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ОглавлениеDie sozialen Entwicklungsphasen des Welpen
Das vegetative Stadium
(1. + 2. Lebenswoche)
Welpen sind Nesthocker, die taub und blind geboren werden. Sie sind noch völlig hilflos, weshalb die Aktivitäten der Mutterhündin beinahe ausschließlich der Betreuung der Welpen dienen. Der Tastsinn, Temperatursinn, Geschmackssinn, das Schmerzempfinden und der Gleichgewichtssinn wurden schon vor der Geburt und die Geruchswahrnehmung über das Mund-Riechorgan unmittelbar nach der Geburt entwickelt, während die Geruchswahrnehmung über die Nase erst später ausgeprägt wird.
Das Stadium des Erwachens
(3. Lebenswoche)
Im Alter von ca. 10 bis 14 Tagen öffnen die Welpen die Augen und der Gesichtssinn wird aktiviert. Der Gehörsinn wird kurz darauf, etwa im Alter von 17 Tagen, ausgebildet. Beides ermöglicht, dass Umwelteindrücke differenzierter wahrgenommen werden können. Die Mutterhündin betreut ihre Welpen sorgfältig, aber sie hält sich nicht mehr ausschließlich bei ihnen auf.
Das Stadium der Eroberung der Umwelt
(4. bis etwa 20. Lebenswoche)
In dieser Zeit werden die motorischen Fähigkeiten verstärkt trainiert, die Umwelt erobert und die psychischen Reaktionen darauf erlernt. Das Sozialverhalten dem Artgenossen und dem Menschen gegenüber entwickelt sich. Es wird geübt und ausprobiert, welches Verhalten welche Reaktionen nach sich zieht. Die intensive Betreuung durch die Mutterhündin nimmt mit dem Selbständigwerden der Welpen ab. In dieser Zeit werden die Welpen den übrigen Rudelmitgliedern vorgestellt (sofern vorhanden) und diese dürfen selbständig Kontakt mit ihnen aufnehmen. Die ersten spielerischen Elemente von späteren Disziplinierungsmaßnahmen, wie zum Beispiel der Schnauzengriff, werden schon ab der vierten Woche ausprobiert. Ab der sechsten Woche muss der Welpe lernen, die Individualdistanz zu beachten.
Das Stadium des Umgangs mit der Umwelt
(etwa 21. Lebenswoche bis zur Geschlechtsreife)
Der junge Hund wird zunehmend selbstbewusster und unabhängiger. In den Spielinhalten findet sich verstärkt das Beute- und Jagdverhalten wieder und im Sozialverhalten gegenüber Artgenossen entscheidet in erster Linie die psychische Sicherheit darüber, wie Begegnungen verlaufen.
Das Ausbilden der Geschlechtsreife ist von hormonellen Schwankungen begleitet, die das Verhalten des Hundes beeinflussen. Er unterliegt Stimmungsschwankungen, ist unkonzentrierter und fahriger, manchmal auch betont alberner oder melancholischer als bisher. Bei der Erziehung ist die Geduld und das Einfühlungsvermögen des Halters jetzt besonders gefragt. Es gilt, dem jungen Hund das ein oder andere Verhalten verständnisvoll nachzusehen, während gleichzeitig aber auch klare Grenzsetzungen erfolgen müssen, wenn er allzu sehr über die Strenge schlägt. Diese Grenzsetzungen dürfen niemals durch übertriebene Strenge erfolgen, da dies das Vertrauen des Hundes in seinen Halter untergraben kann. Gerade in dieser Zeit der Gefühls- und Stimmungsschwankungen ist eine ruhige, souveräne und faire Führung besonders wichtig, an der sich der Hund vertrauensvoll orientieren kann.
Zusätzlich muss der junge Hund vieles lernen, durchlebt den Zahnwechsel und einige typische „Kinderkrankheiten“ und muss an das Mitfahren im Auto, das Alleinbleiben und viele weitere Verhaltensweisen und Dinge gewöhnt werden. Damit er keine Trennungsangst entwickelt, sollte er anfangs gar nicht und später nur kurz allein gelassen werden und zusätzlich muss er behutsam an Erfahrungen wie zum Beispiel den Tierarztbesuch herangeführt werden.
Deshalb empfehle ich Familien mit kleinen Kindern, aber auch Menschen, die beruflich sehr angespannt, chronisch krank oder sonst übermäßig belastet sind, lieber über die Anschaffung eines erwachsenen Hundes nachzudenken, der bereits über eine ausgereifte Persönlichkeit verfügt und schon gelernt hat, „…wo’s im Leben lang geht“.
Wenn Sie jedoch nach reiflicher Überlegung und realistischer Einschätzung Ihrer Möglichkeiten überzeugt davon sind, ausreichend gerüstet für die Aufnahme eines Welpen zu sein, so müssen Sie als nächstes darüber nachdenken, welche Art von Hund bei Ihnen einziehen soll. Welcher passt zu Ihnen? Heinz Weidt und Dina Berlowitz schreiben hierzu:
Für eine tier- und gesellschaftsgerechte Hundehaltung muss die Passung zwischen Mensch und Hund stimmen. Sie wird im Wesentlichen durch zwei sich unterstützende Faktoren erreicht:
Die realistische Auswahl eines Hundes nach denjenigen Eigenschaften einer Rasse und differenzierter Zuchtrichtung (oder eines Mischlings, Anmerkung der Autorin), die zu den Lebensumständen des Halters tatsächlich passt.
Die an einen Hund gestellten Erwartungen erfordern als Gegenleistung aber auch die entsprechenden Beschäftigungsmöglichkeiten und die passende Haltungsumwelt.
Es geht also darum, sich als sportlich ambitionierter Mensch nicht ausgerechnet einen Basset anzuschaffen, der stundenlange Wanderungen nicht mitmachen kann, weil seine kurzen Stummelbeine das Gewicht seines mächtigen Körpers sowieso kaum tragen können oder sich nicht für einen Border Collie oder Malinois zu entscheiden, wenn man es sich eher gern zu Hause auf dem Sofa gemütlich macht und einen schon der Gedanke an ausgedehnte Spaziergänge und körperliche Betätigung erschöpft.
Dann gibt es noch grundsätzliche Überlegungen wie
Wer übernimmt innerhalb der Familie welche Aufgaben bei der Versorgung und Betreuung des Hundes?
Wer kann sich um den Hund kümmern, wenn man krank ist oder in den Urlaub fliegen möchte?
Falls es einen Vermieter gibt: Stimmt dieser der Hundehaltung zu? Lassen Sie sich sein Einverständnis unbedingt schriftlich geben!
Können und wollen Sie sich einen Hund leisten? Es fallen Kosten für die Anschaffung, das Futter, Impfung und Entwurmung, die erste Ausstattung an Näpfen, Leinen usw. an. Der Hund muss versichert werden und braucht bei Krankheit oder Verletzung medizinische Betreuung.
Sind alle Familienmitglieder mit der Anschaffung eines Hundes einverstanden? Es ist insbesondere für einen Welpen, aber auch für einen erwachsenen Hund keine schöne Erfahrung, mit jemandem zusammen leben zu müssen, der/ die ihn eigentlich ablehnt.
Machen Sie sich eine Checkliste, auf der Sie alle für Sie wichtigen Punkte notieren und klären Sie diese im Familienrat oder mit Freunden und Bekannten, falls Sie allein leben. Gehen Sie sicher, dass der Wunsch nach einem Welpen nicht nur einer spontanen Idee entspringt, sondern ein sorgfältig geplanter Schritt ist, auf den Sie und alle Familienmitglieder sich freuen. Erst dann stellt sich die Frage…