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PROLOG

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In und zwischen den Zeilen liegt die Betrachtung. Zumindest sagt das meine Großmutter. Sie ist alt. Sie muss es wissen. Ich bin bis heute nicht dahintergekommen, was sie eigentlich damit meint. Wenn ich die Straße entlanggehe, sehe ich bloß Bilder. Ein um das andere Bild reiht sich in den Bilderreigen der immer weitere Kreise zieht.

Ich gehe gerne. Während ich durch die Stadt flaniere, habe ich nicht nur an ihr teil, die Stadt ist auch ein Teil von mir. Ich kenne viele Ecken, und die Ecken kennen mich.

Dort zwischen den Pflastersteinen habe ich zum Beispiel einmal eine Pusteblume gefunden, deren Schirmchen mich hoch über die Dächer mitgenommen haben.

Oder dort drüben, unter diesem Fenster ist mir ein Hut auf den Kopf gefallen.

Natürlich gibt es auch weniger spektakuläre Ereignisse, wie ein offenes Schuhband oder einen Fahrradunfall oder den ersten Kuss.

Heute gehe ich auf den Markt. Die vielen Waren und Menschen bieten einiges zu schauen, und so schlendere ich voller Vorfreude die Straße hinunter. Gerade als ich die Straße überqueren möchte, braust knapp vor mir ein Fahrrad vorbei. Erschrocken blicke ich ihm hinterher und sehe, wie es zwischen zwei Häusern in die Hausfassade einbiegt. Dass an dieser Stelle eine Durchfahrt wäre, hätte ich noch nicht bemerkt. Ich folge dem Fahrrad, und tatsächlich: eine Seitengasse. Sie ist sehr schmal, so schmal, dass im zweisamen Hand-in-Hand kein Durchgang möglich wäre, aber nicht besonders lang. Schon bin ich an ihrem Ende angekommen und schaue neugierig ums Eck.

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