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EINLEITUNG

Das Thema Stress ist aus der Humanmedizin und -psychologie schon lange nicht mehr wegzudenken. Wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass Stress zu gesundheitlichen Problemen führt, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen belastet und uns unausgeglichen, gereizt und aggressiv gegenüber unserer Umwelt macht.

Das Leben in einer hoch technisierten, stark denaturierten Zivilisation stresst aber nicht nur uns Menschen, sondern auch unsere Hunde. Die heutigen Haltungsbedingungen verlangen viel von ihnen: Den Straßenverkehr mit immensem Geräuschpegel sollen sie meistern, das Rudeltier Hund soll stundenlang allein zu Hause bleiben und dann beim Spaziergang im öffentlichen Park durch gutes Sozialverhalten gegenüber allen Artgenossen und Menschen glänzen. Hunde sollen möglichst überallhin mitgenommen werden können, egal ob in ein Kaufhaus, ein Restaurant oder mitten in die Enge einer überfüllten U-Bahn. Sie sollen uns Menschen auf Spaziergängen im Wald begleiten, sich aber keinesfalls für Wild interessieren. Artig zu – auch fremden – Besuchern sein, aber Einbrecher verjagen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.


Auch die zunehmenden Reglementierungen durch Gesetzesvorgaben machen es unseren Hunden nicht leichter. In manchen Bundesländern ist es kaum noch möglich, sie einmal nach Herzenslust toben und sausen zu lassen, weil Herrchen und Frauchen durch die Verordnung zum Leinenzwang nicht mehr als wenige Meter Freiraum gewähren können. Uns Menschen wird empfohlen, bei zunehmendem Stress durch Joggen oder andere sportliche Aktivitäten mal richtig Dampf abzulassen! Was ist mit unseren Hunden? Wohl dem, der wenigstens einen großen Garten hat…

Zusätzlich müssen auch die meisten Hunde mit deutlich mehr Anfeindungen aus der Umwelt zurechtkommen. Wird man während eines Spaziergangs ausgesprochen unfreundlich angesprochen, so bekommt der Hund dies über die Stimmungsübertragung sehr wohl auch zu spüren und bleibt davon sicher nicht unbelastet. Besonders Halter von so genannten Kampfhundrassen (oder was manche Menschen dafür halten mögen…) oder von großen, schwarzen Hunden bemerken immer öfter, dass nicht nur sie, sondern auch ihr Hund von jedem Gassigang gestresst, statt erholt und zufrieden zurückkommt.


Die Annahme, dass all dies an unseren Hunden spurlos vorübergeht, ist unrealistisch. Betrachtet man ihr Leben, lassen sich tatsächlich viele Gründe dafür finden, dass sie gestresst sein könnten und auch wenn jeder Organismus ein gewisses Maß an Stress problemlos kompensieren kann, ist es sicher an der Zeit darüber nachzudenken, ob dieses Maß für unsere Haushunde nicht längst überschritten ist.

Das Thema wurde in Bezug auf unsere vierbeinigen Begleiter lange Zeit unterschätzt. Erst in den letzten Jahren wurde ernsthaft darüber nachgedacht, wie viel Stress ein Hund eigentlich ertragen kann, bevor es zu überschießenden Reaktionen oder gesundheitlichen Problemen kommt. Und bisher wurde kaum über Stress bei Hunden oder anderen Haustieren geforscht. Aber was tun? Alle Hunde abschaffen, weil sie nur noch als gestresste Nervenbündel herumlaufen und wir ihnen das nicht zumuten wollen? Sicher nicht!

Durch die bewusste Auseinandersetzung mit dem Thema ist der erste Schritt zur Veränderung schon getan. Wenn wir erkennen, wann und weshalb unser Hund gestresst ist, können wir Konfliktsituationen entschärfen oder sie gar nicht erst aufkommen lassen. Hierzu möchten wir mit diesem Buch einen Beitrag leisten.

Stress bei Hunden

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