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ОглавлениеEs war ein wunderschöner Frühlingstag, an dem Brigitta Bade in Güldenaue eintreffen sollte. Die Mutter hatte fest auf ihrem Willen bestanden. Britta war der Mutter deswegen böse — sollte sie nicht auch dem Stiefvater böse sein? Wie konnte er nur ihrer Abreise zustimmen? Immer noch hatte sie gehofft, er würde für sie sprechen, er wusste es ja, wie ungern sie ging. Aber er hatte sie nur auf seinen Schoss genommen, ihr die immer wieder und wieder quellenden Tränen mit seinem Taschentuch abgewischt und unter zärtlichem Streicheln geflüstert: „Du bist ein gutes Kind, du tust es mir zuliebe, nicht wahr, mein Mäuschen? Ich brauche Geld — dreissigtausend Mark — die gibt mir deine Mutter sonst nicht. Und ich muss mir dadurch eine Stellung schaffen, ich muss mich freimachen, ich bin sonst unglücklich dran. Du kannst mir helfen, du musst mir helfen, du wirst mir auch helfen, mein Mäuschen!“
Und sie versprach es. Sie wollte ihm ja gern helfen, für ihr Leben gern. Aber es wurde ihr doch schwer, furchtbar schwer, sich zu trennen. In der Schule hatten sie alle beneidet: ‚Brigitte Bade kommt auf ein Schloss zu Millionären, hat die ein Glück!‘
Der Morgen der Abreise war gekommen, Britta konnte nichts sehen vor lauter Tränen. Lisbeth, das kleine Zweitmädchen, weinte verständnisvoll mit. „Fräulein Britta“, schluchzte sie, „reisen Sie man glücklich“ und stürzte dann, sich die Schürze vors Gesicht haltend, ins Haus zurück.
Der Stiefvater brachte den kleinen Koffer heraus und auch die Handtasche seiner Frau. Als die Mutter — in hellgrauem Reisemantel und hellgrauem Hütchen, alles geschmackvoll in grau — im Wagen Platz genommen hatte, schwang er sich neben den Kutscher auf den Bock. Man fuhr zur Bahn; er und seine Frau würden die Tochter dann auch noch bis Berlin begleiten. Wenn sie Britta dort in den richtigen Zug eingesetzt hatten, würden sie dort noch Geschäftliches erledigen.
Da war etwas zwischen den Eltern, was nicht stimmte, Britta bemerkte es trotz ihres eigenen Bedrücktseins. Die Mutter liess manchmal einen langen Blick auf ihr ruhen, so merkwürdig lang und nahezu ängstlich, dass es ihr fast war, als fürchte die etwas. Fürchtete sie den Abschied, machte sie der traurig? Das geschähe der Mutter ganz recht, warum schickte die sie fort. Britta drückte sich immer tiefer in ihre Ecke, lehnte den Kopf an und schloss die Augen.
Frau Ingeborg war in der Tat traurig, es schmerzte sie nun doch, ihr Kind fortzugeben. Aber wenn ihr das nur Trotz zeigte, Gleichgültigkeit und Ablehnung, warum sollte sie sich dann grämen? Hatte sie nicht schon Gram genug? Tom war von einer Gleichgültigkeit gegen sie, die sie empörte. Diese Gleichgültigkeit war weit schlimmer, als wenn er sie seine Kraft fühlen liess; dann war doch immerhin etwas dabei, was ihr imponierte, sie ängstigte und bezauberte zugleich. War es nicht schreckhaft süss, wenn er sie rauh von sich stiess, um sie gleich darauf durch ein Lächeln, einen Blick zur Hingabe und zur vollen Aufgabe alles eigenen Willens zu zwingen? Ach, er war eben ein Mensch, anders als andere Menschen! Er hatte Stunden, in denen er sich selber anklagte, kein guter Mensch zu sein. Er konnte sich aber nun einmal nicht ändern. Frau Ingeborg sah nach ihrem Mann hin: wie blond, wie frisch gewaschen und gut rasiert, ein schöner Mensch! Sie war trotz allem doch nun einmal verliebt in ihn.
Tom Till bemerkte ihren Blick: ‚Nun habe ich sie so weit. Nun braucht sie nur noch zu unterschreiben, und es liegt ganz bei mir, was ich mit dem nachgelassenen Vermögen des Herrn Apothekenbesitzers Bade mache.‘ Wenn sie freilich zu guter Letzt beim Notar sich noch weigern würde? Wenn sie heute umstiesse, was sie gestern noch fest versprochen hatte?! Dann, dann — er dachte diesen Gedanken nicht folgerichtig zu Ende. Der Schweiss war ihm ausgebrochen, er fuhr sich über die Stirn. Er schoss einen bösen Blick nach der Frau hin, sein helles Gesicht war auf einmal wie ein Gewitterhimmel.
Und nun nahm sie ihm auch noch die Britta fort! Dieses Kind, das so an ihm hing, wie noch niemand an ihm gehangen hatte. Liebe von Weibern, das, was man so gemeinhin Liebe nennt, hatte er schon genug genossen, aber die Liebe eines weiblichen Wesens, das noch kaum Weib zu nennen war, war ihm anziehender als die von hundert anderen. Britta war ganz in seiner Hand, sie hatte kein Wenn und kein Aber, er konnte sie formen nach seinem Willen. Wenn sie abends das Vaterunser betete, liebte er es, dabei zu sein, das letzte Wort jeder Bitte leise mitzusprechen, denn dann betete sie nicht zu Gott — er wusste es ganz genau — sie betete zu ihm. ‚Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden‘ — er war Wille, und er war Himmel für sie.
Sie würden nun bald getrennt sein, aber nicht für lange, das hatte er ihr versprochen. Jetzt musste sie erst einmal der Mutter folgen — ihm zuliebe — die Mutter war diesmal hartnäckig, ganz gegen ihre sonstige Art. „Ich hole dich wieder, ich komme auch zu Besuch zu dir!“ Damit hatte er sie getröstet.
Es war in Berlin ein beinahe aufregender Abschied. Britta, die sich bis dahin still verhalten hatte, geschlummert zu haben schien, sing wieder an zu weinen: warum stiess man sie fort in die Fremde? Es war nicht ihr Glück, wie sie sagten, ihr Unglück war es, das fühlte sie ganz genau. Der heftige Schmerzensausbruch des Kindes erregte auch die Mutter, auch sie weinte hemmungslos.
Gut, dass der Bahnsteig des Görlitzer Bahnhofs ziemlich verödet lag. Noch reisten nicht viele in die Berge. Unruhig sah Tom Till umher: niemand da, der sie beobachtet hätte. Warum war er eigentlich so unruhig? Dieses lange Abschiednehmen von Mutter und Kind war ihm peinlich. Ingeborg konnte sich gar nicht genug tun mit Ermahnungen: „Steck nicht den Kopf zum Fenster heraus! Steig erst aus, wenn der Zug ganz stillhält! Pass auch auf dein Kleid auf, der Stoff schmutzt leicht! Vergiss auch deine Mutter nicht!“ Die Frau konnte nicht fertig werden mit Umarmungen und Küssen. Ihm selber legte Britta beide Arme um den Hals: „Nimm mich doch wieder mit zurück!“ Sie klammerte sich förmlich an ihn. Verlegen löste er ihre Arme von sich. Als ob Britta in den Tod ginge, so hatte sie sich — und er, er allein war die schuldig-unschuldige Ursache! Von der Mutter zu scheiden, das würde ihr nicht so schwer fallen.
Er hatte Britta in den Wagen gehoben, ihr Köfferchen ins Gepäcknetz gestellt; ihr Blick hing an ihm. Es war niemand im Abteil, so zog er sie an sich und küsste sie, dann sprang er eilig ab. Der Zug rückte an, ein Pfiff, das Abfahrtssignal war gegeben, die Räder fingen an sich zu drehen. Gott sei Dank, jetzt fuhr Britta ab! Man sah noch ihr verweintes Gesicht aus dem Fenster blicken; sie lehnte sich weit hinaus, sie winkte mit ihrem nassgewordenen Tüchlein. Und auf dem Bahnsteig winkten auch zwei Taschentücher.
Tom schob seinen Arm unter den seiner Frau: „So, nun wollen wir zu deinem Justizrat Baum gehen!“
„Ach, ich bin gar nicht in der Stimmung“, sagte sie. Sie seufzte: „Das hat man nun geboren und erzogen, und das gibt man nun so ganz weit von sich fort!“
„Als ob Britta nicht immer weit von dir fortgewesen wäre!“
„Ehe du kamst, standen wir uns sehr nahe. Du bist zwischen uns getreten, du hast aus uns, die wir immer Eins waren, zwei Getrennte gemacht!“
„Du bist ja verrückt!“
Die versöhnliche Stimmung, die, seitdem sie ihm versprochen hatte, vor dem Notar ihm, ihm allein die Vertretung ihrer Angelegenheiten und die Verwaltung ihres Vermögens zu übertragen, standgehalten hatte, war auf einmal erschüttert. Die Frau war plötzlich nervös geworden: nein, das musste sie sich doch sehr überlegen, ob sie das wirklich tat. Und verrückt war sie nicht, wenn er sie auch verrückt nannte! Wie man einer Katze ein Knäuelchen hinwirft, um dann, am Faden zupfend, ihr das immer wieder zu entziehen, so machte es die Frau jetzt mit dem Mann; sie närrte ihn. Jetzt, hier, fürchtete sie ihn ja nicht. Sie würde ihren bisherigen treuen Berater, den Justizrat, zur Seite haben, und nachher, wenn Tom etwa im Zorn abbrechen sollte und nach Hause fahren, dann konnte sie noch hierbleiben und Vennhof treffen. Der war heute in Berlin. Im alten Absteigequartier würde sie ihn antreffen oder dort von ihm Benachrichtigung vorfinden. Sie reizte Tom Till unbeschreiblich. —
Nun waren sie beide beim Notar. Was, sie hätte gesagt, sie wollte ihm, ihm allein ihre Vermögensangelegenheiten übertragen? Daran erinnerte sich Frau Ingeborg auf einmal nicht mehr. Und wenn sie es vielleicht, vielleicht mal täte, dann doch auch nur unter der Kontrolle ihres bewährten Freundes, des Herrn Justizrats. Wer garantierte ihr denn, dass Tom auch etwas davon verstand, und ob er alles so verwaltete, so rechtlich und unegoistisch, wie es für ihre armen Kinder das vorteilhafteste war. ‚Meine Kinder, meine armen Kinder‘, war ihr steter Refrain.
Der Mann hätte sie am Halse packen mögen, sie würgen, bis ihr der Atem ausging. Mit Mühe nur beherrschte er sich.
Der Justizrat riet ihr ab, vor seinen Ohren ab, alles in die Hände ihres Ehemanns zu legen: „Der Herr Gemahl ist noch sehr jung, ihm fehlt noch die Erfahrung. Ich bin natürlich jederzeit bereit, ihm Einblick zu gewähren — aber es wäre vielleicht doch besser — sicher ist es besser — noch einige Jahre den status quo beizubehalten. Man kann nie wissen —!“ Der alte Herr lächelte, zog die Achseln hoch und blickte durch seine goldene Brille von einem der Ehegatten zum anderen.
Also abgelehnt! In Tom Till kochte es. Nun zu den dreissigtausend — sollten ihm die etwa auch nicht gegeben werden?! Er bohrte seinen Blick in die goldene Brille, aber rundgewölbte Gläser hielten diesen Blick schützend ab. Und sie, sie — hatte er denn alle Macht über sie verloren? Sie stand meist abgekehrt von ihm, hielt den Kopf so gewendet, dass er nur ihr verlorenes Profil sah und die kleinen Kräusellöckchen im Nacken. Er hatte selber von der ihm zugesagten Summe anfangen müssen, sie schien ihr Versprechen vollständig vergessen zu haben. Und es eilte, eilte doch sehr, sonst war ihm der Eintritt in die Firma unmöglich, oder es kam ihm ein anderer zuvor.
„Ja“, sagte der kluge Herr mit der goldenen Brille und zog das ‚ja‘ recht lang, „dreissigtausend Mark sofort auf den Tisch des Hauses, das ist ganz unmöglich. Sie sagen, Ihre Frau hätte es Ihnen bestimmt zugesagt? Wie kann man so leichtsinnig eine solche Summe zusagen! Sie hat anscheinend gar keine Ahnung von ihren Verhältnissen. Gewiss, sie hat noch soviel im Besitz, aber soviel fortzugeben, das ist etwas, was ich vor meinem Gewissen nicht verantworten kann. Man müsste Papiere verkaufen — sozusagen verschleudern — anders wäre es jetzt nicht möglich, es ist ein allzu ungünstiger Zeitpunkt. Oder den Anteil an der Apotheke, der nach dem Tod Bades noch beim Verkauf darauf stehengeblieben ist, flüssig machen? Das wäre ein Raub an den Kindern. Das Geld steht auf der gutgehenden Apotheke sicherer, als ich es irgendwoanders anlegen könnte.“
„Man kann eine Hypothek auf die Villa aufnehmen“, stiess der Mann heraus; er war sehr blass.
„Ja, das könnte man vielleicht“, sagte der Justizrat. „Aber an erster stelle steht schon eine Hypothek von fünfzehntausend; es wird sich kaum jemand finden, der an zweiter Stelle noch mehr riskiert.“
„So verkaufen Sie doch die ganze Villa, zum Donnerwetter! Es ist doch einträglicher, wenn ich mich an einem Unternehmen beteiligen kann, das gute Einnahmen abwirft, als dass wir in dieser alten Bude wohnen bleiben.“
„Nein, ich will aber darin wohnen bleiben“, schrie die Frau dazwischen. „Ich denke gar nicht daran, sie zu verkaufen. Bade hat sie damals für mich gebaut. Meine Villa ist keine Bude!“ Sie wendete sich gereizt gegen ihren Mann: „Wenn du nicht darin wohnen willst, dann kannst du ja woanders hinziehen. Ich bleibe darin. Solange ich lebe, wird sie nicht verkauft.“ Sie warf einen raschen Blick nach ihrem Mann, der hatte so seltsam aufgelacht. „Wenn ich sterben sollte, dann kannst du sie ja verkaufen. Aber nur mit Genehmigung meiner Kinder, Herr Justizrat, hören Sie! Ich weiss ja sowieso nicht, was aus meinen armen Kindern wird, wenn ich nicht mehr da sein sollte.“ Sie führte das Taschentuch an die Augen.
„Aber, gnädige Frau, was für Gedanken! Warum sollten Sie denn bald sterben? An so etwas denkt doch eine Frau in Ihren Jahren noch nicht!“ Der Justizrat warf einen scharfen Blick auf den jungen Mann, der stumm an ihrer Seite stand: woher solch sentimentale Anwandlungen? „Sie werden noch viele Jahre leben, gnädige Frau, und sich wie bisher Ihres Lebens freuen.“
Sie zuckte ohne Wort die Achseln.
Diese neue Ehe von Frau Ingeborg Bade schien ja nicht gerade eine sehr glückliche zu sein, dachte der Justizrat, als die beiden gegangen waren. — — —
Sie gingen die Treppe hinab, sie voran, er hinter ihr her. Also umsonst alle Mühe, die er sich gegeben, umsonst! Umsonst der Besuch hier beim Justizrat. Wo blieben die versprochenen dreissigtausend?! Nichts, gar nichts erreicht! Sollte er ihr jetzt nicht einen Stoss in den Rücken geben, dass sie die hohe Treppe hinabstürzte, sich auf deren Steinstufen das Genick brach? Im Büro hatte er sich zusammengenommen, seine Wut sich nicht anmerken lassen, hatte nur seine Hand zur Faust geballt und die Nägel der Finger in die Innenfläche gegraben, jetzt aber machte er einen Schritt neben sie, drängte sich dicht an sie heran: „Du hast mich ja schön blamiert da oben, du, du!“ Er hatte nach ihr gegriffen, bei jedem Wort bekam ihre Hand einen Ruck, dass ihr der Schmerz durch den ganzen Arm fuhr bis hinauf in die Schulter. Sein Gesicht war ganz bleich, aber sein Blick funkelte.
Wie ein Schlangenblick, dachte sie. Jetzt hatte sie auf einmal wieder Angst: niemand war bei ihr, um ihr zu helfen.
„Der Mann muss ja denken, ich massakriere dich“, zischte er sie an. „Was schwatztest du so dummes Zeug von sterben?“
„Ach, ich dachte“ — sie stotterte, sie hatte ja solche Angst vor ihm — „ach, ich habe das nur so gesagt aus Spass. Nur zum Spass!“
„Mir ist es aber kein Spass!“ Er fasste ihr Handgelenk fester, er hielt sie wie in einer Klammer: „Du hast mich ja schön blamiert da oben. Das sollst du mir bezahlen, du, du!“
O Gott, wie böse sah er sie an! Sie zitterte, wollte umkehren, wieder hinauflaufen ins Büro, da waren Menschen, da kam man ihr zu Hilfe. Aber er riss sie mit sich die Treppe hinunter, fast wäre sie gestürzt. Zur Haustür hinaus, über die Strasse, mitten durchs dichteste Gewühl von Wagen und Passanten. „Du hast mich verleumdet, mich hingestellt wie einen Betrüger! ‚Wenn ich bald sterben sollte‘ — was soll das heissen? Als ob ich dir nach dem Leben trachtete — du, du!“ Er riss sie weiter, sie kam nicht los, immer toller rannte er. Sie musste mit, atemlos keuchten sie beide.
„Du hast mir meine Zukunft zerstört — alles! Es hätte mir glücken können — es wäre mir auch geglückt — aber du, du“ — er kniff ihr Gelenk, dass sie vor Schmerz stöhnte —, „du hast kein Verständnis für meine Qual! Ich soll auf Selbständigkeit verzichten, ich soll dein Sklave sein, um jeden Pfennig dich bitten, abhängig sein von deinen Launen, von deiner Liebesgier — unersättlich ist die, du mannstolles, altes Weib!“ Seine Worte waren hart, mitleid- und erbarmungslos. „Meinst du, ich hätte dich aus Liebe geheiratet? Weil du Geld hattest, darum. Und nun willst du mir das nicht geben?“ Seine Augen blitzten sie drohend an. „Nimm dich in acht, nimm dich in acht!“
Er hatte es zwischen den Zähnen hervorgestossen, nicht eben laut. Aber doch merkten die Vorübergehenden bereits auf: was war denn da los? Warum packte der Mann die Frau so an? Auf offener Strasse — oh, ein brutaler Kerl!
Wie schrecklich war er, wie schrecklich! O Gott, wäre sie doch weit fort! Von sinnloser Furcht und von einem Grauen vor ihm gepackt, strebte Ingeborg, ihr Handgelenk ihm zu entwinden. Jetzt gelang es ihr. Sie lief, sie stürzte sich mit einem Sprung mitten zwischen die Wagen, die in endlosem Wechsel die Strasse hinauf- und hinunterfuhren. Leute schrien auf, ein Schutzmann winkte: die wurde ja überfahren!
Sie hörte, sie sah nichts. Und er auch nicht. Er sprang ihr nach — da, ein Wagen fuhr ihm fast über die Füsse, ein Schutzmann riss ihn zurück. Er wehrte sich gegen den ihn Haltenden, er strebte mit aller Gewalt, ihr nachzulaufen, sie festzuhalten, aber neue Wagen, elektrische Bahnen, Menschen schoben sich zwischen ihn und die, die er zu verfolgen trachtete.
Als er endlich freie Bahn hatte, konnte er sie nicht mehr entdecken. Sie war verschwunden.