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Ein guter Züchter

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Ein guter Züchter sollte nicht mehr als eine oder maximal zwei Rassen züchten und nicht mehr als zwei bis drei Zuchthündinnen haben. Von so genannten Massenzüchtern, die mit bunten Prospekten oder in Serie geschalteten Kleinanzeigen damit werben, viele Rassen jederzeit verfügbar vorrätig zu haben, sollten Sie unbedingt Abstand nehmen. Bei ihnen handelt es sich um reine Geschäftemacher, die Tiere – Mutterhündin wie Welpen – als Ware betrachten. Diese „Ware Hund“ bleibt oftmals im wahrsten und traurigsten Sinne des Wortes auf der Strecke. Die Tiere sind mangelhaft versorgt und sozialisiert, in der Regel gar nicht oder unzureichend geimpft, oftmals krank, schlecht (weil möglichst billig) ernährt und meistens sehr lieblos in Zwingeranlagen oder umfunktionierten Ställen gehalten.

Achten Sie deshalb darauf, dass ein für Sie in Frage kommender Züchter immer nur einen Wurf großzieht, denn eine verantwortungsvolle Aufzucht von sechs bis zehn Welpen (je nach Größe des Wurfes) verlangt enorm viel Zeit, Arbeitseinsatz und Engagement. Die Welpen müssen liebevoll umsorgt werden, um Vertrauen zum Sozialpartner Mensch aufbauen zu können. Sie müssen geimpft und entwurmt und regelmäßig in ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung beobachtet werden. Diese Arbeit bei gleich mehreren Würfen gleichzeitig bewältigen zu wollen, ist unmöglich.


Diese Welpen eines guten Züchters erkunden mit ihrer Mutter die Umwelt.


Welpen von Hundevermehrern hingegen haben meist nichts außer ihrem Zwinger kennengelernt.

Außerdem sollten Sie darauf achten, dass die Tiere mit im Haus oder zumindest mit engem Familienanschluss leben, denn nur so kann es zu einer vertrauensvollen und vor allem ausreichenden Prägung auf den Menschen kommen, so dass diesem angstfrei begegnet werden kann. Ebenso sollte der junge Hund an einen ganz normalen Tagesablauf und die in einem Haushalt üblichen Geräusche wie Staubsauger, Fernseher, Telefonklingeln usw. gewöhnt sein – und das ist er nicht, wenn er draußen im Stall aufwächst, abgeschirmt vom Familienleben. Bedenken Sie das, wenn Ihnen ein Züchter mit blumigen Worten erzählt, wie schön die Hunde es draußen im Garten in „ihrem eigenen Reich“ haben!


Wenn Welpen und Mutterhündin einen zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck machen, ist das ein gutes Zeichen.

Manche Züchter übertreiben ihre Bemühungen einer guten Sozialisation allerdings auch und setzen die Welpen zu früh zu vielen Reizen aus. Der Welpe kann so viele neue Lerninformationen auf einmal aber gar nicht verarbeiten und wirkt überfordert und gestresst. Machen die Welpen einen zufriedenen, ausgeglichenen Eindruck, ist dies ein gutes Zeichen.

Das Fell sollte nicht stumpf oder verklebt sein; dies lässt Rückschlüsse auf eventuelle Krankheiten und/ oder mangelnde Hygienemaßnahmen zu. Natürlich machen sich Welpen auch mal schmutzig, ebenso wie kleine Kinder, und das ist auch gut und richtig so. Wenn Sie aber einen jungen Hund vorfinden, der einen insgesamt schmuddeligen, verwahrlosten Eindruck macht und in dessen Umgebung Sie verdreckte Näpfe, gammeliges Wasser, viele Kotreste usw. vorfinden, sollten Sie gewarnt sein. Auch die Augen eines Hundes geben Auskunft über die Haltungsbedingungen. Sie sollten klar sein, denn verklebte, geschweige denn vereiterte Augen zeigen, dass der Hund krank ist. In der Regel sind die Verkäufer in solchen Aufzuchtstätten nicht sehr auskunftsfreudig und weichen auf gezielte Fragen nach den Elterntieren, nach bestimmten Eigenschaften der Welpen oder anderen Details aus oder beantworten sie mit allgemeinen Floskeln wie „Ja, aufgeweckt sind die alle.“ oder „Die werden schon noch zutraulich, wenn man sich mit ihnen befasst.“ usw.

Ich kann Ihnen nur dringend empfehlen, einen Welpen, der in solchen Haltungsbedingungen aufwächst, nicht zu kaufen, denn bei einem solchen Vermehrer (Züchter sollte man ihn gar nicht nennen) wird mit dem Elend der Hunde und dem Mitleid der Menschen, die diese Hunde in ihrem Elend sehen, verdient. In dem Moment, in dem Sie für den armen Wurm zahlen, geht die Rechnung des Händlers also auf – und es ist ihm vollkommen egal, was Sie von ihm denken oder ob Sie ihn mit strafenden Blicken ansehen. Außerdem werden für diesen von Ihnen bezahlten Welpen andere nachrücken, denen es genauso schlecht ergehen wird, da sich ja immer wieder Menschen finden, die sie aus Mitleid „freikaufen“.



Die Zuchthündinnen bei Massenzüchtern werden als Gebärmaschinen missbraucht und unter unwürdigen Bedingungen gehalten.

Ich kann das Gefühl des Mitleids und der Wut angesichts solcher Zustände gut verstehen und gerade deshalb rate ich Ihnen: Kaufen Sie wirklich nicht. Aber werden Sie aktiv! Verständigen Sie den zuständigen Amtstierarzt, den ansässigen Tierschutzverein und die Lokalpresse. Verbreiten Sie über Mund-zu-Mund-Propaganda und über das Internet, vor allem in den entsprechenden Rasseforen, was Sie gesehen haben und ergreifen so die Möglichkeit, solchen Geschäftemachern ihren Profit zu nehmen, denn dies ist die einzige, gleichzeitig aber wirksamste Methode, die Massenzucht auf Dauer abzuschaffen oder doch zumindest einzudämmen. Wenn keiner mehr kauft, wird nicht mehr für Nachschub gesorgt, denn die Nachfrage regelt das Geschäft.

Von einem guten Züchter dürfen Sie hingegen erwarten, dass sich die Tiere in einem einwandfreien physischen wie psychischen Zustand befinden und dass er sich wirklich Zeit für Ihre Fragen nimmt und Sie umfassend über die Eigenschaften der Rasse, der Elterntiere und der einzelnen Welpen informiert. Im Gegenzug sollten Sie aber auch Verständnis dafür haben, dass er Ihnen viele Fragen über Ihre Erwartungen an den Hund stellt und Ihre generelle Einstellung gegenüber Hunden prüft. So könnte er Sie zum Beispiel fragen, wie Sie wohnen, ob der Hund bei Ihnen vollen Familienanschluss haben wird, mit welchen Methoden Sie ihn erziehen möchten usw. Verstehen Sie dies bitte nicht als Misstrauen Ihnen gegenüber, sondern im Gegenteil als verantwortungsvollen Versuch, Sie und einen Welpen bestmöglich auf dem neuen, gemeinsamen Weg zu unterstützen.


Ein guter Züchter kümmert sich liebevoll um Muttertier und Welpen, sorgt frühzeitig für eine gute Sozialisierung und berät Interessenten gewissenhaft.

Manche Züchter geben sich wirklich sehr viel Mühe und stellen zum Beispiel eine Mappe mit allen wichtigen Informationen für Sie zusammen. Oftmals sind diese Mappen sehr liebevoll gestaltet und geben Ihnen Auskunft über

die Rasse

die Elterntiere

den von Ihnen ausgesuchten Welpen mit Fotos verschiedener Entwicklungsstadien

die bisher verwendete Fütterung inkl. der Fütterungszeiten

allgemeine Ratschläge zur Erziehung und zum Umgang mit dem Welpen

Literaturempfehlungen.

Außerdem enthalten sie

die Papiere (Zuchtbucheintragung, Impfausweis, Entwurmungskalender, Chipnummer bei entsprechender Registrierung usw.)

die Visitenkarte/ den Hausprospekt des Züchters, damit Sie bei eventuell aufkommenden Fragen seine Telefonnummer parat haben

den Kaufvertrag.

WICHTIG: Werden Sie ruhig ein wenig misstrauisch, wenn Ihnen ein Züchter seine Hunde allzu fabelhaft und „ganz ohne Nachteile“ anpreist. Es liegt zwar in der Natur der Sache, dass ein Mensch die Rasse züchtet, von der er begeistert ist und diese deshalb auch entsprechend anpreist, aber ein fairer Züchter sollte Ihnen auch sagen, wo sich eventuell Schwierigkeiten aufzeigen könnten. Hierzu zwei Beispiele, für die ich extra Rassen ausgewählt habe, für die ich mich ausdrücklich begeistere, damit nicht der Eindruck entsteht, ich hätte speziell gegen sie etwas einzuwenden.


Collies gelten als aufgeschlossene und fröhliche, aber auch sehr bellfreudige Hunde.

Wenn Sie sich für einen Collie entscheiden, haben Sie einen Hund gewählt, über den es viel Gutes zu sagen gibt: Er ist in der Regel leicht zu erziehen, verhält sich im Haus eher ruhig und unauffällig, macht draußen aber die meisten Freizeitaktivitäten begeistert mit. Bei normaler Sozialisation ist er ein ausgesprochen aufgeschlossener und fröhlicher Hund, der sich gut an das Leben mit Erwachsenen und Kindern und auch anderen Hausbewohnern wie Katzen, Kaninchen usw. anpasst. Insgesamt wundervolle Hunde, ich habe selbst zwei. Allerdings tragen auch viele Collies einen Gendefekt in sich, der sie sehr empfindlich auf eine Vielzahl von Medikamenten reagieren lässt, was bei tierärztlichen Behandlungen unbedingt berücksichtigt werden muss und diese Rasse ist sehr bellfreudig, insbesondere bei guter Laune. Letzteres kann einem selbst oder auch den Nachbarn schon mal auf die Nerven gehen.

Haben Sie sich für einen Hovawart entschieden, werden Sie einen stattlichen, selbstbewussten und wunderschönen Hund erhalten, der – wie der Name schon sagt – beachtliche Fähigkeiten darin entwickelt, das Haus/ den Hof zu bewachen. Ehe Sie es sich versehen, steht Ihr Besuch an der Wand und wird von Ihrem gerade dem Junghundalter entwachsenen Hovawart unmissverständlich aufgefordert, nicht weiter in das Territorium der Familie einzudringen, solange dem nicht ausdrücklich zugestimmt wurde. Mein Hovawart-Mischlingsrüde zum Beispiel erledigt diese Aufgabe mit einer solchen Souveränität und Eleganz, dass es mich immer wieder beeindruckt und ich sehr zufrieden feststelle, dass niemand unser Haus betritt, den ich da nicht haben möchte. Aber – man sollte mit den Fähigkeiten dieser Rasse umgehen und sie in gewünschte Bahnen lenken können. Für mich zählt der Hovawart zu den Rassen, die ich wirklich zu schätzen weiß, sehe ich einen, „schlägt mein Herz höher“ wie man so schön sagt und doch würde ich zum Beispiel einem Anfänger in Sachen Hundehaltung von dieser Rasse abraten.



Der Hovawart ist ein intelligenter, selbstbewusster Hund, dessen Führung Erfahrung und Fingerspitzengefühl erfordert.

Sie sehen also, den perfekten Hund gibt es nicht, es gibt vieles zu bedenken und deshalb ist es gut, sich umfassend zu informieren. Hierfür gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten:

Informieren Sie sich bei mehreren Züchtern und machen Sie sich Notizen darüber, welche Auskünfte Sie erhalten. Manchmal zeigt sich eine gute Übereinstimmung, manchmal klaffen die Lücken in den jeweiligen Beschreibungen aber auch erheblich – was einen zum Nachdenken anregen sollte.

Besuchen Sie Internetforen und fragen Sie dort nach Erfahrungen, die Menschen mit dieser Rasse gemacht haben. Geben Sie dort ruhig an, dass Sie die Anschaffung eines solchen Hundes erwägen und gern Ratschläge hätten, was Sie dabei beachten sollten. Es ist immer gut zu erfahren, was Menschen sagen, die tatsächlich mit diesen Hunden zusammen leben und kein Verkaufsinteresse haben.

Eventuell können Sie versuchen, persönlichen Kontakt zu Haltern dieser Rasse aufzunehmen, um die Tiere mal „live“ zu erleben. Es ist ein großer Unterschied, ob man zum Beispiel einen Bernhardiner knuddelig und schlabbernd im Fernsehen sieht oder ob er mit seiner ganzen Kraft und Größe vor einem steht und einem während seines freundlichen Kopfschüttelns die Schleimfäden um die Ohren und auf die Kleidung fliegen…

Sprechen Sie einen Tierarzt darauf an, ob die von Ihnen gewählte Rasse dafür bekannt ist, sehr anfällig für bestimmte Krankheiten zu sein.

Glauben Sie keinesfalls Pauschalisierungen wie „kinderlieb“, „idealer Familienhund“ usw. Ob ein Hund Kinder liebt, hängt davon ab, wie sich die Kinder ihm gegenüber verhalten und ob ein Hund der wird, der ideal in Ihre Familie passt, entscheidet Ihr Umgang mit ihm, seine Erziehung, seine Veranlagung und die Frage, ob „die Chemie“ zwischen Ihnen und ihm stimmt. Erinnern Sie sich an das Thema der richtigen Passung zwischen Hund und Halter, die in der Einleitung angesprochen wurde.


Ob sich ein Hund gut mit Kindern verträgt, hängt auch davon ab, wie die Kinder mit ihm umgehen.

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