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Kapitel 4: Sommer 1992

Jetzt konnte man schon den Bauch erkennen. Barbara war kurz davor, das Kind zur Welt zu bringen. Sie wussten nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Das wollten sie auch nicht wissen.

„Alles klar soweit?“, fragte Peter während sie abends Fern sahen.

„Nein, ich glaube es ist jetzt bald soweit!“

„Wir fahren!“, beschloss Peter.

Er packte den Koffer für Barbara und sie fuhren ins Krankenhaus.

„Guten Abend. Meine Frau ist schwanger und sie fühlt sich nicht wohl. Sie steht kurz vor der Entbindung. Helfen sie uns bitte.“, bat Peter mit einer fast hilflosen Stimme.

„Ist ok! Nehmen sie hier vorne Platz. Ich rufe einen Arzt.“, sagte die Dame an der Pforte.

Wenige Minuten später kam auch ein Arzt mit schnellem Schritt zum jungen Ehepaar.

„Guten Abend. Mein Name ist Doktor Schneider. Sie stehen jetzt unter meiner Obhut.“, erklärte er. Der Doktor war in den Fünfzigern, hatte mittlerweile graues Haar und einen Dreitagebart.

„Was kann ich tun Herr Doktor?“, fragte Peter nervös.

„Geben sie mir bitte ihre Telefonnummer von Zuhause und von ihrer Arbeitsstelle. Sollte irgendetwas sein, dann rufen wir sie unverzüglich an.“, erklärte der Doktor mit einer ganz ruhigen und ausgeglichenen Stimme.

Peter übergab ihm einen Zettel mit beiden Telefonnummern und machte sich auf den Heimweg. Er konnte sich gar nicht von Barbara verabschieden, weil sie schon von einem Arzt weggebracht wurde.

Zuhause angekommen war es leer und ruhig. Emilie übernachtete bei einer Freundin. Sie war bereits sechzehn. Peter überlegte ob er sie anrufen sollte. Er entschied sich jedoch dagegen, da er sie nicht beunruhigen wollte. Er lief in der großen Wohnung auf und ab und wusste nicht was er tun sollte.

Aus Langeweile begann er die Türscharniere zu ölen da sie etwas quietschten. Als das erledigt war lief er wieder umher. Er konnte mit der Ruhe nichts anfangen, da er innerlich unruhig war. Im Wohnzimmer blickte er zu dem Barschrank. Er ging hin und öffnete ihn. Dort fand er eine angebrochene Flasche Whisky. Er goss sich ein Glas halbvoll und nahm im Sessel Platz. Genüsslich und in kleinen Schlückchen trank er den Whisky. Nachdem er das Glas leer getrunken hatte, ging er schlafen.

Am nächsten Morgen trank er schon sehr früh seinen Kaffee. Dabei rauchte er eine Zigarette. Er war besorgt um Barbara vertraute jedoch dem Doktor und hoffte auf seinen Anruf. Er rief jedoch nicht an.

Peter ging ins Bad um sich die Zähne zu putzen und sich zu waschen. Anschließend ging er sich anziehen. Eine blaue Jeanshose und ein Hemd. Er ging hinaus vor die Tür. Es war ein heißer Sommertag obwohl es noch recht früh am Tag war. Er stieg ins Auto und fuhr zur Arbeit.

Auf dem Weg war er total in Gedanken versunken. Er stand an einer roten Ampel die bereits einmal auf grün geschaltet war. Als sie wieder auf grün schaltete hupte jemand hinter ihm. Peter erwachte aus seinen Gedanken und fuhr los.

Nach einer Fahrzeit von circa zwanzig Minuten war er vor dem großen Tor der Fabrik angekommen. Dort zeigte er dem Pförtner den Ausweis. Er winkte ihn durch. Peter parkte sein Auto und ging in die Fabrik. Dort zog er sich um und begann mit seiner Arbeit. Er war dort Gabelstaplerfahrer. Die Züge fuhren in den Bahnhof der Fabrik ein und Peter lud die Fässer und Paletten mit dem Gabelstapler ab. Plötzlich gab es eine Lautsprecherdurchsage: „Peter, melde dich sofort beim Chef im Büro! Es ist wichtig. Ich wiederhole. Peter, melde dich bitte sofort beim Chef im Büro. Ende!“

Peter parkte seinen Gabelstapler an dem vorgesehenen Parkplatz und ging zum Chef ins Büro.

Er klopfte an

„Herein!“

„Sie wollten mich sprechen Chef?“, fragte Peter

„Sie haben jetzt Feierabend. Das Krankenhaus hat angerufen. Ihre Frau steht kurz vor der Entbindung. Wehe sie erscheinen mir in den nächsten Tagen hier bei der Arbeit! Sie sind eine Woche vom Dienst freigestellt.“, erklärte der Chef.

„Danke Chef, ich muss los!“, antwortete Peter und war schon fast aus dem Büro.

Er raste schnell zum Auto. Er hatte sich noch nicht einmal umgezogen. Er startete den Motor und gab Gas. Es war Vormittag, doch die Rushhour war bereits vorbei, sodass Peter schneller fuhr als erlaubt. Er hatte Glück, dass ihn kein Streifenwagen gesehen hatte.

Währenddessen lag Barbara schon auf der Entbindungsstation.

„Atmen sie tief durch, Barbara!“, erklärte die Hebamme. „Und jetzt kräftig pressen!“

Barbara presste und schrie vor Schmerz.

„Und jetzt nochmal! Tief durchatmen und pressen.“, wiederholte die Hebamme.

Barbara presste und stöhnte erneut und da war das Kind plötzlich. In diesem Augenblick kam Peter völlig außer Atem zu Tür herein.

„Hurra, hurra der Jan ist da!“, schrie die Hebamme glücklich und erleichtert. Sie trennte die Nabelschnur ab und legte Jan in ein großes Tuch. Sie übergab den beiden das Kind. Peter war überglücklich, dass er es gerade noch rechtzeitig geschafft hatte.

„Sie haben jetzt eine halbe Stunde mit dem kleinen, dann nehme ich ihn mit zum Waschen und Essen“, erklärte die Hebamme.

Barbara lag im Bett und Peter saß daneben. Sie hatten es geschafft. Beide waren überglücklich.

„Ich gehe jetzt runter zur Telefonzelle und rufe Emilie Zuhause an. Ich sage ihr alles.“, sagte Peter.

Barbara nickte total erschöpft.

Peter machte sich auf den Weg, er ging durch den langen Flur und wartete auf den Aufzug. Er war leer als er ankam und so stieg Peter ein. Er drückte auf „EG“ und der Aufzug fuhr mit schnellem Tempo abwärts. Unten angekommen ging Peter sofort zur Telefonzelle im Eingangsbereich. Er warf fünfzig Pfennig ein und wählte die Telefonnummer von Zuhause.

„Ja hallo?“

„Emilie? Ich bin es Papa. Ich bin bei Mama im Krankenhaus. Du hast ab heute ein Geschwisterchen.“

„Nein, ernsthaft? Das ist Klasse. Ich freue mich so sehr. Ist es ein Junge oder ein Mädchen?“, fragte Emilie völlig außer sich.

„Es ist ein Junge. Er heißt Jan.“, erwiderte Peter

„Cool, ich habe einen kleinen Bruder! Das ist so toll! Ich werde einen Kuchen für Mama backen.“

„Ich werde auch bald nachhause kommen. Ich gehe nur nochmal kurz hoch zu Mama um zu schauen wie es ihr geht.“, erklärte Peter.

„Ist ok, bis später Papa. Hab dich lieb und Mama auch. Sag ihr das bitte.“

„Mache ich bis später Ciao.“

Peter legte auf. Bevor er wieder hoch auf die Station ging, ging er nach draußen. Es war gerade Mittag und die Sonne stand sehr hoch am Himmel. Es war sehr heiß. Nichts desto trotz setzte sich Peter auf eine Bank um eine Zigarette zu rauchen. Er dachte über die neue Lebenssituation nach und er freute sich einfach. Er sah wie ein Gärtner die Rasenfläche vor dem Krankenhaus mähte. Peter stand auf und ging zu dem Gärtner.

„Entschuldigung! Darf ich auch mal. Das sieht ja interessant aus.“, fragte Peter

Der Gärtner sah ihn etwas verdutzt an, gab ihm jedoch den Rasenmäher. Peter begann zu mähen und es gelang ihm richtig gut. Der Gärtner aß in der Zeit eine Käseschnitte. Dabei behielt er Peter immer im Auge. Er hatte jedoch so viele Glücksgefühle, dass er einfach immer weiter und weiter mähte. Nach zwanzig Minuten ging der Gärtner zu Peter

„Sind sie irgendwie krank im Kopf oder warum wollen sie meine Arbeit machen?“, fragte der Gärtner etwas skeptisch.

„Sie wissen gar nicht wie glücklich ich bin. Ich bin gerade Vater geworden und ich habe solche Glücksgefühle. Ich würde jetzt alles tun.“, erwiderte Peter froh.

„Oh herzlichen Glückwunsch. Hier das ist für den kleinen. Ich habe nichts anderes aber in ein paar Jahren freut er sich vielleicht.“

Der Gärtner nahm seine Kappe ab und übergab sie Peter. Peter wedelte mit der Kappe und bedankte sich beim Gärtner. Er machte sich auf den Weg zu Barbara. Er fuhr wieder mit dem Fahrstuhl und als er oben angekommen war ging er wieder durch den langen Flur. Auf dem Flur kam ihm eine Krankenschwester entgegen.

„Sie sind Barbaras Ehemann, stimmt’s?“, fragte die Krankenschwester.

„Ja.“

„Ihre Frau ist eingeschlafen und braucht jetzt ein wenig Ruhe. Jan geht es auch gut. Wir haben ihn gewaschen und ihm zu Essen gegeben. Jetzt schläft er auch. Gehen sie auch nach Hause und ruhen sie sich etwas aus.“, bat die Krankenschwester.

Peter nickte und bedankte sich. Er drehte sich nochmal zur Schwester und fragte:

„Ähh, Schwester, können sie die Kappe an Jans Bett festmachen? Ich habe sie gerade unten vom Gärtner geschenkt bekommen.“

„Aber natürlich. Das mache ich.“, antwortete die Krankenschwester.

„Danke.“

Peter verließ das Krankenhaus und machte sich auf den Heimweg.

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