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Kapitel 4

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Matt fragte sich, ob seine Lungen je wieder funktionieren würden, aber kurz darauf taten sie es doch. Er sog einen tiefen Atemzug ein, aber der milderte die Wut in ihm nicht. Nach dem ersten Schock stand er wie angewurzelt da und spürte, wie sie ihn durchströmte.

Joe? Joe war Joel Sterling? Matt kannte natürlich die wichtigen Namen hinter Starsmith, obwohl er während der Verhandlungen für die Übernahme von Barth Gems abgesehen von den aufdringlichen, hochtrabenden und selbstgefälligen Vertrieblern keinen von ihnen getroffen hatte.

Und er hatte sie und alles, wofür sie standen, gehasst.

»Bitte verlasst den Raum, alle zusammen«, sagte Joel Sterling und brach das seltsame Schweigen. Er klang angespannt. »Ich möchte allein mit Mr. Barth sprechen.«

Matt hatte keine Zeit gehabt, die anderen Leute zu betrachten. Die freundliche Assistentin, die er an der Tür getroffen hatte, wirkte besorgt und ihr Blick huschte zwischen den beiden Männern hin und her. Meine Güte. Er wusste, wie sich das anfühlte. Niemand sagte ein Wort, aber die Spannung im Raum ähnelte einem dicken Elastikband zwischen ihm und Joe. Nein, Joel. Die zwei Blonden, die aussahen wie Zwillinge, hatten Augen so groß wie saphirblaue Untertassen und der aalglatte, gut aussehende Mann neben Joel wirkte sowohl verwirrt als auch hinterhältig.

»Bist du sicher, Joel?« Der auffällig gekleidete, schwarze Mann, der Matt begrüßt hatte, stand dicht vor seinem Boss. Matt hatte gerüchteweise von Addam de Broek gehört, als Matt noch für Barth Gems gearbeitet hatte. Der Designer war angenehm extrovertiert und gab gute Interviews, aber darunter lag auch aufrichtige Leidenschaft für Schmuck. Matt hatte keinerlei Interesse daran, bekannte Persönlichkeiten in den Nachrichten zu verfolgen, aber er hatte viele von Addams Designs gesehen. Sie waren von hoher Qualität.

»Schon in Ordnung.« Joel nickte Addam zu und alle verließen langsam den Raum. Dabei beäugten sie Matt entweder offen oder verstohlen und brannten offensichtlich vor Neugier.

Sollen sie doch. Matt blieb genau dort stehen, wo er war, und starrte Joel an.

Es gab eine zu lange, verlegene Pause. Dann fragte Joel: »Hättest du gern Kaffee? Wasser?«

»Ich würde gern wissen, was zum Teufel hier los ist!«, sagte Matt oder die Worte brachen eher aus ihm heraus.

Eigentlich hatte er heute nicht zu Starsmith kommen wollen. Gott, hatte dieser Instinkt sich nicht bewährt? Addam hatte ihn vor ein paar Tagen angerufen und unglücklicherweise war sein Dad ans Telefon gegangen. Ansonsten hätte Matt die ganze verdammte Sache ignorieren können. Aber Dad war beinahe ebenso niedergeschlagen darüber gewesen, der Familie mit seinem Kollaps Sorgen zu bereiten, wie darüber, seine Firma zu verlieren, und seitdem gingen sie in seiner Nähe wie auf rohen Eiern.

»Du musst nach London fahren und dich mit ihnen treffen«, hatte sein Dad beim Frühstück gesagt. Er wählte oft Momente, in denen Matt mit Essen abgelenkt war, um heikle Themen anzusprechen – der geschickte alte Bursche. »Es könnte ein Jobangebot sein.«

»Keine Zeit für solchen Mist. Ich kümmere mich um dich«, sagte Matt. »Es war vielleicht nur eine Panikattacke, aber der Stress lässt dich offensichtlich nicht kalt.«

Sein Dad verzog das Gesicht. »Ich brauche keine verfluchte Krankenschwester.«

Matt fragte sich oft, woher seine eigene Neigung zu Sturheit und Aggressivität kam, aber dann sah er seinen Dad an und das Rätsel war gelöst. »Und warum sollte ich überhaupt mit Starsmith arbeiten wollen? Das sind die Mistkerle, die deine Firma gestohlen haben, Dad. Sie sind es, die dir nichts gelassen…«

»Das ist nicht ganz richtig, mein Sohn.«

»… und uns das Herz herausgerissen haben, alles nur für ihren Profit. Was glaubst du, wie viel vom Barth-Portfolio übrig sein wird, wenn sie es in ihren Konzern integriert haben?« Darüber hatte sein Dad gelacht, bis er Matts Gesichtsausdruck gesehen hatte und wieder ernst geworden war. »Unsere ganze Geschichte beiseitegewischt. Und du…«

»Ich?«, sagte sein Dad leise, während der Toast und die Marmelade auf dem Tisch vorübergehend vergessen waren.

Matt seufzte und schob seinen eigenen Teller von sich. Ihm war komplett der Appetit vergangen. »Ich hasse es einfach, dass du links liegen gelassen wirst, Dad. Dass du von einem großen Unternehmen dazu gezwungen wirst, das aufzugeben, was du liebst.«

Der Ton seines Dads war sanfter gewesen als seine Worte. »Für wen zum Teufel hältst du mich? Glaubst du, dass ich mich von ein paar Grünschnäbeln von einer schicken Firma aus der Stadt schikanieren lasse? Ja, ich weiß, du wolltest mit deinem Einschreiten in letzter Minute nur helfen, und du hast einen längeren Kündigungsschutz für unsere Mitarbeiter und Lieferanten herausgeschlagen, als ich erwartet habe. Aber da steckt mehr dahinter, Matt. Was du wissen würdest, wenn du im Geschäft geblieben wärst, anstatt dich von deiner eigenen Empörung leiten zu lassen. Es war meine Entscheidung zu verkaufen, mein Sohn. Ich habe immer gewusst, dass du nichts mit dem Tagesgeschäft zu tun haben willst…«

»Ich hätte zu Barth's zurückkommen können…«

»Nein, hättest du nicht. Du hättest nicht zurückkommen dürfen. Dein Talent war immer zu groß für uns und als du Barth's verlassen hast, wollte ich, dass du Aufträge von einer der größeren Londoner Firmen bekommst. Wir sind hier in Norfolk, mein Sohn. Wir sind Farmer und Fischer, keine schnieken Geschäftsmänner. Jedenfalls nicht die Leute aus meiner Generation. Wie viele in meinem Alter habe ich diese Firma gegründet, um damit einfach meinen Lebensunterhalt zu verdienen.« Er hatte Matt stirnrunzelnd über den Tisch hinweg angesehen und dann bewusst nach der Teekanne gegriffen, um sich eine weitere Tasse einzuschenken. »Ich hätte nie gedacht, dass du dich auch hier draußen verkriechen würdest, das ist alles. Ich schätze, es ist Zeit, über deinen Schatten zu springen und herauszufinden, was sie dir zu bieten haben.«

Also stand Matt jetzt hier im Starsmith-Büro in Mayfair, wo man ihn nicht nur um sein Erbe gebracht hatte, sondern ihn auch zum Narren halten wollte. Er sollte sofort gehen. Er funkelte Joel Sterling an; groß, wie zuvor in einem elegant geschnittenen Anzug, Matt ebenso genau musternd, mit seiner edlen Nase, dem üppigen Mund…

Matt merkte, dass er immer noch wie angewurzelt dastand – Gott wusste, warum.

»Das ist… eine Überraschung«, sagte Joel. Er wirkte wie der Inbegriff ruhiger Beherrschtheit, obwohl Matt merkte, dass seine Hände leicht zitterten, als er sein Wasserglas auf den Tisch stellte. »Es ist wichtig, dass wir das besprechen, reinen Tisch machen…«

»Ich dachte, du wärst nur ein Vertreter«, unterbrach Matt ihn wütend. »Namens Joe.«

»Joe…? Oh.« Joel errötete leicht. »Das tut mir leid. Du musst mich falsch verstanden haben. Ich habe nicht gelogen. Soweit ich mich erinnere, wolltest du beim Vornamen bleiben. Wir waren einer Meinung.«

»Das stimmt. Was das betrifft, hast du nicht gelogen.«

»Ich habe überhaupt nicht gelogen.« Joel verengte die Augen. »Es stimmt, dass ich Starsmith leite. Ich bin schon sehr lange im Geschäft.«

»Ich kenne deinen Namen«, gestand Matt widerwillig. Er hatte Nachforschungen über Starsmith angestellt, bevor er hergekommen war, hatte sich aber nicht die Mühe gemacht, nach Fotos von den Führungskräften zu suchen. »Aber ich habe es dir schon an jenem Abend gesagt. Ich gehe nicht auf diese Veranstaltungen.«

»Meine Güte, deiner Familie gehört ein Juwelierunternehmen…«

»Gehörte!«, fauchte Matt so heftig, dass Joel das Gesicht verzog. »Gehörte. Vergangenheit. Das gehört jetzt euch, schon vergessen?«

»Wie könnte ich das vergessen?«, fauchte Joel zurück. »Hattest du Anteile daran?«

Jetzt war Matt mit Erröten an der Reihe. »Nein. Ich war nicht… also, ich habe freiberuflich mit ihnen gearbeitet. Nicht auf regelmäßiger Basis.« Zum Teufel mit Joel und seinen forschenden Fragen! Matt würde nicht erklären, dass sein Dad gewollt hatte, dass er jederzeit woanders unterschreiben konnte, dass sie einander als Vater und Sohn zwar liebten, aber nicht länger als eine Stunde in einem Raum zusammenarbeiten konnten, ohne sich anzuknurren, dass Matt auch Interesse am Unternehmen seines Cousins hatte und es vorzog, mit Gary draußen auf dem Feld zu sein, statt in einem Designbüro gefangen, um die engstirnigen Kunden seines Vaters zu befriedigen, anstatt zu erschaffen, was er, Matt, erschaffen wollte…

Ja. Er fuhr sich frustriert mit der Hand durch die Haare. Joel schürte das Feuer, so viel stand fest.

Joel deutete zu einem Stuhl am Tisch. Matt erkannte, dass seine Beine allmählich zitterten, und ließ sich sowohl unbeholfen als auch dankbar darauf fallen. Joel setzte sich ihm anmutig gegenüber. Er hatte wohl das Gefühl, den Tisch als Barriere zwischen ihnen zu brauchen.

Joel räusperte sich. »Also, warum warst du an dem Abend dort, im Claridge's?«

Matt starrte ihn finster an. »Dad war kurz davor, euch die Firma zu überschreiben. Wir hatten uns gerade wieder darüber gestritten und er wirkte so geschlaucht von allem. Ich wollte ihm helfen.«

Joel wirkte verwirrt. »Ihr habt euch gestritten… aber du wolltest helfen?«

Was war das hier, ein Verhör? »Hör mal, ich werde schnell wütend…« Er sah das Aufflackern in Joels Augen und hoffte, dass es keine verdammte Belustigung war. »Aber ich kann mich genauso schnell wieder beruhigen, wenn ich muss. Er hat sich Sorgen darum gemacht, auf dieser blöden Veranstaltung zu erscheinen. Ich habe gesagt, ich würde an seiner Stelle gehen.«

Joel nickte langsam, als würde ihm allmählich etwas klar. »Nur um ihm zu helfen?«

»Ja. Na ja. Gut. Ich hatte noch ein anderes Motiv.« Sein Gegenüber zuckte wieder zurück. Er konnte doch nicht glauben, dass Matt sich über den Tisch lehnen und ihm eine reinhauen würde. Matt wusste, dass er grimmig wirken konnte, aber eigentlich hatte er in seinem Leben noch nie jemanden geschlagen. »Ich dachte, ich könnte einige der anderen Eigentümer treffen und um Unterstützung bitten.«

»Um die Übernahme zu verhindern?«, meinte Joel trocken.

Matt sparte sich die Antwort. Sie wussten beide, wie das gelaufen war.

»War das alles, worauf du es abgesehen hattest?«

»Äh. Ja. Warum? Worauf willst du hinaus?« Matts Zunge fühlte sich plump in seinem Mund an. Dieses Meeting war von Anfang an eine schlechte Idee gewesen und das Wiedersehen mit Joel Sterling machte alles noch hundertmal schlimmer. Also ging er von der Verteidigung zum Angriff über, wie er es oft tat. »Wie auch immer, was ist mit dir?«

»Mit mir?« Joel wirkte so verblüfft, als hätte Matt ihn geschlagen. »Ich wusste auch nicht, wer du bist.«

»Nicht einmal ein Fitzelchen Schadenfreude dabei, meine Familie ausgetrickst zu haben?«

»Was?« Joel ballte die Hände auf der Tischfläche zu Fäusten. »Wie gesagt, ich wusste nicht, dass du zu Barth's gehörst, und selbst wenn ich es gewusst hätte, es war alles rein geschäftlich. Keine Schadenfreude.«

Er sagte das so, als hätte er derart kindisches Verhalten mindestens ein Jahrhundert hinter sich gelassen, und warum hatte Matt das eigentlich nicht? Matt schüttelte den Kopf, in dem sich ein Strudel aus Ärger und, zu seiner Überraschung, Schmerz gebildet hatte. »Dieser ganze Mist, den du in der Bar von dir gegeben hast, wie sehr du die Branche liebst und was sie dir alles bedeutet.«

»Das war die Wahrheit!« Joels Miene war zornig. »Versuch nicht, deinen Stolz zu wahren, indem du mich angreifst.«

»Stolz? Scheiße, Mann, du hast ja keine Ahnung! Ihr habt euch einfach genommen, was ihr wolltet, ohne euch um diejenigen zu scheren, die vielleicht eine andere Vision vom Leben haben.«

»Wenn du einen Moment lang zu schreien aufhören und an die finanziellen Praktiken der heutigen Geschäftswelt denken würdest…«

»Von dir brauche ich keine Lektion darin, was wichtig ist! Ich erwarte nicht, dass du das verstehst.«

»Gleichfalls!«, rief Joel praktisch.

Beide stockten. Das Echo ihrer erhobenen Stimmen schien im Raum nachzuhallen. Matt hatte sich ebenfalls über den Tisch gelehnt, die Handflächen fest auf das polierte Holz gedrückt und die Knöchel beinahe weiß.

Joel atmete schwer. Für einen so ruhigen, selbstsicheren Mann wirkte er erschüttert. Aber seine Miene war hart. »Ich bin nicht Starsmith. Ich bin ein Angestellter, nicht die Firma selbst.«

Matt schnaubte. »Du bist ihre Marionette. Du bist ihr Sprachrohr. Ihr williger Diener!«

Joel erblasste. »Wie kannst du es wagen…«

»Weil ich es kann«, schoss Matt zurück. »Weil ihr keine Macht über mich oder meine Familie habt. Jetzt nicht mehr und nie wieder.« Er schob seinen Stuhl zurück, um aufzustehen.

»Warte!« Joel schlug mit der Hand auf die dicke Mappe neben sich. Der scharfe Knall ließ Matt innehalten. »Hier geht es nicht um uns. Es geht darum, warum Addam dich ursprünglich angerufen hat.«

Matt versuchte aufzustehen, das tat er wirklich. Er versuchte, sich nicht darum zu kümmern, was in der dicken Mappe war, worum es hier ging. Seine Neugier war ihm noch nicht zum Verhängnis geworden, obwohl er befürchtete, dass sie es eines Tages würde. Aber vorerst verspürte er ein aufgeregtes Kribbeln darauf, was dort lag.

Aber Joel öffnete die Mappe nicht. Stattdessen fing er wieder Matts Blick ein und seine Stimme klang erneut kühl. »Warum bist du heute hergekommen, Matthew Barth, wenn du uns… mich… so sehr hasst?«

Jetzt hatte es ja keinen Sinn mehr, es zu verschweigen. »Dad hat mich angefleht. Der Dummkopf glaubt, dass ich zu Hause nur mein Talent vergeude. Also dachte ich, ich komme her und sage euch allen mal gehörig die Meinung.«

Joels Mund zuckte, vielleicht wegen seiner Ausdrucksweise, verdammt. »Das hast du auf jeden Fall getan. Und wie geht es deinem Vater?«

»Meinem…?«

»Du hast gesagt, er hatte einen Kollaps. Du bist an dem Abend ohne ein Wort weggerannt.« Joels Wangen waren leicht gerötet. »Wenn er noch krank ist…«

»Es geht ihm gut«, unterbrach Matt ihn schnell. Einen Moment lang starrten er und Joel einander wortlos an.

Dann nickte Joel langsam, als hätte er eine Entscheidung getroffen. »Mein Team sagt mir, du designst im Moment für niemanden. Was machst du sonst so?«

Darauf war Matt nicht vorbereitet. Er lebte von seinen Ersparnissen und half meist unbezahlt bei den archäologischen Ausgrabungen seines Cousins in Norfolk, das machte er sonst so – aber das wollte er Joel nicht erzählen. »Was ich mache, geht dich nichts an.«

»Außer du arbeitest für uns. Für mich.« Demonstrativ drückte Joel die Hand flach auf die Mappe, wie um ihren Inhalt zu beschützen.

»Hör mit diesen Spielchen auf«, bellte Matt. »Ich habe Stunden mit dem öffentlichen Verkehr gebraucht, um hierherzukommen, und ich freue mich nicht darauf, gleich wieder zurückzufahren. Aber das werde ich, außer…«

»Außer?« Joels Augen funkelten. Matt erinnerte sich an das Licht, das an jenem Abend in der Bar kurz in Joels Augen aufgeblitzt war, kurz bevor sie…

»Um was für ein Projekt geht es?«, fragte er geradeheraus.

»Das kann ich dir erst sagen, wenn du eine Geheimhaltungserklärung unterschreibst.«

»Meine Güte, und du hältst mich für melodramatisch…«

»Aber ich kann dir sagen, dass es der prestigeträchtigste Auftrag ist, den wir je hatten.«

Matt sah zur Mappe. Die Ecke einer Skizze lugte an einer Seite heraus. »Du hast Addam de Broek in deinem Team. Warum brauchst du da noch einen Designer?«

»Ich wünschte, ich bräuchte keinen«, sagte Joel hart. »Aber Addam meint, wir brauchen dich.«

Na, sieh mal einer an. Matt fühlte sich unwillkürlich geschmeichelt, obwohl er Joel Sterling zur Hölle schicken wollte. Aber er wollte auch wissen, worum es hier ging. Wenn Joel nur diese Skizze ganz herausziehen würde…

Joel atmete tief ein. »Ob es mir gefällt oder nicht, du bist am Zug. Aber es gibt noch etwas, das du wissen solltest. Es wird sehr gut bezahlt sein.«

Und das war der springende Punkt.

Matt brauchte das Geld. Besser gesagt, Gary brauchte es für die Ausgrabungen. Allmählich stießen sie auf erste echte Schätze, aber an freien Wochenenden mit unzureichenden Werkzeugen herumzuscharren, würde einfach nicht ausreichen.

Mitten in dem Schweigen, das sich über sie gesenkt hatte, stand Joel auf. Er wirkte resigniert, allerdings nicht am Ende. Langsam öffnete er die Mappe und breitete die ersten paar Blätter auf dem Tisch aus.

Matt starrte sie mit offenem Mund an. Designskizzen und Fotos, die augenscheinlich von existierenden Kronjuwelen stammten. Großer Gott. War das eine der Kronen aus dem Tower of London und ein Männerarm, der nach Joel Sterlings aussah, direkt daneben auf dem Foto? Wann und wie zum Teufel hatte Starsmith so umfangreichen Zugriff darauf bekommen?

Matts Herz hämmerte in seiner Brust und seine kribbelnden Fingerspitzen sehnten sich danach, die Mappe ganz zu öffnen. Er sah wieder zu Joel auf. Der Ausdruck in Joels Augen erinnerte Matt an seine eigene Begeisterung über jede neue Entdeckung bei den Ausgrabungen. Gary hatte Matt oft gesagt, dass er wie ein Wilder aussah, gefolgt von herzlichem, aber auch lautstarkem Gelächter auf Matts Kosten.

»Für deine Entscheidung musst du nur wissen, dass unser Kunde die Königsfamilie ist«, sagte Joel leise. Seine Augen leuchteten, obwohl seine Stimme ruhig blieb.

»Das bedeutet die Welt, oder?«, fragte Matt. »Dir jedenfalls.«

»Es ist ein sehr prestigeträchtiger Auftrag«, wiederholte Joel sturer, aber Matt bemerkte einen Schweißtropfen auf seiner Stirn.

»Ihr seid alle gleich.« Matt konnte nicht anders, als ihn noch etwas zu reizen. »Geld vor Magie.«

»Überzeug mich doch vom Gegenteil!«

Sie starrten einander erstaunt an, während die Wut und der Groll noch köchelten.

Dann stieß Matt einen schweren Seufzer aus. »Ich bin dabei.« Als hätte es je Zweifel daran gegeben.

Vor Erleichterung schien alle Anspannung aus Joel zu weichen, wenn auch nur für einen Augenblick. »Danke. Wir kontaktieren dich morgen mit den Details, deinen Arbeitsbeginn eingeschlossen.«

Matt nickte. Vorerst gab es nichts mehr zu sagen. Er stand auf und ging zur Tür, hielt aber inne, als Joel noch mal das Wort erhob.

»Wir werden zusammenarbeiten, Matt.«

Matt glaubte, den Blick aus diesen hellen, scharfen Augen zwischen seinen Schulterblättern zu spüren. »Erwarte deswegen nur keine Begeisterung von mir.«

»Wie gesagt«, erwiderte Joel dünn. »Gleichfalls. Aber ich muss wissen…«

Matt blieb wartend stehen, immer noch mit dem Rücken zu Joel.

»Kann ich dir vertrauen?«

»Ich wüsste nicht, warum nicht.« Matt lachte verbittert. »Schließlich verstehe ich verdammt noch mal mehr von Ehre und Loyalität als viele andere, die ich kenne!«

Im Bett des ungeschliffenen Diamanten

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