Читать книгу Menschen unter Zwang - Clara Viebig - Страница 6

IV

Оглавление

„Lies mal“, sagte Frau Ingeborg. Ihr Mann nahm den Brief, den sie aus Güldenaue erhalten hatte; erst las er ihn ziemlich interesselos, das, was da Schönes von einer Freundschaft zwischen der Erbin und Britta stand, war ja ohne Belang. Aber dann wurde er aufmerksamer: also man legte so viel Wert auf Brittas Kommen, dass man ihr eine Aussteuer respektive die betreffende Summe dafür aussetzen wollte?

„Ist denn da so viel Geld?“ fragte er.

„Oh, mächtig viel“, rief Ingeborg. „Die Alte hat ja mit ihrem Landschacher Millionen verdient. Eine grässliche Frau, Geld, Geld und nochmals Geld! Schon früher wollte sie Britta haben. Aber ich sollte Pension zahlen — wo Geld ist, wollen sie immer noch mehr Geld — das sollte mir gerade fehlen! Wir haben unser Geld nötig, wir brauchen sowieso viel zu viel.“

„Ich nicht“, sagte er trocken. „Du brauchst zu viel. Kleider, Pelzmäntel, immer Neues und das Allermodernste. Und dann deine Reisen. Ich erinnere nur an Berlin, alle Nase lang Berlin!“

„Ich habe das nötig“, sagte sie aufbegehrend. „Das ewige Einerlei hier macht mich krank, martert mich zu Tode.“

Er sah sie finster an, sein jugendlich hübsches Gesicht zeigte plötzlich einen ganz anderen Ausdruck. „Dann hättest du mich nicht heiraten sollen. Ich habe dir ja gesagt, dass ich nichts mehr habe. Mein Bruder schickt auch nichts mehr, seit ich eine reiche Witwe geheiratet habe.“ Er hob das ‚reiche‘ besonders hervor mit einem anzüglichen Auflachen. „Wir haben uns eben getäuscht, uns selber was vorgemacht, du in deiner Liebe, ich mit meinem“ — er stockte — „nun mit meinem Wunsch, in den Sattel zu kommen. Wenn ich dreissigtausend Mark hätte, könnte ich mich morgen schon an einem glänzenden Unternehmen beteiligen: Baumaterialien, Schiefer aus rheinischen Schieferbrüchen, Ziegel aus der neuen Ziegelei bei Ketzin. Man könnte viel dabei verdienen. Vielleicht wird wieder eine neue Gedächtniskirche gebaut!“ Er sah sie fest und ausdrucksvoll dabei an. „Aber ich habe die Dreissigtausend ja nicht.“

„Na, dann nimm sie dir doch schon“, rief sie leichtsinnig und warf sich ihm an den Hals. „Ich bin nicht knickrig, wahrhaftig nicht. Nun hab’ mich aber auch wieder lieb!“ Sie suchte seinen Mund mit verlangenden Lippen. Und er küsste sie dann.

So endete es immer, jede Meinungsverschiedenheit, jeder Vorwurf, jede Auseinandersetzung, jede Ehezwistigkeit.

Oh, dass er doch diese alternde Verliebte nicht geheiratet hätte! Der Achtundzwanzigjährige empfand die Vierzigjährige wie eine Last. Er hatte es gleich in den ersten acht Tagen gewusst, dass er sie lieber nicht hätte heiraten sollen. Was hatte ihn nur dazu getrieben? Es gab so viele hübsche frische Mädchen, er wusste, dass er auf Frauen Eindruck machte, immer Eindruck, er brauchte gar keine besonderen Künste anzunwenden — aber diese Mädchen hatten alle kein Geld. Und er brauchte Geld, er wollte Geld. Schon von früher Jugend an wusste er den Wert des Geldes einzuschätzen. Als er noch auf nackten Füssen über die staubig-harte Landstrasse lief, die von der verfallenen Behausung des Vaters in die Stadt zur Schule führte, war er sich dessen bereits bewusst gewesen. Geld, Geld! Sein Vater war so heruntergekommen, dass er, statt selber noch Herr zu sein, die Schafe des Herrn hütete. Zweihundert weisse und schwarze Schafe, die mit ihrem dummen ‚bäh, bäh‘ dem Knaben Ekel einflössten. Nie hätte er so fleissig gelernt, so unermüdlich strebsam, wenn er ihnen nicht hätte entfliehen wollen. Die Gutsherrin hatte einen Narren an dem Jungen gefressen, der am Wege stand, wenn sie mit ihrem Dogcart an ihm vorbeifuhr und sie mit seinen Augen, die blau und blitzend wie Edelsteine waren, anstarrte. Sie war es, die das Schulgeld für ihn bezahlte. Sie half ihm auch weiter, sie brachte ihn beim Kaufmann in die Lehre; da wohnte er schlecht genug im Gewölbe zwischen Reissäcken und Heringstonnen, aber immer doch besser noch als daheim. Armselige Heimat, heruntergekommener Vater, verarbeitete Mutter mit schwarzen Fingernägeln und ungepflegten Haaren! Das lehrte ihn früh, dass man Geld haben muss. Er hasste diese Heimat; er trieb sich lieber nächtelang auf den Feldern herum, schon als Fünfjähriger, als dass er da untergeschlupft wäre. Nur wenn Schäfer Buss, ein alter weisshaariger Mann, seinen Vater aufsuchte, dann war er gern dabei. Mit weitaufgerissenen Augen, schwitzend vom angestrengten Aufhorchen, hörte er zu. Buss war ein Wunderdoktor, er heilte mit Tees, die er auf den Äckern sammelte, wenn der Mond voll war. Meilenweit kamen die Leute zu ihm gelaufen. Wenn die Tees nicht halfen, half sein Besprechen. Er hatte eine zwingende Gewalt über Mann und Frau, über Bursch und Mädchen. Er brauchte sie nur vor sich zu haben, ein blinkendes Stückchen Glas oder sonst etwas Blankes ihnen vorzuhalten: ‚Sieh hierher‘, oder auch nur zu sagen: ‚Sieh mir in die Augen‘, so bannte er sie. Und sie fielen in einen Schlaf, in dem sie dachten, sprachen und taten, alles genau so, wie er es wollte. Auch an dem Jungen ohne Schuh versuchte Buss seine Zauberkunst; er tat es unentgeltlich, aus Spass an einem gelehrigen Schüler. Und nicht nur wie man hypnotisiert auf primitivste Art, weit mehr lernte der Schüler: Menschen erkennen und sie bestimmen. Lernte ihr Schicksal in seine Hand nehmen.

Tom Till sah seine Frau mit einem Schimmer verächtlichen Bedauerns an: was war sie für eine hohle Nuss! Hätte er die doch bereits weggeworfen oder zertreten. Aber es fand sich schon einer, der sie ihm wieder abnahm — nur Geduld, Geduld! Sich noch nichts anmerken lassen von einer Ungeduld, die sich täglich mehr steigerte bis zur Abneigung. Die Törichte, die Eitle! Wie hatte er, er, der Berechnende, sich nur so festnageln lassen können von einer so dummen Frau! Warum hatte er sie nicht so stark beeinflussen können, dass sie ihm willig ihr Geld gab, auch ohne Standesamt und feierliche Trauung, ohne weissgekleidete Kinder, ohne Orangenblütenkranz und Tränen der Rührung?! An ihrer Heiratsversessenheit hatte die eigene Macht, an die er fest glaubte, zum erstenmal Schiffbruch erlitten. Aber nun sollte sie ihm auch die dreissigtausend Mark geben. Sie musste! Er hatte es satt, sich von ihr aushalten zu lassen, er musste, musste die günstige Gelegenheit ergreifen, um sich in die Baumaterialien-Firma, die momentan unter Geldknappheit litt, hineinzuschmuggeln. Er gierte nach einer Betätigung. War er denn nicht fähig genug, hatte er nicht Kraft und Lust zur Arbeit? Aber ohne Geld kann keiner etwas anfangen.

Der Mann nahm die Frau auf seinen Schoss, streichelte ihr die Wangen und drückte seine Lippen auf ihren willigen Mund. Er kniff die Augen dabei zu: ach, wie war ihr bisschen Reiz ihm doch zuwider! Er fühlte nichts mehr dabei, als sie sich auf seinen Knien wiegte, ihn am Ohrläppchen zupfte: ‚Du Schlimmer‘, und das ganze Register ihrer Liebkosungen aufzog.

„Bis wann kannst du mir die Dreissigtausend verschaffen?“

„Ich werde zu Baum nach Berlin fahren; der Justizrat ist mein und der Kinder Vermögensverwalter. Ich muss erst hören, was er dazu sagt.“

„Wieso? Du bist doch Herrin deines Vermögens. Was Bade hinterlassen hat, gehört dir.“

„Und den Kindern. Ich kann doch meine Kinder nicht bestehlen, indem ich einfach dreissigtausend Mark vom Vermögen wegnehme und dir gebe.“

„Ich gebe es ihnen doppelt und dreifach wieder. Ich verzinse es ja glänzend zu zehn Prozent.“

„Ach!“ Sie zog die Achseln, eine Spur von Nachdenken trat in ihr vom Liebesgetändel erhitztes Gesicht. „Das sagst du so, zehn Prozent — aber wenn du’s nicht kannst? Ich bin doch meinen Kindern Rechenschaft schuldig. Wenn die mich nun später fragen: wo hast du das Geld? Nein, nein, ich muss es mit Baum überlegen!“

„Ich fahre mit.“

Aber das wollte sie nicht, es war besser, sie sprach mit Baum allein. Und sie dachte dabei: vielleicht ist es möglich, dass Vennhof auch gerade nach Berlin muss, dann könnten wir einen vergnügten Abend zusammen verleben. Tom war nicht für Vergnügungen zu haben — tanzen in einer Bar, Sekt trinken?! ‚Nutzlos vergeudetes Geld‘, das hätte sie wochenlang zu hören bekommen. Und sie gerade liebte es so. „Nein, nein, bleib du hier! Ich fahre allein. Ich will eben nicht, dass du mitfährst — ach, du verdirbst einem aber auch jedes Vergnügen!“

Er liess sie ungeduldig vom Schoss gleiten, schüttelte sie so unsanft von sich, dass sie hart auf den Boden fiel.

„Au, du tust einem ja weh!“ Sie klagte.

Er half ihr nicht auf, er liess sie am Boden liegen. Er war ganz blass geworden und sagte kein Wort. —

Von dem Brief aus Güldenaue war nicht weiter die Rede gewesen. Am Abend fiel es Frau Ingeborg jedoch ein, dass sie Brigitte davon erzählen müsste; am Ende war die doch jetzt alt genug, um auch eine Meinung haben zu dürfen. Sie selber war, nachdem sie den Nachmittag mit Weinen in tiefer Kränkung verbracht hatte — nicht darüber, dass Tom sie auf dem Boden hatte liegen lassen, sondern weil die Bar, der Tanz, der Sekt ihr zu entgleiten drohten — zu der Ansicht gekommen, dass man den Vorschlag der alten Längnick annehmen sollte. Erstens war es sehr gesund für das Mädchen, in Landluft zu kommen; die Stadt hier war zwar nicht gross, Gärten genug, auch Felder und Wiesen, aber es war doch immerhin Stadtluft. Und Brigitte war blutarm, sie würde dort rötere Backen bekommen und guten Appetit. Zweitens war eine Aussteuer oder ein Kapital von fünfzehntausend Mark für ein junges Mädchen durchaus nicht von der Hand zu weisen; Britta war nicht hübsch, vielleicht verschaffte ihr das dann einen Mann. Und drittens, und das war das Schwerwiegendste, war der junge Stiefvater nicht das richtige. Bei Theo ging es, da hatte es weiter keine Bedenken, aber bei Britta, bei Britta?! Er verwöhnte sie viel zu sehr. Er ging ja mit diesem dummen unreifen Ding um wie mit einer bereits Erwachsenen! Die Mutter fühlte, abgesehen von einer unklaren Eifersucht, dass es die Tochter in ihren Gefühlen verwirren musste, wenn Tom den Arm um sie legte, so mit ihr umschlungen im Zimmer auf und ab spazierte oder draussen im Gärtchen. Zog er sie beim Morgen- oder Abendkuss nicht näher als nötig an sich? War es nicht unpassend, dass er in ihrem Stübchen aus und ein ging, als wäre gar nichts weiter dabei?

Auch jetzt fand die Frau ihren Mann da. Britta lag schon, er sass auf ihrem Bettrand und neigte sich über sie. Mit leiser Stimme redete er auf sie ein. Was erzählte er denn dem Kind? Hoffentlich etwas für sein Alter Passendes! Ingeborg fühlte plötzlich eine unklare Besorgnis; sie kam den beiden recht ungelegen, das merkte sie. Der Mann drehte den Kopf nach ihr mit einem Ausdruck wie: was willst du hier? Und Britta sagte: „Ach du“, und warf den Kopf so hastig herum nach der Wand, dass ihre langen glatten Haarstränen wie dunkle Schlangen auf dem weissen Kissen lagen.

„Wir haben zu Nacht gebetet“, sagte der Stiefvater, „nun gehe ich noch zu Theo. Gute Nacht, meine Maus!“ Er beugte sich tief herunter, die Mutter sah, wie das Mädchen sich seinem Kusse entgegenhob. Sie ärgerte sich über Britta, sie ärgerte sich über Tom. „Geh nur, geh! Geh zu Theo, ich habe noch mit Brigitte zu sprechen.“

„Hoffentlich verdirbst du ihr die gute Stimmung nicht“, sagte er, „ich bitte dich darum“, und ging.

Die Mutter setzte sich, wo er gesessen hatte, auf den Rand des schmalen Bettes, unter dessen dünner Decke man deutlich den Körper fühlte. Nein, das war unpassend, dass er sich so ungeniert hier auf den Bettrand setzte! „Hör mal, Brigitte“, sagte sie — aber sie sagte es nicht sehr sanft, in ihrer Stimme vibrierte noch der Ärger —, „das passt mir gar nicht hier mit dir! Heute ist ein Brief gekommen aus Güldenaue von der alten Tante, du bist zu Lore eingeladen. Ein glänzendes Anerbieten. Du wirst es so gut da haben, wie du es hier niemals haben kannst. Nun, was sagst du dazu?“

„Auf wie lange?“ fragte das Mädchen.

„Nun, so lange, bis ihr beiden Mädchen erwachsen seid, und Lore sich verheiratet. Lore ist sehr lieb, ein reizendes Geschöpf!“

„Nein, ich gehe nicht!“ Britta steckte den Kopf, wie ein Huhn den seinen unter den Flügel, unter ihren schützenden Arm.

„Warum nicht?“ Aha, das hatte sie ja kommen sehen, die wollte nicht fort von hier, seinetwegen! Röte des Unwillens stieg der Frau zum Kopf: ärgerlich genug, dass Tom mit der kleinen Lisbeth, dem Zweitmädchen, die nur zwei Jahre älter war als Britta, angebändelt hatte, da hatte sie ein Auge, nein, zwei Augen zugedrückt — bei einem Dienstmädchen kommt’s nicht weiter darauf an — aber bei Britta?! Sie war plötzlich ganz Tugend. Heftig fuhr sie die Tochter an: „Du wirst nach Güldenaue gehen. Anfang der kommenden Woche schon!“

„Ich habe lauter zerrissene Hemden und Strümpfe“, sagte das Mädchen trotzig, „so reise ich nicht.“

„Du hast schon ein hübsches, ganz neues Kleid für das Frühjahr; ein Jäckchen dazu und einen neuen Hut, das genügt vorderhand. Das andere wird dir nachgeschickt werden.“

„Ich will nicht, ich will aber nicht“, weinte das Mädchen auf, „was soll ich bei der dummen Lore?“

„Du kennst sie ja gar nicht.“ Die Mutter versuchte ein gütiges Zureden. „Du wirst Lore lieben. Du musst ja so dankbar sein, dass du ihr zur Freundin erkoren bist. Welche Freuden stehen dir bevor: das schöne Haus — doch noch ein bisschen ein anderes Haus als hier unsere kleine Villa, in der einer dem anderen lästig auf dem Halse sitzt — der Obstgarten, der Park! Ihr werdet ausfahren, Lore kutschiert zwei niedliche Ponys. Ihr werdet vielleicht sogar reiten lernen, reiten ist der schönste und vornehmste Sport, ich beneide dich!“

„Dann geh du doch hin.“

„Sprich nicht solchen Unsinn!“ Frau Ingeborg wollte streng sein, aber es gelang ihr nicht recht; mit Strenge war auch noch niemals etwas bei Britta auszurichten gewesen. So versuchte sie es anders: „Ach, Kind, Kind, wie betrübst du deine Mutter — deine arme Mutter! Was würde dein Vater, mein guter Bade, dazu sagen, dass du so widersetzlich gegen mich bist!“

„Mein Vater ist tot, der hat nichts mehr zu sagen. Ich habe jetzt einen anderen“, murmelte das Mädchen, kehrte sich gegen die Wand und schien nicht mehr zu sehen noch zu hören. — — —

„Das ist dein Werk“, schrie Frau Ingeborg ihrem Mann ins Gesicht, nachdem sie sich beim Zubettegehen bereits lange über Brigitte beklagt hatte, „du hast ihr Flausen in den Kopf gesetzt. Ist das wohl erhört, eine so dumme Iöre wie ein Fräulein zu behandeln? Ihre Widersetzlichkeit ist allein deine Schuld, ganz deine Schuld. Oh, wie hing sie früher an mir, jetzt bin ich ihr nichts mehr! Du hast mir Brittas Herz gestohlen, nur dir sieht sie nach den Augen. Ich könnte heute fortgehen und morgen nicht mehr wiederkommen, es wäre ihr ganz egal. Nur von dir mag sie nicht getrennt sein. Pfui, du Verderber!“ Sie machte die Gebärde des Ausspeiens, dann brach sie in Weinen aus.

„Ich weiss gar nicht, warum du so ausser dir bist.“ Er sah sie kalt an.

„Du bist ein Lügner, ein Betrüger, ein Verführer! Du machst das junge Ding verrückt nach dir, geradeso, wie du mich verrückt gemacht hast! Ich begreife mich selber nicht, wie konnte ich dir nur gleich so verfallen? Einem Menschen, der nichts ist und nichts hat. Was tuschelt ihr immer zusammen, was flüsterst du ihr in die Ohren? Oh, ich habe es heut abend wohl gemerkt, dass ich euch störe — du bist ein gemeiner Mensch, ich lasse mich von dir scheiden — o du gemeiner Kerl!“ Nun machte sie nicht mehr bloss die Gebärde des Speiens, sie spie ihn wirklich an.

Da packte er ihre beiden Handgelenke, starr sah er ihr ins Gesicht, mit eiserner Kraft drückte er sie in die Knie, den zwingenden Blick nicht von ihr lassend: „Du wirst das nicht tun. Scheiden lassen? Du wirst dich nicht scheiden lassen — hörst du? — nicht scheiden lassen!“ —

Er presste ihre Handgelenke, bis sie ächzte: „Nein, nein!“

„Du wirst dich nicht unterstehen, nochmals falsche Beschuldigungen gegen mich zu erheben!“

„Nein, nein.“ Sie lag vor ihm, ganz zusammengefallen. Er hatte ihre Hände losgelassen, aber sie hatte nicht einmal mehr die Kraft, ihre schmerzenden Handgelenke zu reiben.

„Du wirst dir die dreissigtausend Mark unter allen Umständen verschaffen. Du wirst sie mir geben, hörst du?“

„Nein“, stiess sie verzweifelt heraus.

„Du wirst es tun. Du wirst sie mir geben, hörst du?“ Er stiess sie mit dem Fuss an.

„Nein!“

„Du wirst sie mir geben“ — schon packte er wieder ihre Handgelenke, riss sie zu sich empor und blickte ihr von ganz nah starr ins Gesicht —, „du wirst sie mir geben!“

„Ja, ja“, winselte sie.

„Du wirst mir auch Vollmacht ausstellen, dass ich, ich von jetzt ab dein Vermögen verwalte.“

Sie bäumte sich: nein, das wollte sie nicht, das konnte sie ja gar nicht. „Nein, nein!“

Er hob sie mit brutaler Gewalt in die Höhe und schleuderte sie aufs Bett. Mit kurzem Auflachen streckte er sich dann neben ihr aus: :„Du wirst es doch tun!“

Menschen unter Zwang

Подняться наверх