass Mama ihnen damit helfen will.

Für mich ist das Teil jener Fürsorge, die die Anwendung von Hausmitteln so effizient macht. Sorgsam zubereitet und liebevoll verabreicht, können sie in einer Atmosphäre wirken, die uns allen guttut. Diese Nestwärme brauchen kleine wie große Patienten, sie trägt, wie ich meine, ganz wesentlich dazu bei, dass gesund machen kann, was gesund machen soll.

Die Beschäftigung mit unseren pflanzlichen Mitbewohnern und mit ganz normalen Lebensmitteln als Teil einer natürlichen Hausapotheke macht mich glücklich und gleichzeitig auch kreativ. Der Wunsch, dass es Ihnen genauso ergehen möge, hat mich unter anderem dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben und Ihnen meine besten Hausmittel vorzustellen: wissenschaftlich durchuntersuchte Rezepte und Pflanzen sowie Altbewährtes aus dem Erfahrungsschatz kräuterkundiger Menschen.

Schön, dass Sie dabei sind – und gute Besserung für alle, die es brauchen!

Ihre Christine Reiler


Meine besten Hausmittel

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