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Abendbrot

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"Jetzt verhältst du dich ganz ruhig," flüsterte Jesper, während er hinein und durch die Waschküche ging, mit dem Schwarzen Sigurd auf der Schulter.

"Selbstverständlich," antwortete Sigurd. "Panik ist etwas, das sich nur unter Unterentwickelten ausbreitet."

"Meine Eltern sind noch wach, Sigurd." Jesper dachte flüchtig daran, was sie wohl sagen würden, wenn er mit Sigurd auf der Schulter hineingerast kommen würde. Aber, ach was - sie hatten ja fast Cherri getötet, nun mußten sie auch die Folgen tragen.

Er öffnete die Tür zur Stube, gerade als seine Mutter vom Sofa aufstand.

"Na, da bist du ja." Sie wandte sich zu ihm um, hob die Hand vor den Mund und versuchte ihren eigenen Schrei zu unterdrücken.

Sein Vater sprang vom Stuhl vor dem Computer auf und drehte sich um.

"We ...Wer ist der da?" Seine Mutter zeigte auf den Vogel auf Jespers Schulter, mit einem zitternden Finger.

"Ich glaube, ich weiß wer das ist," seufzte sein Vater.

"Das ist doch der Schwarze Sigurd, Mutter. Kannst du ihn nicht erkennen?"

Sie sah aus, als ob sie sich mit sich selbst nicht einig werden konnte, ob sie in Ohnmacht fallen oder einen Wutanfall kriegen sollte.

"Wir müssen nämlich etwas herausfinden," sagte Jesper Aksel Bergmann Und sah feierlich in die Stube.

"Erst das Essen, Fister," zischte der Schwarze Sigurd.

"Ach ja, essen..." Er fing an mit energischen Schritten zur Küchentür hinüber zu gehen.

"Also, ich bestimme hier," begann sein Vater. "Und ich sage, daß es über die Bettzeit hinaus ist und du umgehend ..."

Der Schwarze Sigurd hob einen Flügel in die Luft, spreizte die Federn wie einen Fächer und rief: "Ruhe!"

Der Vater schwieg und glotzte dumpf auf den Vogel. "Wir haben das Kommando übernommen, für eine Zeit lang," rief der Schwarze Sigurd mit schriller Stimme.

Sein Vater machte einen Schritt nach vorn."Das Kommando übernommen?"

"Oh ... Ja, also wir bestimmen nun," antwortete Sigurd - voller Überzeugung.

"Nun werde ich sagen..." begann Jespers Vater mit einer Stimme, die vor Zorn bebte.

Der Schwarze Sigurd drehte sich blitzschnell auf Jespers Schulter, zeigte mit der Spitze seines Flügels auf seine Mutter und sagte mit tiefer, weicher Stimme:

"Gnädige Frau, sie sehen ausgesprochen hübsch aus heute Abend. Schöner als je zuvor."

Jespers Mutter glotzte Sigurd mit offenem Mund an. Dann fasste sie sich, schaute an sich herunter und glättete mit einer Hand ihren Rock. Während sie das tat errötete sie mehr als sie es nach und nach in vielen Jahren getan hatte.

"Oh, tausend Dank." Sie lächelte und schaute Sigurd freundlich an.

"Ja, gnädige Frau - nichts zu danken." Sigurd lehnte sich auf Jespers Schulter vor und sah sie mit dem einen seiner blinzelnden Augen schmeichelnd an. "Wir Raben haben ein Auge für Schönheit, liebe Frau."

Jesper stand mit geschlossenen Augen da und wartete darauf, daß sie explodierte. Zu seinem großen Erstaunen explodierte sie nicht. Sein Vater hingegen war so rot im Gesicht, wie ein Klumpen glühenden Eisens.

Jesper beeilte sich weiter in die Küche, wo er die Tür hinter sich schloß.

Sigurd hüpfte hinunter auf das Küchenbord und stand und lauschte mit schrägem Kopf.

"Das ist ein V-O-G-E-L, VOGEL," sagte sein Vater laut.

"Es kann gut sein, daß es ein Vogel ist, Hermann," verlautete die Stimme seiner Mutter. "Aber das ist das netteste, was jemand gesagt hat, seit Tante Fransens dreißigstem Geburtstag."

"Das ist lange her," wandte Jespers Vater ein.

"Ja!" rief seine Mutter. "Fast fünfzehn Jahre."

Es wurde ganz still in der Stube.

"Warum hast du das gemacht?" fragte Jesper, während er die Butter aus dem Kühlschrank holte.

"Format, Fister. Es ist eine Frage des Formats."

Der Schwarze Sigurd stolzierte mit seinen dünnen, knochigen Beinen auf dem Küchenregal.

Jesper stand mit dem größten Teil seines Oberkörpers im Kühlschrank.

"Sigurd, pass auf, daß du nicht..." Mehr konnte er nicht sagen, als auch schon ein erschrecktes Schnattern, ein Platschen und danach ein Spucken und Zischen von jemandem zu hören war, der im Waschbecken herumschwamm. "...ins Waschbecken fällst," sagte Jesper.

Der Schwarze Sigurd kämpfte sich auf das Regal, schüttelte sich, sodaß es nach allen Seiten spritzte und schaute zornig in den Schaum.

"Ich glaubte, man kann darauf gehen," schmollte er.

"Sigurd. Das ist Seifenschaum. Man kann auf Seifenschaum nicht laufen."

"Du bist so klug, Fister," antwortete Sigurd.

Jesper schmierte vier Scheiben Weißbrot. Zwei mit Leberpastete und zwei mit Schokolade. Er legte sie auf einen Teller und setzte sich an den Tisch bei der Wand.

Sigurd war erleichtert und flog hinüber. Daraufhin verspeisten die beiden jeder zwei der Brote, ohne ein Wort zu sprechen. Als sie fertig waren, kam Jespers Mutter zu ihnen hinaus. Sie konnten sehen, das sie ihr Haar gekämmt hatte, denn es war nicht mehr unordentlich.

"Zauberhaft..." schmatzte Sigurd und warf ihr einen langen Blick zu.

"Oh, danke, Sigurd," antwortete Jespers Mutter und ging summend in der Küche herum, damit Sigurd sie richtig anschauen konnte.

"Wir verduften, Sigurd." Jesper flüsterte, damit sie es nicht hören konnte.

"Na, dann gute Nacht liebe Frau." Sigurd verbeugte sich mit dem einen Flügel vor seiner Vogelbrust vor ihr.

"Und träumen sie etwas Schönes."

Jespers Mutter klatschte in die Hände und lächelte, und während sie das tat, seufzte sie vor sich hin.

Sie hörten Jespers Vater in der Stube. "Sowas Albernes..." Das war, was er sagte. Jesper wußte, daß sie so nicht länger wietermachen konnten.

"Gute Nacht," sagte er und wanderte aus der Küche und die Treppe hinauf, mit dem Schwarzen Sigurd auf der Schulter.

"Gute Nacht, ihr beiden," sagte seine Mutter. Sein Vater schielte mit zusammengekniffenen Augen hinter ihnen her. Sie meinten beide, eine schwarze, glimmernde Donnerwolke über seinem Kopf sehen zu können, obwohl da natürlich gar nichts war.

Als sie in Jespers Zimmer in Sicherheit waren, beeilte er sich in seinen Schlafanzug zu kommen und krabbelte ins Bett. Nachdem er das Licht gelöscht und sich unter der Decke zurechtgelegt hatte, fiel ihm ein, daß sie noch gar nichts besprochen hatten.

Der Schwarze Sigurd hatte sich auf der Decke über seiner Brust niedergelassen. Er saß im Licht von der Straßenlaterne draußen und schaute auf den Jungen.

"Was jetzt?" flüsterte Jesper.

"Das frag ich mich auch," krächzte Sigurd.

"Du hattest einen Plan, aber du wolltest erst etwas zu essen haben," sagte Jesper. Sigurd kam es vor, als wäre da plötzlich etwas Drohendes in seiner Stimme.

"Ja, das ist auch richtig," zischte er. "Wie vergesslich ich doch bin!"

Sie schwiegen ein wenig. Sigurd dachte nach. Dann lehnte er sich über die Bettdecke, starrte ihm in die Augen und flüsterte so leise, daß kein anderer auf der ganzen Welt es hören konnte: "Es gibt einen Platz, jenseits von allem, was Erwachsene begreifen - weit hinter der äußersten Grenze ihrer Vorstellungskraft - ein Land, wo die merkwürdigsten Dinge wachsen und wo es so starke Kräfte gibt, daß meine Federn schrumpfen und zu kleinen, trockenen Plättchen werden, wenn ich nur daran denke."

Sigurd seufzte laut auf der Bettdecke.

"Also," setzte er nach einer kleinen Pause fort. "Es ist nicht immer das das Richtige, was die Augen sehen. Aber was das Herz fühlt, das ist, was wahr ist. "

Jesper lauschte.

"Wir müssen dorthin reisen," flüsterte der Schwarze Sigurd.

"Was ist dann mit der Schule?" wandte Jesper Aksel Bergmann ein, weil er so ein pflichtbewußter Junge war.

"Schule?" Sigurd ließ sich mit den Flügeln zur Seite auf den Rücken fallen. Und dann lachte er, sodaß es im ganzen Zimmer dröhnte.

Jesper Aksel Bergmann fühlte sich ziemlich dumm.

Sigurd kam wieder auf seine Brust gekrabbelt und unterdrückte sein Lachen.

"Die Schule kann warten, Fister. Hier geht es um Leben und Tod!"

"Wahr genug, Sigurd."

"Du mußt dich wieder anziehen," flüsterte Sigurd.

"Nun habe ich gerade all mein Zeug ausgezogen," protestierte Jesper.

"Schnick schnack," sagte Sigurd, "red jetzt keinen Quatsch, Fister."

Jesper krabbelte aus dem Bett, zog sein Zeug an und holte eine wollene, gestrickte Jacke aus der Kommode. Darauf nahm er sein Taschenmesser und steckte es in die Tasche. Man wußte ja nie, wo Sigurd sie hineinreiten würde. Er holte auch seine Taschenlampe hervor, aber die Batterien waren leer, so ließ er sie liegen.

"Wir müßen einen See finden," zischte Sigurd mit energischer Stimme.

"Warum das?" fragte Jesper.

"Weil..." Sigurd sah ihn geheimnisvoll an. "Du fragst zuviel, Kleiner."

Jesper rollte seine Strickleiter aus. Sie war speziell für die Flucht vor den Eltern gemacht, hatte einen Knoten alle vierzig Zentimeter und war lang genug, sodaß sie die Erde erreichte, wenn er das eine Ende aus dem Fenster warf.

Der Schwarze Sigurd stand auf dem Fensterbrett und schaute ihm nach, während er hinunterkletterte. Dann flog auch er und setzte sich auf seine Schulter.

"Es ist ganz schön kalt," flüsterte Jesper, während seine Zähne klapperten.

"Ach, was" sagte Sigurd, "Helden frieren nicht."

Sie fanden sein Fahrrad im Carport und einen Augenblick später waren sie in der Dunkelheit verschwunden.

Es regnete immer noch, ein milder Nieselregen, der sich lautlos auf ganz Holte legte und die Menschen in den Häusern hielt. Jesper fuhr den Westparadiesweg hinunter, als Sigurd ausrief:

"Da, Fister! Da ist ein schöner, kleiner See mit dem wunderbarsten Nebel."

Jesper hielt das Fahrrad an und versteckte es am Weg im Gebüsch. Dann ging er über das Gras hinunter an das schwarze, kalte Wasser des Kollemoores.

"Weißt du was?" fragte Sigurd.

"Nee," antwortete Jesper, "ich ahne es nicht einmal, Sigurd."

"Wir müßen ein Boot finden!"

"Es ist nur ein kleiner See," sagte Jesper. "Man kommt nicht weit, auf so einem kleinen See."

"Soo?" flüsterte Sigurd, lehnte sich nach vorn und sandte ihm einen besserwissenden Blick. "Wo endet der See denn, das kannst du mir dann vielleicht mal erzählen?"

"Gleich da drüben!" sagte Jesper und zeigte in den dichten, feuchten Nebel, der wie eine Bettdecke über dem Wasser hing. Es war kein Geräusch zu hören, nur ihre eigenen Atemzüge und das sachte Rauschen des Regens.

"Gleich wo drüben?" fragte Sigurd.

"Gleich dort drüben, auf der anderen Seite des Nebels," antwortete Jesper Aksel Bergmann voller Überzeugung. Er war nämlich kein ganz dummer kleiner Junge.

Der Schwarze Sigurd legte den Kopf in den Nacken und brach in ein schallendes Gelächter aus. "Ha, ha," dröhnte es über das Wasser und Jesper dachte, daß er es ein wenig übertrieb, weil er überhaupt keine Luft mehr bekam, im Gras saß und keuchte und mehrere Minuten fast nicht mehr er selbst war.

Aber es ging ihm wieder besser, und wenig später fragte Jesper, so, als hätte er überhaupt nicht bemerkt, daß Sigurd vor Lachen beinahe gestorben wäre: " Sollen wir ein Boot suchen, Sigurd?"

"Oh, ja," stöhnte Sigurd. Dann gingen sie an den See und am Ufer entlang. Und wie es ja so kommen mußte, fanden sie ein Boot.

Während Jesper die Vertäuung nahm und das Boot ganz ans Ufer zog, zwischen das Schilf, sagte er:

"Wenn meine Eltern das herauskriegen, Sigurd, dann schicken sie mich ins Kinderheim."

Der Schwarze Sigurd hopste auf den Bug und warf einen Blick zurück an Land. "Was ist ein Kinderheim, Kleiner?"

"Ein Ort, wo sie Kinder hinschicken, wenn sie sie nicht mehr zuhause haben möchten," antwortete Jesper in einem düsteren Tonfall.

Sigurd schaute schockiert übers Wasser, und sprach nicht mehr davon.

"Na, 'möchten‘ ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort," murmelte Jesper.

Er stieß ab und sprang an Bord. Es war ziemlich dunkel und das Schilf schabte an den Seiten des Bootes mit einem ungemütlichen, schrillen Laut. Während es über das stille, schwarze Wasser glitt, dachte er daran, ob die Polizei nach ihm suchen würde, und ob es strafbar war, solch ein Boot zu stehlen. Vielleicht würden sie sogar versuchen, ihn über eine Fahndung in den Fernsehnachrichten zu finden, wo dann alle in der ganzen Welt hören würden, daß er, Jesper Aksel Bergmann, ein Bootsdieb war.

Es war nichts weiter, als ein kleines, flaches Ruderboot. Obendrein ein altes Ruderboot. Die Bretter, die zusammengesammelt waren, waren nicht ganz dicht, sodaß eiskaltes Wasser auf dem ganzen Boden plätscherte, und an den Seiten war es fettig und schleimig. Selbst die Farbe klammerte sich fest, um nicht abzufallen.

"Sieh den Nebel, Fister." Der Schwarze Sigurd zeigte mit dem Flügel.

Jesper sah sich neugierig um. Sie glitten dahin, wie von einer unsichtbaren Kraft getrieben, weg vom Ufer und hinaus, mitten auf den Lögsee, wie der See eigentlich hieß.

"Warte ein wenig, dann wirst du es schon sehen," flüsterte der Schwarze Sigurd. Er lehnte sich hintenüber und schaute hinauf in den schwarzen Nachthimmel. Und da, wie eine gewaltige, weiße Kugel, kam der Mond zum Vorschein, zwischen den Sternen am Himmel, durch den Nebel, in dem gerade eine Lücke war.

"Kannst du irgendwo Land sehen?" flüsterte Sigurd.

Jesper drehte sich langsam und schaute aufmerksam über das Wasser. Aber ganz gleich, in welche Richtung er sah, war da nichts anderes als der feuchte, kalte, undurchdringliche Nebel. Zuletzt schüttelte er den Kopf und antwortete, daß er es nicht könne.

"Oooh," seufzte Sigurd tief. Er starrte wie gelähmt hinauf zum Vollmond und hielt den Atem an. Jesper machte es wie Sigurd, schaute zum Mond und hielt die Luft an.

Und obwohl er von zwei Eltern aufgezogen worden war, die nicht an Abenteuer, Trolle und Nisser glaubten, und immer sagten, daß es für alles im Leben eine natürliche Erklärung gäbe, so wußte Jesper Aksel Bergmann auf einmal, daß hier etwas geschah, was alles andere als natürlich für sie gewesen wäre. Er wußte auch nicht gerade, was es war, aber er fühlte ein starkes Beben in seinem vor Kälte zitternden Körper, und das Wasser erstarrte einen Augenblick und wurde zu Eis, bevor es wieder schmolz und alles wie vorher aussah.

"Oooh," seufzte der Schwarze Sigurd vor Erstaunen.

"Was geschieht dort, Sigurd?"

Sigurd hüpfte vor ihn hin und sagte, daß er sich zurücklehnen solle und sich ausruhen. Jesper tat wie er sagte und stützte den Rücken gegen die Reling, sodaß das Boot ziemlich schräg im Wasser lag. Die ganze Zeit trieben sie hinaus auf die Mitte des Sees und Jesper Aksel Bergmann, der ja ein vernünftiger Junge war, rechnete aus, daß sie nun bald das gegenüberliegende Ufer erreichen müßten.

Der Rabe beugte sich über ihn, starrte ihn eindringlich an, mit seinen strahlend schwarzen Augen und flüsterte: "Wir reisen,"

"Wie reisen wir?" fragte Jesper. "Ich habe kein Geld."

"Geld ist etwas für Phantasielose," belehrte Sigurd. "Sieh mich an, Fister."

Jesper sah in die funkelnden, klaren Vogelaugen. Und da, im Licht des Mondes, schien ihm plötzlich, daß er etwas sah, in den zwei schwarzen Kugeln, die ihn so intensiv anstarrten. Er sah ein ganzes Universum vor sich ausgestreckt, ein ganzes Himmelsgewölbe mit Sternennebeln und der Sonne, mit Wolken und Monden und hinter all diesem...

Er reiste durch den Nebel, der schwer über dem Lögsee ruhte, mit dem Schwarzen Sigurd auf seiner Brust sitzend, enorme Strecken zurücklegend, in der Zeit, die es braucht, sich an der Nase zu kratzen, und dann, plötzlich...

"Wach auf!" sagte Sigurd mit heiserer Stimme.

Jesper schlug die Augen auf und spekulierte, ob er geschlafen hatte. Er lag immer noch auf der Ruderbank mitten im Boot, das gefährlich zur einen Seite krängte, an der das Wasser vorbeigluckste, nur wenige Zentimeter unter der Reling.

"Was ist passiert?" fragte er erstaunt.

"Wir reisten durch den Nebel," sagte der Schwarze Sigurd. "Zum 'Land hinter den Nebeln‘ - Hanwayan."

Jesper schaute hinaus über die Reling, aber er konnte nichts anderes als Nebel sehen, auf der ganzen Strecke.

"Ich kann kein Land sehen, Sigurd."

Sigurd erhob sich auf seine dünnen Beine und schaute verwundert über das Wasser. Er starrte in den Nebel und gestand sich selber ein, daß er auch kein Stückchen sehen konnte.

"Bist du sicher, Sigurd?"

"Vollkommen sicher!" antwortet Sigurd und nickte energisch.

"Hmmm..." murmelte Jesper Aksel Bergmann zweifelnd.

"Aber da ist noch eine Sache," flüsterte Sigurd. "Nun erinnere ich mich plötzlich." Er räusperte sich, während er nachdachte. "Das war doch das ,wovor Archimedes gewarnt hatte."

"Archimedes - Merlins kluge Eule?"

Sigurd nickte wieder. "Es ist ein gefährliches Land, Fister. Ein gefährliches Land."

"Warum mußten wir dann hierher?" flüsterte Jesper.

"Weil wir eine Rose für Cherri holen müssen." Sigurd sah ihn an, als ob das so einleuchtend wäre, daß selbst er es die ganze Zeit hätte wissen müssen.

"Drinnen, mitten in Hanwayan ist eine Stelle, wo die allerwundervollsten Rosen wachsen," setzte Sigurd fort. "Rosen mit magischen Kräften..."

Jesper lauschte schweigend.

"Der, der eine Rose aus dem Rosengarten holen kann, kann alles!" Sigurd sprach hinaus über das Wasser zu Jesper, der auf dem Boden des Bootes lag.

"Glaubst du, wir können es?" fragte Jesper.

"Ja!" sagte Sigurd bestimmt. "Vergiß nicht, du hast mich, Fister!"

"Hmmm..." seufzte Jesper Aksel Bergmann und dachte, daß es jetzt zu spät war, sich aus dieser Sache zurückzuziehen. Seine Gedanken streiften Cherri und auf einmal wußte er, daß er es versuchen mußte.

"Jetzt kommt es," flüsterte Sigurd und hüpfte hinunter in den Schutz der Reling.

"Was kommt, Sigurd?"

"Hanwayan..."

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