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Mond-Aale

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Hein Petermann, was Jan Kiekut sein Vater war, rieb sich die Hände. Jau, heute passte alles ganz wunderbar zusammen. In der Nacht würde Vollmond sein, und die Flut würde auflaufen, wenn der Mond schon hoch stand. Zwar bedeutete dies, dass an Schlaf nicht zu denken war, aber Hein Petermann wollte heute zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen würden heute die Aale mit dem auflaufenden Wasser ins Flache aufsteigen, um vor dem Schilfgürtel am Ufersaum nach Fressbarem zu jagen. Dort würden sie leichte Beute für den Fischer sein. Und zum anderen musste er ja irgendwann mal dem Bengel was Vernünftiges beibringen.

Er kramte gutgelaunt die Aalgabeln aus dem Geräteschuppen hervor und wog sie prüfend in der Hand. Jau, die etwas kleinere und leichtere Gabel konnte Jan schon gut führen. Im seichten und klaren Wasser waren die sich schlängelnden Aalkörper im Mondlicht gut auszumachen, und man brauchte nur noch mit der Aalgabel zuzustoßen. Die flachen, gezackten Zinken würden den Aal festhalten, bis er am Rand des mitgeführten Holzbottichs abgestreift wurde.

Jan Kiekut war mit Feuereifer bei der Sache. Mit weit aufgekrempelten Hosenbeinen stand er hinter einem Schilfbüschel im flachen Wasser und lauerte auf die Aale, die da kommen sollten. Und sie kamen! Der Fischreichtum von Weser und Lesum war enorm und Jan Kiekut wusste gar nicht, wohin er die Gabel zuerst stechen sollte. Schon purzelten die ersten blanken und schlangengleichen Fischleiber in den hölzernen Trog. Da, ein dicker Raubaal, und da kam schon der nächste - zustoßen, und ab in den Bottich! Und noch einer, und noch einer – es nahm einfach kein Ende. Jan merkte nicht, wie die Zeit verging. Er merkte auch nicht, dass er schon längst seine Deckung verlassen hatte und nun im offenen, seichten Wasser umherwatete. Er sah nur noch Aale und – oh, Mann! Da war ein ganz dicker, da vorn, am Schilfbüschel!

Jan stieß mit aller Kraft zu. Meine Güte, war das ein Brocken! Es riss dem Bengel die Aalgabel aus der Hand, und mit lauten Schmerzensschreien tanzte der vermeintliche Aal durch das flache Wasser zum Ufer hin, um sich dort stöhnend ins Gras fallen zu lassen. Hein Petermann zog mit einem Ruck die Zinken von seinem geschundenen großen Zeh und wickelte fluchend einen Lappen um seinen blutenden großen Onkel. Die fürchterlichsten Drohungen ausstoßend wankte er nach Hause, wo wenig später der Wundarzt mit zwei sauberen Nähten die klaffende Wunde schloss.

Wie um alles in der Welt konnte ein Mensch einen Aal mit einem großen Zeh verwechseln, an dem auch noch weithin sichtbar sein Besitzer hing?

„Bäcker!“, brummelte Hein Petermann. „Vielleicht sollte der Bengel Bäcker werden. Beim Teigkneten und Brote backen kann man doch eigentlich nichts verkehrt machen, oder?“


Jan Kiekut

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