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Nachrichtensalat

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Die „Pfeffersäcke“, also die reichen Kaufleute in Bremen, hatten mal wieder ihren Willen durchgesetzt. Als „viiiiel zu langsam“ hatten sie den Austausch von Nachrichten per Meldereiter zwischen dem Havenhaus in Vegesack und der Kaufmannschaft im mehr als zwanzig Kilometer entfernten Bremen bezeichnet. „Viiiiel zu spät“ erreichten sie die Meldungen über die heimkehrenden Schiffe und ihre Ladungen. Das mussten die Ratsherren in Bremen ändern!

Nach vielem Grübeln und Sinnieren fand man die Lösung. Alle paar Kilometer wurde am Weserufer eine Signalstation gebaut, mit der nun alle Meldungen innerhalb kürzester Zeit übermittelt werden konnten.

„Wenn du an diesem Hebel ziehst, dann geht der linke Signalarm hoch. Und dann stellst du mit dem anderen Hebel den rechten Signalarm waagerecht, und das ist dann der Buchstabe A!“

Vetter Karl erklärte Jan Kiekut mit wahrer Engelsgeduld den neuen Apparat. Vetter Karl konnte Lesen und Schreiben, und darum musste er nun immer in dem kleinen Häuschen an der neuen Signalstation sitzen und Nachrichten empfangen oder nach Bremen hin durchgeben. Dafür bekam Vetter Jan auch noch Geld, ganz ohne zu arbeiten – pah! Wie ungerecht!

„Kiek an“, sagte Vetter Karl. „Da kommt eine Nachricht!“ Scharf beobachtete er die etwas weiter flussauf liegende Signalstation. Die Gänsefeder kratzte über das Papier, als er Buchstabe für Buchstabe die Meldung niederschrieb.

Jan beugte sich weit aus dem Fenster und schaute weseraufwärts. Blödsinn, da war weit und breit nichts zu sehen. Nichts kam da! Vetter Karl wollte ihn wohl wieder mal verkohlen.

„Die Meldung ist für den Hafenkapitän“, stellte der Signalmaat fest. „Ich werd sie ihm schnell ins Havenhaus bringen. Fass du mir hier nichts an, Jan!“ Und schon sauste Vetter Karl aus der Tür und verschwand.

Hm, merkwürdige Sache. Jan konnte sich gar nicht vorstellen, wie das hinhauen sollte. Also, wenn man hier dran zog und da dran schob, sollte irgendwo ’ne Nachricht rauskommen. Mal sehen, hier dran – oder war es da dran? Oder beide gleichzeitig? Ging ein büschen schwer. Also mit mehr Schwung? Jau, irgendwas bewegte sich jetzt. Jan schob die Hebel in flotter Fahrt auf und nieder, hin und her. Aber nirgends kam eine Nachricht raus. Enttäuscht gab Jan es auf und wartete auf seinen Vetter.

„Ist der besoffen?“, fragte sich zwar der Signalmaat an der nächsten Station, schrieb dann aber auf, was da in Vegesack gesendet wurde. Eiligst gab er die einlaufende Meldung weiter, konnte sich jedoch ein ratloses Achselzucken nicht verkneifen. Auch der nächste und übernächste Maat konnten mit der Nachricht nicht sehr viel anfangen, aber, na gut! – Die Herren da oben würden es schon wissen. Und so erreichte die Meldung das Haus der Bremer Kaufmannschaft, den Schütting, wo sie von den Kaufleuten kopfschüttelnd studiert wurde.

„Wmphfmmhbüglaaarhauwa--llanopowo!“

Allgemeines Rätselraten setzte darüber ein, was das wohl zu bedeuten hatte. Schließlich brach der junge Herr Senkstake in schallendes Gelächter aus und meinte, er glaube zu wissen, was es damit auf sich habe, und wolle dem Absender der Nachricht nun flugs eine Antwort geben.

In Vegesack staunte Vetter Karl nicht schlecht.

„Jan, da kommt ’ne Meldung für dich!“, meinte er überrascht. Jan hängte sich wieder aus dem Fenster, aber auch diesmal konnte er nichts Verdächtiges erkennen.

„An Jan Kiekut!“, buchstabierte Jans Vetter. „Dudu, patsch! Würg, argllll! Gruß Senkstake.“

Mit großen Augen sah der Signalmaat seinen Cousin an.

„Verflixt und zugenäht! Jan, was soll das heißen?“

„Ooooch!“, machte Jan, der den Sinn dieser Botschaft merkwürdigerweise genau verstanden zu haben schien. Er setzte sein harmlosestes Gesicht auf, während er die Hände bis an die Ellenbogen in den Hosentaschen vergrub. Mit hochroten Wangen holte er dann tief Luft, drückte sich mit einem scheelen Blick auf die Griffe der Apparatur an diesen vorbei und hatte es plötzlich verdammt eilig, aus der Tür zu kommen. Zurück blieb sein ratloser Vetter, der langsam zu ahnen begann, was Jan wieder angestellt hatte.


Jan Kiekut

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