Читать книгу Ist ja tierisch - Claus Beese (Hrsg.) - Страница 9

Оглавление

Der Martinsfischer

von Gregor Schürer

Es war ein kühler, aber sonniger Tag im Oktober und Martin von Tours war zu Fuß unterwegs. Er war schon ein gutes Stück gegangen, als er an einen See kam und sich dort am Ufer niedersetzte, um zu rasten. Es war ein wunderschöner Teich, auf dem Seerosen blühten. Martin war ganz vertieft in den Anblick der prächtigen Blumen, als er ein Geräusch hörte. Er bemerkte einen Vogel, der in einem nahen Busch saß. Beinahe hätte er ihn in den dunklen Zweigen gar nicht gesehen, denn der nicht sehr große Vogel trug ein schmutziggraues Gefieder, das ihn gut im Geäst verbarg. In diesem Moment flog der Vogel davon und Martin schaute ihm interessiert hinterher. Mit spielerischer Leichtigkeit hob der gefiederte Geselle sich in die Lüfte, um sich in einem hohen Baum in der Nähe niederzulassen und regungslos zu verharren.

Martin wollte schon fast den Blick wieder von ihm wenden, als sich der Vogel aus großer Höhe ins Wasser stürzte. Tief tauchte er in den See ein, eine Nickhaut zog sich über sein Auge, damit er auch unter Wasser sehen konnte. Sein langer spitzer Schnabel schnappte eine kleine Forelle und mit seiner noch zappelnden Beute tauchte der Vogel zurück an die Wasseroberfläche. Er flog ans Ufer und verschluckte den ganzen Fisch mit dem Kopf voran. Dann setzte er sich wieder in den Busch in Martins Nähe.

Martin von Tours sprach den kleinen Vogel an. „Sag mal, was bist du denn für einer?“

Sogleich kam der Vogel herbei und zwitscherte aufgeregt, denn er war es nicht gewohnt, dass ihn jemand beachtete. Meist wurde er wegen seiner unscheinbaren grauen Farbe gar nicht gesehen, galt wegen des schmutzig dunklen Gefieders vielen sogar als hässlich. Und da er kaum beachtet wurde, kannten die Menschen auch seine Flugkünste und seine Fähigkeiten im Stoßtauchen nicht, die ihn hätten interessant machen können.

Weil Martin sich über den gehorsamen Vogel freute, der nicht verschreckt davongeflogen, sondern brav zu ihm gekommen war, beschloss er, ihn zu belohnen.

„Deine Farblosigkeit dauert mich. So, wie ich dem armen Mann die Hälfte meines Mantels gab, so will ich dir einen schönen azurblauen Mantel geben, mit einem purpurroten Kragen daran“, sprach er. Sogleich verwandelte sich der mausgraue Vogel in eines der schönsten Exemplare seiner Gattung. „Und weil du noch keinen Namen hast, sollst du meinen tragen.“

Unbemerkt war Gregor, ein Glaubensbruder, herangetreten. Er zeigte auf den buntgefiederten Vogel und fragte Martin: „Schau nur, wie wohl dieser wundervolle, fliegende Edelstein heißen mag?“

„Seit heute heißt er Martinsfischer!“, antwortete Martin mit fester Stimme. Und so war es. Früher konnte man dieses fliegende Juwel zahlreich in der Natur antreffen, doch muss man heutzutage lange suchen, wenn man ihn sehen möchte. Vielleicht jedoch hat man Glück und wer beim nächsten Spaziergang am Wasser die Augen ganz weit aufmacht, sieht ihn in der Nähe von Bächen und Flüssen, den Martinsfischer, den man heute "Eisvogel"' nennt.

Ist ja tierisch

Подняться наверх