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Dienstag, 07. November, 07:42 p. m.

Gedankenversunken stand Bonnie hinter dem Tresen. Mechanisch wusch sie die benutzten Gläser, rückte die Spirituosen zurecht und arbeitete die eingehenden Bestellungen ab. Bislang war es ein ganz und gar typischer Dienstag im Pub. Pflichtgemäß hatten sich die Mitglieder des Dienstag-Abend-Clubs eingefunden. Colin Cunningham leistete wie üblich der Pokerrunde Gesellschaft, während ihre Großmutter den McAllisters – die, wie üblich, unnötigerweise auf der Aushändigung der Speisekarte bestanden hatten – Sheperds Pie nach Art des Hauses zubereitete. Der Geräuschpegel konnte nicht gerade als hoch bezeichnet werden, doch im Gegensatz zu den vergangenen beiden Wochen war die allgemeine Stimmung der Gäste geradezu euphorisch.

In ihrem geistigen Protokoll vermerkte Bonnie lediglich die Abwesenheit der Shaws, ebenso wie am vergangenen Dienstag.

Wer kann es ihnen verdenken?, ging es ihr durch den Kopf und ihre Gedanken schweiften zu Trevor. Hastig unterdrückte sie die grausamen Bilder, die ihr in den Träumen in der Nacht seiner Ermordung erschienen waren. In den letzten Tagen hatte sie glücklicherweise keinen Albtraum mehr gehabt. Zuletzt war sie in der Nacht von Samhain schweißgebadet erwacht, konnte sich jedoch nicht entsinnen, wovon sie geträumt hatte. Die Zeitungen spekulierten zwar fast täglich über den Verbleib der Bestie, doch ein neues Opfer gab es glücklicherweise nicht zu beklagen.

Ebenso wie der Serientäter verschwunden war – oder sich zumindest ruhig verhielt – so schienen auch ihre Schreckensvisionen gegangen zu sein. Der ruhige Schlaf tat ihr gut, dennoch fühlte er sich nach all den Wochen seltsam an.

Andere Leute freuen sich darüber, keine Albträume zu haben, kommentierte ihre innere Stimme bissig.

Ja, andere Leute. Leute, die normal-

»Miss Cunningham?«, riss sie Donovans Stimme aus ihren Gedanken.

Sie blickte in das Gesicht des blonden Mannes, der unbemerkt zu ihr an den Tresen getreten war. Bonnie erschrak, als sie neben ihm Larrica-Oksana Ashcroft erblickte, die einige Tage zuvor angereist war. Sie und Donovan schienen sich zu kennen. Zumindest hatte Bonnie die beiden seitdem nur selten getrennt gesehen und mitbekommen, dass er sie zumeist mit dem Kosenamen Larrio ansprach.

Donovan war ihr nicht geheuer, doch die junge Frau ließ sie frösteln. Sie erwies sich als wortkarg und hatte bislang nur das Allernötigste von sich gegeben. Der starrende Blick, mit dem sie von ihr hingegen bei jeder sich bietenden Gelegenheit bedacht wurde, bereitete ihr Unbehagen - und ärgerte sie.

Was ist dein Problem?, wollte Bonnie ihr entgegenschleudern, doch sie riss zusammen und wandte sich an Donovan: »Was kann ich für Sie tun?«

»Es ist etwas kurzfristig, aber geschäftliche Angelegenheiten bedingen die sofortige Abreise meiner Schwester und mir. Ihr Großvater lässt ausrichten, dass Sie uns bitte die Abschlussrechnung fertigstellen. Die heutige Nacht übernehmen wir selbstverständlich voll.«

Schwester also.

Bonnie nickte und wandte sich dem Fächerschrank neben den Spirituosen zu. Während sie die Unterlagen der beiden suchte, fuhr Donovan fort: »Ihre Freundin verspätet sich heute wohl.«

»Freundin …?«, fragte sie verwirrt, während sie den beiden die Rechnung vorlegte.

Donovan kramte seine Geldbörse hervor und zog einige Scheine hervor.

»Die junge Frau mit dem blonden Haar. Wie hieß sie noch gleich? Ellen?«

Tatsache, ging es Bonnie durch den Kopf. Als Donovan ihren Namen erwähnte, fiel ihr Ellens Abwesenheit auf. Bonnie notierte geistig, ihr eine Textnachricht zu schicken, sobald die beiden seltsamen Gäste verschwunden waren.

Bonnie zuckte mit den Schultern und nahm die dargebotenen Scheine entgegen.

»Stimmt so«, bemerkte Donovan und versuchte sich an einem Lächeln. »Vielen Dank für die Gastfreundschaft – gerade in diesen unerfreulichen Zeiten.«

»Wir würden uns freuen, Sie eines Tages wieder als Gäste begrüßen zu dürfen«, antwortete Bonnie entgegen ihrer Abneigung floskelhaft.

Zu Bonnies Überraschung meldete sich nun Larrica-Oksana Ashcroft zu Wort. Ihr starrender Blick hatte nachgelassen und ein freundliches Lächeln umspielte ihre Züge.

»Das werden wir sicher, Miss Cunningham. Hoffen wir, dass die ganzen schrecklichen Ereignisse der letzten Zeit bis dahin in Vergessenheit geraten sind.«

Der plötzliche Verhaltenswandel der jungen Frau irritierte Bonnie, dennoch erwiderte sie zaghaft das Lächeln. Die beiden wandten sich ab und verließen den Pub. Bonnie sah ihnen noch einige Augenblicke nach, ehe sie sich wieder dem Spülbecken zuwandte.

Wollte ich nicht gerade noch irgendetwas machen?

Dunkle Rituale

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