Читать книгу Der Un-Magier - Drachengeheimnisse - Christopher Golden - Страница 6

Kapitel eins

Оглавление

Timothy Cade stand auf dem Meeresgrund und ließ sich ein wenig vom Rhythmus der Fluten wiegen, während er sich in der faszinierenden Unterwasserlandschaft umsah, die ihn umgab. Wie friedlich so tief unter den Wellen alles war. Stets hatte der Junge hier kühle Klarheit und heitere Gelassenheit vorgefunden, wie im Traum. Seegras flatterte in der Strömung wie Banner im Wind, Dutzende von Fischarten lebten in diesen Gewässern, ein Kaleidoskop aus Farben, das stets und ständig in Bewegung war. Grabkrebse schlitterten unter stachligen Pflanzen hervor, um im Gewirr der Korallen zu verschwinden, die blassen Schlössern gleich, die aussahen wie aus Knochen geschnitzt, vom Meeresboden aufragten.

Er hatte sich in das kurze Gewand, das er trug, Taschen genäht, die er mit Sand füllen konnte. So war er schwer genug, um auf dem Meeresboden bleiben zu können und nicht hochzusteigen. In seinen Händen hielt Timothy ein Unterwassergewehr, das er sich relativ einfach selbst zusammengebastelt hatte. Man brauchte lediglich ein paarmal den Blasebalg zu bedienen, um den Druck in der Gewehrkammer zu erhöhen. Dann schoß, sobald man den Abzug betätigte, ein kurzer Speer mit einer scharfen Spitze aus Feuerstein blitzschnell aus der Mündung und teilte die Fluten. Schon auf seinen ersten Streifzügen am Meeresgrund hatte Timothy entdeckt, daß einige Fische lecker schmeckten und andere wohl eher einen anderen Zweck erfüllten als den, verspeist zu werden – aber leicht fangen ließen sie sich alle nicht, und ein paar von ihnen waren sogar regelrecht gefährlich.

Timothy atmete langsam und lauschte seinen Atemzügen, die er in seinem Kopf hören konnte. Er achtete sorgfältig darauf, den Luftschlauch nicht abzureißen, den er hinter sich herzog und der bis an die Wasseroberfläche und von dort aus bis ans Ufer reichte. An Timothys Ende des Schlauches befand sich ein Mundstück, das sich der Junge mittels des Safts der Yaquisbäume sowie mit Bändern, die er hinter seinem Kopf verknotet hatte, am Gesicht befestigt hatte. Am anderen Ende des Schlauches, am Ufer also, stand eine Luftpumpe, ein Gerät, das sich das Auf und Ab der Wellen sowie den Sog von Ebbe und Flut zunutze machte, um den Blasebalg zu bedienen, der Luft hinunter in den Schlauch schickte. Als kleiner Junge hatte Timothy, sobald ihm die Idee für eine neue Erfindung in den Sinn gekommen war, an nichts anderes mehr denken können. So hatte er im Alter von nur acht Jahren herausgefunden, daß ein ausgehöhltes Stück Lemboo geschmeidig, sehr langlebig und noch dazu wasserundurchlässig war. Wochen später hatte er genügend Stücke beisammen gehabt, die er aneinandergelegt und dort, wo sie aufeinandertrafen, mit elastischer Wildschweinhaut umwickelt hatte, bis der so entstandene Schlauch lang genug gewesen war, daß er vom Ufer aus unter Wasser eine Minute hatte laufen können, wonach ihm immer noch genügend Luft zur Verfügung stand.

Speergewehr und Luftschlauch zusammen sorgten dafür, daß es Timothy nicht schwerfiel, Fische zu fangen oder auf dem Meeresgrund nach anderen interessanten Dingen Ausschau zu halten. Aber eigentlich war es nicht der Gedanke an den Fischfang gewesen, der den Jungen ursprünglich einmal auf den Grund des Meeres gelockt hatte – dafür zog er immer noch das unendlich beruhigende, fast meditative Angeln von der Landzunge aus vor, bei dem man nicht unter die Wasseroberfläche tauchen mußte. Nein – was Timothy an der Unterwasserwelt am meisten liebte, das war das Gefühl, Entdecker zu sein.

Timothy Cade hatte bis vor kurzem ausschließlich auf der winzigen Insel Geduld gelebt, wo er seine gesamte Kindheit und Jugend verbracht hatte. Diese Insel lag mitten in einem riesigen Meer, das Teil einer Welt war, die Timothy nicht kannte. In dieser Welt mochte es durchaus noch andere Inseln oder sogar ganze Kontinente geben, dazu unzählige Arten intelligenter Lebewesen, aber all das hatte Timothy nie kennengelernt. Geduld war das einzige Zuhause gewesen, das der Junge je gekannt hatte, und die Insel war so klein, daß er sie an einem Tag und in einer Nacht hätte umrunden können. So winzig war Geduld, daß der Tag, an dem Timothy zu der Erkenntnis gelangt war, er könne sich hinaus in den Ozean wagen, zu den glücklichsten im Leben des Jungen zählte.

Timothy hatte ein Geheimnis gefunden, das es zu erforschen galt.

Mit der Zeit hatte er dann den Meeresgrund, der seine Insel umgab, ebensogut gekannt wie das Eiland selbst. Aber das Meer mit seinen Gezeiten, mit den Schwärmen von Lebewesen, die hin und her zogen, änderte sich rascher und stärker als das Land, und so kehrte der Junge von Zeit zu Zeit hierher auf den Meeresgrund zurück, um etwas über Strömungen herauszufinden, um sich eine Pflanze vorzunehmen, die er noch nicht ausführlich genug studiert hatte, um einen Fisch zu fangen, von dem er noch nicht wußte, wie er über dem Feuer gebraten schmeckte, wobei er sich fragte, ob sich sein Geschmack in Sachen Meeresfrüchte mit dem Älterwerden änderte. Weitere Stücke Schlauch aus Lemboo waren zu der ursprünglichen Röhre hinzugekommen, um Timothy bei seinen maritimen Expeditionen einen größeren Aktionsradius zu verschaffen, aber der Junge wußte genau, daß sein im Grunde doch recht primitives Atemgerät es ihm nie gestatten würde, so weit vorzudringen, wie er es sich eigentlich wünschte.

Nach wie vor blieb das Meer eine geheimnisvolle Welt, die er gerade erst zu ergründen begonnen hatte.

Als Timothy an diesem Tag auf dem schlammigen Grund einherging, das Gewehr in der Hand, die Augen längst immun geworden gegen das brennende Salzwasser, erinnerte er sich auch wieder daran, welche Trauer sich früher stets in seine Neugier, in seine Erkundungen gemischt hatte. Natürlich hatte es ihn brennend interessiert, was hinter seiner Insel lag, wie es ober- und unterhalb des Wassers aussah, das ihn umgab. Weitaus neugieriger war er jedoch in bezug auf die Welt seiner Geburt und die Stadt Arkanum gewesen, in der sein Vater gelebt hatte – sein Vater, der große Magus Argus Cade.

Ein Bartfisch schoß nur wenige Zentimeter vor Timothys Nase vorbei. Der Junge mußte lächeln, riß sich aber gerade noch rechtzeitig zusammen, ehe das Lächeln zu einem breiten Grinsen werden konnte: Wenn er sein Gesicht allzusehr verzog, konnte der Klebstoff aus Pflanzensaft reißen, mit dem er sich das Mundstück des Schlauches ans Gesicht geklebt hatte.

Störenfried, dachte Timothy und funkelte den Bartfisch erbost an, der daraufhin im Wasser innehielt, sich umwandte und fast tänzerisch in der Strömung gleitend zu Timothy zurückgeschwommen kam. Der Fisch wollte spielen. Bald tauchten auch noch andere seiner Art aus dem Schutz der Algen auf, kreisten um Timothy herum und jagten einander.

Urplötzlich jedoch erstarrten sie allesamt, denn sie spürten, daß sich etwas näherte, das gefährlich war.

Wenige Sekunden nachdem die kleine Gruppe Bartfische in alle Richtungen auseinandergestoben war, um sich zu verstecken, tauchte ein Schlammaal auf, der durch das Wasser glitt und sich hinunter zum Meeresgrund schlängelte, wo er nach Beute zu suchen begann. Dem Jungen auf dem Grund des Meeres schenkte der Fisch keinerlei Beachtung. Timothy war etwas so Fremdartiges hier, daß die meisten Raublebewesen des Meeres sich für ihn gar nicht erst interessierten. Die meisten. Giftige Schwämme und Klingenflossen konnten ihm durchaus gefährlich werden, sehr gefährlich sogar, aber die verirrten sich selten in flachere Gewässer, wenn hoch über der Wasseroberfläche die Sonne hell schien.

Timothy war gezwungen gewesen, den meisten Lebewesen, denen er hier unter Wasser begegnete, eigene Namen zu geben. Nur wenige ähnelten den Wesen der Welt, in die der Junge ursprünglich hineingeboren worden war. Diese hatte er anhand von Bildern in den Büchern, die sein Vater ihm mitgebracht hatte, mit Namen versehen können.

Sein Vater – erneut schweiften Timothys Gedanken ab und wandten sich Argus Cade zu.

Timothys gesamte Kindheit und Jugend über hatte sein Vater ihn regelmäßig besucht. Dann war über dem roten Sand des Inselstrandes jedes Mal eine magische Tür aufgetaucht und hatte Argus Cade eingelassen. Der Magier hatte Vorräte gebracht – Nahrung, Materialien, Bücher – und mit seinem Sohn zusammengesessen, um von Liebe und Magie zu sprechen. Immer wieder hatte er von Timothys Mutter erzählt, von seiner geliebten Frau, die bei der Geburt ihres Sohnes ums Leben gekommen war. Timothys Vater hatte den Jungen Lesen und Schreiben gelehrt und ihm die Grundlagen der Mathematik sowie der Naturwissenschaften beigebracht. Aber im Alter von vier Jahren hatte sich der Junge einen Großteil dessen, was sich mit Hilfe der Bücher seines Vaters lernen ließ, bereits angeeignet gehabt und sich nach mehr gesehnt. Er hatte sich gewünscht, mit seinem Kopf ebenso auf Entdeckungszüge gehen zu können wie mit seinem Körper.

Denn das war Timothys ureigene Magie: Auch wenn sein Körper nicht anders konnte, als auf der Insel zu verweilen, so vermochte sein Geist so weit zu schweifen, wie Intellekt und Phantasie es ihm gestatteten. Deshalb hatte sich der Junge seine Werkstatt gebaut und angefangen, die Dinge zu erfinden, die sein Leben auf der Insel Geduld bequemer und vor allem interessanter gestalteten.

Geduld. Timothy selbst hatte der kleinen Insel diesen Namen gegeben. Sein ganzes Leben war eigentlich nichts anderes als Geduld gewesen. Geduld war alles, was der Junge hatte. Zwischen den einzelnen Besuchen seines Vaters hatte er Geduld haben müssen, und wenn er den alten Magier fragte, ob er je in der Lage sein würde, in die Welt zurückzukehren, in die er hineingeboren war, hatte er auch jedes Mal sehr viel Geduld aufbringen müssen.

„Eines Tages, hoffe ich”, war die immer gleiche Antwort gewesen, die Timothy auf diese Frage erhalten hatte.

Aber die Stimme seines Vaters hatte dabei jedes Mal so geklungen, daß Timothy eigentlich eine andere Antwort zu hören meinte als die, die Argus Cade laut aussprach. Die Welt der Magi, das Reich, aus dem Argus und Timothy stammten, wurde ganz und gar von Magie bestimmt. Magie lag dort in der Luft, befand sich im Boden, in jedem Gebäude – und auch in jedem Mann, jeder Frau, jedem Kind.

Magie war in allem und jedem – nur nicht in Timothy Cade.

Der Junge war eine Mißgeburt, ein Monster, eine Laune der Natur, die nie das Licht der Welt hätte erblicken dürfen. So, fürchtete zumindest Argus Cade, würde seine Welt seinen Sohn sehen; das wären die Verleumdungen, mit denen Timothy sich würde auseinandersetzen müssen. Argus war sich zudem völlig sicher gewesen, daß Timothy in der Welt, aus der er stammte, Gefahr drohte, daß es dort Magier gab, die dem Kind nach dem Leben trachteten, so als könne dieser winzige, neugeborene Unmagier die Welt mit seiner Unmagie infizieren.

Aus diesem Grunde hatte Argus die großen magischen Fähigkeiten, über die er verfügte, genutzt und seinen Sohn versteckt. Er hatte eine Tür zu einer anderen Dimension geöffnet und dafür gesorgt, daß Timothy in Frieden und Sicherheit leben konnte.

So war der Junge wohl einsam gewesen, aber sicher – und auch nicht ohne Freunde. Zuerst hatte es nur Ivar gegeben, den letzten Überlebenden des Stammes der Asura. Jahre vor Timothys Ankunft hatte Argus Cade den Krieger auf Geduld untergebracht, um ihn vor denen zu schützen, die ihm Böses wollten. Dann hatte sich Timothy noch selbst einen Freund geschaffen, indem er einen dampfbetriebenen, mechanischen Mann baute, den er Sheridan nannte. Der Asura-Krieger und der Mann aus Metall hatten eine ganze Weile gebraucht, um sich aneinander zu gewöhnen, aber da beide Timothy gern hatten, waren sie immer höflich miteinander umgegangen. Mit den Jahren hatte sich zwischen den beiden – wenn auch nicht ganz freiwillig – so etwas wie mürrischer Respekt entwickelt. Insofern war Timothy wohl einsam gewesen, aber nie wirklich allein.

Aber der Junge hatte sich stets nach mehr gesehnt. Er hatte nicht nur seine kleine Inselwelt erforschen wollen, sondern auch die seiner Geburt und alle anderen Welten, die es geben mochte. Doch er war in Sicherheit gewesen, und so hatte sein Vater es gewollt.

Nun war Argus Cade tot.

Nie wieder würde Timothys Vater den Strand von Geduld betreten; nie wieder würde er lächeln und seinem Sohn auf die Schulter klopfen, nie wieder ihm ein Buch bringen. Ihn nie mehr sanft umarmen und die Worte sagen, die er stets gesagt hatte, ehe er wieder ging.

Du siehst mich bald wieder.

Mit diesen Worten hatte sich Argus Cade jedes Mal von seinem Sohn verabschiedet.

Aber nun stimmte das nicht mehr. Timothy würde seinen Vater nicht bald wiedersehen – er würde ihn nie mehr wiedersehen, es sei denn, wenn sein eigener Geist weitergezogen war. Seine Seele. Wenn er denn eine Seele hatte. Der Alhazred-Orden, zu dem Timothys Vater gehört hatte, glaubte, die magische Essenz eines Menschen sei dessen Seele. Diese Essenz sei der Teil des Menschen, der nach seinem Tod verbleibe und im Reich der Geister weiterlebe. Viele der anderen Gilden, aus denen sich das Parlament der Magi zusammensetzte, glaubten dasselbe.

Wenn sie recht hatten, was bedeutete das dann für Timothy, der ja über keine Magie verfügte?

Der Junge schritt über den Meeresboden dahin und versuchte, seine Gedanken daran zu hindern, in diese Richtung abzuschweifen, versuchte, alle Fragen abzublocken, die ihm dazu durch den Kopf schossen. Wie Messer schnitten breite Streifen Sonnenlicht durch das warme Wasser, und in der Strömung glitzerte es wie ein Regenschauer aus Juwelen. Er kniff die Augen zusammen, während er nach Hinweisen auf einen Bathelusken Ausschau hielt, denn um diesen Fisch zu suchen war er auf den Grund des Meeres gestiegen. Hinter den Säulen aus Sonnenlicht bewegte sich ein großer, dunkler Schatten. Timothy hielt darauf zu.

Doch ganz konnte er nicht verhindern, daß sich erneut häßliche Gedanken in seinen Kopf schlichen. Erinnerungen, die aufregend und beunruhigend zugleich waren. Dinge, über die es sich zu freuen galt und andere, die ihn traurig stimmten.

Vor nicht allzu langer Zeit, hatte sich eines Morgens wieder einmal die Tür am Strand geöffnet, aber nicht Timothys Vater war gekommen, um den Jungen zu besuchen, sondern Argus Cades Lieblingsschüler, ein stämmiger Magier mit dichtem, rotem Bart, der Leander Maddox hieß. Er hatte Timothy nicht nur die schreckliche Nachricht vom Tod seines Vaters gebracht, sondern auch die Freiheit. Argus’ Warnungen zum Trotz war Leander nicht der Meinung gewesen, Timothy werde in der Welt, aus der er stammte, als Mißgeburt und Ausgestoßener gelten. So hatte er den Jungen überreden können, mit ihm zu kommen und zum ersten Mal seit seiner Geburt wieder das Haus seines Vaters zu betreten.

Nachdem Timothy und seine Freunde die Insel Geduld verlassen hatten, hatten sie sich im Haus von Timothys Vorfahren niedergelassen. Wenig später hatte Leander den Jungen dem Großmeister des Alhazred-Ordens vorgestellt, einem Magier namens Nikodemus. Timothy hatte zu hoffen gewagt; er war freudig erregt gewesen bei der Aussicht, nunmehr auch die Welt seiner Geburt, dieses Reich der Magie und der Magi, erforschen zu dürfen.

Tragischerweise hatte Argus Cade recht behalten.

Nicht lange, nachdem die Freunde die Insel Geduld verlassen hatten, fand der erste Angriff auf Timothys Leben statt. Assassinen drangen in das Haus seines Vaters ein und versuchten, den Jungen umzubringen. Nikodemus und Leander hatten daraufhin vorgeschlagen, Timothy solle nach Himmelshafen ziehen, in die Festung des Großmeisters, wo man ihn würde beschützen können. Das Anwesen Himmelshafen schwebte in der Luft hoch über dem Meer, direkt vor der Küste, an der die Stadt Arkanum lag.

Doch selbst in Himmelshafen war der Junge nicht sicher gewesen. Schon bald waren weitere Mörder aufgetaucht, und Nikodemus hatte dem Jungen erklärt, einige der Magiergilden sähen ihn lieber tot als lebendig, denn für sie sei er eine Mißgeburt, ein Makel auf dem Antlitz ihrer Welt. Aber andere wollten sich seiner entledigen, weil sie fürchteten, wozu der Junge imstande war. Sein Mangel an Magie, hatte Nikodemus erklärt, mache Timothy zum idealen Spion, denn die Schutzzauber, mit denen sie ihre Häuser zu sichern pflegten und die jeden Eindringling aufspürten und meldeten, vermochten Timothy weder wahrzunehmen noch sein Eindringen zu verhindern. Da die vielen verschiedenen Gilden im Parlament einander stets und ständig mißtrauten, behagte ihnen die Vorstellung ganz und gar nicht, daß auf ihrer Welt ein Mensch wie Timothy existierte.

Aus Angst um sein Leben und frustriert und wütend, weil er einfach nur durch seine bloße Existenz zur Zielscheibe des Hasses geworden war, hatte er beschlossen, zu dem zu werden, wovor sich die anderen Gilden am meisten fürchteten: Timothy hatte sich bereit erklärt, für den Alhazred-Orden zu spionieren. Aber dabei hatte er eine schreckliche Wahrheit entdecken müssen: Nikodemus, der Großmeister der Alhazred, hatte das schwärzeste Herz, das man sich nur denken konnte. Er war ein Mörder – und Schlimmeres. Seit geraumer Zeit waren auf geheimnisvolle Weise Magi aus Arkanum verschwunden. Das Parlament der Magi hatte Leander zum Sonderermittler ernannt, der diesen Vorkommnissen auf die Spur kommen sollte. Wie sich schließlich herausstellte, hatte Nikodemus all diese Magier umgebracht und ihre Seelen als geisterhafte Sklaven, sogenannte Todesalben, gefangengehalten.

Als diese Wahrheit mehr und mehr ans Tageslicht gekommen war, hatte Leander sich aufgemacht, um sich Nikodemus zu stellen und war dabei in Gefangenschaft geraten. Daraufhin hatte Timothy zusammen mit seinen Freunden Himmelshafen angegriffen, um Leander zu retten. Während dieses Angriffs hatte der Junge Nikodemus – der aus all seinen Opfern die magische Lebenskraft gesogen hatte, um das eigene Leben zu verlängern – direkt gegenübergestanden. Es war ihm gelungen, den Großmeister zu töten.

Nun versuchte das Parlament der Magi, Sinn in die ganze Sache zu bringen, zu verstehen, was genau vorgegangen war. Timothy jedoch hatte sich auf die Insel Geduld zurückgezogen, um Kraft zu schöpfen. Er wollte – und sei es auch noch so kurz – wieder ganz zu sich kommen, ehe er sich aufmachte, um das Verlis gegebene Versprechen zu halten.

Jedes Mal, wenn Timothy seine Gedanken erneut zu jenem schicksalhaften Tag schweifen ließ, an dem er und seine Freunde über das Meer geflogen waren, um die Festungsmauern Himmelshafens zu stürmen, blieb ein Bild länger als alle anderen vor seinem geistigen Auge haften: das Bild eines Mädchens in einem langen, wehenden Kleid; eines Mädchens mit geisterhaft bleicher Haut und leuchtend rotem Haar, das im Winde flatterte. Die Schöne hatte auf einem der Türme inmitten der Festungsmauer gestanden und Timothy zugewinkt, als wolle sie ihm die strategisch günstigste Stelle weisen, den Punkt, an dem Himmelshafen verletzlich war, wo man die Festung am leichtesten infiltrieren konnte.

Dann war sie verschwunden.

Nikodemus war tot, das Parlament hatte Himmelshafen übernommen und angefangen, systematisch die Geheimnisse der schwebenden Festung aufzudecken, aber von dem wunderschönen, geheimnisvollen Mädchen war nie auch nur eine Spur aufgetaucht. Leander hatte sogar angedeutet, Timothy könne sie sich unter Umständen nur eingebildet haben.

Timothy jedoch wußte genau, daß die Schöne kein Produkt seiner Phantasie gewesen war. Er hatte sie deutlich gesehen – das rote Haar, das im Wind flatterte, die anmutige Gestalt hoch oben auf dem Turm. Die Bilder standen ihm immer noch deutlich vor Augen.

Selbst hier auf dem Meeresboden, unter den Wellen, konnte er der Erinnerung an das Mädchen nicht entkommen.

Ein breites Lächeln überzog Timothys Gesicht, während er an die geheimnisvolle Rothaarige dachte – und weiterhin durch das Mundstück am Ende des Luftschlauches atmete.

Prompt bildeten sich Risse in der Schicht aus klebrigem Pflanzensaft, mit dem der Junge das Mundstück fest an sein Gesicht geklebt hatte; Wasser sickerte Timothy in den Mund. Erschrocken riß er die Augen auf, und um ein Haar wäre ihm das Speergewehr aus der Hand gefallen. Sein Herz schlug immer schneller. Rasch legte er die freie Hand über das Mundstück, drückte es fest an sein Gesicht und blieb stehen, bis sich sein Atem wieder beruhigt hatte. Es wurde Zeit, wieder zum Ufer zurückzukehren. Timothy schalt sich dafür, sich so närrisch aufgeführt zu haben – jetzt würde er ohne einen einzigen Bathelusken wieder an die Oberfläche zurückkehren müssen, und er war doch überhaupt nur hier auf den Meeresgrund herabgestiegen, weil er einen solchen Fisch hatte fangen wollen.

Frustriert wandte sich der Junge dem Ufer zu und trottete mißmutig über den Meeresboden. Er hatte bisher darauf geachtet, den Boden nie direkt zu berühren, um keinen Sand aufzuwirbeln, der ihm die Sicht hätte trüben können. Aber nun stoben unter seinen Füßen ganze Wolken aus Schlick und Sand auf.

Plötzlich erstarrte der Junge.

In der braunen Wolke inmitten des grünen Wassers schwammen zwei dicke, gelbe Fische, jeder ungefähr so groß wie Timothys Kopf und mit grausam spitzen Stacheln am ganzen Körper, an denen sich alle, die dumm genug wären, diesen Fisch packen zu wollen, gestochen und schwer verletzt hätten.

Bathelusk.

Timothy hob sein Speergewehr.

Aber er lächelte nicht. Der Junge war stolz darauf, daß er denselben Fehler nie zweimal machte.

***

Timothy Cade stand in seiner Werkstatt, wo er die verschiedenen Werkbänke und Regale systematisch nach allem absuchte, was ihm bei seiner Reise nach Wurmland – wie er Verlis’ Heimat im stillen zu nennen pflegte – nützlich sein könnte. Auf der Suche nach Argus Cade hatte Verlis, der den alten Magier um Hilfe hatte anflehen wollen, einen Weg gefunden, zwischen den Dimensionen hindurchzuschlüpfen. Argus, so hatte Verlis gehofft, würde die Familie des Lindwurms vor den Folgen des schrecklichen Bürgerkriegs bewahren, der in Draconæ tobte. Zwar lebte Argus nun nicht mehr, aber statt seiner hatte Timothy versprochen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um Verlis zu helfen. Verlis hatte sich im Gegenzug erboten, Timothy gegen Nikodemus beizustehen.

Verlis hatte seinen Teil des Versprechens gehalten: Der Großmeister des Alhazred-Ordens weilte nicht mehr unter den Lebenden. Nun war es an der Zeit, daß auch Timothy sein Versprechen hielt.

Nachdenklich kratzte sich der Junge am Kopf und blickte in die hölzerne Kiste, die er zu packen begonnen hatte. Das Speergewehr befand sich darin, zusammen mit einer Waffe, die Timothy für die Vogeljagd gebaut hatte: eine Armbrust. Nun wanderte auch noch eine kleinere Kiste hinein, in der sich zwei frische und mehrere getrocknete Batheluske befanden, dazu eine Zwille. Als nächstes betrachtete Timothy gedankenverloren seine Schmiede und überlegte, ob wohl noch Zeit genug wäre, sich ein wenig von dem Metall in seiner Werkstatt so zurechtzuhämmern, daß sich eine Rüstung für seinen Oberkörper und vielleicht sogar ein Helm für seinen Kopf daraus ergäbe.

Eine schlechte Idee war das sicherlich nicht.

Wichtiger jedoch war sicherzustellen, daß der Salzgrasumhang, an dem Timothy zur Zeit ebenfalls arbeitete, rechtzeitig fertig wurde. Der Umhang versprach, ein häßliches Kleidungsstück zu werden, würde dafür aber auf jeden Fall feuersicher sein.

„Zeit, Zeit, Zeit!” murmelte Timothy vor sich hin und rieb sich den Mund, an dem immer noch ein wenig Pflanzensaft klebte. „Früher besaß ich nichts anderes als Zeit, und nun ist einfach nie mehr genug davon da.”

Auf einem anderen Tisch stand ein Gestell mit lauter verschiedenen Röhren aus Lemboo, in denen sich Kräuter und Medikamente befanden, die der Junge ebenfalls mit auf die Reise nehmen wollte. Heilkräuter und heilende Substanzen wollte er bei sich haben, aber auch anderes: Tinkturen, die die Haut dunkel färbten, Mixturen, die sich entzündeten, wenn sie mit Luft in Berührung kamen und so ein kleines Feuer entfachen konnten ...

Plötzlich riß ein lautes Poltern an der hinteren Werkstattür Timothy aus seinen Gedanken. Mit einem Ruck flog die Tür auf, und klappernd trat Sheridan ein, der mechanische Mann, den Timothy konstruiert hatte. Aus dem Druckventil seitlich am Kopf des Mannes aus Metall entwich Dampf. Sheridan ging rückwärts, denn er war damit beschäftigt, zusammen mit Ivar ein großes Faß in die Werkstatt zu schleppen. Als Sheridan gegen die offenstehende Tür stieß, runzelte der Asura-Krieger besorgt die Stirn.

Auch Timothy war bei dem Geräusch zusammengezuckt.

„Nein, nein ... bitte”, rief er. „Hört doch, ihr beiden! Seid vorsichtig!”

Rasch eilte er auf die Freunde zu. Ivars Miene war stoisch und unbeweglich wie immer, über die Haut des Kriegers flossen im steten Wechsel die wunderschönen, geheimnisvollen Stammesmale. Die oberste Hautschicht des Asura bestand aus Pigmenten, die ganz nach Ivars Willen ihre Farbe zu ändern vermochten – so konnte sich der Mann bei Bedarf völlig seiner Umgebung anpassen und war dann nicht mehr zu erkennen. Schon oft hatte Timothy fasziniert zugesehen, wie die Farben auf der Haut seines Freundes ihr fließendes Spiel trieben – nun aber empfand der Junge nichts als Panik.

Ivar zog eine fleischige Braue hoch.

Sheridan verdrehte den Kopf um hundertachtzig Grad, wobei sein Körper weiterhin nach vorn gerichtet blieb und er das Ende des Fasses, für das er zuständig war, nicht eine Sekunde lang aus den Händen ließ.

„Was ist denn, Timothy?” erkundigte sich der mechanische Mann. „Wir scheinen dich verärgert zu haben.”

„Nein, nein, es ist doch nur ... hört mal, mit dem Faß hier hättet ihr vorne herum gehen sollen!” erklärte der junge Mann hastig, um gleich darauf leicht verzweifelt den Kopf zu schütteln. „Geht durch die Werkstatt und dann zur Vordertür wieder hinaus, und was immer ihr tut: Laßt bloß das Faß nicht fallen! Das könnte zwar völlig ungefährlich sein – vielleicht ist es das aber auch nicht!”

„Gefährlich?” fragte der Asura-Krieger, und einer seiner Mundwinkel hob sich belustigt. „Was kann so ein Faß denn schon anrichten? Denkst du etwa, es greift uns an?”

Auch Timothy mußte lächeln, obwohl sein Herz unvermindert laut und ängstlich pochte. „Wohl kaum. Aber da das Faß voller Hakka-Pulver und Kohle ist, kann ich nicht dafür garantieren, daß es nicht in die Luft fliegt.”

Sheridans Augen blitzten hell auf und glommen nun grell in dem ansonsten eher grauen Licht, das in der Werkstatt vorherrschte. Hektisch löste sich Dampf aus seinem Druckventil. Er drehte den Kopf wieder zurück, starrte Ivar an und keuchte: „Sei vorsichtig, ja?”

„Aber ja”, erwiderte Ivar.

Er war so nett, nicht zu erwähnen, daß nicht er mit einem Faß voll explosiven Pulvers gegen eine Tür gerempelt war.

Timothy drehte sich um und überprüfte eilig, ob der Weg, den die beiden Freunde mit ihrer Last würden zurücklegen müssen, auch nicht durch Hindernisse verbaut war. Er hatte seine Prüfung noch nicht ganz abgeschlossen, als mit heftig flatternden Schwingen und einem aufgeregten Schrei eine schwarze Gestalt durch die offene Vordertür der Werkstatt glitt. Edgar war eingetroffen, die Krähe, die einst Hausgenosse von Timothys Vater gewesen war und nun dem Jungen selbst als Hausgenosse diente.

„Krah, krah”, rief der Vogel aufgeregt. „Am Strand! Die Tür! Die Tür ist zurückgekehrt.”

Timothy strahlte. Am liebsten wäre er direkt hinaus an den Strand gelaufen, aber genau in diesem Moment stieß Sheridan mit einer Werkbank zusammen und hätte um ein Haar sein Faßende losgelassen. Ivar murmelte einen Fluch in der Sprache seines Stammes, den Timothy wohl schon hundertmal gehört hatte, den der Krieger ihm aber nie hatte übersetzen wollen. Seufzend wartete der Junge, bis er ganz sicher sein konnte, daß seine Freunde es schaffen würden, das Faß aus der Werkstatt zu schaffen, ohne das Haus oder sich selbst in die Luft zu jagen.

Dann aber schoß er los und sprintete Richtung Strand.

Timothy hatte einen Großteil seines Lebens ausschließlich in der Gesellschaft Sheridans und Ivars verbracht – doch so sehr er die beiden auch liebte, in der kurzen Zeit, die der Junge in der Welt seiner Herkunft hatte verweilen dürfen, hatte er die Gesellschaft anderer Menschen schätzengelernt. Timothy Cade war zutiefst dankbar für die Freundschaft mit Leander Maddox und hoffte sehr, er werde in Zukunft Gelegenheit haben, noch weitere Freundschaften zu schließen. Blutsverwandte besaß Timothy Cade nicht einen einzigen mehr, weshalb er sich statt dessen mit einer anderen Art Familie umgab, deren Mitglieder er sich selbst auswählte. In dieser merkwürdigen Familie war Leander Maddox für den Jungen so etwas wie ein Lieblingsonkel.

Roter Sand stob unter Timothys Füßen auf, als der Junge auf die Uferlinie zulief. Sanft rollten die Wellen an den Strand und befeuchteten den Sand bis fast unmittelbar zu einem reichverzierten Türrahmen, der ganz für sich allein – so unmöglich das auch scheinen wollte – dort in den Dünen aufragte. Die Tür in diesem Rahmen stand offen, und davor hatte sich eine massige Gestalt in fließenden, grüngoldenen Gewändern aufgebaut, auf dem Kopf eine Kapuze, die ihr Gesicht gegen die Sonne abschirmte. Auf der Brust ihrer Robe und oben auf ihrer Kapuze war das Symbol des Alhazred-Ordens eingestickt, ein schlafender Drache.

„Leander!” rief Timothy.

Der Mann hob die Arme, um seine Kopfbedeckung so weit zurückzuschieben, daß sie sich um seinen Hals bauschte. Nun schimmerten seine dichte rote Mähne und der buschige, ebenfalls rote Bart strahlend im hellen Sonnenlicht. Aber das Gesicht des Magus schien von diesen Strahlen nichts abzubekommen. Leanders Augen blieben dunkel.

Als Timothy das sah, wurden seine Schritte immer langsamer und langsamer, und dem Jungen kam es vor, als habe ihm jemand die Luft aus den Lungen gestohlen. Timothy konnte nicht anders, er mußte ganz einfach an den Tag denken, an dem Leander zum ersten Mal durch die Tür hier am Strand getreten war, in den Augen ein ebenso dunkles Leuchten wie heute. Damals war der Magus zu Timothy gekommen, um ihm zu sagen, daß sein Vater tot war.

„Was?” fragte der Junge ängstlich, als Leander über den Sand auf ihn zuschritt. Er zitterte, und seine Schultern sackten herab. „Was ist geschehen?” wiederholte er drängend.

Über das Gesicht des großen Magus huschte wie eine Welle über den Strand der blanke Zorn, um gleich darauf wieder zu verschwinden. Leander riß sich sichtlich zusammen, um mit ruhigem Blick auf Timothy zutreten zu können.

„Ich wollte dich wirklich nicht mit schlechten Nachrichten belasten”, sagte der Magus. „Nicht hier. Nicht vor deiner Rückkehr in die Welt, ins Heim deines Vaters ... oder vielmehr in dein Heim. Aber die Umstände zwingen mich dazu, meine Pläne zu ändern.”

Timothy, der nicht zu übersehen vermochte, wie verstört und beunruhigt sein Freund war, legte tröstend seine kleine Hand auf den muskulösen Unterarm des massigen Magiers. „Was ist denn passiert?” wiederholte er.

„Seit die Wahrheit über Nikodemus ans Tageslicht gekommen ist und seit man mich zum kommissarischen Großmeister des Alhazred-Ordens ernannt hat, haben sich die Beziehungen der Gilden untereinander noch weiter verschlechtert. Dabei sollte man doch denken, es sei anders – denn immerhin gibt es den größten Feind nicht mehr, der alle bedrohte. Leider jedoch haben sich die Dinge so entwickelt, daß im Parlament der Magi das Mißtrauen ständig weiterwächst, daß das Parlament immer weiter zerfällt. Allüberall werden Verdächtigungen laut. Täglich gibt es neue Anschuldigungen der Spionage und des Verrats am Parlament. Nun hat man einen Konstabler ernannt.”

Verwirrt runzelte Timothy die Stirn. „Was ist ein Konstabler?”

„Ein Friedensstifter. Ein Magus, dem viel mehr Macht eingeräumt wird, als ein einzelner Mensch besitzen sollte, dem man den Auftrag erteilt, Dinge wieder in Ordnung zu bringen, die aus dem Ruder gelaufen sind. Ein Konstabler ist das personifizierte Gesetz.”

„Das hört sich doch aber so an, als sei es etwas Gutes”, meinte Timothy.

„Das sollte es sein”, stimmte Leander zu. „Nur ist Konstabler Grimshaw, der Mann, den sie ernannt haben, grausam und arrogant. Er hat den größten Teil seines Lebens damit verbracht, nach Macht zu streben. Nun, wo er sie hat, will er sie auch nutzen. Als dein Vater sich Sorgen machte, es könne Menschen geben, die in dir ein Monster, eine Mißgeburt sehen würden, weil du keine Magie in dir trägst, hatte er dabei genau solche Magi wie Grimshaw vor Augen.”

Erneut schüttelte Timothy verständnislos den Kopf. „Du meinst, er will mir Böses?”

„Wohl nicht direkt, nein. Aber er wird dich genau beobachten. Er sieht in dir und in jedem anderen Wesen, das kein Magier – kein Mitglied einer der Gilden – ist, etwas Minderwertiges, und solche minderwertigen Wesen betrachtet er als Bedrohung.”

Leander ließ einen Moment lang den Kopf hängen, dann holte er tief Luft. Sein dichtes Haar warf Schatten auf sein Gesicht und schirmte seine Gesichtszüge gegen die Sonne ab, so daß sich nicht genau erkennen ließ, was er dachte.

„Wyrmer zum Beispiel werden als große Bedrohung betrachtet. Grimshaw hat seine Leute angewiesen, Verlis zu verhaften. Sie haben deinen Freund in den Kerker geworfen.”

Bei diesen Worten überkam Timothy eine heftige, finstere Wut. Die Augen des Jungen wurden schmal, seine Nasenflügel bebten. Neben dem Zorn schlich sich Trauer in sein Herz, und er versuchte nicht, dagegen anzugehen, machte sie ihn doch letztlich nur noch wütender.

„Bring’ mich zu ihm.”

Der Un-Magier - Drachengeheimnisse

Подняться наверх