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»Ich soll den Fall zu den Akten legen? Das ist doch nicht Ihr Ernst?«, fragte Frank Schütte ungläubig. Aus seiner Sicht war der neue Leiter des LKA, in dessen Büro er gerade zitiert worden war, eine glatte Fehlbesetzung. Er hatte den knapp 20 Jahre jüngeren Akademiker von Anfang an nicht ausstehen können. Was auf Gegenseitigkeit beruhte, wie er deutlich spürte.

»Das ist mein voller Ernst, Schütte«, erwiderte Dr. Peter Wieser und rührte dabei monoton in seiner Kaffeetasse.

Dieser emotionslose Schnösel ging ihm auf den Geist. Nur weil er studiert hatte, war er noch lange nicht klüger als er. Die meisten jungen Akademiker empfand er als Plage, die sich wie ein Krebsgeschwür ausbreitete. »Hören Sie«, sagte er, »wir können diesen Fall doch nicht einfach auf sich beruhen lassen.«

»Gibt es denn neue Hinweise, von denen ich noch nichts weiß?«, bohrte Wieser nach.

»Nein.« Schütte lehnte sich im Besucherstuhl vor dem Schreibtisch seines Vorgesetzten zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

»Ich habe meine Weisungen von höchster Stelle. Nehmen Sie bitte zur Kenntnis, Herr Schütte, dass Mona Ettinghaus für tot erklärt wird. Der Antrag läuft bereits. Was für ihre Familie recht ist, wird für Sie doch wohl billig sein.«

Was für ein dämlicher Spruch, dachte Schütte und zwang sich, Wieser nicht in die Augen zu sehen. Er hätte zweifellos bemerkt, was er von seinen Worten hielt. Aber wahrscheinlich ahnte er das auch so.

»Dieser Fall ist keiner mehr. Haben wir uns verstanden?«

»Ja«, meinte Schütte zerknirscht.

»Und, Schütte, noch etwas«, fuhr Wieser fort. »Lassen Sie die Familie Ettinghaus in Ruhe. Die Leute haben genug durchgemacht. Sie haben rein gar nichts gegen sie in der Hand.«

Ach, daher wehte der Wind! Die ehrenwerte Verlegerfamilie hatte ihren Einfluss geltend gemacht, um nicht weiter mit unangenehmen Ermittlungen belästigt zu werden. Alles klar. Es war ja auch bequemer, Mona Ettinghaus für tot erklären zu lassen. Schon allein aus rechtlichen Gründen. Um Machtkämpfe im Familienunternehmen zu vermeiden, mussten die Positionen neu geordnet werden. Und dafür brauchte es Monas Testament. So gesehen war eine tote Verlagschefin doch viel nützlicher als eine vermisste. Vermutlich lag die privilegierte Mischpoche auch noch richtig. Mona Ettinghaus war längst tot, da war sich Schütte ziemlich sicher. Verdammt noch mal, fluchte er innerlich. In seiner 37-jährigen Polizeilaufbahn war noch niemand dermaßen spurlos verschwunden wie diese Ettinghaus. Und er war noch niemals so frustriert gewesen wie in diesem Moment, als er Wiesers Büro ohne Fall verlassen musste. Noch dazu, wo dieser viel zu mysteriös war, als dass er ungelöst im Archiv verstauben durfte.

Drehschluss

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