Читать книгу Mein Leben mit dir... endet nicht hier - Christine Schöpf - Страница 16
„Was möchtest du tun Benno?“ „Ich möchte dich lieben und bei dir bleiben“.
ОглавлениеNelly sah Hanna an und diese zuckte mit den Schultern. Nelly nahm Bennos Hand und setzte sich wieder auf den Stuhl neben seinem Bett.
„Dann bleib bei mir, solange du es schaffst, und ich bleibe hier bei dir, solange ich kann“.
Benno hatte seine Augen bereits wieder geschlossen, aber ein Lächeln war nun auf seinem Gesicht. Hanna und Nelly sprachen eine Weile kein Wort, bis Hanna aufstand.
„Nell, ich klär das kurz mit meiner Unterkunft ab, dafür geh ich kurz vor die Tür. Ich bleib die Nacht bei dir.“
„Nein Hanna, das möchte ich nicht. Es war für mich und Benno von vornherein klar gewesen, dass ich das mit ihm alleine durchziehe. Dich und Aaron in meiner Nähe zu wissen, gibt mir Kraft genug. Mach dich ruhig jetzt auf den Weg, wenn sich hier was tut und ich dich brauche, melde ich mich bei dir.“
Hanna schaute Nelly fragend an, „Ehrlich? Ich kann auch bleiben…“
„Ehrlich Hanna, bitte geh jetzt. Ich brauche diese Zeit jetzt, um Abschied zu nehmen, ich kann das jetzt.“
Und dabei lächelte Nelly Hanna an. Hanna nickte Nelly zu, und strich noch einmal über die Bettdecke von Benno.
„Mach es gut alter Freund, wir sehen uns auf der anderen Seite“, und damit ging Hanna aus dem Zimmer.
Nelly lies ihren Blick nicht von Benno und lauschte seinem Atem. Nellys Gedanken, welche sich eben noch in ihren Kopf überschlagen hatten, wurden immer langsamer und Nelly fand ihre innere Ruhe. Ihr war plötzlich ganz klar, dass Benno nun von ihr gehen würde, und egal was auch immer passiert war, sie hatte ihn geliebt und sie empfand tiefe Freundschaft für ihn. Nein, Nelly war ehrlich zu sich selbst. Nein, dachte sie, sie liebte ihn nicht mehr, wie man seinen Partner lieben sollte. Aber das war auch okay, das Thema hatte sie mit Benno abgeklärt. Sie hatte ihm verziehen und ehrlich gesagt, er hatte ihr für einen kurzen Zeitraum das Herz gebrochen, es ihr aber nicht aus der Brust gerissen. Er hatte nur das getan, was irgendwann sowieso passiert wäre, er hatte sich von ihr entfremdet. Und das er glaubte, dass sie seine große Liebe war, lag nur daran, dass sie jetzt bei ihm war. Nelly streichelte Bennos Hand. Sie wusste nicht, wie lange sie so dasaß, die Schwestern waren gekommen und gegangen und es war bereits dunkel draußen. Man hatte ihr ein kleines Licht angemacht und etwas zu trinken und zu essen hingestellt, aber Nelly hatte von all dem nichts angefasst. Sie hörte Bennos Atmung zu und hörte, dass dieser immer schwächer, immer langsamer wurde und irgendwann konnte sie seine Atmung nicht mehr hören. Als ihr das bewusst wurde, schaute sie auf die Geräte und konnte erkennen, dass Benno so gut wie keinen Herzschlag mehr hatte. Nelly stand auf, beugte sich über Benno und gab ihm einen Kuss auf die Stirn, die sich kalt und trocken anfühlte. Als sie sich wieder aufrichtete hatte er keinen Herzschlag und Puls mehr, und die Geräte gaben einen sehr leisen kontinuierlichen Summton von sich.
Der Gedanke war so klar für Nelly: Benno war gerade von ihr gegangen, leise und friedlich, so wie er es gewollt hatte. Nelly setzte sich wieder neben ihm und nahm seine Hand. Sie verspürte keine Trauer und sie hatte keine Tränen mehr. Nelly war über sich selbst überrascht, was hatte sie die ganze Zeit geweint, sie hatte Tränenmeere geweint und nun, da Benno Tod war, war da nichts.
Nelly hörte wie die Tür aufging und die Schwester mit dem Professor in das Zimmer traten.
„Frau Lange“, der Professor sprach Nelly leise und sanft an.
„Frau Lange, Herr Schrimpf ist von uns gegangen, unser herzliches Beileid.“ Nelly nickte.
„Frau Lange, wir werden jetzt die Geräte abschalten und den Todeszeitpunkt dokumentieren.“
Nelly nickte wieder. Was um sie herum geschah, nahm sie wahr, und doch war das alles so surreal. Sie sah dem Professor und den Schwestern bei der Arbeit zu, sah Benno in seinem Bett liegen mit einem friedlichen Lächeln und sie fühlte Ruhe in sich. Sie war müde, aber nicht so fertig müde wie nach einem langen anstrengenden Tag, eher müde wie nach einem langen Saunagang.